Wer kennt sie nicht, die Szene in Casablanca, wenn Rick und Ilsa in Paris stehen und den Durchsagen der heranrückenden Deutschen lauschen? Eine ähnliche Stimmung herrscht gerade hier im ZFB, vor der Tür warnt die Polizei, die B37 werde im Laufe der Nacht überflutet, parkende Autos sollten entfernt werden. Wie gut, denken sich die Redakteure und Redakteurinnen, daß ich mein Fahrrad stehen lassen kann.
Um nun die riskante Überleitung in die triste Realität, die mit weitaus weniger Abenteuer aufzuwarten hat: Was der Neckar mit der Uni gemeinsam hat, ist das Kommen und Gehen. Was dem einen die Hochwasser, sind der anderen die Studis. Etwa in diesem Sinne äußerte Prorektor Hüfner sich anläßlich der Verabschiedung des bisherigen Dirigenten des Collegium Musicum (des uni-eigenen Orchesters also). Und folgerte, dieser ständige Wechsel halte die Uni jung. In der Konsequenz muß mensch natürlich fragen, warum dieser verjüngenden Kraft im großen und ganzen kein Einfluß zugestanden wird, während die auf Lebenszeit beschäftigten DozentInnen... und so weiter. StammleserInnen wissen, was jetzt kommen würde.
Würde, wenn da nicht andere Prorektoren wären, deren Aufmerksamkeit den sog. "Langzeitstudierenden" gilt; ob dieses Interesse aber wirklich an einem unterstellten Mangel an verjüngender Kraft liegt, darf anbetrachts von Metaphern wie "Schandflecke für die Universität" oder "Nieten", (d.h.eigentlich zu blöd für die Uni), bezweifelt werden. Aber weil, wie eben schon anklang, die Lauerstraße mindestens zehn Höhenmeter von der ehrwürdigen Alten Universität trennen und diese heute Nacht entscheidend sein könnten, wollen wir diesen UNiMUT allmählich beenden und nicht weiter versuchen, in die schwarzen Seelen gewisser Herren zu gucken. Das können andere viel besser als
die Red.
Wie im eigens für Studentenwerke geschaffenen Gesetz vorgesehen, legte jüngst unser Studiwerk (es gehört, wie ehrlicherweise eingeräumt werden muß, auch noch der PH, der FH Heilbronn und 3 kleineren Hochschulen) seinen Jahresbericht der Vertreterversammlung vor. Dieses erlauchte Gremium -- bestehend aus diversen Rektoren, unserem Kanzler, acht Profs und acht Studis (!) der beteiligten Schulen -- tagt öffentlich, aber bereits um halb neun am Morgen. Da unsere LeserInnen vermutlich um diese Zeit noch schlafen, bringt der UNiMUT hier aus ersteinhalbter Hand das wichtigste aus Sitzung und Jahresbericht.
Um die Konsum-Kids, die eh nur wissen wollen, was jetzt mit der Mensa ist, nicht länger zu quälen: Erste Erfahrungen mit dem Komponentenessen deuten darauf hin, daß die Studis nunmehr eher zu höherpreisigen Komponenten greifen (Studiwerks-Geschäftsführer Gutenkunst sprach von Pommes und Kroketten), während die Wassersuppen (die Gutenkunst nicht erwähnte) eher wenig FreundInnen finden. Das wiederum führt dazu, daß die Mischkalkulation (für Nicht-BWLler: Mischkalkulation ist, wenn mensch das Mineralwasser für 2 Mark verkauft und damit das Bier für 3.50 finanziert -- oder so) nicht mehr recht aufgeht. Voraussichtlich wird also ein Aufschlag von 20 Pfennig zum Wintersemester fällig.
Weitere Unbill kommt auf die MensaesserInnen zu: Der Landesrechnungshof hat Zweifel geäußert, daß die massive Subventionierung des Mensaessens (tatsächlich zahlt 58% von Eurem Essen Mutter Staat, Eure 3 Mark 20 tragen nur 37% bei -- das ist allerdings immer noch mehr als die 29%, mit denen sich die Rohstoffe des Essens im Endpreis niederschlagen) sozial sinnvoll sei. Nun gibt es zwar noch Hoffnung in Form eines Mannheimer Profs, der ein Gutachten zum Thema schreibt. Wenn dies allerdings die Sparwut Marke Stuttgart nicht bremsen kann, sind ausgesprochen empfindliche Preiserhöhungen angesagt.
Dabei muß den Studiwerken zugute gehalten werden, daß sie in der Tat versuchen, übermäßige Belastungen von den Studierenden fernzuhalten, auch wenn sie -- oder ihre Geschäftsführer -- das nicht immer gern zugeben. Natürlich war es auch gemein von einer studentischen Vertreterin, im Beisein von Studiengebühren-Fetischist Peter Ulmer zu fragen, wie denn die Position des Studierendenwerks zu den Bildungsgutscheinen ist, die CDU und FDP demnächst austeilen (für die Fleißigen) bzw. verhökern (für die Faulen) wollen. Es hätte schon der Seele eines Märtyrers bedurft, um sich unter stählernen Blicken zu mehr als der Aussage durchzuringen, das Studiwerk sehe zwar zusätzliche finanzielle Belastungen für Studis grundsätzlich kritisch, sei aber in Sachen Bildungsgutscheine in keiner Position, viel zu beurteilen.
Der Jahresbericht liefert eine Fülle von faszinierenden Zahlen: So lag der Umsatz vom Studicafe im Marstall 1995 bei fast anderthalb Millionen, während die Botaniker nur noch knapp über die Millionengrenze kamen -- ob die Geiwis doch sinnenfreudiger sind? In den Mensen machte sich der Rückgang der Studizahlen bemerkbar: Mit 1.888.486 (±22.5, d.S.) wurden letztes Jahr 50.000 Essen weniger ausgegeben als im Rekordjahr 1994, wobei allein in der Feldmensa knapp eine Million Essen ausgegeben wurden; die Triplexmensa verfehlte knapp die 800.000 Essen.
Interessant vielleicht auch zu wissen, daß das Studiwerk sein in Grundstücken und Gebäuden angelegtes Vermögen auf 91 Millionen veranschlagt und 1995 aus Gesamterträgen von 44,748 Mio Mark einen Jahresüberschuß von 2,441 Mio Mark erzielte, der diversen Rücklagen, vor allem für den Wohnheimbau zugeführt wurde. Dies ist auch bitter nötig, denn zumindest für die nächsten vier Jahre ist im Großen und Ganzen nicht mehr mit Zuschüssen aus Stuttgart für studentisches Wohnen zu rechnen. Und Wohnheime fehlen immer noch, wie mensch auf unserer Titelgrafik sehen könnte, hätte nicht der linke Rand ein paar Spritzer Hochwasser abbekommen.
Roberto
Wer vergißt, sich bis zum 12.Juli zurückzumelden, der/die wird erst mal exmatrikuliert und darf der Uni 20,- DM zusätzlich zahlen. Wer sich rückmeldet, der/die zahlt auf jeden Fall den Sozialbeitrag von 69,- DM an das Studentenwerk. Auch wer sich beurlauben will, muß sich erst rückmelden und zahlen, kann den Sozialbeitrag allerdings zurück erhalten, wenn die Leistungen des Studentenwerks nachweisbar nicht in Anspruch genommen werden können.
Vom Sozialbeitrag fließen 19 DM als Solidarbeitrag in die Finanzierung des Semestertickets, der Rest fließt ans Studentenwerk.
Dieses verteilt den Sozialbeitrag, und zwar folgendermaßen (Quelle: Wirtschaftsplan 1995):
An die Uni oder die FSK fließt von den 69,- DM nichts! Zwar muß man in anderen Bundesländern an die dort gesetzlich vorgesehenen Verfaßten Studierendenschaften einen Beitrag zahlen, da es in Ba-Wü eine solche aber nicht gibt, kann sie auch keine Beiträge erheben...
Kirsten, Demi
Schon im letzten Jahr verabschiedete der Senat der Universität Heidelberg eine Erklärung, in der auf die dramatische Haushaltslage hingewiesen wurde. Auf der letzten Dienstbesprechung der Unirektoren mit dem Wissenschaftsminister am 1.Juli wurden dann offenbar die größten Befürchtungen nicht ausgeräumt, sondern endgültig bestätigt. Genaueres war noch nicht in Erfahrung zu bringen. Mehr erfahren die Rektoren wohl am 11.Juli im Rahmen eines Gesprächs mit dem Ministerpräsidenten und dem Wissenschaftsminister.
Anfang des Jahres wurde den Universitäten aufgetragen, 20% der laufenden Mittel und 70% der Investitionsmittel intern zu sperren. Diese sollen nun nicht freigegeben werden. Die Argumentation des Finanzministeriums ist klar: von den diesjährigen Mitteln müßten noch größere Mengen vorhanden sein - das Land muß sparen, also holt es sich die Mittel, wo sie noch vorhanden sind. In Wirklichkeit ist ein Großteil der Mittel allerdings schon weg oder zumindest fest verplant - die Uni kann im Grunde nicht wirklich sparen, soll sie funktionieren. Hinzu kommt, daß es noch weitere Kürzungen gab und daß das MWF (Ministerium für Wissenschaft und Forschung), im Vorgriff auf die geplante Globalisierung den Hochschulen 1995 versprochen hatte, Haushaltsreste am Jahresende ins nächste Jahr zu übertragen (bisher verfielen sie immer, d.h. bevor dies eintrat, wurde das Geld "rausgehauen" - das "Dezemberfieber"). Anfang 1996 jedoch wurde diese Zusage durch einen Ministerratsbeschluß zurückgezogen. Wirklich dramatisch wird es, wenn es hierbei bleibt: denn noch baut man in der Verwaltung darauf, mit ihrer Hilfe die Kürzungen gerade noch mal so abzufangen. Kommen jetzt aber noch Kürzungen in Höhe von 3-4 Millionen ohne eine Freigabe der Reste, dann sieht es "übel" aus.
"Gebt uns den Rest" ist also konsequenterweise die Forderung der Uni - nur der Minister hat sie anders verstanden...
Kirsten
nezitoN ehcsitilopluhcshcoh snetsriK Magisterarbeit studienbegleitendEs machleidtet (vgl. UNiMUT Nr. 110) weiter: Inzwischen gibt es ein weiteres Papier, das auf einige Argumente der bisherigen Diskussion eingehen will. In einem Gespräch im MWF (vgl. "Pläne") machte Herr Machleidt deutlich, daß er seine Pläne weiter verfolgt. Auch deutlich wurde jeodch, daß das Ministerium dies als eine "Experimentierphase" betrachtet und die interne Diskussion noch nicht beendet ist. Auf die Frage, ob er die Magisterarbeit bzw. Wissenschaftliche Hausarbeit im Staatsexamen abschaffen wolle, erwiderte Herr Machleidt, dies plane er durchaus nicht, es sei aber - im Gegensatz zur Diplomarbeit - keine besondere Zeitspanne mehr innerhalb der Regelstudienzeit hierfür vorgesehen... Kirsten |
Wer kennt ihn nicht: den langhaarigen Langzeitstudenten, der den ganzen Tag in der Seminarbibliothek faulenzt, ein Buch nach dem anderen liest und in der UB durchschnittlich 35,7 Bände ausgeliehen hat. Er besucht bis zu zwanzig Seminare im Semester - von Vorlesungen ganz zu schweigen, fliegt jährlich zehnmal zum Studi-Tarif nach Miami - und spart dadurch über 7854,87 DM. Er gammelt samstags in der UB rum und besucht sonntags zum Studitarif eine Ausstellung nach der anderen - mit Semester- und Wochenendticket versteht sich. Im inzwischen 32.Semester bezieht er den BAföG-Höchstsatz, bewohnt ein Dreizimmerappartement in der Altstadt und betreibt eine gutgehende Computerfirma; sein Handy piept oft in der Vorlesung. Nebenher ist er freiberuflich tätig, um sein Budget aufzubessern: Miami ruft und ein Teil des Geldes geht gleich drauf, wenn er ins Theater oder die Oper geht: Loge natürlich, dank Studivergünstigung! Die Korrektur seiner durchschnittlich 10 Hausarbeiten und die 2,5 Praktika, die er im Semester macht, rauben anderen Studierenden Lebenszeit und verlängern deren Studium über Gebühr. Die erhalten nämlich nur 8 Semester BAföG, mußten nach 8 Semestern aus dem Wohnheim ausziehen und können nur alle 2 Semester ein Praktikum machen. Sie müssen derart hohen Anforderungen genügen, daß sie gerade mal eine Hausarbeit pro Semester schaffen und wissen gar nicht, wie sie in der vorgeschriebenen Zeit von 4 oder 6 Monaten unter diesen Bedingungen eine Abschlußarbeit schaffen sollen; immerhin haben viele von ihnen inzwischen nach Putz- und Hiwistellen, teils dank MIB, einen Job gefunden, der eine gewisse Chance darstellt, nach dem Abschluß eine - wenn auch schlecht bezahlte - Arbeit anzunehmen.
Fazit: Wenn die Langzeitstudierenden alle rausgeschmissen würden, würde sich schlagartig alles zum Guten wenden: die Züge am Wochenende und die Flüge nach Miami wären leerer! die Wohnheime und die Hörsäle auch! die Portionen in der Mensa wären größer, die Studienordnungen studierbar! es gäbe mehr Praktikumsplätze, mehr Bücher, mehr DozentInnen und mehr Tutorien, mehr BAföG, mehr Kinderkrippenplätze und mehr Arbeitsplätze nach dem Studium. Und bei der nächsten Fußball-WM säßen wir bei ARD & ZDF und nicht bei Leo Kirch & Co!
Prost!
Die Interessengemeinschaft behinderter und nichtbehinderter Studierender der Universität Dortmund (IbS) veranstaltete vom 5. bis 7. Juli 1996 in der Kommende in Dortmund-Brackel ein bundesweites Seminar zum Thema "Auslandsstudium für Studierende mit Behinderungen". Teilgenommen haben ca. 40 behinderte und nichtbehinderte Studierende aus dem gesamten Bundesgebiet sowie professionell in diesem Bereich Arbeitende.
Am Freitag Abend referierte Frau Faubel von der Beratungsstelle für behinderte Studienbewerber und Studierende des Deutschen Studentenwerkes über die Problematik "Auslandsstudium für Behinderte". Hierzu schlossen sich am Samstag mehrere Erfahrungsberichte betroffener behinderter Studierender an. Es wurde deutlich, daß behinderte Studierende zwar grundsätzlich die gleichen Schwierigkeiten bei der Planung und Organisation eines Auslandsstudium haben wie nichtbehinderte Studierende, sie jedoch zusätzlich mit einer Vielzahl weiterer Schwierigkeiten konfrontiert werden. Begründet sind diese in den für behinderte Studierende unzureichend gestalteten Rahmenbedingungen im Heimat- und Gastland. Häufig genannt wurde das Problem, daß Stipendien von Studienstiftungen bzw. des Deutschen Akademischen Austauschdienstes sowie das Auslands-BAföG die Finanzierung des behinderungsbedingten Mehrbedarfs (z.B. Studienhelfer, Vorlesekräfte für Blinde, Gebärdensprachdolmetscher für Gehörlose) nicht vorsehen. Des weiteren berücksichtigen die Vergaberichtlinien bezogen auf die vorausgesetzten Qualifikationen keinen behinderungsbedingten Mehraufwand und gewähren keinerlei Nachteilsausgleich. Gleiches gilt für Austauschprogramme wie z.B. das Erasmus-Programm der EU. Folge ist, daß viele behinderte Studierende ein geplantes Auslandsstudium nicht wahrnehmen können. Die TeilnehmerInnen waren sich einig, daß die derzeitigen Bedingungen eine massive Diskriminierung behinderter Studierender darstellen.
Einen weiteren Schwerpunkt des Erfahrungsaustausches setzten Birgit Rothenberg vom Beratungsdienst behinderter Studierender der Universität Dortmund und Herr Prof. Dr. Brühl von der Fachhochschule Darmstadt. Sie machten deutlich, daß die Finanzierung des behinderungsbedingten Mehrbedarfs im Studium Voraussetzung für ein chancengleiches Studium ist. Dies gelte für erforderliche technische und personelle Hilfen sowohl an der Hochschule als auch am häuslichen Arbeitsplatz. Sie betonten, daß im Hinblick auf ein chancengleiches Studium Behinderter sowohl die Hochschulen als auch die überörtlichen Träger der Sozialhilfe stärker in die Pflicht genommen werden müßten. Die TagungsteilnehmerInnen forderten die Verantwortlichen auf, den im Grundgesetz Art. 3 festgeschriebenen Antidiskriminierungsgrundsatz endlich auch bezüglich eines chancengleichen Studiums Behinderter umzusetzen.
bekommen. Eigentlich hatten wir zwar den Jusos viel weniger auf die Zehen treten wollen als etwa Herrn Greiner. Aber leider liest der den UNiMUT halt nur am Klo.
von: JUSO-Hochschulgruppe
an: FSK Heidelberg
betr: Leserbrief bzgl. letztem Unimut
Liebe FSK´lerInnen
den Inhalt des letzten UNIMUT fanden wir nur sehr beschränkt komisch, am wenigsten Euren Wahlkampfrückblick.
Von Stellenplänen wissen wir so gut wie Ihr, was spricht dagegen, wenn mehr "drinsteht"?
Mit der Bitte um Fairneß und Veröffentlichung, ferner freundlichen Grüßen,
JUSO-Hochschulgruppe, i.A. Christoph von Friedeburg.
Was bisher geschah: Ofen heißt nicht Buda, und die Pest wird nicht im Kurhotel geheilt. Dafür sprudelte ein Brunnen wie durch ein Wunder. Nur in der Wirklichkeit liegt er noch trocken.
Folge 11: Wie jeder große Arzt hat auch Prof. Dr. Peterle große Visionen. Größere wohl, als sie dem Chefarzt einer -- wenn auch renommierten -- Kurklinik eigentlich zustehen. Eine solche Vision sind seine Gesundheitstropfen. Die Idee besteht darin, daß Kurwillige vor Antritt der Kur ein Medikament einnehmen, das Symptome von Rheuma hervorruft. Wenn dann alle Gelenke ordentlich geschwollen sind, sollen die Patienten ins Kurhotel dürfen. Dort würde das Medikament abgesetzt: Garantierte Heilung nach vier Tagen.
In der Patienten-Selbsthilfe hat man natürlich dies und das an solchen Plänen zu bemeckern. Doch auch Küchenchef Yves Uppie hat Bedenken: die Gäste des Hotels brauchen die vier Tage schon, um sich an seine Küche zu gewöhnen. Von diesen Bedenken weiß Rotraud Lila, eine Aktivistin der Patienten-Selbsthilfe. Gerade wohnt sie einem kleinen Festakt bei, in dessen Rahmen Uppie den Würdenträgern des Hotels und des Dorfes im Tal seine Erfolge des letzten Jahres präsentiert. Mit diabolischem Lächeln fragt sie Uppie nach seiner Ansicht über die Gesundheitstropfen.
Peterle schickt einen scharfen Blick zu seinem Küchenchef, man meint, ein gezischtes "Sag jetzt nichts falsches, Yves" zu vernehmen. Direktor Schwacht blickt ins Leere. Uppie räuspert sich, schlägt die Augen nieder, um dem stählernen Chefarzt-Blick nicht standhalten zu müssen. Dann hebt er an: "Zunächst liegt mir als Koch des Hotels das Wohlbefinden der Gäste natürlich sehr am Herzen. Wie weit geschwollene Gelenke dem förderlich sind, wird man wohl offen lassen müssen."
Peterle setzt die Brille ab, Funken sprühen. Uppie aber redet nie ohne Fluchtplan: "Jedoch steht es uns als der kulinarischen Leitung natürlich nicht zu, Stellung zu gesundheitspolitischen oder gar ärztlichen Fragen zu nehmen. Ich kann mir, liebe Frau Lila, deshalb nicht erklären, warum Sie diese Frage an mich richten."
Peterle lehnt sich zurück und raunt: "Fräulein, in Wirklichkeit". Er blickt auf seine Tischvorlage. In großen, schwarzen Lettern hat er darauf notiert: "Ich will Hein Bieb nicht kennen."
Was bedeutet dieser Satz? Warum will Peterle Hein Bieb nicht kennen? Wer wird verschlafen, und wer wird schlafen geschickt?
nezitoN ehcsitilopluhcshcoh snetsriK PläneAufschlußreich war ein Gespräch von VertreterInnen der GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) und des MWF (Ministerium für Wissenschaft und Forschung). Neben anderem ging es um die Umsetzung der Maßnahmen zur "Hochschulreform", die in den Koalitionsvereinbarungen und der Regierungserklärung erwähnt sind. Noch diesen Monat, so war zu erfahren, würden die Umsetzung der Vorhaben "Bildungsgutscheine", "Experimentierklausel (Globalhaushalt)" und "Auswahl der Studierenden" im Kabinett behandelt, um dann in die Anhörungsphase zu gehen. Mit der Einführung von Studiengebühren für Studierende ab dem 14.Semester rechnet das Ministerium ab SoSe ´97. Gezahlt werden muß - nach den Plänen des MWF - für Hochschulsemester in Deutschland, d.h. Auslandssemester zählen z.B. nicht. Es wird keine Unterscheidung nach Fächern oder Hochschultypen geben. Das Geld soll laut MWF bei den Hochschulen bleiben. Mit der Schwerpunktbildung soll sich die noch einzurichtende Hochschulstrukturkommission nach der Sommerpause befassen. Außerdem wird gerade an der Umsetzung der Erhöhung der Deputate der Lehrenden gearbeitet (es sollen nicht die Lehrdeputate erhöht, sondern Ressourcen für bessere Betreuung etc. geschaffen werden). Bei den Leistungsnachweisen nach jeweils zwei Semestern (Beratung im Frühherbst) geht das MWF nur im Ausnahmefall davon aus, daß neue Prüfungen eingeführt werden, ansonsten sollen bestehende Scheine, zum Beispiel Teile einer kumulativen Zwischenprüfung, besonders bewertet werden oder Teile einer punktuellen Zwischenprüfung vorgezogen werden. Diese Leistungsnachweise oder Prüfungen dürften in Zukunft nur einmal wiederholt werden. Die Prüfungen sollen "Grundkenntnisse" nachweisen und nur in "geeigneten" Fächern eingeführt werden. Ansonsten ist die erste Zäsur dann aber auf jeden Fall nach vier Semestern vorzunehmen. Kirsten |
Auf der Sitzung des Großen Senats am 17. Juni d.J. konnte Rektor Ulmer im Rahmen seines Rechenschaftsberichts glücklich verkünden, daß sich der Professorinnenanteil im letzten Jahr um 10% - von 5,6% auf 6,2% - erhöht hat. Wir beglückwünschen Herrn Ulmer zu diesem brillianten statistischen Kniff! Hier soll keinesfalls suggeriert werden, daß die Aussage des Rektors nicht korrekt gewesen sei, im Gegenteil, wir haben uns erfreut nach der Sitzung des Großen Senats angeschaut, wo denn nun mehr Professorinnen sind. Dies war aber nur schwer festzustellen, da die Zahlen des Berichtszeitraums 1995/96 28 Professorinnen aufwiesen - wir stutzten - dies war doch exakt dieselbe Zahl des vorherigen Berichtszeitraums 1994/95 (Stand jeweils vom Februar des Berichtsjahres)! Ein Druckfehler? Nein, alle Zahlen sind korrekt.
Schauen wir uns die absolute Zahl der in beiden Zeiträumen besetzten Professuren an, so stellen wir fest, daß diese von 500 auf 455 zurückgegangen ist, was exakt dem Anstieg des Professorinnenanteils um 0,6% enspricht. Wir danken für die sehr beeindruckende Anwendung des (auch von Teilen des Rektorats) vielbemühten, beliebten Zitats von Sir Winston Churchill: "Glaube keiner Statistik, ..."
Auf derselben Sitzung befürchtete der Rektor, daß die Universität bei dieser Anstiegsrate von Professorinnen in 10 Jahren eine Männerquote einführen müßte. Eine derartige Befürchtung ist aber unbegründet; sollte es bei dieser Anstiegsrate bleiben, haben wir in 10 Jahren vielleicht einen Professorinnenanteil von 100%, aber keine funktionsfähige Universität mehr, um die Herr Ulmer sich sorgen müßte!
Annette Sowa
Zum einen sind es die Veränderungen im sozialen Umfeld, zum anderen sind es aber auch die Ansprüche der Lehrenden, die die Studierenden zur Mehrarbeit zwingen. Mehrarbeit zum eigenen Unterhalt und Mehrarbeit im Studium. Man sollte nun davon ausgehen können, daß der gestiegene Anspruch auch einen qualitativ besseren Abschluß nach sich zieht. Das Gegenteil ist leider meist der Fall. Das liegt daran, daß der Anspruch an der falschen Stelle erhöht wird.
Das Studium läßt den Studierenden im Vergleich zu einer Schule sehr viele Freiheiten. Die Freiheit, selbst zu entscheiden, in welcher Reihenfolge die Pflichtveranstaltungen absolviert werden und welche Vorlesungen oder Seminare dieses Studium noch ergänzen. Diese Freiheit zeichnet ein trügerisches Bild vom "schönen Leben" der Studierenden. Denn allzuoft wird diese Freiheit in schamloser Weise vorgeschoben, um zu kaschieren, daß das Studium zu viel umfaßt. Die Studierenden können durch ihr selbstbestimmtes Studium auch Kurse oder Vorlesungen besuchen die von den Lehrenden "nur" gewünscht sind. Daß diese wünschenswerten Scheine von den Studierenden auch gemacht werden, liegt auf der Hand. Schließlich hat DozentIn XY ja mehrmals auf die Wichtigkeit hingewiesen. Und so entsteht auf einem Schleichweg eine Scheinpflicht (nicht zu verwechseln mit Schein-Pflicht). Manche Dozierenden sind sogar davon überzeugt, daß bestimmte Scheine Pflicht sind - und die Studierenden machen sie, auch wenn sie wissen, daß dem nicht so ist - schließlich will man am Ende die Prüfung bei Prof xy ablegen... Der Studienplan bzw. die Studienordnung sind daher in manchen Fächern nicht "up to date".
Es wird nicht ständig der zu vermittelnde Inhalt überprüft und bei Bedarf geändert, sondern es werden bestenfalls Ergänzungen empfohlen, die zwar sinnvoll sind und für das weitere Studium vorausgesetzt werden, aber nicht verbindlich in der Studienordnung auftauchen. Dieses Vorgehen der Lehrenden ist sehr bequem (für die Lehrenden) und hat sehr viele verwaltungstechnische Vorteile (für die Lehrenden). Eine Änderung der Studienordnung ist nicht notwendig und man umgeht die Überprüfung der Studierbarkeit des Faches anhand der Semesterwochenstundenzahl, die unweigerlich steigen würde.
Beispiele gibt es genug: Wenn in der Theoretischen Physik die Teilnahme an weiterführenden Mathematikvorlesungen zwar nicht verbindlich ist, aber dennoch auf diesem Stoff aufgebaut wird, wäre es an der Zeit, die Realität auch verbindlich in der Studienordnung festzuhalten und die Regelstudienzeit neu zu berechnen.
Oder in der Japanologie, wo Konversationsübungen nicht in die Studienordnung geschrieben wurden, obwohl sich alle einig sind, daß ein sinnvolles Studium ohne sie nicht möglich ist.
Oder : ... Diese Liste läßt sich noch weiter fortsetzen, daher bitten wir Euch, uns weitere Fälle mitzuteilen, da in einer der nächsten Sitzungen des SAL (Senatsausschuß für die Lehre) dieses Thema besprochen werden wird.
Ein fast schon banales Beispiel hierfür ist auch der Einsatz der EDV. Der Umgang mit einem Rechner ist heutzutage Voraussetzung für das Erstellen einer Seminar- oder Hausarbeit (von Diplom oder Examensarbeiten ganz zu schweigen). Handgeschriebene Arbeiten werden vielerorts nicht mehr akzeptiert, oder machen einen schlechteren Eindruck (Folge: schlechte Beurteilung). Die Fähigkeit mit einer Textverarbeitung umgehen zu können, wird zwar vorausgesetzt, nicht aber in einer (verbindlichen) Veranstaltung vermittelt, sondern es bleibt den Studierenden selbst überlassen, sich dieses Wissen anzueignen. Natürlich zusätzlich und in der Regelstudienzeit. Hier herrscht wieder der Gedanke des selbstbestimmten Studiums, was wir im Grunde sehr begrüßen.
Die Ansprüche steigen -- überall. Dies ist sicherlich keine überraschende Feststellung. An der Universität steigen die Ansprüche an die Menschen, die studieren wollen, ebenso wie überall. Das Verblüffende im Fall der Hochschule ist nur die Tatsache, daß auf dem Papier die geforderte Leistung der Studierenden konstant bleibt und eventuell sogar sinkt, während de facto die Studierenden zu immer mehr Arbeit gezwungen sind.
Wir wollen ein Studium bzw. Studienverhältnisse, das/die von den Studierenden frei gestaltet werden und in einer überschaubaren Zeit beendet werden kann. Das Studium umfaßt im allgemeinen sehr viel mehr als die in der StO (StudienOrdnung) vorgeschriebenen Veranstaltungen. Leider wird die Selbstbestimmung zur Zeit von zwei Seiten torpediert. Durch die zeitliche Begrenzung wird die Zahl der möglichen Ergänzungen beschränkt und durch die schleichende Einführung von Scheinpflichten die Selbstbestimmung völlig verdrängt. Die Folgen sind zwar offensichtlich, aber werden beharrlich ignoriert. Eine Verschulung der Universitäten muß nicht erst in den Koalitionsvereinbarungen festgeschrieben werden. Sie findet bereits statt. Das Traurige ist nur, daß so wenige Menschen und vor allem viele der Studierenden selbst diese Verschulung nicht als negativ empfinden - macht sie doch das Studium so übersichtlich... wie beim Abitur. Selbständigkeit und Kritikfähigkeit lassen sich nur sehr schwer durch Einschränkungen und Restriktionen vermitteln.
Momentan wird die Studienzeit immer mehr ins Rampenlicht der öffentlichen Diskussion gezerrt. Die Zeit, in der man sich bildet, scheint für die Qualität der Bildung maßgeblich zu sein. Wenn nun die Regelstudienzeit eine so wichtige Zahl ist, fordern wir die Aktualisierung der Studienordnungen, Studienpläne und damit die Anpassung der Regelstudienzeit an die Wirklichkeit! Auf diese Weise sollte es möglich sein, den Begriff der Regelstudienzeit ad absurdum zu führen - denn welcher Studiengang läßt sich ernsthaft in 8 Semestern studieren?
Andreas Kessen
nezitoN ehcsitilopluhcshcoh snetsriK Kein Freischuß für alleDer Freischuß, so war im MWF (vgl. "Pläne") zu erfahren, biete sich eigentlich nur in den Studiengängen mit Blockprüfung an, also v.a. nicht in den Magister- und Lehramtsstudiengängen oder anderen Studiengängen, in denen die Prüfungen zeitlich auseinander fallen bzw. Leistungen für den Abschluß teilweise schon im Verlaufe des Hauptstudiums erworben werden (wie in vielen Ingenieurwissenschaften). Eine Einführung des Freischusses in derartigen Fällen, sei nicht sehr sinnvoll - das Universitätsgesetz sieht ausdrücklich vor, den Freischuß nur in dafür geeigneten Studiengängen einzuführen. Kirsten |
Auszüge zum Thema Hochschule aus der Regierungserklärung des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Erwin Teufel
Wir machen ernst mit der Reform unserer Hochschulen. Die Hochschulreform wird ein Markenzeichen baden-württembergischer Politik werden. Wir setzen auf Autonomie und Eigenverantwortung, auf Wettbewerb, Leistung und Qualität.
[Das macht sich als Proklamation nicht schlecht, wer aber weiß, daß gerade jetzt finanzielle Zusagen nicht eingehalten und Gelder gesperrt werden, kann nur noch mit dem Kopf schütteln.]
Wir schneiden alte Zöpfe ab und geben den Hochschulen Handlungsfreiheit: Mehr Mitsprache bei der Auswahl von Studentinnen und Studenten, mehr Verantwortung für das eigene Budget und damit Anreize für mehr Wirtschaftlichkeit.
[Wo bleibt das Recht auf freie Berufswahl, wenn die Unis mir den Zugang verweigern können.? Wer ist "die Hochschule"? Wer wählt nach welchen Kriterien aus?]
Mit den Bildungsgutscheinen machen wir deutlich, daß das Land nicht für eine beliebig lange Studienzeit die hohen Kosten eines Studienplatzes aus Steuermitteln bezahlen kann, während Anwärter auf einen Studienplatz in der Warteschlange vor der Tür der Hochschulen stehen müssen.
[Das stimmt nicht: "Langzeitstudierende" nehmen statistisch niemandem Studien-Platz weg! Bei der Berechnung der Studienplätze in NC-Fächern werden nämlich nur die Studierenden in der Regelstudienzeit gezählt. Bei allen anderen Fächern muß ohnehin niemand vor der Tür stehen.]
Wer nach einer Regelstudienzeit von 8 Semestern und einem Prüfungssemester und zusätzlich 4 weiteren Semestern immer noch nicht fertig ist, dem ist zuzumuten, wenigstens einen Teilbetrag der Kosten des Studiums zu übernehmen.
[Ob Herrn Teufel entfallen ist, daß es Studiengänge gibt, die als Mindeststudienzeit 12 Semester haben, z.B. alle medizinischen? Die Regelstudienzeit von 8 Semestern gilt längst nicht für alle Fächer und Studiengänge (z. B. Physik). Was ist mit erforderlichen Fremdsprachennachweisen (z .B. Theologie)? Was ist mit den Propädeutika, die helfen, die vom Ministerium festgelegte Regelstudienzeit auszuhebeln?]
Gleichzeitig werden wir die Betreuung und Beratung der Studierenden verbessern und ihnen durch Leistungsnachweise eine Rückmeldung über den Stand ihres Wissens und ihrer Chancen im Studium vermitteln. Wir werden ferner die sogenannten Freischußregelungen ausweiten, um Studenten zu ermutigen, ihre Abschlußprüfungen möglichst früh abzulegen. Kriterium für die Vergabe von Zusatzmitteln an die Hochschulen wird künftig vor allem die Zahl der Absolventen sein, die ihr Studium innerhalb der Regelstudienzeiten abschließen.
[Wie wäre es, wenn zunächst einmal die Fächer in der vorgegebenen Zeit studierbar gemacht würden. Z. B. indem das Lehrangebot verbessert und Betreuung und Beratung ein- und dann wirklich auch durchgeführt würden, indem nicht mehr zig Studierende sich um Praktikums- oder Übungsplätze prügeln müßten und indem die soziale Lage sich soweit verbesserte, daß nicht mehr 56 % der Studierenden während der Vorlesungszeit arbeiten müssen, weil sie aus dem Bafög rausfallen bzw. gar nicht erst reinkommen, weil ihre Lebenssituation nicht vorgesehen ist. Außerdem zeigt die jüngste Entwicklung, daß von den JuristInnen, die schon etwas länger den hochgelobten Freischuß haben (im Ersten Staatsexamen), offenbar wesentlich mehr im Zweiten Staatsexamen durchfallen. Und der Dekan der Juristischen Fakultät konstatiert, daß Jura-Studierende immer mehr geistigen Diebstahl begehen, um den Anforderungen genügen zu können...]
Diese Maßnahmen sollen die Anstregungen der Hochschulen zur Verkürzung des Studiums verstärken.
[Verkürzung auf Kosten der Qualität, denn wenn es kürzer wird, müßte es breiter (= mehr Scheine pro Semester) oder tiefer (= höhere Anforderung pro Schein) werden, um den gleichen Raum auszufüllen.]
Angesichts der Haushaltslage müssen wir prüfen, ob das bestehende breite Fächerangebot an jeder einzelnen Hochschule weiterhin notwendig und wirtschaftlich vertretbar oder ob es sinnvoller ist, bestimmte Studienangebote an einigen Hochschulen zu konzentrieren.
[Also kein auf die Fächerbreite ausgerichtetes Magisterstudium mehr, daß gerade durch seine (Kombinations-)Vielfalt ungeheure Chancen und Möglichkeiten bietet, im Gegensatz zu PHen und FHen. Die "Idealkombination" kann es nicht geben (pers. Interessen, Veränderung der Märkte,...)!]
Eine Hochschulstrukturkommission wird dafür in Zusammenarbeit mit den Hochschulen Vorschläge erarbeiten.
[Und wer sitzt in dieser Sturktur-Kommission? Leute, die die Studiensituation aus eigener aktueller Anschauung kennen, also Studierende? Oder mal wieder irgendwelche ExpertInnen aus Wirtschaft, Politik und Forschung (Profs), die von den Zeiten damals, als sie noch studierten, schwärmen und wieder eine wahre Elite für das Land wollen.]
Das Land wird über die regulären Haushaltsmittel hinaus aus der "Zukunftsoffensive Junge Generation" über 600 Mio. DM für die Hochschulen und die Forschung bereitstellen.
[...für Hochschule und Forschung... , Ja, hört sich gut an. Aber wieviel davon zu welchem Zweck in der Lehre ankommt, oder doch eher zur Erreichung von profilbildenden Spitzenleistungen in der Forschung verwand wird, steht nicht in dieser Erklärung und auch sonst nirgendwo.]
Wir wollen
Das zeigt: Wir lassen uns die Hochschulen auch in Zukunft nicht nur etwas kosten, sondern viel kosten.
[Dieses Programm, Herr Teufel, soll bisher nur die Studierenden etwas kosten; der Rest ist Rhetorik und Herumkurieren an Versäumnissen der Vergangeheit, nicht nur der letzten 4 Jahre.]
Annette, Erwin, Karl-Heinz, Kerstin, Kirsten
Es ist nicht notwendig, die Welt zu erobern. Es reicht, sie neu zu schaffen. Durch uns. Heute. (Subcommandante Marcos)
Vom 30. Mai bis zum 2. Juni 1996 fand in Berlin das 1. Europäische Treffen für eine menschliche Gesellschaft und gegen den Neoliberalismus statt, das als Vorbereitung für ein Interkontinentales Treffen im Sommer in Chiapas in den zapatistischen Gebieten gedacht war. Über tausend TeilnehmerInnen aus 26 west- und osteuropäischen Ländern nahmen darin teil, um über die Auswirkungen der "Krake des Neoliberalismus" in ihren Ländern zu berichten, da diese nicht überall einheitlich sind, aber immer der gleichen Grundidee folgen: Menschen dienen ausschließlich Verwertungsinteressen einiger weniger Konzerne - wer als Arbeitskraft oder KonsumentIn nicht in den Vermarktungsprozeß integriert werden kann, wird einfach ausgegrenzt. Das YA BASTA! der Zapatistas, die Kriegserklärung gegen das weltweite neoliberale Projekt, war deswegen in Berlin auch überall zu finden, ebenso ein mysteriöser Käfer - für Eingeweihte Don Durito, das intellektuelle alter ego von Subcommandante Marcos.
Der Aufstand in Chiapas war zwar Anlaß dieses Treffens, aber nicht sein eigentlicher Gegenstand, denn gemäß der Vorstellungen der EZLN und der europäischen OrganisatorInnen sollte über die Verhältnisse in Europa unter dem Diktat des Neoliberalismus diskutiert werden, die geprägt sind von Sozialabbau, Privatisierungen, Rationalisierungen und patriarchalen Strukturen. Die Erwartungen der VeranstalterInnen wurden angesichts des bunten Querschnitts aus allen sozialen Bewegungen Europas "weit übertroffen". Von "Tunten bis Trotzkisten" sei alles dabei gewesen und - was besonders erfreulich war - sehr viele junge Menschen.
Auf dem Podium berichteten unter anderem Olga Juck von der neugegründeten Libertären Partei Russlands über ihre "seltsamen Erfahrungen eines entfesselten Kapitalismus". José Perez, ein französischer Eisenbahner und Gewerkschaftler, forderte einen "europäischen Generalstreik", während die mexikanische Journalistin Marta Durán, die am Aufbau der zivilen Zapatistischen Front beteiligt ist, für die "Würde als unsere wirksamste Waffe" plädierte.
Überhaupt spielte das Wörtchen "dignidad" eine zentrale Rolle - auch in den 35 Arbeitsgruppen -, das im Sinne einer Suche nach gemeinsamen Wegen als mögliche Voraussetzung für einen neuen Internationalismus in Frage kommen könnte. Auch sonst wurde viel und heftig diskutiert, auch wenn Übersetzungsschwierigkeiten oft dazu führten, daß nur wenige konkrete Ergebnisse erzielt werden konnten.
Als Ergebnis der Konferenz zeichneten sich dann immerhin einige Initiativen ab: der Aufbau europaweiter Aktions- und Mediennetzwerke, ein Arbeitslosenmarsch quer durch Europa, die '0,7 Prozent-Kampagne', die die europäischen Regierungen zur Abgabe von 0,7% ihres Bruttoinlandprodukts für eine neue, demokratische Entwicklungshilfe bewegen soll, und schließlich auch ein 'Schiff für Chiapas' zur Bekämpfung der drohenden Hungernot im Südosten Mexikos.
Die Situation in Chiapas selbst spitzt sich derweil weiter zu. Zwar wird im Moment nicht mehr geschossen, aber miteinander geredet wird auch nicht mehr, da ein Gericht zwei "mutmaßliche Zapatisten", den Politologen Javier Elorriaga und den Tzeltal-Indianer Sebastián Entzin, zu dreizehn bzw. sechs Jahren Gefängnis verurteilt hat. Die EZLN wertet dies als "klares Signal des Krieges", da der EZLN in der richterlichen Begründung "Terrorismus", "Rebellion" und Verschwörung" vorgeworfen wird. So scheint ein Dialog mit der Regierung keinen Sinn mehr zu machen, zumal die mexikanische Armee, die rund 36 000 Soldaten im Konfliktgebiet zusammengezogen hat, verstärkt Streifzüge durch den Urwald unternimmt. Deswegen sind die zapatistischen Truppen auch in höchster Alarmbereitschaft.
Unterdessen tauchte im Bundesstaat Guerrero bei einer Veranstaltung des Oppositionsführers Cuautémoc Cárdenas von der linken Partei der Demokratischen Revolution (PRD) zum ersten Mal bewaffnete KämpferInnen einer Revolutionären Volksarmee (EPR) auf. Diese Gruppe nahm in einem Manifest, in dem sie zum Sturz der regierung und zur Wiederherstellung der Volkssouveränität aufrief, keinen Bezug auf die EZLN, sondern auf zwei Guerillaführer Ende der sechziger Jahre. Obwohl es seit längerem Gerüchte über eine Guerillabewegung in Guerrero gibt, da hier der Konflikt zwischen der verarmten Bevölkerung und den staatlichen Institutionen (Militär und Polizei) besonders krass ist, gehen andere Vermutungen dahin, hinter der EPR entweder Drogenhändler oder Regierungskreise (zur Diskreditierung der Opposition) zu stecken.
Literaturhinweis zu Chiapas:
Subcommandante Insurgente Marcos, Botschaften aus dem Lakandonischen Urwald. Über den Zapatistischen Aufstand in Mexiko, Hamburg: Edition Nautilus 1996.
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Vom 3.-18. August findet eine - Tour del Sol - statt. Die Tour ist eine 3-wöchige Fahrradtour durch Süddeutschland für eine Welt ohne Atom. Es führt zu den Kraftwerken in Grundremmingen, Neckarwestheim, Obrigheim, Biblis, Phillipsburg und dem Forschungsreaktor in Karlsruhe, zur CASTOR-Strecke in der Pfalz, zu örtlichen Initiativen, auf öffentliche Plätze. Es soll Aufsehen erregen, mehr Menschen informieren, Kontakt knüpfen, Alternativen aufzeigen, ein Netz zur effektiven Anti-Atom-Arbeit in Süddeutschland aufbauen.
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