Das CHE sucht den Bachelor
Der augenblicklich aktuellen Druckversion der Heidelberger Studierendenstatistik ist zu entnehmen, dass sich gerade mal 0.7% der Studierenden in Heidelberg in die "Sackgasse Bachelor" (ein ungenannt bleibender Heidelberger C4) begeben haben -- vielleicht, weil die Modulfantasien dahinter unausgegoren sind, vielleicht, weil die Uni als Fortsetzung der Schule doch weniger attraktiv ist als die Kultusministerkonferenz gerne hätte, möglicherweise, weil die Tarifgemeinschaft der Länder den Bachelor ebenfalls zweitklassig findet (wie z.B. in der unerträglichen Antwort der Landesregierung auf eine groteske Anfrage der schwarz-grünen Speerspitze Theresia Bauer nachzulesen ist) -- ganz sicher aber auch, weil niemand glaubt, dass die "freie Wirtschaft" einen Bacholor nimmt, wenn sie auch wen mit Diplom haben kann.
Enter CHE: Die Gütersloher Hexenküche liberaler Ideologie möchte dem offenbar abhelfen und sucht nun per Bettelbrief "erfolgreiche" Bachelorabsolventen und -absolventinnen, die sich an einer Öffentlichkeitskampagne für den Bachelor beteiligen wollen: "Es muss klar sein, dass Bachelor von den Unternehmen gewünscht und eingestellt werden". Nicht in diesem Sinne erfolgreiche Bachelors haben also leider keine Chance, vielleicht noch einen Job als Bachelor-PromoterInnen bekommen.
Enter der Rektor: in seinem Jahresbericht für 2004 begrüßt er, dass die "Bedenken gegen die Absolventen der neuen Studiengänge in der Wirtschaft und im Öffentlichen Dienst durch verstärkte Informationen über diese neuen Studiengänge zu schmelzen beginnen und die Akzeptanz wächst." Informationen heißt vermutlich Lobbyarbeit - was es heißt, dass die Akzeptanz steigt, wird nicht ausgeführt. Nahe gelegt werden soll wohl, dass man mit einem BA-Abschluss in Zukunft die selben oder gar bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat als bisher AbsolventInnen von Magister-, Diplom- oder Staatsexemensstudiengängen. Und wenn man das glaubt, dann kann man derartige Studiengänge getrost einführen.
Fairerweise muss man sagen, dass weder Regelstudiendauer noch die Bezeichnung eines Studiengangs Indikatoren für seine Güte oder Schlechte sind. Nur ist Vieles, was bisher als Bachelor-Studiengang angeboten wird, nicht durchdacht oder eine Umgruppierung dessen, was man bisher im zugehörigen Magisterstudiengang macht. Deren Qualität ist in den letzten Jahren zwar hinlänglich kritisiert worden, derzeit allerdings droht all diese Kritik in der Verklärung der "guten alten Magisterstudiengänge" unterzugehen.
Zwar werden in Verlautbarungen jetzt die Modularisierung und das Berechnen von ECTS-Punkten als wesentliche Merkmale einer erfolgten Studienreform dargestellt, ist aber selten mit einer solchen verbunden. Was sich mit Sicherheit ändert, ist, dass die Studierenden durch die Hochschulen stärker ausgewählt und aussortiert werden können -- doch steht zu erwarten, dass die Zulassungsgebühren und -verfahren wohl eher wenig Einfluss auf die konkrete Studiengestaltung haben werden, werden es doch so oder so ziemlich die gleichen Menschen sein, die sich als Studierende wiederfinden.
Dennoch gibt es in Einzelfällen tatsächlich stärker (oder überhaupt) aufeinander abgestimmte Veranstaltungen und neu konzipierte Studiengänge. Viele BA-Studiengänge sind aber gestutzte Magisterstudiengänge. Ob ihre AbsolventInnen "erfolgreich" oder "erfolglos" auf dem Arbeitsmarkt sind, hängt von einigen Rahmenbedingungen ab (Stichwort: Besoldungsrecht) und ansonsten davon, wie sie sich "verkaufen" und ob die Firma nicht lieber doch jemand mit "Dr." nimmt, statt des Magisters oder Bachelors...
Während ihr Berufserfolg weiterhin unklar bleibt, ist der Studienerfolg einiger BA-Studierenden jetzt schon recht gewiss: Fächer, die damit konfrontiert wurden, entweder BA/MA-Studiengänge einzuführen oder geschlossen zu werden, haben den BA gewählt - und der muss sich nun "bewähren", damit das Fach wirklich erhalten bleibt... Und wenn´s mit der Karriere doch nichts wird: auf dem Heiratsmarkt haben bachelors immer noch die besten Chancen!