Kein Glück (17.7.98)

Dass der Berliner Bildungssenator Radunski ein unangenehmer Zeitgenosse ist, wurde auf diesen Seiten schon des öfteren erörtert. Sein Mitsenator Schönbohm, Innensenator der Hauptstadt, steht ihm allerdings in nichts nach, womit er sich in die große Tradition fasch von Rechtsaussen-Innensenatoren in Berlin einreiht -- wer denkt nicht gern an Heinrich "Neger liegen uns auf der Tasche" Lummer zurück? Und wie Radunski mit Trotha paktiert, paktiert Schönbohm augenscheinlich mit dem bayrischen Law-and-Order-Frontmann Beckstein und dessen Freunden aus der CSU-Parteizentrale. Auch Schönbohm schwadroniert vom "Austrocken von Ausländer-Ghettos", und wer nicht ordentlich Deutsch (und möglichst ein paar Akte Faust auswendig) kann, soll ohne viel Federlesen rausfliegen. Mensch erinnert sich an die "literacy tests", mit denen in den US-Südstaaten vor dem civil rights movement das unbequeme Wahlrecht der Schwarzen elegant umgangen wurde.

Ausgerechnet diesen Jörg Schönbohm musste sich nun der Berliner RCDS vor zwei Tagen in die FU Berlin laden. Und so war es unausweichlich, dass die Veranstaltung platzte. Theaterblut spritzte schon im Foyer, die Rede Schönbohms ging in Rufen, Trampeln und Klatschen unter. Schönbohm gab nach einer halben Stunde entnervt auf, konnte sich aber ein schwarzeneggermäßiges "Ich werde wiederkommen" doch nicht ganz sparen.

Die Berliner Morgenpost zitiert einen Jurastudenten: "Ich wollte mit ihm kritisch diskutieren. Das ist durch die Betonköpfe nun verhindert worden." Armer Kerl. Die Redaktion empfiehlt die Bildung von zwei selbsthilflichen Organisationen. Rühe-EinladerInnen und Schönbohm-EinladerInnen können sich zum Verein der VeranstalterInnen auf verlorenem Posten zusammenschließen, der Jurastudi und einige verpassten Schosen nachtrauernde "KommilitonInnen" aus Heidelberg zum Ring an die Diskursfähigkeit von PolikerInnen glaubenden Studenten.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 04.10.1999