Bachelor und Master sollen jetzt ganz toll sein
Mit vergleichsweise geringem Elan wurden während der letzten Semester an der Uni Heidelberg BA-Studiengänge eingerichtet. Vor allem aus den Geistes- und Sozialwissenschaften kam harsche Kritik an der Reduktion universitärer Abschlüsse auf Zwischenprüfungsniveau, die Naturwissenschaften verwiesen auf ihre bewährten Diplomstudiengänge, die nicht reduzierbar seien; auch das Rektorat hatte schwere Bedenken gegen Studiengänge, die von Vorneherein keine Spitzenexzellenz, sondern Masse, produzieren sollten. Wer die Sache anders sah, dachte spätestens nach der Lektüre der ministerialen Eckwerte zu BA/MA-Studiengängen nur noch selten ernsthaft über die Einführung nach -- und wenn doch, dann häufig mit eher hart erkämpftem Erfolg. Von den BA-Studiengängen, die tatsächlich eingerichtet wurden, verdanken einige ihre Existenz freundlichen Hinweisen aus Stuttgart -- z.B. darauf, dass man das Institute, die nicht innovativ sind, auch schließen könne... Bei den Master-Studiengängen sah es etwas anders aus, doch auch hier war die Zurückhaltung groß und die Initiative gering.
Nach der Berliner Konferenz vom 19.9. stellt sich die Frage nach der Einführung von BA/MA und der Beibehaltung der bisherigen Studiengänge erneut -- doch anders. Erwähnt werden muss hierbei, dass es im Vorfeld der Berlinder Konferenz am 12.6. ein Treffen der KMK gab, auf dem 10 Thesen zu BA/MA beschlossen wurden, die später, am 10.10., in den "Ländergemeinsamen Strukturvorgaben gemäß §9 Abs. 2 HRG für die Akkreditierung von Bachelor- und Masterstudiengängen" überarbeitet wurden. Unklar bleibt hier die Zukunft der Diplomstudiengänge: die 10.These sieht vor, dass Diplomstudiengänge auch nach 2010 noch möglich sein sollen - die Strukturvorgaben sagen nichts dazu. Klarer scheint die Haltung Baden-Württembergs zu sein. Minister Frankeberg soll -- so die zuständige Heidelberger Prorektorin für Lehre -- am 14.11. erklärt haben, dass die Diplomstudiengänge und die grundständige Promotion wegfallen; parallel zu BA/MA solle es aber weiterhin die Staatsexamina (für die medizinischen und Lehramtstudiengänge) sowie die kirchlichen Prüfungen geben. Dies deckt sich mit dem, was das neue LHG wohl vorsehen wird. Allerdings erklärte Günther Held von der Außenstelle Karlsruhe des Landeslehrerprüfungsamtes am 2.12. im Rahmen einer Informationsveranstaltung, dass die Lehramts-Staatsexamina wegfallen sollen. Sie sollen durch Universitätsprüfungen ersetzt werden, so dass der Staat die Übernahme ins Referendariat nicht mehr garantieren müsste. (Eine derartige Entwicklung deutet sich bereits länger an.)
Auch sonst gibt es zum Teil widersprüchliche Informationen. Während das Rektorat davon ausgeht, dass die baden-württembergischen Eckwerteerlasse zu BA/MA-Studiengängen aufgehoben und neue nicht geplant seien, kursieren auch Gerüchte über die Planung neuer Eckwerte. Sollte es keine Eckwerte geben, hätte man tatsächlich gewisse Gestaltungsräume beim Entwurf neuer Studiengänge. Die Stufung nach den neuen KMK-Vorgaben sieht z.B. nicht mehr zwingend vor, dass nur 20 % der AbsolventInnen eines BA-Studiengang in den MA-Studiengang wechseln dürfen und macht keine Vorgaben über Prüfungsformen oder Studienanteile in bestimmten Bereichen ("wissenschaftliche Grundlagen, Methodenkompetenz und berufsfeldbezogene Qualifikationen" lässt sich immer mit Inhalt füllen). Allerdings könnte man derartige Regelungen hochschulintern einführen, z.B. durch Musterordnung für alle Masterstudiengänge. Wer den Rektor öfter über die Exzellenz der Uni Heidelberg hat reden hören, hält dies nicht für ganz unmöglich.
Die exzellenten Magisterstudiengänge der Ruperto-Carola jedoch werden nach Einschätzung des Rektorats der Umstellung auf BA/MA nicht entgehen. Allerdings soll -- und kann aufgrund der neuen Rahmenbedingungen -- dabei möglichst viel der (Exzellenz der) alten Studiengänge erhalten bleiben. Daher hat die Prorektorin für Lehre mit der Verwaltung eine Musterprüfungsordnung erarbeitet, die nach kurze Diskussion im SAL am 2.12. im nächsten Jahr an die Fakultäten geschickt werden soll. Es heißt aber dass diese Ordnung sehr formal gehalten ist, so dass man aus den alten Studiengängen einige Veranstaltungen streichen und andere umbenennen kann und den Rest in den neuen Rahmen packen kann. Was an den alten Studiengängen nicht gut war oder welche Schwerpunkte man in neuen sechssemestrigen Studiengängen setzen könnte, wird kaum bedacht werden.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 03.01.2004, 25.02.2004, 02.06.2004