Alle wettern gegen die Kürzungen - richtig. Viele wettern gegen Studiengebühren - auch richtig. Und darüber hinaus gibt es zur Zeit noch ein drittes Übel: die zahlreichen Aktivitäten in Sachen "Studienreform", wobei sich die "Reform" oft auf eine Umformulierung der geltenden Studienordnung mit kleineren modischen Verschärfungen beschränkt. Über die Gebühren werden die Durchschnittlichen und sozial Schwächeren rausgedrängt, über die Kürzungen und die "Reformen" die Wissenschaftlichkeit des Studiums und die Inhalte, die für Standortdeutschland irrelevant erscheinen, gestrichen. Auch hier ist Widerstand dringendst nötig -- und glücklicherweise beißt sich das auch nicht die Spur mit dem restlichen Widerstand. Hier wie müssen wir zeigen, daß uns die Uni nicht ganz egal ist. Und daß wir uns nicht immer gegeneinander ausspielen lassen und aus Angst, vom Mitstudi niederkonkurriert zu werden, lieber den Mund halten und brav in die Vorlesung gehen.
Ein bißchen sollte mensch das wohl auch als Rückzahlung einer Hypothek sehen: Wenn wir heute keine Studiengebühren zahlen, wenn wir in etlichen Fachbereichen noch relativ humane Studienordnungen haben (Stichwort Klausurenkampf), wenn es überhaupt noch BAFöG, wie verkrüppelt auch immer, gibt, wenn Frauen an der Uni mittlerweile immerhin geduldet werden, dann haben wir das Studis zu verdanken, die Widerstand geleistet haben. Allein, um ihre Mühe nicht vergebens sein zu lassen, müssen diesmal wir auf der Straße stehen. Je mehr dort stehen, und je entschlossener wir sind, desto größer ist auch unsere Chance, nicht nur die Grausamkeiten abzuwehren, sondern auch -- vielleicht kleine -- Schritte nach vorn durchsetzen zu können. Wohin wir schreiten? Das zu klären ist unter anderem unsere Aufgabe. Glaubt
d.Red
Nachdem andernorts der Unmut über Kürzungen und Studiengebühren bereits recht hohe Wellen geschlagen hat (vgl. "Besuch im hohen Hause" in diesem Heft) und auch in Heidelberg schon fleißig agitiert wurde (vgl. "Eine Woche gegen Studiengebühren im letzten Heft), ist es jetzt soweit:
27.11.96, 13 Uhr, Treffpunkt Hauptstraße Ecke Bismarckplatz: Die große Demo gegen Studien- und Einschreibegebühren und den ganzen Rest,
in bewährter Weise organisiert und mit Aktiönchen garniert vom Zahltag.
Nuff said -- not quite. Es ist nämlich quasi von entscheidender Bedeutung, daß das Ding ordentlich groß wird -- Ihr solltet Euch den Termin wirklich freinehmen. Zumindest die etwas progressiveren Profs sollten sich breitschlagen lassen, ihre Veranstaltungen früher zu beenden oder ggf. auch ganz ausfallen zu lassen -- immerhin geht es nicht nur um die Gebühren, sondern auch um die Generalkürzungen von rund 250 Millionen Mark, die durch drastisch zusammengestrichene Sach- und damit auch WiHimittel Forschung und insbesondere Lehre der Ordinarien nachhaltig in Frage stellen. Viel Überredungskunst sollte es da nicht brauchen -- um so mehr Überredungskunst ist von Eurer Seite gefragt, wenn es darum geht, möglichst viele Eurer Mitstudis zum Ort des Geschehens zu schleifen. Wenn die politische Einsicht noch fehlt, hilft im Regelfall der Gedanke, daß Anneliese oder Fritz ja auch hingehen. Deshalb: Sprecht Eure Mitstudis an, macht ihnen klar, daß es gerade auf sie ankommt. Von uns hängt es ab, ob wir und die Studis, die nach uns kommen, zahlen müssen oder nicht, und -- wenn wir viel Mut und Kraft haben -- auch, ob es im nächsten Semester überhaupt noch Übungsgruppen und Tutorien geben kann oder ob die paar WiHi-Mittel, die noch da sind, nur noch dazu reichen, ein paar Klausuren zu korrigieren.
Und sage keineR, es lasse sich nichts mehr machen: 2000 Leute am 27.11. bringen uns dem Ende der Gebührenpläne um 5% näher, 5000 Leute um 20%.
Gustav
Vollversammlungen... finden anläßliche der aktuellen Entwicklungen unter anderem in folgenden Fachbereichen statt: Anglistik: Mittwoch, 20.November, xyz Uhr, Aushänge im AS beachten Ethnologie: Donnerstag, 21.November, 18.30 im Institut in der Sandgasse, Aushänge im Seminar beachten Geographie: Montag, 25. November, 13.00 Uhr, Raum 015 im Geograph. Institut, Aushänge Im GI beachten Germanistik: Montag, 9.Dezember, 17.00, für Raum Aushänge im Germ.Sem beachten
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"Nur wenn es gelingt, hier noch in letzter Minute deutliche Kurskorrekturen zu erreichen, lassen sich nachhaltige Strukturschäden aus der den Universitäten angesonnenen fiskalischen "Vollbremsung" vermeiden."
Rektor Ulmer auf der Jahresfeier der Universität
Die Haushaltslage ist katastrophal, sowohl auf Bundes- wie auf Landesebene. Was genau auf Heidelberg zukommt, weiß momentan niemand. Relativ sicher kann man von folgendem ausgehen: der Haushalt der Universität Heidelberg hat ohne Klinika einen Umfang von rund 275 Millionen DM, davon sind als Personal-, Heiz-, Miet- und Wartungskosten 80 - 85% fest gebunden - alle Kürzungen müssen also auf die verbleibenden 15 - 20% umgelegt werden. Dieser Restposten von rund 40 Millionen DM umfaßt in erster Linie die Berufungsmittel für neu besetzte Professuren, den HiWi-Etat, die Investitionsmitteln und die Haushalte der Institute. Wenn also Kürzungen kommen, werden sie zwangsläufig voll auf diese Posten umgelegt. Für das nächste Jahr sind mindestens 20 Millionen DM Kürzungen angesagt - das sind 50% der flexiblen Mittel, von weiteren Millionenkürzungen ist bereits die Rede. Unterm Strich bedeutet dies für die Institute eine Kürzung um 30-50% ihrer jetzigen Mittel. Bereits jetzt sind alle Berufungen gestoppt; für das kommende Jahr sind Mittel für Gastvorträge oder Dienstreisen nicht mehr vorgesehen; die Mittel für Lehraufträge werden massiv gekürzt und freigewordene Professuren werden erst mal alle für ein Jahr gesperrt; das eingesparte Geld kassiert das Land. Alle weiteren Stellen werden für ein halbes Jahr gesperrt.
Verschlimmert wird das ganze noch dadurch, daß das Land eine Strukturkommission aus Vertretern des öffentlichen Lebens eingesetzt hat (Industrielle, Manager, Banker etc., immerhin ein Professor), die nun landesweit festlegen soll, was gestrichen werden soll - insgesamt geht es um 10% der Stellen pro Universität. Kriterien dafür, was gestrichen werden soll, gibt es auch, allerdings sind diese so allgemein gehalten (Nachfrage, strukturelle oder inhaltliche Notwendigkeit), daß man davon ausgehen kann, daß sie nur zur Legitimation dessen dienen, was volksdümmlicher Unverstand über Sinn und Zweck von Fächern zu wissen meint.
Kirsten
(Ohne jede Gewähr für das, was morgen angesonnen wird!)
Ein Referendum über den Beitritt zur Währungsunion zu versprechen, ist eine wahrhaft feine Idee von Dir und Deinen neuen Arbeitern, denn damit sticht der letzte Trumpf von Major and the Bad Boys (nämlich ein Referendum über den Beitritt zur Währungsunion durchzuführen) auch nix mehr. Viel feiner noch ist allerdings, daß die jetzt meinten noch einen draufsetzen zu müssen, um zu beweisen, daß sie noch vieeel europafeindlicher sind als Ihr.
Ein Sprecher der "Antieuropäer" der Regierungsfraktion forderte "nun sollten wir ganz einfach verlangen, aus der Europäischen Union auszutreten".
Daß ein Tony Blair sich so billig nicht aus dem Feld schlagen läßt, liegt auf der Hand. By the way, when dann das Unterhaus kollektiv Europa verläßt (unser Tip: Franz-Josef-Land (is' von Boris sicher für 'ne Kiste Wodka zu haben!)), would You mind gleich noch ein paar deutsche Feriengäste mitzunehmen? No? O.K. here unsere forschlaege: Manfred Brunner, Kanti Kanther, Guido Westerwelle, der unbekannte Herr Gerhardt, Ulrich Maurer, Berti Vogts,
Edmund Stoiber
Der fzs (freier Zusammenschluß von StudentInnenschaften), der bundesweite Dachverband der Studierendenvertretungen, hatte vom 13. - 17. November nach Heidelberg zur inzwischen 6. Mitgliederversammlung gerufen - und sie (Deligierte von Mitgliedshochschulen und Gäste) kamen. Ein bunter Haufen, den zu moderieren nicht leicht war - so könnte mensch die Plena beschreiben. Diese wurde durch die Heterogenität äußerst interessant. So die Diskussion um den Antrag, grundsätzlich das hohe I vorzuschreiben (z.B. StudentInnen). Er fand keine Zustimmung, da diese redaktionelle Zensur nicht das Ziel des Vereins war, sondern eher die Änderung von machohaften Einstellungen in den Köpfen von v.a. Männern. Dieses Ziel drückte sich auch in den Satzungsänderungsanträgen aus, der mit dem für einige "provokativen" Antrag auf die "harte Quote für den Vorstand" gipfelte. Während sich die Plena an den Abenden bis Freitag meist um 1.00 auflösten, war das Plenum Samstag abends eben erst um 7.00 am Sonntag morgen beendet. Ein Sitzungsmarathon einzig in seiner Art. Dafür waren jedoch 3 neue Vorstände befragt und gewählt worden: Alex Pawlitschko, Ortrun Bertelsmann und Isabel Martin. Zusammen bilden sie nun mit Francoise Bärnreuther den Vorstand bis Mai 97. Inhaltlicher Höhepunkt war neben den AGen zu Hochschulpolitik und Basisdemokratie der Vortrag von Torsten Bultmann (Bund demokratischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen) über "Bildungspolitik im Neoliberalismus". Bei der Freizeitgestaltung wurde den TeilnehmerInnen mit dem Brecht-Abend eine "Schlemmerschnitte für Kenner" serviert.
Am Anfang war die Frage nach der beruflichen Zukunft, wenn das Studium erst mal abgeschlossen ist. Diese Frage wurde dem Romanisten Professor Rothe in seiner Sprechstunde immer häufiger gestellt. Die (Teil-)Antwort war MiB, das durch die Unterstützung von Rektor Peter Ulmer 1992 ins Leben gerufen wurde. Die Initiative Magister in den Beruf stellt Verbindungen zwischen Wirtschaft und Studierenden her, d.h. gegenseitige Information über das Angebot und die Anforderungen der einen und die Qualifikationen der anderen Seite (uns). Darüber hinaus sollen die Studis durch Beratung und Veranstaltungen ein Mehr an Qualifikation bekommen; dazu gehört auch die Vermittlung von Praktika. Damit das auch alles funktioniert gibt es zwei (2!) feste Mitarbeiterinnen, die dem Projekt Konstanz und Konsistenz geben, und die individuelle Betreuung von Studierenden und Unternehmen garantieren. Da zwei Menschlein mit dieser Aufgabe reichlich überfordert wären, hat MiB noch eine (1!) HiWi-Stelle und ungefähr 30 freiwillige (will heißen unbezahlte) studentische MitarbeiterInnen (wenn Du, LeserIn, Interesse hast ebenfalls mitzuwirken, MiB findet sich genau neben der Zentralen Studierendenberatung, Tel.: 54-2449 !).
Das Konzept ist aufgegangen, und Rektor Professor Ulmer sah „daß die Initiative auf sehr gute Resonanz gestoßen ist“ (Peter Ulmer in Geist und Markt, 11/92). Dementsprechend sollte MiB auch zu einer festen Einrichtung an der Uni Heidelberg werden, jedenfalls wenn das Interesse auf UnternehmerInnen- oder Studiseite nicht nachläßt. Hats auch nicht.
Nichtsdestotrotz steht MiB vor dem Aus, denn das Wissenschaftsministerium hat seine Anschubfinanzierung beendet, und die Uni sieht sich nicht in der Lage, das Projekt allein weiterzufinanzieren. Daß die Uni wenig Geld zu verteilen hat, läßt sich nicht wegdiskutieren, doch sollte es nicht eine so erfolgreiche und wichtige Einrichtung wie MiB treffen, denn am Ende bleibt die Frage die Frage nach der beruflichen Zukunft...
Kai
UNiMUT: Frau Maurer, die Initiative, die Sie leiten, soll zum Ende diesen Jahres aus finanziellen Gründen eingestellt werden. Sehen Sie weitere Gründe für das Ende von MiB? Mangelnden Erfolg beispielsweise?
Maurer: Mangelnden Erfolg, das kann ich so nicht sagen. Wir haben die ganze Zeit guten Zulauf gehabt von den Studierenden, die sich einerseits natürlich für unser Angebot interessieren, aber auch bereit waren, ehrenamtlich hier mitzuarbeiten. Wir haben unser Programm ausbauen können, die Praktikumsvermittlung ist zahlenmäßig ständig gestiegen. Es ist leider ein finanzielles Problem.
UNiMUT: Sie vermitteln Praktika. Wie schätzen denn eigentlich die Unternehmen den Wert von Praktika ein? Wird das nicht überschätzt?
Maurer: Die Unternehmen schätzen Praktika durchaus als wichtig ein. Wir verbürgen uns, daß wir geeignete Leute schicken, deswegen haben wir hier eine sehr gezielte Beratung. Die Unternehmen verpflichten sich, was in der Regel auch sehr gut klappt, Praktika in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Personalwesen, innerbetriebliche Weiterbildung und anderen für Geistes- und Sozialwissenschaftler geeigneten Gebieten anzubieten. Darüber hinaus gibt es projektbezogene Praktika, in denen die Studierenden auch viel lernen, und nicht „zum Kopieren und Kaffeekochen abgestellt werden.“
UNiMUT: Der entscheidende Punkt ist also die öffentliche Finanznot. Sehen Sie Möglichkeiten MiB billiger zu machen?
Maurer: Zunächst muß man sagen, daß der finanzielle Aufwand gemessen am Erfolg in einem günstigen Verhältnis steht. Immerhin bieten wir nicht nur eine gezielte Beratung und Vermittlung an, sondern haben jedes Semester ein Weiterbildungsprogramm mit 10-12 Veranstaltungen, darunter auch Wochenendseminare. Hinzu kommt ein zweisemestriger Kurs, der - ebenfalls am Wochenende - juristische und betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse vermittelt und mit einem Zertifikat abschließt.
Der Erfolg läßt sich nicht nur aus unserem besonderen Engagement heraus erklären, sondern hier denke ich an die vielen Studierenden, die auf freiwilliger Basis in unserem Projekt arbeiten.
Eine Reduzierung der Mittel bedeutet gleichzeitig eine Verschlechterung beziehungsweise eine Verminderung des Angebots.
UNiMUT: Wie sieht es an anderen Universitäten aus; gibt es da ähnliche Initiativen?
Maurer: Initiativen, die eine ähnliche Zielsetzung haben wie wir, gibt es an circa zwanzig Universitäten. Die Strukturen und das Angebot sind da aber sehr unterschiedlich.
UNiMUT: Sind solche Projekte eher im Entstehen oder wird das allgemein zurückgefahren?
Maurer: Jein! Das ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. Das erste Projekt dieser Art ist in München schon Mitte der achtziger entstanden. Seit 1985 sind immer wieder Initiativen ins Leben gerufen worden, die teilweise recht lange überlebt haben, teilweise wurden sie auch recht schnell wieder abgeschafft, eben auch aus finanziellen Erwägungen.
Wir hier in Heidelberg - Gründung 1992- sind eine relativ junge Initiative. Wir haben in diesen vier Jahren ganz schön aufgeholt. Wir haben vorhin Praktikumsvermittlung angesprochen, da sind wir mit 280 persönlichen Vermittlungen nach München an zweiter Stelle. München ist von der personellen und finanziellen Ausstattung ganz anders, so daß wir auf dieses Ergebnis auch ein bißchen stolz sein können.
UNiMUT: In angelsächsischen Ländern gibt es sogenannte career planing center. Wäre es nicht auch im Rahmen der Standortdebatte eher ratsam, solche Initiativen weiterzutreiben?
Maurer: In England und auch in Amerika ist diese Idee, wie wir sie hier mit MiB verfolgen, schon lange gang und gäbe. Da könne wir eher von denen lernen als die von uns. Ich denke, daß auch andere Länder jetzt nachziehen werden, denn die Problematik, daß die Hochschulabsolventen zunehmend in die Arbeitslosigkeit steuern, ist nicht nur ein deutsches Problem, sondern mehr und mehr ein internationales Problem.
UNiMUT: Wie schätzen Sie die Chance ein, daß MiB der Uni und den Studenten erhalten bleibt?
Maurer: Da kann ich keine Prognose wagen, aber meine Kolleginnen und ich versuchen alles, um die Initiative am Leben zu erhalten.
UNiMUT: Frau Maurer, danke, daß Sie sich die Zeit genommen haben.
Kai
Gar nicht erbaut war der selbsternannte "Anwalt der Studierenden", Wissenschaftsminister Klaus Trotha, von dem Besuch, der sich am letzten Mittwoch (das war passenderweise der 13.11.) vor dem Landtag einfand, und das auch noch unangemeldet -- und offenbar auch unerwartet.
Anläßlich der Haushaltsberatungen des Landtags hatte der Karlruher UStA eine Straßenbahn nach Stuttgart gechartert, mit der lokale Studis eine billige Fahrgelegenheit zu einer kleinen Kundgebung am kleinen Schloßplatz -rund 500 Meter vom Landtag entfernt - bekommen sollten. Tatsächlich war die Nachfrage so überwältigend, daß jede Menge Leute mit dem Zug nachkommen mußten. Die Mobilisierung an anderen Unis klappte weniger gut, aber dennoch standen am Schluß vielleicht 700 Leute am Schloßplatz und fanden ziemlich geschlossen, daß es bei der Kundgebung nicht bleiben konnte.
Die zehn Polizisten, die sich eingefunden hatten, um die Menge zu beobachten, konnten nicht verhindern, daß sich ein recht massiver Zug Richtung Bannmeile bewegte, und auch Finanzminister Mayer-Vorfelder, der den Studis mutig entgegenschritt, konnte nicht verhindern, daß vor dem Haupteingang der Volksvertretung demonstriert wurde. Als dann "Trotha, komm raus"-Rufe aufkamen, fühlte sich das tagende Plenum bemüßigt, ihren Minister vor die Tür zu schicken. Mutig stellte er sich seinen Klienten -- den "Anwalt der Studierenden" reklamierte er wirklich für sich -- entgegen, ließ zwanzig Minuten den Unmut auf sich wirken und verabschiedete sich dann mit der Begründung, die parlamentarische Arbeit gehe dem Kontakt mit den Bürgern vor. "Heute ist nicht alle Tage -- wir kommen wieder, keine Frage," skandierten die Studis, die allein mit dieser Aktion bestimmt 10% des Weges zur Verhinderung von Studien- und Einschreibegebühren gegangen sind, zum Abschied. Auch Du solltest beim Wiedersehen dabei sein -- zunächst am 27.11. hier in Heidelberg, dann voraussichtlich am 10.12. wieder in Stuttgart.
Gustav
Liebe Redaktion!
Ein großes Kompliment für Eure Arbeit und die Nummer 115, die ich (Erstsemester Bio) in die Finger bekommen habe.
Eine Anmerkung zum Leitartikel: Die Erwähnung von Leuten, die nicht in die "Normalbiographie" passen, finde ich sehr wichtig. Leider wurden all die, die aus Krankheitsgründen länger fürs Studium brauchen nicht erwähnt. (Was hätte geschehen sollen und hiermit -- wenn auch an etwas unterprivilegierter Stelle -- geschieht, d.S.)
Weiterhin viel Erfolg wünscht Euch
Leila
nezitoN ehcsitilopluhcshcoh snetsriK
Schulgeld... kann in BaWü nicht eingeführt werden, aber zumindest die Kinder, die vom Schulbesuch zurückgestellt werden und in Grundschulförderklassen unterrichtet werden, sollen ab dem Schuljahr 1997/98 hierfür zahlen. Die Folgen: um Geld zu sparen, werden viele Eltern ihre Kinder entweder wieder in den Kindergarten schicken oder sie eben doch einschulen - mit der Folge, daß sie nicht adäquat betreut werden und viele sitzen bleiben oder wieder ausgeschult werden. Die Schulzeit beginnt mit negativen Erfahrungen - ein pädagogisch fragwürdiges Konzept. Insgesamt wird so die Nachfrage nach Grundschulförderklassen zurückgehen und man kann die Klassen dann bald mangels Bedarf, sprich Nachfrage, abschaffen. Dafür werden Eliteklassen für Kinder, die das Abitur in 12 Jahren machen wollen, von Kultusministerin Schavan eingeführt. Neben der Bedarfsdeckung muß man eben auch Schwerpunkte setzen, und wo die liegen, ist in BaWü klar.
Kirsten
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...daß sich ein Ausflug auf /unimut, bekanntermaßen die UNiMUT-Homepage, seit zwei Wochen noch mehr lohnt als früher? Neue, tolle Inhalte, der aktuelle UNiMUT in HTML -- also weit schöner als das alte 7-bit-ASCII -- und eine LeserInnenbriefseite harren Eurer interessierten Blicke.
...daß UNiMUT-Schlagzeilen hin und wieder traurige Realität erlangen? Unser Klassiker "Trotha...zerebrale Ischämie -- Werner Pfisterer auch" jedenfalls kann im Bezug auf den Heidelberger Landtagsabgeordneten Pfisterer nicht ganz aus der Luft gegriffen gewesen sein, ließ der Mann doch im "Journal Süd", einem Werbeblättchen für den Heidelberger Süden, das Diktum "Die Produktion ist dort [China] mit so geringen Aufwendungen möglich, daß Transportkosten vernachlässigbar sind." drucken. Sowas läuft wohl unter Pfisterermath: a<b, also hab ich mich blamiert.
...daß auch ganz andere publizistische Kaliber nicht vor sinnlosem Gebrabbel zurückschrecken? So hat etwa die Süddeutsche Zeitung in der Wochenendausgabe vom 8.11. unter der Überschrift "Frauen studieren planlos" allerlei Zahlen aus dem Hochschul-Informationssystem zitiert (so liegt das Durchschnittsalter der hiesigen Studis bei 26) und auch die Beobachtung kolportiert, daß Frauen in Ingenieur- und Naturwissenschaften hochmotiviert seien und sich unabhängig von der Arbeitsmarktlage entscheiden würden -- eine Erklärung, wie mensch die Schlagzeile zu verstehen hat, bleibt aber aus. Ob da die Schlußredaktion sinngebende Passagen gestrichen hat oder ob der bearbeitdene Redakteur gerade Krach mit seiner Kiste hatte, werden wir wohl nie erfahren.
...wer Dr. h.c. Kurt A. Körber war? Wahrscheinlich nicht, denn wir haben diese Frage im vorletzten UNiMUT auch offen gelassen, als wir auf die von ihr ausbedungenen Forschungspreise über insgesamt 500000 Mark hinwiesen (siehe auch im UNiMUT-Archiv in der Lauerstraße). Mittlerweile kam die Antwort in die Mensa: Körber hat diverse Maschinen für die Tabakindustrie erfunden, die Stiftung verteilt die Erträge aus dem von ihm gegründeten Unternehmen, das immerhin 8000 Leute beschäftigt. Nun, wer sich um schmutziges Geld keine Sorgen macht, kann Gott nur danken, daß er Körber mit keinen liebenswerten Angehörigen gesegnet hat
...daß man die besten Tips und Informationen zum BAföG bei der Krankenkasse TK bekommt? Zumindest suggeriert das das Sportprogramm des Sportinstituts (ISSW). Aber vielleicht tut es das auch nur, weil die TK darin eine große Anzeige schaltet. Ebenso wie übrigens eine Squashfirma, deren Veranstaltungen dann sogar im offiziellen ISSW-Sportangebot aufgeführt werden...
...daß man rechtsverbindliche Auskünfte zum BAföG beim BAföGamt, Marstallhof 1, Altstadt, Tel: 542690 bekommt? Wer noch ein paar unverbindliche, aber hilfreiche Tips aus langjähriger studentischer Beratungserfahrung will, kann zur BAföG-Beratung des Sozialreferats der FSK kommen: montags, 15.00-17.00, Lauerstr.1, Tel: 542456.
...daß die Spontis leben? Die DAG-Jugend zum Beispiel reichte zum DAG-Bundeskongreß einen Antrag ein, der die Demokratisierung und Ökologisierung des Fußballs forderte. Dies impliziert laut DAG-Jugend Direktwahl des Bundestrainers oder Aufstellung der Nationalmannschaft per TED. Die Antragskommission empfahl den Delegierten die Annahme dieses Vorstoßes gegen die "vordemokratischen und bürokratischen Machtstrukturen des DFB".
Walter I. Schönlein
nezitoN ehcsitilopluhcshcoh snetsriK
100 DM für eine gute Sache - IIn der letzten Sitzung des Senats sprach sich die Mehrheit des Senats gegen die Stimmen der Studierenden und bei sechs Enthaltungen für die Einführung von Verwaltungsgebühren aus. Diese, so das Rektorat, flössen zwar nicht direkt an die Hochschulen, man könne aber davon ausgehen, daß die geplanten Kürzungen für die Hochschule mit den eingenommenen Verwaltungsgebühren verrechnet, also die Kürzungen reduziert würden. Und - so ein Professor - die Studenten geben ja so viel Geld z.B. für schlechte Lehrbücher aus, daß sie auch die 100,- zahlen könnten. Anmerkung: Der kleine Senat, kurz Senat genannt, ist offiziell neben dem Verwaltungsrat und dem Rektorat die wichtigste Entscheidungsinstanz der Universität: alle Berufungslisten, Prüfungsordnungen, Grundsatzerklärungen etc, werden hier endgültig beschlossen, bevor sie an das Land weitergeleitet werden. Mitglieder des Senats sind neben dem Rektorat (4 Professoren und 1 Kanzler) 24 ProfessorInnen, darunter die 15 Dekane der Fakultäten und je 3 VertreterInnen des Mittelbaus, der Studierenden und der sonstigen MitarbeiterInnen. In letzter Zeit wird der Senat immer wieder Zustimmungsgremium für Vorschläge, die das Rektorat oder Expertenkommissionen des Rektorats ausarbeiten und dem Senat zur Abstimmung vorlegen. Haushaltsbeschlüsse und Entscheidungen über die Nutzung oder den Bau von Gebäuden fällt der Verwaltungsrat.
Kirsten
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Ein unentbehrliches, angeblich auch im Rektorat immer wieder heimlich konsultiertes, Kompendium, der unersetzliche Führer durch die Gemeinheiten, Wahrheiten und Eitelkeiten aus der Welt der Hochschule, durch Stadt, Land und Fluß, für Erstsemester, Vielsemester und Langzeitschmarotzer, die umfassendste Sammlung universitärer und anderer sinnloser Abkürzungen, ... Kurz: Das UNiMUT-FSK-Sozialhandbuch, das dieses Semester in der 10.Auflage erschienen ist, bekommt einen Preis: den Preis der Freunde des Vereins der Freunde der Universität Heidelberg. Aber nicht alleine: eine Hälfte des Preises geht an die Nightline, die sich an genau die richtet, denen das Sozialhandbuch nicht ausreichend Hilfe bietet. Seit anderthalb Jahren gibt es dieses niedrigschwellige und durchaus ambitionierte Sorgentelefon, an das sich Studis mit all ihren Problemen wenden können, und zwar Montag, Mittwoch und Freitag zwischen 21 und 2 Uhr unter HD-184708.
Verliehen wird der Preis am 20.November um 12.30 in der Bel étage der Alten Universität.
PS: Wir verschweigen an dieser Stelle, daß in diesem Sozialhandbuch der Layoutteufel sein Unwesen getrieben und einige sehr ergötzliche Unordnung in einigen Abschnitten produziert hat - die Texte als solche sind nicht betroffen und eine zweite Auflage wird vorbereitet.
Zahlen - auch im Sportinstitut ist dies zum Thema geworden. Allerdings geht es hier nicht in erster Linie ums Geld: Die Zahl der Studis, die an Veranstaltungen des allgemeinen Hochschulsports teilnehmen, der Menschen also, die auch ohne Fachstudium Bewegungsdrang verspüren, erhitzt die Gemüter. Hintergrund ist offenbar eine Verfügung des Uni-Bauamts, nach der die bislang endemische Überbelegung der Sportstätten im allgemeinen Hochschulsport ein Ende zu finden hat. So passierte es noch im Sommersemester durchaus, daß sich bei Startrainern in der großen Halle -- die laut Bauamt nur für 150 Personen zugelassen ist -- bis zu 600 gymnastikbegeisterte Studis sammelten.
Um nun diesen Zuständen ein Ende zu bereiten, wurde nicht etwa das Angebot der Nachfrage angepaßt -- das würde ja Geld kosten --, in bester administrativer Weise wurden stattdessen Ausweise fürs Sportinstitut eingeführt (Kostenpunkt 5,- DM), in die mensch für jede belegte Veranstaltung eine Marke (Kostenpunkt 2,-DM) kleben muß. Belegt werden durften maximal zwei Veranstaltungen.
Das Schlangestehen für diese Karten begann Stunden vor der Öffnung der Türen. Hätte es sich um die Anglistik gehandelt, hätte es sicher einen Bericht in der Landesschau gegeben, aber für den allgemeinen Hochschulsport gibt es keine Fachschaft, die den allgemeinen Frust kollektiv zu Gehör bringen könnte. Die Wartezeit der meisten Leute lag bei 4 bis 5 Stunden, wer 2 Stunden vor Öffnung kam, stand nur 3 Stunden. Wer zu spät kam, hatte Pech - und ärgert sich jetzt, wenn er/sie die leeren Hallen sieht, in denen geturnt, gehüpft und geschwitzt wird.
Bei der Markenvergabe wurden jeweils nur so viele Marken verteilt, daß in den Hallen auch dann nicht ein Menschlein zu viel hüpfen würde, wenn wirklich alle kommen würden, die sich für die Veranstaltung interessieren -- ein im allgemeinen Hochschulsport ausgesprochen ungewöhnlicher Zustand. Und daher bekamen dieses Jahr auch nur 150 Leute eine Marke für Veranstaltungen wie z.B. Konditionsgymnastik oder Zirkelgymnastik. Damit aber wirklich nur durch Karte und Marke autorisierte Leute in den Genuß des akademischen Sports kommen, hat die Institutsleitung TürsteherInnen organisiert, die vor der Halle eine Ausweiskontrolle durchführen. Wer keine Marke hat, kommt auch nicht rein. Weil aber der allgemeine Hochschulsport keine Pflichtveranstaltungen kennt, kommen viele Leute nur alle zwei Wochen mal, oder sie merken, daß ihr WiHi doch ein wenig zu kraftbetont übt und kommen gar nicht mehr -- oder wie auch immer. Oft genug werden zu den Veranstaltungen nur noch 60 oder 70 Menschen vorgelassen, und das, obwohl vor der Tür in einer langen Schlange InteressentInnen warten. Ärgerlich ist dies nicht nur für diese, sondern auch für die, die jetzt vor halbleeren Hallen vorturnen und sehen müssen, wie Ressourcen ungenutzt bleiben.
Das Sportangebot ist durch diese Maßnahmen erheblich reduziert worden: Viele Sportbegeisterte haben dieses Semester keinen Platz in einer Veranstaltung gefunden. Insbesondere Angestellte der Universität dürften ohne Plätze ausgegangen sein: wer feste Arbeitszeiten hat, kann sich nicht mal eben fünf Stunden lang anstellen. Hinzu kommen Kürzungen im Schwimmangebot (man konnte zu bestimmten Zeiten kostenlos im Schwimmbad des Bundesleistungszentrums schwimmen), da das Bad ausgerechnet während der Vorlesungszeit renoviert wird. Zwar gab es ein begrenztes Kontingent an Karten für andere Bäder, doch waren die sehr schnell weg - wer eine ergattern konnte, kann sich glücklich schätzen.
Insgesamt kann man nach Schätzungen von Kennern der Situation davon ausgehen, daß der Umfang des Angebots de facto durch Wegfall oder Teilnahmebeschränkungen um bis zu 75% gekürzt wurde.
Übrigens halten wir Gerüchte, wonach die TürsteherInnen Scheine für eine Veranstaltung des Grundstudium in Sportwissenschaft bekommen, für unglaubwürdig. Dafür werden die TürsteherInnen auf WiHi-Basis bezahlt -- mit diesem Geld hätte mensch mühelos weitere Vernstaltungen finanzieren können, die die Überbelegung in sinnvollerer Weise reduziert hätten.
Gut: So pragmatische Lösungen sind an der Uni -- und schon gar nicht im Sportinstitut, das im Ruf steht, den allgemeinen Hochschulsport für eine recht sekundäre Geschichte zu halten -- nicht zu erwarten. Dennoch wird in vergleichbaren Fällen, sogar in manchen Fällen der Studienplatzvergabe, immer eine Überbelegung um die "Bröckelrate" vorgenommen. Warum denkt im Sportinstitut niemand daran? Da stellt sich dringend die Frage, wie sekundär der allgemeine Hochschulsport im Sportinstitut eigentlich ist.
Adi, Demi, Kirsten
Auf dem Programm stehen neuere Filme iranischer Exil-RegisseurInnen. Die Filme sind teils in persischer Sprache mit deutschen und englischen Untertiteln, teils synchronisiert. Einige der Regisseure, deren Werke gezeigt werden, werden anwesend sein und mit dem Publikum über ihre Werke und die Problematik des Filmemachens im Exil sprechen.
Das Festival stellt eine einmalige (auch bundesweit muß mensch lang suchen, um was Vergleichbares zu finden -- ein Blick in den Karlstorbahnhof lohnt, d.S.) Gelegenheit dar, eine in den meisten Kinos wie auch im Fernsehen vernachlässigte Gruppe neuerer iranischer Filme (entstanden ab 1988) kennenzulernen.
Das Festival findet am 23. und 24.11.96 im Kulturzentrum Karlstorbahnhof statt. Beginn ist am Samstag um 14 Uhr.
Das Programm ist zu umfangreich, um es hier zu drucken; unter HD-978917 gibts dazu Auskünfte.
Veranstalter: Iranisches Kulturzentrum und kommunales Kino Heidelberg.
nezitoN ehcsitilopluhcshcoh snetsriK
Neue EmpfindsamkeitEr wolle deshalb den Studierenden keine Rückmeldung über ihre im Seminar gehaltenen Referate geben, weil die heutigen Studierenden so sensibel im Vergleich zu früher seien. So ein Professor eines sozial-wissenschaftlichen Instituts, Mitglied einer Studienkommission. Wir fragen uns: und warum hat er es früher nicht gemacht?
Kirsten
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Um das Jahr 1800 waren Vagantinnen - umherziehende Frauen - keine Seltenheit. Sie lebten mit ihren Familien am Rande der Städte oder in den Wäldern. Ihren Lebensunterhalt verdienten sie als fahrende Händlerinnen, als Handwerkerinnen, auf Jahrmärkten, durch Betteln - oder auch durch Diebstahl.
Sie waren ein unstetes Element der Gesellschaft des 19.Jahrhunderts. Und sie machten Angst, denn sie waren in keine Kopf- oder Stadtgemeinschaft eingeordnet, sie unterlagen keiner Kontrolle. Für die meisten waren sie Fremde - sie galten als Kriminelle, Diebinnen und arbeitsscheues Gesindel. Sie lebten am Rande des sozialen Gefüges oder fielen ganz aus ihm heraus.
Die Hintergründe für diesen Lebenswandel sind vielfältig. Manche Frauen wurden dazu gezwungen, manche zogen das freie Leben bewußt vor. Andere hatten sich einfach dran gewöhnt, weil sie in einer unherziehenden Familie geboren wurden und kein anderes Leben kannten. Wieder andere verwehrte die Gesellschaft die Rückkehr in die sogenannten geordneten Verhältnisse.
Zu Beginn des 19.Jahrhunderts hatten etwa 10% der Bevölkerung keinen festen Wohnsitz. Auf die heutige Zeit und Heidelberg übertragen, würde das bedeuten, daß z.B. die gesamte Wohnbevölkerung Neuenheims als Wohnsitzlose am Heidelberger Stadtrand und in der näheren Umgebung unherziehen würde. (Wohnbevölkerung HDs am 30.6.96: 131.796; Wohnbevölkerung Neuenheims: 13.294). Obwohl die Zahl der Wohnsitzlosen in unserem Jahrhundert deutlich geringer ist - bundesweit 1,25%, in Heidelberg: 0,5% -, gibt es eine deutlich steigende Tendenz. Auch die Lebensbedingungen haben sich deutlich verändert. Aber haben sie sich auch wirklich verbessert?
Wohnsitzlosigkeit wird heute als soziales Problem erkannt und es gibt vielfältige Hilfsangebote. Der steigende Anteil von Frauen ohne Wohnung - in Heidelberg sind es inzwischen 8,5%, bundesweit geht man von rund 15% aus - verlangt nach neuen Konzepten, denn Frauen nehmen die traditionellen Hilfen seltener wahr. Weder die seit einiger Zeit angebotenen Schlafplätze speziell für Frauen in den Übernachtungsheimen, noch die Wärmstuben finden bei ihnen Anklang. Neue Konzepte müßten die frauenspezifischen Aspekte stärker berücksichtigen: Frauen flüchten aus Gewaltverhältnissen, vor sexuellem Mißbrauch - und finden diese Strukturen "auf der Straße" erneut vor. Strukturelle oder handfeste Gewalt in der Clique, das Einlassen auf eine Beziehung mit einem Mann, um für ein paar Nächte ein Bett zu haben, die Diffamierung als "versoffene Schlampe und Hure" - wohnsitzlose Frauen stehen damals wie heute am untersten Ende der Gesellschaft.
Petra Nellen wird in einem Vortrag die Verbindung zwischen den Vagantinnen um 1800 und den wohnsitzlosen Frauen der Gegenwart herstellen. Wohnsitzlosigkeit ist weder ein "nur-historisches" Thema, das mit dem Sozialstaat ad acta gelegt werden konnte, noch ein Übergangsphänomen aktueller Modernisierungsprozesse. Wohnungslosigkeit ist ein strukturelles Problem moderner Gesellschaften, die problematisch verlaufende Biographien nicht mehr auffangen können. Der historische Vergleich zeigt, daß die zunehmende Vereinzelung die Situation für Frauen verschärft. Die Flucht aus bestehenden Gewaltverhältnissen endet in weiteren Gewaltverhältnissen, denen sie jedoch aufgrund ihre isolierten Position als Frau weit mehr noch als die Männer ausgesetzt sind.
Durch die Betrachtung historischer Verhältnisse soll ein neuer, anderer Zugang zur Gegenwart und Zukunft hergestellt werden. Dieses Vorgehen ist übrigens auch Progamm eines Buches, das Petra Nellen gemeinsam mit anderen Autorinnen im Auftrag der Stadt Heidelberg herausgegeben hat. ("Die Vergangenheit ist die Schwester der Zukunft. 800 Jahre Frauengeschichte in Heidelberg")
nezitoN ehcsitilopluhcshcoh snetsriK
100 DM für eine gute Sache - IIAuch Professoren und Professorinnen können jetzt für eine gute Sache, die der Universität zugute kommt, zahlen: sie können 100,-DM zu einer Anzeige in FAZ und Stuttgarter Zeitung beisteuern, in der darauf hingewiesen wird, was die Universitäten dank der Leistungen ihrer Professoren und deren Mitarbeiter in den letzten Jahren geleistet haben. Wie wäre es mit einer Ergänzungsanzeige, wonach in den letzten Jahren auch die Studierenden - trotz schlechter Bedingungen wie z.B. schlechter Lehrbücher - viel geleistet haben - oder 200,-DM direkt an die Universität?
Kirsten
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Ganzheitlich engagiert informativ lebendig
Offene Gemeindeabende der aESG
Die offenen Gemeindeabende der autonomen evangelischen Studigemeinde sind -- mensch ahnt es -- offen, d.h. jedeR ist willkommen, und zwar jeden Sonntag um 20 Uhr in der Fischergasse 2 in der Nähe der alten Brücke.
Themen in der nächsten Zeit:
24.11. Theater, Theater... -- ein Mini-Workshop Improtheater
1.12. Video und Vortrag über die Situation der kurdischen Flüchtlinge in der Westtürkei -- im Rahmen des Semesterschwerpunkts "KurdInnen und wir"
8.12. Vortrag über die Situation der KurdInnen in der BRD
15.12. amnesty-Aktion zugunsten verfolgter SchriftstellerInnen
12.1 Israel-Abend mit Diavortrag
19.1 Knast-AK zur Situation im Faulen Pelz
Kontakt: Dominik (HD-781684) oder Heiko (HD-189980)
"Widersprüche über Widersprüche, die die Staatsanwaltschaft, wenn sie ein bißchen Grips im Kopf gehabt hätte, ermitteln und daraus die Konsequenzen hätte ziehen können" (Beate Klarsfeld)
Mit diesen doch etwas beschönigenden Worten, die der Lübecker Staatsanwaltschaft allenfalls Inkompetenz, jedoch kein politisches Kalkül unterstellen, charakterisiert Beate Klarsfeld, Mitglied der Internationalen Untersuchungskommision (IUK) zum Brandanschlag auf die Lübecker Flüchtlingsunterkunft, die staatlichen "Ermittlungen". Zur Erinnerung: Am frühen Morgen des 18.Januar 1996 fielen 10 Menschen einem Brandanschlag in einer Lübecker Flüchtlingsunterkunft zum Opfer. 9 Menschen kamen in den Flammen und dem Rauch ums Leben, ein weiterer Flüchtling, Sylvio Amoussou, war allen Ermittlungen zufolge bereits tot, " als der Brand sich auch in der Nähe seines Körpers ausbreitete" (Ergebnis eines gerichtsmedizinischen Gutachtens). Seine Leiche war mit einem dünnen Draht umwunden.
Die in der Folgezeit eingeleiteten Ermittlungen sind ein Paradebeispiel für rassistische Ermittlungen, die getreu deutscher Politik die Opfer zu Tätern stempelt, ungeachtet aller Widersprüche. Bereits kurze Zeit nach dem Brand wird der 20-jährige Libanese Safwan Eid festgenommen, der mit seiner gesamten Familie in der Unterkunft gelebt hat. Die einzige ihn belastende Aussage stammt von dem am Brandort eingesetzten Rettungssanitäter Jens Leonhardt, dem Safwan gestanden haben soll, den Brand gelegt zu haben. Doch Leonhardt verzettelt sich immer wieder in Widersprüche. Nachdem er zuerst ausgesagt hatte, Safwan hätte sein "Geständnis" auf der Fahrt in einem mit verzweifelten Menschen überfüllten Bus auf dem Weg ins Krankenhaus abgelegt, soll dies bei späterer Aussage bereits am Brandort geschehen sein. Außerdem liefert Leonhardt bereits in den ersten Tagen mindestens drei sich widersprechende Aussagen über das Motiv Safwans. Weiterhin gibt es stichhaltige Hinweise von Kontakten Leonhardts zur rechtsextremen Szene und besonders auch zu den zuerst festgenommenen Grevesmühlenern Maik Wotenow, Dirk Techentien, Heiko Patynowski und Rene Burmeister, die sich z.T. damit rühmen "..auch in Rostock dabei" gewesen zu sein.
Als wahre Meisterleistung können die Bemühungen der Staatsanwaltschaft bezeichnet werden, die kurze Zeit nach Ausbruch des Brandes am Brandort kontrollierten Grevesmühlener von jedem Verdacht freizusprechen. Obwohl drei von ihnen Brandspuren in Form von versengten Haaren bzw Augenbrauen haben, die nach gerichtsmedizinischen Ermittlungen eindeutig aus der Brandnacht stammen, glauben die deutschfreundlichen Ermittler den folgenden Aussagen. Maik W. will 4 (!) Tage zuvor zusammen mit Dirk T. einen Hund mit Haarspray besprüht und angezündet haben, Rene B. berichtet, er habe beim Abzapfen von Benzin für sein Mofa mit dem Feuerzeug nachgeschaut, ob alles seine Richtigkeit habe, worauf sich eine Stichflamme entwickelt habe, und Dirk T. will sich seine Versengungen beim Anzünden eines Ofens geholt haben.
Weitere Konstrukte der Staatsanwaltschaft lassen sich auch nicht weiter aufrecht erhalten. Von den angeblichen Streitigkeiten unter den HausbewohnerInnen, die Safwan zum Legen des Brandes veranlaßt haben sollen, wissen die HausbewohnerInnen im Gegensatz zur Staatsanwaltschaft nichts. Außerdem soll Safwan im ersten Stock des Hauses Benzin vor eine Tür gegossen und angezündet haben. Das Benzin soll dann die Treppe heruntergelaufen sein und den Brand verbreitet haben. Dazu läßt sich sagen, daß sich an der Stelle des angeblichen Brandherdes gar keine Tür befunden hat, und das Benzin eine Steigung von 13 cm überwinden mußte, um die Treppe herunterfließen zu können. Außerdem ist das Bodenbrett auf dem der Brand gelegen worden sein soll, verschwunden und es wurden auch keine Benzinspuren in der Nähe gefunden. Der von der Verteidigung Safwans beauftragte renommierte Brandgutachter Ernst Achilles widerlegt in seinem Gutachten die staatsanwaltlichen Darstellungen und geht von einem Brandherd im Vorbau des Gebäudes aus, was sich auch mit den Aussagen der HausbewohnerInnen deckt.
Die in dem vorhergehenden angesprochenen Widersprüche stellen nur einen geringen Teil der gelinde ausgedrückt "Ungereimtheiten" in den Ermittlungen zur Brandursache dar. Auf weitere Einzelheiten wird von dem Autor Wolf-Dieter Vogel in dem am 4.12. um 20 Uhr stattfindenden Vortrag in der Neuen Uni eingegangen werden. Vogel ist Redakteur bei der "jungen Welt" und Autor des Buches "Der Lübecker Brandanschlag - Fakten, Fragen, Parallelen zu einem Justizskandal".
Wer trotz allem noch an die uneingeschränkte Rechtsstaatlichkeit glaubt, der/die sei mit dem folgenden in seiner Meinung bestärkt. Gegen Maik W. und Dirk T., die sich ihre Versengungen zumindest teilweise beim Verbrennen eines Hundes zugezogen haben wollen, wurde ein Verfahren eingeleitet - wegen Tierquälerei!
Quellen:
- "Der Lübecker Brandanschlag- Fakten Fragen, Parallelen zu einem Justizskandal" Hrsg. Wolf-Dieter Vogel, Elefanten Press 19.90 DM
- div. Ausgaben von "Konkret", "Der Rechte Rand", "Antifaschistisches Infoblatt" und die "junge Welt"
22.11. AZ 21.00h Solidaritätsdisco für die Antifa Schwarze Lilie
23.11. AZ 22.00h 80er Pop-Solidaritätsdisco für die Anti-Repressionsgruppe der Autonomen Antifa HD
26.11. Max und Moritz MA 19.30h Zur Strategie der PDS: Veränderung beginnt mit Opposition und/oder Regierungsbeteiligung, Referent: Andre Brie
27.11. Forum der Jugend MA 20.30h 'Kampagne Daimler-Minen-stoppen' Teil 3
28.11. Karlstorbahnhof 19.00h 'Entlang der Tragödie' Vortrag und Film zu Flüchtlingsschicksalen
28.11. AZ 21.00h FrauenLesbenfete im Keller
29.11. AZ 21.00h Solidaritätsdisco für die Antifa Pänguin (Punk, Indie, HC, 80er Pop)
30.11. AZ 23.59h 'Kampf der Giganten'-Miternachtsdisse: VEB vs. Manische Weststadt (Punk, X-Over vs. Schlager, Volxmusik)
Verantwortlich für diese Seite: Antifa-AK
Mittwoch, den 20.11 (Buß-und Bettag)
19.30, Hörsaal des Histor.Sem., Neue Uni, Südflügel, Grabengasse 3-5: Dr.H.Heppner (Uni Graz): Der habsburgische Vielvölkerstaat Modell oder gescheitertes Experiment?
19.30, Griech. Taverne (Bergbahn): AGJG/ PDS-Hochschulgruppe. Thema Rassismus.
20.00 s.t. Peterskirche, gegenüber UB: Ökumenischer Universitätsgottesdienst
Donnerstag, den 21.11
18.00, KSG (Kath.Stud.Gem. Neckarstaden 32): Das Requiem von W.A.Mozart. Theologisch-liturgisch-musikalische Einführung mit anschließender CD-Wiedergabe
20.00, DAI, Sophienstr.12: Lesung: Andrej Jendrusch: Federmenschen. Jiddische Erzählungen und Gedichte über Feuervögel, Luftreisen, Unglücksraben und gestürzte Engel. Jendrusch liest aus der ersten Anthologie jiddischer Literatur in deutscher Sprache der letzten Jahrzehnte. Die Anthologie umfaßt Texte der letzten drei Generationen, geboren zwischen 1880 und 1960 ausnahmslos in Osteuropa.
20.00, Kino im Feld, INF 684, "Goldfinger"
Freitag, den 22.11.
18:00-21:00 und Samstag 23.11. von 9:00-18:00, AOK-Seminar zum Thema "Prüfung" genauer Motivations- und Konzentrationsstärkung, Kampf dem Vergessen, Lerntechniken, Abbau von Prüfungsängsten, ... , kostet schlappe 150 Mark, für AOK-Versicherte sogar garnix (ja, und so entstehen Finanzierungslöcher! d.S.), Anmeldung HD / 529-444
Samstag, den 23.11
Stadthalle HD, 10.00-18.00: "Wir sind wieder wer - Beiträge zur Neuorientierung deutscher Außenpolitik". Tagung der GPÖ (Gesellschaft für polit. Ökologie, Rieckestr.26, 70190 Stuttgart), Eintritt: 40,-/25,-.
ab 10.30, Cafeteria der ESG (Ev.Stud.Gemeinde, Plöck 66): Internationales Frühstück, wöchentliches Angebot von KSG (Kath.Stud.Gem.) und ESG für alle Interessierten
Montag, den 25.11
19.00: Treffen der GEW-Studierendengruppe, EWS, Akademiestr.3, Café Giesela
Mittwoch, den 27.11
19.30: LitOff (Literaturoffensive): Stadtbücherei: Vorstellung der 5.Heidelberger Anthologie ”Elemente”. Eintritt: 6.-/4,-.
19.30, Hörsaal des Histor.Sem., Neue Uni, Südflügel, Grabengasse 3-5: PD Dr. A.Sterbling (Bundeswehruni Hamburg): Sozialstruktur und ethnische Differenzierung in Südosteuropa
20.00, Hochschule für Kirchenmusik, Hildastr.8 (Weststadt): "mit hojbn di hent" - Revolution und messianische Sehnsucht in jüdischen Liedern. Daniel Kempin singt jüdische Arbeiterlieder und und begleitet sich auf der Gitarre. Eintritt: 12,-/8,-.
Donnerstag, den 28.11
Sitzung des Verwaltungsrats der Uni HD: 14.00, ZUV (nichtöffentlich)
Samstag, den 30.11
10.00-16.00, KSG (Kath.Stud.Gemeinde, Neckarstaden 32): Studium in Heidelberg und dann? Eine Veranstaltung für ausländische Studierende zum Thema Reintegration. Was kann ich tun, um den Kontakt zur Heimat nicht zu verlieren und um später einen angemessenen Arbeitsplatz zu finden? Vor allem um diese Frage geht es bei dieser Veranstaltung von KSG und ESG (Ev.Stud. Gemeinde). Eingeladen sind kompetente Vertreter verschiedener Institutionen, die Initiativen, Programme und Kontakte zum besseren Lebens- und Berufseinstieg im Heimatland vorstellen und aufzeigen, wie man dabei am besten vorgeht. Erfahrungsberichte von Studierenden und die Vorstellung von studentischen Inititiativen gehören genauso zu diesem Tag wie das internationale Frühstück (gibt es übrigens jeden Samstag!!) und das gemeinsame Mittagessen in der Mensa
Mittwoch, den 4.12
19.30, Hörsaal des Histor.Sem., Neue Uni, Südflügel, Grabengasse 3-5: Prof.Dr.A.Zub (Uni Jassy, Rumänien): Nationalitätenprobleme und ethnische Gruppen im Rumä-nien der Zwischenkriegszeit
Donnerstag, den 5.12
20.00, Kino im Feld, INF 684, "Don Camillo und Peppone"
Fr, 06.12.
AOK (die Versicherung nicht die Band, d.S.) -Bewerbungstraining für Studierende, Kursgebühr 120 DM (entspricht 1,2 Semestern! d.S.), für AOK-Versicherte frei, Anmeldung: HD / 52 98 01