Inhalt

Editorial

Wahlen stehen an: Europawahlen und Uniwahlen, kurz hintereinander am 13. und 15.Juni. Wahlen sind so eine Sache - wer fragt sich nicht, was es eigentlich bringt, ein Kreuz zu machen. Gerade bei den Europa- und Uniwahlen bekommt man ja kaum mit, was da eigentlich passiert.

Zu den den Uniwahlen wiederholt der Unimut an dieser Stelle seinen alljährlichen Aufruf, zu den Wahlen zu gehen und bitte 1.) lieb die Fachschaften zu wählen, es aber 2.) dabei nicht zu belassen, sondern danach auch öfter mal bei der Fachschaft vorbeizuschauen und dort Einfluß darauf zu nehmen, was die Studis in den Gremien so machen! Gebt eure Stimme nicht nur ab, verdammt nochmal, macht Gebrauch von ihr: auf jeder Fachschaftssitzung könnt ihr euch einbringen! So leicht habt ihr es bei der Europawahl nicht - aber es gibt ja wohl Parteien, die dafür eintreten, die Beteiligung vor Ort zu erhöhen. Dann treten demnächst die EU-KommissarInnen evtl. früher zurück oder werden gar nicht erst gewählt. Das Europaparlament entscheidet übrigens auch über die Höhe der Mittel für EU-Auslandsstipendien (Erasmus, Leonardo oder wie die derzeit heißen...). Auslandsaufenthalte sind, verraten uns die neuesten Erhebungen des Studentenwerks, eine immer wichtigere Schlüsselqualifikation - und bevor der Euro nicht mehr rollt - geht wählen!

Von den Uniwahlen vermuten Teile der Redaktion übrigens, daß sie ohnehin bald abgeschafft werden: denn zu wählen gibt´s da bald nix mehr - aber solange es noch was bringt: geht wählen!

Damenwahl oder Herrenwahl ist die Frage beim Sommerball des Rektors und Frau Siebkes. Der Spaß kostet für Studierende 40 DM und findet statt im Schwetzinger Schloß am 25.Juni, 19.00. Karten gibt es in diversen Dekanaten, notfalls über das Rektorat (wählt: 542315/16), festliche Kleidung ist übrigens erwünscht. Wählt das richtige!

die Red


Menschenrechtsallee im Marstall

Am 29. Mai wurde im Marstallhof die Allee der Bürger- und Menschenrechte von Marie Luise Porth, Sprecherin der Ladenburger amnesty international-Gruppe, und dem heidelberger Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Dietrich Harth eröffnet. Letzterer hat die von der Ladenburger ai-Gruppe ins Leben gerufene Darstellung der Geschichte der Menschenrechte nach Heidelberg geholt.

Die Allee der Bürger- und Menschenrechte beschreibt eine Geschichte der Entwicklung von Zivilgesellschaft und der rechtlichen Sicherung menschlicher Freiheit und Würde von der Römerzeit bis heute. Nachvollzogen wird diese Entwicklung mit 29 Tafeln in chronologischer Reihenfolge, die auf einige der wichtigsten Stationen - wie das Mailänder Toleranzedikt aus dem Jahre 313, die Bill of Rights von 1776 oder den internationalen Pakt über die bürgerlichen und politischen Rechte von 1966 - eingehen.

In Ladenburg wurde die Allee 1998 vor dem Hintergrund des 1900jährigen Stadtjubiläums und der fünfzigsten Jährung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen aufgestellt. Die ai-Gruppe wollte dadurch einen nachdenklichen Kontrapunkt zu Festen und Blasmusik setzen. Die Entwicklung wird deshalb zum Teil mit dem Bezugspunkt Ladenburg dargestellt, was jedoch der Anschaulichkeit zugute kommt.

In Ladenburg stand die Allee - dort waren die Schilder tatsächlich in Form einer zweizeiligen Allee aufgestellt - 13 Monate vor der alten Stadtmauer Ladenburgs, wo sie gut frequentiert war. Ein Grund sie sieben Monate länger als geplant stehen zu lassen. Ermöglicht wurde dies durch die großzügige Unterstützung der Stadt Ladenburg und anderer Spender.

Marie Luise Porth stellt in ihrer Rede das Wegsehen als Mitschuld an Menschrechtsver-letzungen heraus. Die Verletzung von Menschenrechten seien keine innere Angelegenheit. Zusammen mit einer Aussage von Kofi Anan, daß die

Menschrechtsverletzungen von heute die Konflikte von morgen seien, bündelte sie dies zur Forderung nach einer Verpflichtung zur Einmischung der Staaten bei Menschenrechtsverletzungen.

Eine Art weltweites Frühwarnsystem für aufkeimende Konflikte ist eine Forderung, die von vielerlei Seite erhoben wird. Die Umsetzung scheitert bislang jedoch am Willen der Nationalstaaten, die der UN die dazu notwendigen Mittel in die Hand geben müßten.

Weniger Unterstützung für die Menschenrechtsallee als in Ladenburg fand leider bislang Prof. Harth in Heidelberg. Spenden gab es bislang von der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte und der Landeszentrale für politische Bildung, deren Leiter Lüdemann die Allee eine "wunderschöne Sache" nannte. Nach einem langwierigen Kampf im Institutionendschungel - u.a. wurde eine "Gestattungsgebühr" verlangt - sieht sich Herr Harth nun wohl genötigt "erstmal vorzustrecken". Wer für die Kostendeckung der Allee spenden möchte kann dies auf folgendes Konto tun: Dietrich Harth, Postbank Karlsruhe, KN: 1493-756, BLZ: 66010075.

In seiner Eröffnungsrede erinnerte Prof. Harth daran, daß im Marstall 1962 schon einmal die Freiheitsrechte im Zentrum standen. Damals fand eine große Demonstration gegen den massiven Angriff des damaligen Finanzministers Strauß auf die Pressefreiheit (Spiegelaffäre) statt. Das zeigt, daß die Bürger- und Menschenrechte nach wie vor und überall des Schutzes und der Aufmerksamkeit der BürgerInnen bedürfen.

Kai


Der Diskurs

Wem nützt's?

Über 70 Tage Nato-Bombardement auf Jugoslawien - und es soll vielleicht noch schlimmer kommen: Der Einsatz von Bodentruppen wird von fast allen PolitikerInnen so ungewöhnlich heftig abgestritten, dass mensch schon wieder glauben könnte, es komme demnächst zum Einmarsch auch deutscher SoldatInnen in den Kosovo. Derweil lacht in den USA die Presse schon über Clinton, der drei Wochen lang gesagt hat "I confirm that ground troops are excluded" und in der vierten Woche mit "I again confirme that ground troops are not excluded" seine Absichten bekräftigte. Wer glaubte, dass die UNiMUT-Redaktion (Hallo! Wir suchen immer noch dringend Leute, die alle zwei Wochen den UNiMUT machen, wie wärs mit Dir? d.S.) eine gemeinsame Ansicht zum Krieg in Jugoslawien formulieren könnte, irrt gar sehr. Ungern geglaubte Meinungsdifferenzen spalten die Köpfe und einiges von dem, was im UNiMUT abgedruckt wurde, war simpifizierende Polemik (wobei der UNiMUT ungachtet dessen Polemik an sich dennoch sehr schätzt, d.S.), des weiteren Satire, die den Ernst des Geschehens nur ungenügend reflektieren kann, einige leichte Anspielungen auf das Tagesgeschehen im Editorial, aber dennoch auch ein informativer Artikel über den verbrecherischen Einsatz radioaktiver Munition seitens der US-Truppen (vgl. UNiMUT 169 vom 5.5.99). Hinter den Kulissen lief aber auch noch etwas anderes in der Redaktion: Zwei Redakteure "bombardierten" sich jeweils gegenseitig per email mit einer provokativen Frage, auf die dann dennoch mit der nötigen Sorgfalt und mit möglichst wenig Zynismus geantwortet wurde. Da bisher noch wenige, für alle zufriedenstellende Positionen zum Krieg in Jugoslawien erarbeitet wurden, entschloss sich die UNiMUT-Redaktion kurzerhand, die beiden Fragen inklusive der jeweiligen Stellungnahmen abzudrucken. Wir sehen das ausdrücklich als Standpunkte einer offenen Diskussion und wünschen uns, dass die/der LeserIn seine/ihre eigene Position überdenkt bzw. zum Mitdiskutieren angeregt wird. Auf der letzten Seite sind genügend Veranstaltungstermine angegeben, bei denen eine öffentliche Diskussion möglich ist (naja, Podiumsveranstaltungen mit PolitikerInnen sind natürlich im wesentlichen Selbstinszenierung und keineswegs demokratisch, d.S.), LeserInnenbriefe sind herzlich willkommen und werden auch abgedruckt, solange sie keine rassistischen und faschistischen Positionen verherrlichen und schliesslich gibt es uniintern die "Uni-Platform gegen den Krieg", die sich jeweils dienstags um 20 Uhr im ZFB, Lauerstr. 1 trifft.

[Image: Wem hat das Bomben geholfen ... ?]

Wievielen Kosovo-AlbanerInnen hat das Bomben bisher geholfen?

Tja, das kommt eben auf den Zeithorizont an, den mensch betrachtet. Wievielen bisher, kann ich nicht beurteilen, da es darüber keine wirklichen Informationen gibt, sondern mensch nur spekulieren kann (was wäre gewesen, wenn nicht..?). Wenn mensch die Frage so stellt wie Du und damit die Antwort schon impliziert, klar dann kann mensch nur antworten: die Offensive der Serben wurde verstärkt wg. Eile und weil nach den gescheiterten Verhandlungen nicht mehr die kleinste Anstrengung nötig war um den Schein der Kompromissbereitschaft aufrecht zu erhalten (! und nicht wg. besserer Rechtfertigung. Vor wem sollte sich Milosevic denn rechtfertigen müssen? Vor seinem Volk sicherlich nicht.) und insofern sind im betrachteten Zeitabschnitt wahrscheinlich mehr AlbanerInnen gestorben als ohne NATO-Angriffe.

Die Frage so zu stellen, wie Du es tust, wird aber der Komplexität der Geschichte nicht gerecht. Es gibt eben auch ein nachher. Im übrigen kotzt es mich massivst an, wenn Leute (in diesem Fall Du) obwohl sie Zugriff auf differenzierte Informationen (auch wenn sie diesen aus scheuklappentechnischen Gründen nicht nutzen; könnte ja das Weltbild in's Wanken bringen) und auch sicherlich (gerade in Deinem Fall) die geistigen Fähigkeiten haben, diese zu verarbeiten und die diskursiven Strukturen von eben solchen "ich stell Dir ne Frage, bei der Du mir einfach Recht geben musst"-Aktionen zu peilen. Das dient weder der "Wahrheitsfindung" noch ist es redlich. Es ist vor eben so einem ernsthaften Hintergrund schlicht zynisch (ansonsten lass ich mich schon mal gern auf Diskussionen mit falschen Annahmen ein, weil's am meisten Spass macht, Leuten innerhalb ihres Systems Widersprüche aufzuzeigen). Also, um's noch mal klar zu machen: Das NATO-Bombardement ist sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss und dass mensch diese Strategie verwendet hat, hängt sicherlich auch damit zusammen, dass mensch auch das permanente Konfliktpotential "Milosevic" seiner militärischen Macht berauben will (was ich für alles andere als verwerflich halte). Die Handlungsalternativen zur Kombination von Luftangriffen und politischem Druck (von mittlerweile allen Seiten) sind doch aber klar: - mensch kann Bodentruppen einsetzen, was für die Kosovo-AlbanerInnen zunächst auch nix bringt, weil bis die da wären, würde es noch mindestens drei Wochen dauern. Die möglichen weitergehenden Folgen (die Du in DIESEM Fall seltsamer Weise deutlich vor Augen hast, gelle?!) weiss ich nicht abzuschätzen, jedenfalls sprechen einige Leute, die sich damit zumindest auskennen sollten, von grossen Eskalationsgefahren.

Dein Plan: mensch kann den Angriff der NATO stoppen und mit Milosevic verhandeln. Dabei ist klar, das Milosevic SEINEN Angriff nicht stoppen wird, sondern die restlichen Kosovo-AlbanerInnen auch noch vertreiben und meucheln wird (es gibt genügend Augenzeugenberichte von Massener-schiessungen; aber wahrscheinlich haben die, nachdem sie Tage oder Wochen vor den Serben geflohen sind, sich das aus purer Bosheit aus den Fingern gesaugt). Danach steht Milosevic erst mal im Kosovo fest, von Scharmützeln mit der UCK, die sicherlich nicht so schnell aufhören, da die UCK immer wieder junge Albaner rekrutiert, abgesehen. Wir verhandeln dann weiter. Und zwar worüber und v.a. mit wem? Warum sollte Milosevic, nachdem er den Kosovo erobert und "ethnisch gesäubert" hat, überhaupt weiter verhandeln? Es gibt keinen Grund mehr Zeit zu schinden. Und dass das der massgebliche Verhandlungsgrund war, sieht mensch deutlich, wenn mensch die bisherige Kosovo-Politik von Milosevic und sein bisheriges Verhalten bei Verhandlungen betrachtet.

Gut, möglicherweise würde er irgendwann verhandeln wollen, um etwaige Handelssanktionen loszuwerden, aber Du kannst doch wohl nicht allen Ernstes annehmen, dass er dann darüber verhandeln würde, die AlbanerInnen zurückkehren zu lassen und sie gleichberechtigt neben den SerbInnen leben zu lassen? Der selbe Typ, der das Apartheidsregime im Kosovo eingerichtet hat! Der Outcome der ganzen Geschichte wäre ein rein serbischer Kosovo, ein destabilisiertes Makedonien, bei dem die diffizile Balance zwischen MakedonInnen und AlbanerInnen aus den Gleichgewicht geraten würde, ein ebenfalls völlig überfordertes Albanien und ein überfordertes Montenegro. Und last but definitely not least ein immens gestärkter Milosevic. Im Inland wäre er der Superheld, der der ganzen Welt getrotzt hat (und mit ihm das serbische Volk, das ja seit Menschen Gedenken immer heldenhaft gegen den Rest der Welt gekämpft hat) und die extrem nationalistischen Strömungen in Serbien wären auf absehbare Zeit massgeblich für das Parteienspektrum. Weiterhin wäre Montenegro geschwächt, und nun verrate mir doch mal, was sollte Milosevic davon abhalten, nach der Erfahrung mit genügend Kaltblütigkeit und Menschenverachtung alles bekommen zu können, seine (schon vorhandenen!) Bestrebungen Montenegro ebenfalls besser unter die Belgrader Knute zu bekommen, noch zu verstärken? Und weiterhin, glaubst Du tatsächlich, dass die UCK den Kosovo so einfach aufgeben würde? Es würde einen dauerhaften und blutigen Kleinkrieg geben und ich glaube nicht, dass Milosevic davor zurückschrecken

würde, UCK-Lager in Makedonien und Albanien anzugreifen.

Zynisch gesagt: Macht ja aber nix, wir können ja dann mit ihm verhandeln und wenn das alles nix hilft, schicken wir ein paar SozialpädagogInnen runter, die werden ihn schon zur Vernunft bringen.

[Image: Bist Du immer noch ... ?]

Bist Du immer noch dafür, Milosevic den Kosovo zu überlassen und die AlbanerInnen für vogelfrei zu erklären?

Meine Frage war: Wievielen Kosovo-AlbanerInnen hat das Bomben bisher geholfen? Du antwortetest damals, dass das Leid der KosovarInnen vergrössert wurde "und insofern sind im betrachteten Zeitabschnitt wahrscheinlich mehr AlbanerInnen gestorben als ohne NATO-Angriffe". Danach kam eine rechtfertigende Argumentation, die in ihrer Tendenz die UCK als Opfer darstellt und Milosevic als den grossen Schlächter. Zum Glück hast Du keinen direkten Vergleich zum Dritten Reich gezogen, wie das heute so beliebt ist, und worauf ich relativ allergisch reagiere (und seit Wochen die jüdischen Organisationen auch die Bundesregierung immer wieder darauf hinweisen). Prof. Wilms sagte auf einer Info-Veranstaltung in der PH, dass nicht jedes Stadion, welches Scharping gesehen hat, auch gleich ein KZ ist. Auch die OSZE-BeobachterInnen (!) konnten bestätigen, dass vor dem Bombardement keine "ethnischen Säuberungen" im Kosovo stattgefunden haben. Die 300000-fache Vertreibung der Krajina-SerbInnen bereitete der Nato damals keine Probleme.

Unsere Informationslage ist sehr sehr schlecht! Die BefürworterInnen des NATO-Bombardements "brauchen" Vertreibungsberichte, die Fans vom Milo brauchen "normale" Bilder, bzw. Bilder, in denen die UCK Verbrechen begeht. Ich denke, dass die Lage dort von hier aus sehr schwierig einzuschätzen ist, und ich nehme an, dass die "Wahrheit" wohl irgendwo dazwischen liegt... Ich bin keinesfalls"Relativierer" der Taten Milosevic, aber die bewusste (und mittlerweile auch zugegebene) Falschinformation des immergrinsenden Natosprechers Shea muss mensch auch mal sehen (die Nato gab mittlerweile zu, dass sie beim Bombardement der chinesischen Botschaft mit dem "Falschen Kartenmaterial" gelogen hat, u.a.). Menschrechte sind den Herren in Washington/Moskau/Paris/London/Belgrad (und nach einigen Jahren Mitspielens auch in Bonn/Berlin) sowas von scheissegal (ich brauche hier wohl nicht die "vergessenen" Massaker in der Osttürkei, Syrien, Algerien, Afghanistan, Sudan, Nigeria, Angola, Kolumbien, Birma oder Indonesien etc. erwähnen), dass ich denen gar nix glaube. Bei meiner Kritik/Position bekommen alle was ab. Es gibt für mich aber auch sehr viele offene Fragen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Vertreibung nicht nach dem Motto "Du Kosovare/In, Du weggehen!" abläuft (daher sollte mensch auch nicht die KosovarInnen mit den Juden/Jüdinnen gleichsetzen, obwohl das einige z.T. unterschwellig tun), sondern gewissen taktischen Überlegungen folgt (die mir noch unklar sind). Keinesfalls sind die KosovarInnen "vogelfrei", d.h. sie werden einfach abgeschossen! Ich befürchte vielmehr, dass da z.T. alte Rechnungen beglichen werden, z.T aber auch militärische Überlegungen mit reinspielen ("Widerstandsnester zerstören"). Die UCK ist um einige Masstäbe schwächer, als die reguläre yugoslavische Armee, also ist sie (die UCK) gezwungen, kleine, gemeine, hinterhältige Nadelstiche zu führen. Darauf reagiert jede reguläre Armee mit Rundumschlägen, d.h ist ein Dorf verdächtig "Terroristen" ("Freischärler", "Freiheitskämpfer") zu beherbergen oder mit ihnen zu sympathisieren, wird das Dorf eventuell ganz vertrieben. Mensch muss da ziemlich "praktisch" denken (klingt schlimm, ich weiss), aber das ist doch auch so, dass der Trotha (= bildlich die reguläre Armee) genau dorthin fährt und Druck ausübt, wo der Widerstand gegen ihn und das neue Universtitätsgesetz am grössten ist (z.B. gegen die Unterschriftenliste der Profs bei der Fakultätssitzung von Orientalistik und Altertumswissenschaft letzte Woche).

Mensch muss sich immer wieder fragen, worum es eigentlich geht. Ich will nur mal einen Punkt nennen: Die UCK will ein von Restyugoslavien VOLLKOMMEN losgelöster Staat werden, möglichst in einem vereinten Grossalbanien. Restyugoslavien will seine staatliche Integrität behalten (ein lächerlicher Witz, angesichts dessen, was sie schon "verloren" haben), das wurde auch jetzt neulich wieder sichtbar, als sie zwar einer UN-Armee im Kosovo zustimmen wollten, aber nur unter der Bedingung, dass an den GRENZEN des Kosovo (zu Albanien, Bulgarien etc.) weiterhin reguläre Soldaten stehen. Im Falle des Balkans stehe ich vereinfachend gesagt auf der Seite der "Zusammenhalter" (würde ich nicht bei jedem Staat), was rein garnix mit den innerstaatlichen RECHTEN der einzelnen Regionen (Voivodina, Kosovo, Methochien) zu tun hat, ich meine da besonders Bildungspolitik, Polizei, Kultur, Wirtschaftsförderung, etc. Aber die Sprache nach Aussen (= Aussenpolitik) sollte zumindest auf dem Balkan eine gemeinsame bleiben und auch die vorhergennanten Bereiche sollten in einem auszudiskutierenden grösseren (föderalen?) Rahmen bleiben (z.B. halte ich es sehr wohl für sinnvoll, ALLEN Menschen dort beide Alphabete etc. beizubringen). Die Umsetzung des Dayton-Vertrags in Bosnien-Herzegovina (mit den drei Teilrepubliken) zeigt mir (aber vielleicht nicht allen), dass z.B. in der sehr wichtigen Bildungspolitik Klein-staaterei langfristig nur zu mehr Problemen führt als diejenigen Probleme, die da sind, wenn ein "gemeinsamer" Staat existierte.

Das Nato-Bombardement war schon länger geplant, das kann mensch aus den Entscheidungen im letzten Jahr bei der Nato ablesen (z.B. im letzten Oktober stimmte die gerade neugewählte Regierung einem miliärischen Eingreifen in Yugoslavien bei einer Natositzung grundsätzlich zu), schiesslich kann die Zustimmung der einzelnen Mitgliedsländer mit den verschiedenen Stufen nicht in drei Tagen erlangt werden. Auch jedeR MilitärangehörigE kann Dir bestätigen, dass ein solcher Krieg logistisch nicht in drei Tagen auf die Beine zu stellen ist. Das Kurzbombardement als Bestrafung der SerbInnen damals im Juni 1995 ist hingegen relativ schnell zu organsieren. Also: es war schon länger geplant, dort militärisch einzugreifen. Das wusste auch Milosevic, schliesslich sind die Beschlüsse der Nato (absichtlich) öffentlich und die militärischen Vorbereitungen blieben ihm nicht verborgen. (Nebenbei: Hast Du mal auf die amerikanischen Kasernen in der Nähe vom Mediamarkt in Heidelberg geschaut? Dort standen viele Kolonnen von Hummer-Militärfahrzeugen schon fertig beschriftet mit den UN-Signien für Yugoslavien, seit kurzen sind sie weg. Mein Verdacht ist, dass in wenigen Wochen Bodentruppen in den Kosovo einmarschieren werden). Ich denke, dass der Milosevic sich ebenso auf den Krieg vorbereitet hat und neuere Informationen weisen auch darauf hin, dass "die serbischen Militäraktionen" (andere nennen es Genozid, Massaker, ethnischen Säuberungen) vorher nicht nennenswert stattfanden, aber doch z.T. geplant waren. Er wusste also, dass wenn ein grösserer Militärschlag losgeht, es die beste Zeit ist, sich unliebsamer Personen zu entledigen, aber nochmal: Ich denke nicht, dass es eine "ethnische Säuberung" ist, die da stattfindet. Ich sehe es mehr als eine Unterdrückung von SeparatistInnen (die zum Teil berechtigte Forderungen haben, aber eben nur zum Teil). Leider wurde auf beiden Seiten (Milosevic und NATO/UCK) nur die Waffenlösung vorangetrieben. Die meisten Menschen aber vor Ort, wollen sicher ein friedliches Zusammenleben dort, und das wird auch das grosse Dilemma werden: Die albanischen KosovarInnen sollen zurück (was ich auch unbedingt unterstütze), aber der Hass sitzt jetzt so richtig tief. Und dass die 10% "Serbischen KosovarInnen" (die Zahlenangaben zu den 26 verschiedenen Ethnien im Kosovo differieren sehr stark) aus dem Kosovo vertrieben werden, kann doch auch nicht Dein Wunsch sein!?!

Um auf Deine ursprüngliche Frage zurückzukommen: "Immer noch dafür, Milosevic den Kosovo zu überlassen und die AlbanerInnen für vogelfrei zu erklären?" Nein! ÜBERlassen ist der falsche Ausdruck, ich würde es aber in einem Voivodina-Serbien-Kosovo-Methochien-Gesammtstaat (Föderation) Belassen, die wenigen Rohstoffe und die ärmliche Landstruktur würden den Menschen im Kosovo keine selbständige Prosperität ermöglichen. Die AlbanerInnen sind als ganzes sicher nicht VOGELFREI, die werden ganz gezielt getötet/vertrieben (wie ich oben ausführte). Ich war vom Anfang an nicht für diese Variante mit Bombardement, aber wenn Du mich jetzt fragst, was ich vorschlagen würde, was diese Nato/Milosevic-Kriegstreiber tun sollen, dann würde ich vorschlagen, dass sie jetzt das Bombardement SOFORT befristet einstellen (und UCK-Aktionen durch ihre amerikanischen UCK-Verbindungsoffiziere stoppen lassen), um dem Milo eine Möglichkeit zu geben, seine Truppen zurückzuziehen (aber nicht vollständig). Dann müssen Verhandlungen aufgenommen werden, wie die Vertriebenen zurückkehren sollen und welche Bedingungen für beide Seiten akzeptabel sind. Sodann sollte eine internationale Schutztruppe einziehen, die sehr wenige Bundeswehr- und US-SoldatInnen enthält, um zum einen die SerbInnen nicht unnötig zu reizen und zum anderen wirtschaftliche Interessen dieser Länder zurückzudrängen. Sollten sowohl Milosevics Truppen als auch die UCK ihre kriegerischen Auseinandersetzungen nicht stoppen, wird im letzen (wirklich letzten!) ausweglosen Fall GEZIELT und etwas länger vorher angekündigt, bombardiert, z.B. grosse Kasernenanlagen (keine Brücken, Karftwerke, Krankenhäuser, Botschaften, Strassen, etc.). Mehr kann ich diesen MilitaristInnen auch nicht raten.

Kai u. Paul


BA/MA's-Ersatzkasse

Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg scheint mal wieder zur Hochform aufzulaufen. Nachdem sie sich dort das famose neue Universitätsgesetz haben einfallen lassen, gibt es jetzt als nächsten Streich ein Eckwertepapier zur Genehmigung von Bachelor und Masterstudiengängen. Zu finden ist dieses Papier unter http://www.uni-heidelberg.de/stud/fsk/referate/hopoko/BaMaGesetz.html.

Spannend an diesem Papier ist, das es mit der Absicht verfaßt wurde, daß der Bachelor (BA) der Regelabschluß an den Hochschulen wird. Der BA ist dann auch der erste berufsqualifizierende Abschluß an der Uni. Wer weiter einen Master (MA) machen will, muß einen besonders guten Bachelor haben. Das ganze paßt prima zu den Orientierungsprüfungen nach dem zweiten Semester. Es scheint die Absicht des Ministeriums zu sein, die Studierenden mit dauernden Prüfungen auf Trab zu halten. Wenn die meisten Studierenden auch mit dem BA fertig sind hat man auch was für die Verkürzung von Studienzeiten getan. Trotha scheint sich jetzt ganz auf die Schlagworte "Internationalisierung, Studienzeitverkürzung, mehr Praxis und mehr Autonomie für die Hochschulen" reduzieren zu wollen, wenigstens baut ihm sein Ministerium in letzter Zeit lauter Gesetze, in dem diese Schlagwörter vorkommen (Phrasendreschen hilft auf die Dauer, leider... d.S.). Sie machen sich ja auch gut, nur leider ist dann alles furchtbar undurchdacht. Und ähnlich wie im Universitätsgesetz (UG) steht hier auch nur was von mehr Autonomie für die Hochschulen auf dem Papier, das Ergebnis ist ein anderes. Laut Papier ist es den Hochschulen freigestellt, ob sie nun einen Diplom- oder Magisterstudiengang anbieten oder einen Studiengang mit den Abschlüssen BA/MA. Nur leider kann man am Beispiel des Instituts für Übersetzen und Dolmetschen (IÜD) aufzeigen, daß das Ministerium auch keine Probleme hat soviel Druck auszuüben, daß BA/MA's auch wirklich nach ihrem Willen eingeführt werden. Ein Tipp für alle, die das ändern wollen, indem sie im Ministerium anheuern: Mit einem BA-Studium von drei Jahren kommt Ihr nicht in den höheren Dienst. Wie oben erwähnt soll es beim BA-Studiengang natürlich auch mehr Praxisnähe geben, was nur gerade bei den Geisteswissenschaften schwierig ist, da dort mit einem Abschluß ein sehr weites Berufsfeld abgedeckt wird. Auch die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen die im Gesetz gefordert werden, sehen auf den ersten Blick gut aus, aber die Frage ist, ob die Universität das bewältigen kann, wo immer weiter gestrichen wird, und ob sie es überhaupt machen soll.

Generell bleibt die Frage auch unbeantwortet, was man mit einem BA-Abschluß machen soll. Kann man noch von einem wissenschaftlichen Studium reden, wenn es am Ende keine Abschlußarbeit gibt. Man kann auch mit einem Bachelor von drei Jahren nicht in den höheren Dienst, wie bereits oben erwähnt, nur weis die Wirtschaft (die ja dann den Rest der Leute nehmen soll) was sie sich da einhandelt. Auf den ersten Blick ist es vielleicht interessant, mit einem BA-Abschluß bekommt man sicher weniger Geld, aber man ist mit dem Abschluß nicht voll ausgebildet. Wenn man es mit dem anglo-amerikanischen Raum vergleicht (von wo auch wohl das ganze Model abgeschrieben ist), so werden die BA-AbsolventInnen in den Firmen noch zu Ende ausgebildet, der BA zeigt nur die generelle Befähigung.

Leider ist das nicht der einzige neue Unfug aus dem Ministerium, man hat sich dort in den Kopf gesetzt auch noch die Hochschulen zu evaluieren. Schwachsinnigerweise soll dafür sogar extra eine neue Behörde geschaffen werden, in der das Ministerium wieder das Sagen hat. Ich komme langsam zu dem Ergebnis, daß es das Ziel des Ministeriums ist, die Unis selbst zu übernehmen und die Studis alle loszuwerden.

Weitere Infos unter http://www.uni-heidelberg.de/stud/fsk/referate/hopoko/BaMaGesetz.html

Nick


Geld oder Leben?!

Am Mittwoch, den 26. Mai 99, zog die Karawane 'Geld oder Leben?!' durch Mannheim. Diese Karawane machte sich Ende Mai von Basel aus auf den Weg nach Köln, um bereits im Vorfeld des EU und des G8-Gipfels in Köln eine Gegenöffentlichkeit in einigen Städten zu schaffen und um dann pünktlich zur Demo des linksradikalen Bündnisses am 3.6. in Köln anzukommen. Auf der Station der Bauwagenkarawane in Mannheim waren wir bei der Begrüssung der Karawane dabei und haben sie ein kleines Stück des harten Weges begleitet. Der vergnügte Zug startete mit 8 Bauwagen, Trucks und Traktoren und ca. 150 TeilnehmerInnen auf Fahrrädern, Skateboards, Inlineskates und zu Fuß am Wasserturm bei strahlendem Sonnenschein und führte zunächst auf den Paradeplatz, wo für die Dauer von einer halben Stunde eine Wagenburg errichtet wurde und eine Kundgebung abgehalten wurde unter Beteiligung der FAZ (FAZ= Für Andere Zustände! nicht zu verwechseln mit einer gleichlautenden Abkürzung, die eher für konträre Inhalte steht). Die Kundgebungsrede mahnte die ZuhörerInnen nicht aus den Augen zu verlieren, daß der sich vermehrende Wohlstand von Teilen der industrialisierten Welt auf Kosten der Mehrheit der Weltbevölkerung erpresst wird. Und daß auf dem EUG und WWG sich im wesentlichen Gedanken darüber gemacht werden, wie die augenblicklich herrschenden ungerechten Verhältnisse aufrechterhalten werden können. Die Beendigung der kriegerischen Luftangriffe auf Menschen und deren Erwerbsgrundlagen in Yugoslavien (die bereits eine Kostprobe der Neuen Weltordnung darstellen) wurde ebenfalls gefordert. Einzele zivile und uniformierte Polizeikräfte nahmen das Informationsangebot an und verfolgten die Kundgebung von nahe. Die Mehrheit blieb jedoch lieber in gebührlichem Abstand trotz der ausgelassenen Stimmung auf dem Paradeplatz. Innerhalb der Wagenburg störten leider mehrere zivile ErmittlerInnen die Kundgebung durch indiskretes und penetrantes Videofilmen der Karawane und ihrer Gäste auf der Kundgebung. In bester Laune setzte der Zug dann seine Fahrt durch die Neckarstadt fort bis zum Etappenziel am selbstverwalteten Jugendzentrum (JUZ). Einziger Anstosspunkt der Demo waren mehrere MotorradpolizistInnen, die rowdihaft auf Gehwegen (!) den Demozug überholten und teilweise auch innerhalb des Zuges mitfuhren, - was zu einer fahrtechnischen Herausforderung für die MotorradfahrerInnen wurde, die auf unachtsam querfahrende SkaterInnen oder plötzliche Bremsmanöver von Fahrrädern natürlich Rücksicht nahmen. Nach dieser wunderbaren anarchistischen Übung bezog die Karawane dann Nachtquartier im Innenhof des JUZ. Mit einer feinen VoKü und viel guter handgemachter Musik wurde bis tief in die Nacht gefeiert und diskutiert - für ein paar Momente glückliche Menschen! (doch ist so ein Leben etwas wert, wenn es nicht mal dem 'shareholder value' nutzt — "Geld oder Leben!" sagten die Banditen und zogen die Schlinge zu.)

Moritz, Britta und Maxl


28.5. -- 20.6. Köln: Widerstands-Camp

während und zwischen den Gipfeln. Bündnis Köln 99 sowie W.I.R. Frankfurt,Tel: 069-774670

3.6. -- 4.6. Köln: EU-Gipfeltreffen (stürmen)

3.6.- 6.6. Köln: EU-Gegenkongreß von LIRA

mit bisher 7 Foren: Ökonomie, Antirassismus/Migration, EU-Imperialismus, Antifaschismus, Repression, Ökologie & neue Technologien, Patriarchat & Bevölkerungspolitik

17./18. 6. Köln: Alternativkonferenz zum G7/8 Gipfel; Bündnis Köln 99

17.6. Köln: Kampagne Kein Mensch ist illegal -- Forum der "Illegalen"

18.6. Welt & Köln: J18-Global Action Day

Reclaim the Streets! Internationaler Aktionstag zum WWG mit Börsen-Blokaden und was euch so einfällt. Reclaim the Streets, London: Tel +44-171-281 46 21; http://www.gn.apc.org/rts/

18.6. -- 20.6. Köln: G7/8

19.6. Köln: Demo zum Weltwirtschaftsgipfel

Büdnis Köln 99, LIRA

Achtung:

Nach bisherigen Aussagen sollen die Gipfel bürgernah und ohne medienwirksame Polizeieinsätze gegen DemonstrantInnen ablaufen. Repressionsmassnahmen sollen bereits an den Abreiseorten der Anti-Gipfel-AktivistInnen in Form massiver Kontrollen durchgeführt werden. Unerwünschte BesucherInnen sollen dadurch von Köln ferngehalten werden, so daß sich die hässlichen Szenen nicht unter den Augen der Weltpresse in Köln abspielen. Kümmert euch also um EA-Strukturen an den Abreiseorten!


Vor und nach der Novelle: Studentische Mitbestimmung

§§ 3 (3), 95 (1), 18 (3), 25 (5) UG

Wie für viele andere Bereiche soll das geplante Universitätsgesetz (UG) auch im Bereich der studentischen Mitbestimmung neue Regelungen bringen. Da am 15. Juni die Wahlen zu den existierenden Unigremien stattfinden, nimmt der Unimut beides gerne zum Anlaß, die bestehenden Möglichkeiten studentischer Mitwirkung in Unigremien sowie die geplanten Änderungen vorzustellen und mit einem dezenten Aufruf, doch am 15. Juni wählen zu gehen, zu verbinden. Auf den bereits häufiger kritisierten Hochschulrat wollen wir an dieser Stelle gar nicht weiter eingehen, den dürfen wir ja eh nicht wählen!

Mitbestimmung heute...

Das baden-württembergische Hochschulrecht kennt keine studentische Vertretung, es kennt nur studentische Mitglieder in den Gremien: je drei Studierende in den Fakultätsräten und dem kleinen Senat, vier Studierende in den Studienkommissionen, sieben Studierende im Großen Senat und ein studentisches Mitglied im Verwaltungsrat. Darüberhinaus gibt es in den meisten Ausschüssen und Kommissionen ein studentisches Mitglied.

Die studentischen Mitglieder der beiden Senaten und die stellvertretenden studentischen Mitglieder des Großen Senats bilden auch einen Ausschuß, den sogenannten Allgemeinen Studierendenausschuß "AStA" (§18(3) UG). Die studentischen Mitglieder jeden Fakultätsrats und ihre StellvertreterInnen bilden einen beratenden Ausschuß ihres Fakultätsrats, Das UG nennt diese Ausschüsse "Fachschaften" (§ 25(5) UG). Sie haben jedoch außer dem Namen nichts mit den Fachschaften auf Fachbereichsebene, die ihr aus dem Unialltag kennt, gemeinsam. Alle UG-Fachschaften zusammen bilden zudem noch den sogenannten "Fachschaftsrat", zu dem beratend die Mitglieder des "AStA" hinzukommen.

Die genannten Ausschüsse können sich mit Behinderten, Sport, Musik, fakultätsbezogenen Studienangelegenheiten, geistigen Belangen oder überregionaler studentischer Zusammenarbeit - was auch immer das sein mag - befassen; Hochschulpolitisch kann es nicht sein, denn Hochschulpolitik fällt nicht in ihren Befassungsbereich (vgl. §§ 3(3), 95(1), 18(3), 25(5) UG).

Das, was die Fachschaften (und dies bezeichnet im folgenden immer die nicht im UG vorgesehenen Fachschaften) vor allem machen, Studienberatung und Vertretung studentischer Positionen auf Fachbereichs- und Uniebene, ist im Unigesetz nicht Aufgabe von Studierenden, geschweige denn studentischen Gremien. Eine studentische Vertretung, die im Namen der Studierenden Stellung nehmen darf oder eigenständig Entscheidungen treffen und handeln darf, gibt es nicht. Sollte beispielsweise der "AStA" Beschlüsse fassen, werden diese vom ^Rektor vollzogen (§18(3) UG).

Dies ist in allen anderen Bundesländern außer Bayern nicht so: dort nämlich bezeichnet "AStA" eine im Studierendenparlament (StuPa) gewählte "Regierung", die namens der Studierenden - kontrolliert vom StuPa - Erklärungen abgibt, Maßnahmen ergreift und Gelder ausgibt; das StuPa wird übrigens direkt von den Studierenden gewählt. Die Bezeichnung "AStA" für den vom Rektor abhängigen Studierendenausschuß ist daher bewuß irreführend gewählt, um das Fehlen einer Studierendenvertretung nicht für alle so offensichtlich zu machen ("Wir haben doch einen AStA - warum fordern Sie seit Jahren einen" - ist sinngemäß einer der Lieblingsaussprüche einiger Rektoren und Minister). Auch viele Studierende in Heidelberg erkundigen sich oft nach einem AStA und denken dabei an eine Studierendenvertretung und nicht einen Beratungsausschuß für das Musikprogramm von Jahresfeiern oder dergleichen.

Doch es gibt sie trotzdem, die Studierendenvertretungen in Baden-Württemberg: als sozusagen informelle Studierendenvertretungen (unabhängige Fachschaften, Fachschaftsräte und/oder unabhängige Studierendenausschüsse (U-Asten) etc.). Da es sie offziell nicht gibt, gibt es zwar Institutsleiter, die Gespräche mit einer de jure nicht existenten Fachschaft verweigern, aber in die meisten Fachschaften werden in ihren Fachbereichen toleriert.

In Heidelberg zum Beispiel ist es in einigen Fachbereichen üblich, die unabhängige Fachschaft an Entscheidungen zu beteiligen. Auch bei der Wahl studentischer Mitglieder in Kommissionen wird oft -- obwohl gesetzlich nur beim Verwaltungsrat gefordert - den studentischen Gremienmitgliedern de facto ein Vorschlagsrecht gewährt. Allerdings gibt es auch Kommissionen, deren studentische Mitglieder weder von Studiernden vorgeschlagen noch gewählt werden. Offizieller Vertreter der Studierenden nach Außen ist der Rektor.

Gerade die Studierendenvertretungen auf Fachbereichsebene sind wichtig, denn im UG ist gar keine Mitwirkung der Studierenden auf dieser Ebene vorgesehen. Studentische Mitbestimmung nach dem UG setzt erst auf der Fakultätseben an - in Gestalt der drei studentischen Mitglieder im Fakultätsrat. Faßt eine Fakultät sechs oder vierzehn Fächer zusammenfaßt, haben diese entsprechend viel zu tun und der Erfolg ihrer Arbeit hängt davon ab, wie ihnen aus den Fachbereichen zugearbeitet wird: Ein noch so engagierter Politologie kann einfach im Fakultätsrat von sich aus nicht so viel zur Prüfungsordnung Musikwissenschaft sagen. Profs geht es zwar ähnlich, aber da jedes Fach professoral vertreten ist, kann man im Zweifelsfall gucken, wie der Kollege oder die Kollegin vom betroffenen Fach stimmt...

Etwas besser ist die Situation an den Fakultäten, an denen nur ein Fach studiert wird: im Fakultätsrat der Fakultät für Chemie oder Biologie sitzen auf jeden Fall Bio- oder Chemiestudierende, hier können sogar verschiedende Studiengänge von den studentischen VertreterInnen abgedeckt werden (Lehramt, Diplom, Magister). In den Studienkommissionen sitzen vier Studierende, auch sie müssen sich ggf. in sieben oder mehr Fächern und mehreren Studiengängen auskennen. Die Studienkommission berät den Fakultätsrat in Fragen der Lehre, trifft also keine eigenen Entscheidungen.

Vom Universitätsgesetz her sind nur die studentischen Gremienmitglieder und die oben genannten Ausschüsse (und nur innerhalb des ihnen thematisch gewährten Rahmens) Ansprechstelle für Lehrkörper und Verwaltung. Sie haben auch einen gewissen Einfluß auf die Verwendung von Mitteln, die für studentische Arbeit an der Uni bereit gestellt werden.

Wenn eine Institutsleitung also kein Interesse am Austausch mit Studierenden hat, findet er nicht statt, denn er kann nicht eingefordert werden. Die Handlungsspielräume der Studierenden hängen daher überall dort, wo sie nicht gesetzlich vorgesehen sind, vom Wohlwollen oder Desinteresse der professoralen EntscheidungsträgerInnen ab.

Auch in den Gremien kommt man um die Profs letztlich nicht herum, denn nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts steht ihnen die Mehrheit der Sitze im Fakultätsrat zu. Es gibt auch Abstimmungen, in denen neben einer Mehrheit des Gremiums auch eine Mehrheit der professoralen Stimmen gegeben sein muß - hiermit bringt dann auch eine "Koalition" einer Minderheit der Profs mit den anderen Mitgliedern nichts, wenn die professorale Mehrheit nicht für eine Sache ist.

... und in Zukunft

Auf den ersten Blick könnte man denken, die studentische Mitwirkung würde verbessert. Zukünftig sind neben den drei direkt gewählten Studierenden auch drei studentische Mitglieder der Studienkommission Mitglieder des Fakultätsrats. Die UG-Novelle sieht in § 25(5) UG* zudem vor, daß die studentischen Ausschüsse auf Fakultätsebene (die UG-Fachschaften) künftig hälftig aus den drei in direkten Wahlen von den Studierenden gewählten studentischen Fakultätsratsmitgliedern und zur anderen Hälfte aus den drei studentischen Mitgliedern der Studienkommission, die dann auch im Fakultätsrat sitzen, gebildet werden.

Was auf den ersten Blick wie eine Verbesserung aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als zweischneidige Sache, denn die Studienkommissionsmitglieder werden im erweiterten Fakultätsrat gewählt. Die Mehrheit in diesem Gremium aber haben die professoralen Mitglieder, d.h. die UG-Novelle erlaubt also zukünftig den Professoren und Professorinnen de facto die Hälfte der studentischen Mitglieder im Fakultätsrat und in der UG-Fachschaft zu bestimmen. Damit werden den von Studierenden in den Uniwahlen direkt gewählten Studierenden weitere nicht von Studierenden gewählte - evtl. nicht einmal von ihnen vorgeschlagene - zur Seite gestellt. Wenn die Stimmung im Fakultätsrat entsprechend ist, kann so die professorale Mehrheit unter den Studierenden im Fakultätsrat eine Polarisierung herbeiführen.

Bedenklicher ist in diesem Zusammenhang, daß gerade die von den Studierenden direkt in den Fakultätsrat gewählten Studierenden nach § 25(2), Ziffer 2, d UG* nicht Mitglied der Studienkommission sein dürfen, während drei der im erweiterten Fakultätsrat mit professoraler Mehrheit gewählten Studierenden in der Studienkommisson Fakultätsratsmitglieder sein müssen. In der Studienkommission können also nicht - wie bisher möglich - Studierende sitzen, die in den Uniwahlen (wenn auch für den Fakultätsrat) von den Studierenden gewählt wurden. Die Zwangsmitgliedschaft der Studienkommissionsmitglieder im Fakultätsrat könnte evtl. auch Studierende davon abhalten, sich in die Studienkommission wählen zu lassen, da sie die zusätzliche - und auch anders geartete - Arbeit im Fakultätsrat nicht auch noch machen wollen.

An jeder Fakultät kann es "bis zu drei" Studienkommissionen geben. Nicht geklärt wird in der Novelle, welche Studienkommission dann mit "der" Studienkommission gemeint ist - und welche Mitglieder dieser Kommission wie von wem gewählt, ernannt oder als Fakultätsratsmitglieder bestellt werden - und warum sie nicht aus verschiedenen Kommissionen kommen können. Ein logisches Problem stellt sich insofern, als der Fakultätsrat sich zum Teil selber wählt, denn der erweiterte Fakultätsrat, dem drei "studentische Mitglieder der Studienkommission" angehören, wählt diese studentischen Mitglieder der Studienkommission ja erst, obwohl sie wiederum nach §25(2) UG* bereits Mitglied des Fakultätsrats sind, also an ihrer eigenen Wahl mitgewirkt haben müßten, bevor sie sich selber wählen können...

Eine Minimalforderung wäre hier, daß an der Wahl der studentischen Studienkommissionsmitglieder nur die Studierenden im Fakultätsrat beteiligt werden; ein derartiges Verfahren ist bereits bei der Wahl des studentischen Mitglieds im Verwaltungsrats (VR) üblich: er wird im Senat, aber nur von dessen drei studentischen Mitgliedern gewählt.

Obwohl der Große Senat in der UG-Novelle abgeschafft wird, soll der "AStA" mit einigen Hilfskonstruktionen beibehalten werden, obwohl es - bleibt man mal in der Konstruktion des UG - mit dem "Fachschaftsrat" bereits eine uniweite studentische Diskussionsrunde gibt. Vermutlich will das Ministerium hier aus politischen Gründen dem Parteinachwuchs, der sich nicht in den Fachbereichen, aber dafür gerne für die uniweiten Gremien zur Wahl stellt, die Möglichkeit erhalten, an der Hochschule "Posten" inne zu haben. Wer in Zukunft zu den Wahlen zum Senat antritt, ist mit ein paar Stimmen Mitglied eines Ausschusses, der vor allem nach Außen studentische Beteiligung zu symbolisieren hat.

Was weiterhin fehlt

Weiterhin dürfen sich die studentischen Ausschüsse nicht zu Hochschulpolitik äußern. Die bestehenden §§ 3(3), 95(1), 18(3), 25(5) UG werden in dieser Frage nicht geändert. Hier zeigt sich, daß an einer Mitwirkung der Studierenden seitens des Ministeriums nur dann Interesse besteht, wenn Unannehmlichkeiten zu beseitigen sind und das Bestehende erträglich zu gestalten ist (zum Beispiel durch Konzerte oder Austausch über die Probleme behinderter oder ausländischer Studierender). Politische Forderungen nach bestimmten Veranstaltungen, Studiengängen oder Verbesserung der Lehre etc. sollen offenbar nur informell möglich sein oder vielleicht in der beratenden Studienkommission. Wenn dann auch noch die Hälfte der Studierenden im Fakultätsrat erst nach den Wahlen vom Fakultätsrat gewählt wird, kann das Interesse der Studierenden an der Politik ihrer Hochschule erst recht in Desinteresse übergehen und die oft kritisierte geringe Wahlbeteiligung an den Gremienwahlen noch weiter zurückgehen. Trotha bzw. seine NachfolgerInnen könnten sie dann in einer vierten Stufe der Hochschulreform endgültig abschaffen - zugunsten einer alleinigen Wahl im Fakultätsrat oder gleich Ernennung durch den Dekan oder Rektor.

Seit langem ist eine Beteiligung aller Gruppen insbesondere an Entscheidungen, die grundlegende Fragen der Lehre und des Studiums betreffen, überfällig. Bisher setzt die studentische Mitwirkung erst auf der Fakultätsebene ein. Um sachgerechte Entscheidungen zu gewährleisten, muß jedoch die Fach- bzw. Institutsebene gestärkt werden. Gerade bei Fragen der konkreten Gestaltung von Lehrangeboten sind Detailkenntnis und Vertrautheit mit den Abläufen gefragt, die auf der Ebene des Fachs und gerade bei Studierenden und dem Mittelbau zu finden sind.

Mit einer Reform der bestehenden Mitbestimmungsmöglichkeiten könnten Entscheidungen qualitativ verbessert werden. Durch eine Beteiligung von Studierenden, Mittelbau und allen Professoren und Professorinnen kann ein anderes und primär an Sachfragen orientiertes Klima der Diskussion erzeugt werden. Insbesondere bei der Verteilung von Mitteln für Lehraufträge und Tutorien, bei der mittel- und kurzfristigen Planung des Lehrangebots sowie bei der Diskussion um die Gestaltung der Studienbedingungen an den Seminaren und Instituten (Öffnungszeiten, Ausstattung, etc.) müssen alle oben angeführten Gruppen, bei letzteren auch die sonstigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beteiligt werden. Dies kann bereits durch die Einführung beratender Institutsbeiräte geschehen, die zu den oben genannten Themen Voten abgeben müssen, bevor es zu einer abschließenden Beschlußfassung in den zuständigen Gremien kommt.

Die Studienkommissionen könnten auf Grundlage einer derart veränderten Meinungsbildung an der Basis weitaus besser arbeiten als wenn nur - wie in der UG-Novelle vorgesehen - der Studiendekan weitere Aufgaben bekommt.

Kirsten und Vera


Es ist mal wieder soweit...

Waal-Aufruf

Am 15. Juni finden die Wahlen zu den Gremien der universitären Selbstverwaltung statt. Dies sind die Fakultätsräte sowie der Große und der kleine Senat (kurz: Senat). Diese Gremien und ihre Ausschüsse fällen alle wichtigen Entscheidungen. Gemäß einem Urteil des Verfassungsgerichts haben die ProfessorInnen in allen Gremien die absolute Mehrheit. Dennoch kann man durch gute inhaltliche Vorarbeit in betroffenen Fachschaften auch Anträge "durchbringen". Die FSK hat in den letzten Jahren durch den Rückgriff auf das Wissen und die Informationen aus den Fachschaften wertvolle Beiträge zur Gremienarbeit geleistet und damit die Wirksamkeit des FSK-Modells unter Beweis gestellt. Um dies und die damit verbundene Unabhängigkeit der Fachschaftsarbeit zu sichern, brauchen die Fachschaften eine klare Mehrheit.

Die Delegierten der Fachschaftskonferenz wollen in den Gremien Eure Interessen vertreten, die in den unabhängigen Fachschaften, der Fachschaftskonferenz oder ihren Referaten und Arbeitskreisen mit Euch erarbeitet werden. Weil der "AStA" und die offiziellen UG-Fachschaften mit ihren nach dem Unigesetz stark eingeschränkten Befugnissen keine Vertretung sind, müssen die Studierenden ihre umfassenden Ziele und Vorstellungen auf anderen Wegen und in unabhängigen Strukturen erarbeiten. Um diese unabhängigen Strukturen zu stärken und zugleich die Ergebnisse ihrer Arbeit in die Unigremien einzubringen, tritt die FSK zu den Wahlen an.

Die FSK lehnt die bestehenden gesetzlichen Regelungen in Baden-Württemberg ab und setzt sich für eine gesetzliche Neureglung ein. Sie bleibt aber nicht bei diesen Forderungen stehen, sondern praktiziert bereits jetzt Elemente dessen, was sie fordert. So zeigt sie, daß Mitbestimmung von der Fachbereichsebene an machbar ist und daß nur die Anbindung an die Fachbereiche eine effektive Gremienarbeit erlauben.

Wählt am Dienstag, 15. Juni, die FSK-Liste und nehmt Eure Mitwirkungsmöglichkeiten in den unabhängigen Fachschaften wahr!

Serie: Randgruppen an der Uni Heidelberg - 3. Folge

Professoren und studentische Nachkommen

Zur Zeit der Begründung der Universitäten - um 1400 - wurde bereits heftig darum gestritten, ob dies eine Einrichtung für Menschen oder nur für Männer werden sollte. Die Universitäten versuchten sich neben Adel und Klerus als intellektuelle Institution zu etablieren. Nach heftigen Auseinandersetzungen zwischen "intellektuellen" Frauen und Männern - nur der damalige gebildete Stand konnte sich daran beteiligen; also nur ein sehr kleiner Anteil der gesamten Bevölkerung - setzten konservative Männer nach dem Vorbild und in Zusammenarbeit mit Klerus und Adel ihre Interessen durch und grenzten alle Frauen aus Universitäten aus.

Die Argumente waren ähnlich "intellektuell" wie ihre Vertreter: Frauen seien nun einmal für die Betreuung von Mann und Kind zuständig. Ausserdem könnten Männer in Anwesenheit von Frauen keine "intellektuellen Höchstleistungen" erbringen. Einfacher gesagt: "Intellektuelle" Männer vertrieben die Hälfte der Menschheit aus einem Teil des öffentlichen Lebens und von Machtstrukturen und begründeten dies mit ihrer eigenen Triebhaftigkeit.

Es wurde und wird zwar bis heute versucht, diese Aussage der Triebhaftigkeit umzudrehen. Ob mensch glaubt, daß Männer nur unter sich und in gehobenen Machtpositionen arbeiten können, ist jeder/m selbst überlassen...

Leider haben aber noch heute Studentinnen unter diesem Männlichkeitswahn zu leiden. Nicht nur das tägliche Übersehenwerden, die dumme Anmache und sexistische Äußerungen hindern die Studentin am ungestörten Dasein. Hat frau einmal ein Kind bekommen, wird vorausgesetzt, dass sie die von ihr erwarteten Konsequenzen daraus erträgt - d. h. demütig auf Machtpositionen verzichtet, sich alleine um das Wohlergehen dieses Kindes kümmert und sich im klaren ist, daß sie zwar in der Uni auftauchen, allerdings dadurch keine noch so kleine Störung im Unibetrieb hervorrufen darf. Denn es sei nun einmal so, daß Mütter und Kinder eben in den Kindergarten und ins Haus gehörten und nicht an so ernsthafte Orte wie die Uni.

Erstaunlich ist, daß diese angeblich biologisch festgelegte Verbannung der Mutter an Heim und Kind in Teilen der Bundesrepublik Deutschland noch vor 10 Jahren nicht notwendig war. So war es in der DDR üblich, daß eine Frau mal Kinder bekommt und nach einer Pause von wenigen Monaten wieder als vollwertige Arbeitskraft dabei ist. Dort gab es sogar für jede Studentin, die während des Studiums ein Kind bekam, eineN MentorIn - also einE ProfessorIn - die sich um den weiteren Studienerfolg dieser Studentin bis zum Examen kümmerte. Leider existierte dieses Mentoring nicht nur aus Gründen der Gleichberechtigung von frau und man, sondern großenteils aus rein wirtschaftlichen Gründen. In der (ehemaligen) BRD war und ist heute dagegen die berufliche Abqualifikation einer Frau bereits mit dem ersten eigenen Kind eingeleitet und besiegelt - nicht nur durch den Zwang zur dauerhaften "Mutterliebe". Immerhin tritt eine Frau mit dem Beruf der Mutter erstmals und endgültig in die Gemeinschaft der "vollwertigen" Frauen ein. Die berufliche und finanzielle Abwertung ist auch ein typisches Zeichen einer "vollwertigen" Frau und macht sie damit zum "sozialen Goldstück" unserer Gesellschaft: sie verausgabt sich für nix und wieder nix. Teile der Gesellschaft schlagen daraus ihren Profit.

Was gibt es nun eigentlich an Unterstützung für Studentinnen mit Kind? Im Prinzip gibt es an oder bei jeder Uni eine Kindertagesstätte und/oder einen Kinderhort. Da diese Einrichtungen allerdings nicht allzu gross sind und damit die Kapazitäten deutlich eingeschränkt, ist es eine reine Glückssache, wenn für Studentinnen wirklich ausreichend Kinderhortplätze frei sind. Zu DDR-Zeiten war für jedes Kind ein Platz in einem Kinderhort in unmittelbarer Nähe der Wohnung der Eltern garantiert. Mit Ganztagsbetreuung, so es die Eltern benötigten. Heute - in der ja so fortschrittlichen BRD - ist das etwas anders: die Plätze für Kinder sind beschränkt. Ein Hort nach dem anderen schliesst aus "Geldmangel". Oft ist es nicht möglich, eine ausreichende Kinderbetreuung zu bekommen, so daß StudentInnen mit Kind nicht mehr alle Vorlesungen besuchen können. Ausserdem werden die Kosten für einen Kinderhort von Semester zu Semester immer teurer. Die Unterstützung hält sich da eher in Grenzen. Aber eine "vollwertige Mutter" hat ja gelernt zu sparen und sich zu begnügen mit dem, was ihr gegeben wird... Allein der Gedanke an eine promovierende Mutter in der eigenen Arbeitsgruppe ist ein Schreckgespenst für jedeN DurchschnittsprofessorIn.

Wie kann sich so ein Unterdrückungsmechanismus eigentlich so lange halten?: Durch die gesellschaftliche "Geschlechterarbeitsteilung" ergibt sich eine unterschiedliche "Geschlechterverantwortung". Frauen sind für eine gute Sozialisation verantwortlich. Sie springen bei menschlichem Leid ein, genauso wie sie Unterdrückten helfen: immer sanft und ohne Gewalt! Sie stellen sich auch mal der "Herausforderung" der Doppelbelastung von Studium/Arbeit und Kinderbetreuung. Natürlich kostenreduziert! Und sie sind auch mitverantwortlich für die Taten ihrer Männer, da sie diese ja immer heimlich führen und verführen. Nur so ist es möglich, daß "Mütter für den Frieden" verantwortlich zeichnen und die Konsequenzen tragen wollen für das, was Väter, Söhne, Ehegatten - also die Patriarchen der Gesellschaft - wissentlich oder absichtlich eingebrockt haben.

Frauen wehren sich heute zwar erfolgreich, wenn es darum geht, daß sie wegen ihrer fehlenden GebärUNfähigkeit in Studium, im Wissenschaftsbereich und im Beruf unerwünscht sind.

Trotzdem ist es eben auch weiterhin "richtig", daß eine mögliche Mutter eben "wirtschaftlich unrentabel" ist, was Klein- oder Mittelstandsunternehmen in den Bankerott treibt und was Großunternehmen oder die Uni in der "internationalen Konkurrenz" gefährdet.

FrauenLesben laßt euch den Verstand nicht vernebeln! Egal ob mit oder ohne Nachwuchs seid ihr immer eigenständige Personen! Es kann nicht sein, daß Alleinerziehende sich für das "Wohl der Gesellschaft" aufopfern - weder durch Verzicht auf Geld oder Zeit noch durch doppeltes Arbeitspensum! Schließlich ist es Euer eigenes Leben!

Fan. N. Tifa


Einladung zum europaweiten FrauenLesbenCamp gegen den EU-Gipfel vom 3.6 bis 6.6.99 in Köln

Ihr seid herzlich eingeladen, an unserem FrauenLesben-gegen-den-Gipfel-Camp teilzunehmen. Es gibt einen europaweiten FrauenLesben-Block auf der Demo am 3.6. und eine FrauenLesbenDemo am 5.6. gegen den Frauenabschiebeknast in Neuss

Infos:

beim FrauenLesben-Plenum c/o Infoladen Köln

Ludolf-Camphausen-Str. 36, Köln

e-mail: Infoladen.Koeln@link-lev.de (Frau Rucola)

Anna-Lena


Schulpraktikum - erste Erfahrung

Dieses Jahr absolvierten die ersten Lehramtstudierenden ein vierwöchiges verpflichtendes Schulpraktikum. Voraussetzung für die Anerkennung des Praktikums ist die Teilnahme an zwei Begleitveranstaltungen. Der Unimut dokumentiert einen Bericht einer Teilnehmerin.

Vom 22.2. bis 19.3.99 absolvierte ich mein Schulpraktikum mit den zugehörigen Begleitveranstaltungen. Das Programm sah eine ganztägige Vorbereitungsveranstaltung und eine halbtägige Nachbereitungsveranstaltung am Seminar für Hochschulpädagogik vor.

Als ich, wie alle meiner Kommilitonen im dritten Semester auf Lehramt, die Nachricht bekam, daß ich ein Schulpraktikum noch vor der Zwischenprüfung machen müßte, reagierte ich zuerst einmal ziemlich verärgert. Ich empfand es als verfrüht, ein solches Praktikum bereits im Grundstudium ableisten zu müssen und sah zuerst nicht ein, warum ich die Hälfte meiner Semesterferien opfern und an einer Schule zubringen sollte. Da aber kein Weg daran vorbei führte, wollte ich es "so schnell wie möglich" hinter mich bringen.

Anfangs war es schwierig, an Informationen zu kommen; bis auf den kleingedruckten Satz "ein 4-wöchiges Schulpraktikum für Lehramtskandidaten noch vor der ZP" sei "obligatorisch", der sich auf den Rückmeldeunterlagen für das WS 98/99 befand, gab es keine Informationen.

Endlich stieß ich im Anglistischen Seminar am Zwischenprüfungsbrett auf einen Aushang, der den Ablauf des Praktikums betraf. Dort wurde u.a. erwähnt, daß eine Vor- und Nachbereitungsveranstaltung am Seminar für Hochschulpädagogik zu besuchen sei. Für diese Veranstaltungen sowie für das Praktikum selbst müsse man sich selbst anmelden, d.h. man konnte sich die Schule selbst aussuchen.

Daraufhin meldete ich mich schriftlich zu den Begleitveranstaltungen an und bewarb mich bei 6 verschiedenen Gymnasien in meinem Heimatort Karlsruhe, darunter meiner ehemaligen Schule. Schon kurz nach meiner Bewerbung erhielt ich eine Zusage von der Direktion des Fichte-Gymnasiums mit der Nachricht, daß mich mein ehemaliger Klassenlehrer betreuen würde.

Das Vorbereitungstreffen

Die Termine für die Vor- und Nachbereitungsveranstaltung waren denkbar schlecht gelegt, da sie mitten im Semester lagen. Am 12.2. wurden an einigen Seminaren noch Klausuren geschrieben, und am 16.4. hatte der Vorlesungsbetrieb bereits wieder begonnen. Einige Leute verloren ihre Plätze in Seminaren, da sie am ersten Seminartag nicht anwesend sein konnten.

Das Programm der ersten Vorbereitungsveranstaltung am 12.2. sah zuerst eine Begrüßung in der Aula der Alten PH durch den Leiter des Seminars für Hochschulpädagogik vor. Anschließend wurde ein Film über eine exemplarische Biologiestunde in einer 5. Klasse gezeigt. Danach wurden alle Teilnehmer alphabetisch in Gruppen eingeteilt und ihren jeweiligen Seminarleitern zugewiesen. Die Stimmung unter den Teilnehmenden war recht belustigt, da sich niemand so recht vorstellen konnte, was uns eigentlich erwartete.

In den Kleingruppen zu etwa 15 Personen diskutierten wir zuerst unsere Eindrücke des Films sowie unsere unterschiedlichen Meinungen darüber, was der Lehrer hätte besser machen können. Anschließend wurden wir zum ersten Mal mit "pädagogischer Arbeit" konfrontiert. Zumindest für mich und all diejenigen, die bisher im Grundstudium noch keine erziehungswissenschaftlichen oder fachdidaktischen Scheine gemacht hatten, war dies vollkommen neu.

Unsere Seminarleiterin war vom Seminar Heilbronn bestellt worden und neben der Referendarausbildung noch in einem Fach als Studienrätin an einem Gymnasium in der Gegend um Heidelberg tätig. Zuerst "lernten wir uns kennen", indem wir alle, pädagogisch sinnvoll, im Kreis saßen und durch gegenseitiges Fragen Namensschilder erstellten. Schließlich diskutierten wir nach einigen weiteren Kennenlern- und "gruppendynamischen Lockerungsübungen" unsere Erwartungen an das Praktikum. Es zeigte sich , daß die Mehrheit das Praktikum als "reine Pflicht" ableistete, nur sehr wenige waren in einem höheren Semester und somit "freiwillig dabei".

Während der Pausen, die wir in der Cafeteria der PH verbrachten, war das Hauptgesprächsthema der Wunsch nach konkreten Hilfen zur Unterrichtsvorbereitung. Da erwartet wurde, daß wir zumindest 1 oder 2 Unterrichtsstunden selbständig halten würden, hofften wir, konkrete Informationen zu erhalten. Unsere Seminarleiterin konnte uns diese allerdings nur bedingt vermitteln; wir lernten an diesem Vorbereitungstag u.a. die verschiedenen Sozialformen kennen und diskutierten den Begriff des Unterrichts. Als Hilfsmittel zur Unterrichtsvorbereitung erhielten wir mehrere Kopien, die sich mit dem Problem des Vermittelns von Unterrichtsstoff befassten, jedoch, wie sich später im Praktikum herausstellte, wenig hilfreich waren.

Die konkreten Tips zum Praktikum beschränkten sich auf das Vermitteln einiger weniger Basiskenntnisse der Pädagogik. Allerdings ist die Frage, ob es für die Seminarleiter in dem kurzen zeitlichen Rahmen, der ihnen gesteckt war, überhaupt möglich sein konnte, mehr zu vermitteln.

Das Praktikum

Das Praktikum selbst war für mich persönlich eine erstaunlich positive Erfahrung. Nach zweiwöchigem Hospitieren in verschiedenen Klassenstufen beschränkte ich mich auf Deutsch in einer siebten und Englisch in einer achten Klasse. In jeder Klasse hielt ich je 2 Unterrichtsstunden. Zuvor hatte ich meine Planung mit dem jeweiligen Fachlehrer durchgesprochen. Nach dem Unterricht besprachen wir die Stunden und diskutierten, was man hätte anders oder auch besser machen können.

Die positive Beurteilung meines Unterrichts und die Bestätigung meiner "pädagogischen Fähigkeit" durch einen erfahrenen Lehrer gaben mir die Sicherheit, das richtige Studium mit der richtigen Abschlußperspektive zu absolvieren. Auch das Gefühl, im Lehrerzimmer "integriert" zu sein und die Möglichkeit, sich mit den übrigen Lehrern über ihre Erfahrungen und ihre Einstellung zum heutigen Lehrerberuf auszutauschen, gaben mir viele wertvolle Eindrücke und Anregungen.

Die Nachbereitung

Die Nachbereitungsveranstaltung am 16.4. dauerte nur dreieinhalb Stunden und diente v.a. dem Erfahrungsaustausch und der Reflexion. Wir wurden nach einer Begrüßung wieder in die gleichen Kleingruppen wie zuvor eingeteilt und auch von den gleichen Seminarleitern betreut.

Wir hatten fast alle ausschließlich positive Erfahrungen an der Schule gemacht und Spaß am Praktikum gefunden. Die vorherrschende Meinung war, daß ein solches Praktikum eine sehr gute Möglichkeit darstellt, die eigene Eignung überhaupt und die Studienfachwahl zu überprüfen. Ebenso waren wir uns darüber einig, daß ein erzwungenes Praxissemester, wie es jetzt durchgeführt werden soll, der vollkommen falsche Weg sei, sich im Lehrerberuf zu orientieren.

Es kann meiner Meinung nach nicht angehen, daß man direkt nach der Zwischenprüfung aus dem Studiuum gerissen wird und ohne qualifizierte Betreuung oder finazielle Absicherung ein Semester lang "unterrichtet", ohne eigentlich, wie im Referendariat, dazu ausgebildet zu sein. Dagegen stellt ein vierwöchiges Praktikum im Grundstudium nach meiner Erfahrung eine ideale Gelegenheit dar, die eigenen Fähigkeiten und die Studienwahl zu erproben.

Isabella (Deutsch und Englisch auf Lehramt)


10 Jahre Evangelische Studentengemeinde im Karl-Jaspers-Haus

Im Sommer 1989 war es endlich so weit: Die Evangelische Studentengemeinde (kurz: ESG) in Heidelberg bezog ihr neues Gemeindehaus in der Plöck 66. Da christlicher Glaube und religiöse Orientierung heute nichts Selbstverständliches sind, ist es wichtig, kritische Fragen zu stellen und zu akzeptieren, daß viele keine fertigen Antworten bereithalten. Seit einem Semester findet ein Friedensgebet von christlichen und muslimischen StudentInnen statt.

Am Samstag, dem 12. Juni feiert die ESG ihr 10jähriges Jubiläum und lädt alle Interessierten herzlich dazu ein. Das Programm des Tages sieht folgendermaßen aus:

14.00 Uhr: Begrüßung der Gäste

14.30 Uhr: Kurzvortrag I 'ESG 1989'

15.00 Uhr Kaffee und Gang durchs Haus

16.00 Uhr Gesprächskreise

18.00 Uhr Abendgottesdienst

ab 19.30 Uhr gemütliches Zusammensein

Wenn eine/r Lust und Interesse hat, sollte sie/er einfach mal vorbeischauen. Im Gemeindebüro kann mann das aktuelle Semesterprogramm erhalten, in dem auch die Arbeits- und Gesprächskreise einzeln aufgeführt sind.

Andreas Pesch


Aktiv gegen Studiengebühren

Das vor gut einem Monat gegründete Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) arbeitet fieberhaft am Aufbau seiner Internetseiten. Die bisherigne Ergebnisse findet ihr unter:

http://www.studis.de/abs/

Eigens für die Aktivitaeten des ABS wurde eine Mailingliste eingerichtet: abs-ak@studis.de

Wer sich also für das Thema Studiengebühren interessiert, ist herzlich eingeladen, sich einzutragen: Mail an majordomo@studis.de

Kein Subject/Betreff! Erste & einzige Zeile: "subscribe abs-ak". Wer 's lieber per Post machen will: Aktionsbündnis gegen Studienge-bühren (ABS), Reuterstr. 44, 53113 Bonn, Tel. 0228/2427836, Fax: 0228/214924


Neuer Lehramtsreader

Zeitgleich mit diesem Unimut wird auch die Neuauflage des Lehramtsreaders erscheinen.

Ihr erhaltet ihn ab Freitag, den 4.Juni, im Zentralen Fachschaftenbüro, Lauerstraße 1, in der Bibliothek des Erziehungswissenschaftlichen Seminars, Akademiestr. 3 und bei der Fachschaft Math-Phys, INF 305 Raum 045. Wer es lieber elektronisch will, der/die kann sich auch im Internet informieren: unter

http://www.uni-heidelberg.de/stud/fsk/aks/lehramt/reader/lreader.pdf

findet sich eine PDF-Fassung des Readers.

Auf Anregungen und Ergänzungen für die Neuauflage zum Jahr 2000 freut sich bereits jetzt der

AK Lehramt


Wusstet ihr schon...

..., daß Slobodan Milosevic geistig gestört ist? Das jedenfalls folgt aus den Worten von Patriarch Bartholomaios I. Dieser - Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie - führte in einer Ansprache vor dem griechischen Parlament aus: "Der Krieg, jeder Krieg, ist nicht das Werk vernünftiger Verantwortlicher, sondern im Gegensatz das Werk von Gestörten." Das ist schön gesagt und richtig erkannt. Leider war vom Patriarch nichts Konkretes zur Frage ob ergo auch Bill, Tony, Gerhard und Joschi geistig gestört sind, zu hören, denn darüber ist sich die Redaktion nach wie vor uneins (joo, genau! d.S.).

..., daß die CDU jetzt CDLU heißt und das für Christlich-Demokratische Legasteniker Union steht? Konsequent lautet der Wahlslogan zur Europawahl auch in infantilstem Bild-Stil "Europa muß man richtig machen!". Ja genau, und Satz muß man auch richtig machen, auch wenn's manchmal weh tun tut im Kopf, beim Denken. Aber wir kennen das ja. Wenn man da so "mitten im Leben" und mitten im Dschungel der deutschen Grammatik steht und Grammatik richtig machen will, obwohl doch am Ende nur zählt, was hinten raus kommt, daß kann schon mal in die Hose gehen. Scheiße muß man halt auch richtig machen.

..., daß die FDP an ihrer neoliberalen Geisteshaltung scheitert? Ja klar wußtet ihr das, aber das es so schnell gehen würde? Laut Schatzmeister H.O. Solms hat die Wirtschaftspartei gerade noch 150 000 Mark an verfügbarem Vermögen in der Bundeskasse. Gefordert hat die Parteispitze jetzt von der sicherlich nicht all zu armen Mitgliedschaft eine "deutlich höhere Beitragsmoral". Das ist schon sauwitzig, denn "Moral" ist ein Begriff der im neoliberalen Vokabular eigentlich nicht vorkommt. Noch witziger ist, daß das Verhalten der FDP-Mitglieder, die vergleichsweise sehr niedrigen Beiträge nicht zu bezahlen, genau dieses dümmliche und asoziale kurzfristige Nutzenmaximieren ist, wie es von der FDP gepredigt und praktiziert wird. Ein freiwilliges kollektives System, daß Engagement ohne die Sicherheit eines Engagements der anderen erfordert, ist mit Assos eben nicht zu machen.

..., daß Trotha nicht nur in den Senat gekommen ist, um seine UG-Novelle zu verteidigen, sondern auch noch im den Fakultätsrat der Fakultät für Orientalistik und Altertumswissenschaften erschien als ihm die von dessen Dekan initiierte Unterschriftenliste (vgl. letzter Unimut) bekannt geworden war?

..., daß inzwischen auch der Fakultätsrat der philosophisch-historischen Fakultät eine Erklärung gegen das UG verabschiedet hat? (Im Internet: http://www.uni-heidelberg.de/uni/aktu/novelle.htm)

..., daß das Kabinett den Anhörungsentwurf für die neue Lehramtsprüfungsordnung am 10.5. verabschiedet hat? Der Entwurf sieht u.a. vor, daß angehende LehrerInnen 4 Semesterwochenstunden Philosophie/Ethik belegen müssen. Die in Baden-Württemberg "erlaubten" Fächerkombinationen sollen im Gesetz festgeschrieben werden, ebenso soll das Schulpraxissemester fest in die Prüfungsordnung aufgenommen werden. Fragen der Paralellisierung von Lehramts- und Magisterstudiengängen wurden angesprochen, aber noch nicht gelöst. Das Ministerium denkt darüber nach, die Staatsexamensarbeit wegfallen zu lassen, allerdings stößt dies auf geschlossene Ablehnung seitens der Universitäten


Leserbrief

An die Schreiber von "Wusstet Ihr schon"/Unimut Nr. 170 vom 19.5.99, Seite 3:

Liebe Unimutschreiber,

nun ist es auch beim UNIMUT soweit: Die Geschichtsklitterung ist auch hier vorgedrungen. Aus welcher dogmatischen Ecke die Schreiber des Artikels kommen, möchte ich mir lieber nicht vorstellen. Der Vergleich Joschka Fischers mit Goebbels hinterläßt nicht nur tiefe Verwunderung, sondern verheißt auch für die Zukunft nichts Gutes. Für was Hitler und seine Kofferträger nicht alles herhalten müssen. Sogar für geschichtsrelativierende Äußerungen mittlerweile auch im UNIMUT, die eher in der rechten Presse zu erwarten wären. Bei der Überlegung, um welche Art von Humor es sich dabei wohl handlen könnte, blieb ich bei der Polemik haften, wobei Polemik etwas pointiert zuspitzt (mit Sinn), dieser Artikel jedoch lediglich Geschichtsbilder verfälscht und die Nationalsozialisten mit ihren Verbrechen verharmlost und dazu noch für ein Terrorregime Partei ergreift, indem die serbischen Nationalisten mit ihren Verbrechen ausgeblendet bleiben. Was mich darüber hinaus verwundert hat, ist, welche Motivation jemand haben könnte, der so etwas schreibt. Kann es nicht möglich sein, diese Debatte, anstatt mit Klischees und geschichtlichen Verzerrungen zu führen, mit mehr Grautönen anzureichern, d.h. diesen Krieg abzulehnen ohne zugleich mit so falschen Bildern zu hantieren? Um nicht in eine Lehrstunde in Geschichte zu verfallen, verbleibe ich mit großer Entfremdung und in Befürchtung weiterer solcher "Artikel".

Stefan

Anmerkung der Redaktion:

Stefan hat natürlich Recht, der Fischer-Göbbels-Vergleich ist in jeder Beziehung unpassend. Abstürzende Computer, die übliche Zeitnot montagnachts und die immer noch fehlenden neuen UNiMUT-RedakteurInnen liessen nicht nur eine schlecht gesetzte Seite entstehen, sondern die inhaltliche Sorgfalt beim Thema Kosovokrieg wurde gänzlich ausser Acht gelassen. Nachdem wir mit uns selbst ins Gericht gegangen sind, ist auf Seite 2 und 3 in dieser Ausgabe wieder eine ernsthafte Ausseinandersetzung mit dem Nato-Bombardement zu lesen. Wir hoffen den emanzipatorischen (also "linken") UNiMUT-Stil weiter beizubehalten, und freuen uns Stefan oder jeden anderen kritischen Menschen bald bei uns begrüssen zu dürfen; Redaktionssitzung ist im Semester jeden zweiten Sonntag/Montag im ZFB, Lauerstr.1


Theater & Diskussion zum Thema Krieg

Draußen [vor der Tür]

Samstag, 5. Juni + Vorstellungsbeginn: 20.30 Uhr + Podiumsdiskussion: ca. 22.00 Uhr

Theater ist kein Abbild der Wirklichkeit, eher schon dessen Spiegel. Aber manchmal wird die Fiktion des Theaters von der Wirklichkeit heimgesucht: Das Borchert-Projekt "Draußen [vor der Tür]" im zwinger3 ist jetzt mit der Eskalation der Kosovo-Krise ungewollt hochaktuell und brisant geworden. Für die Verantwortlichen des Theaters Grund genug, um den gärenden Fragen nach Ursachen und Auswirkungen des Krieges, der Legitimation eines NATO-Einsatz und der Rolle der Bundeswehr Raum zu geben.

Am 5. Juni findet im Anschluß an die Vorstellung "Draußen [vor der Tür]" (20.30 Uhr) im zwinger3 eine Podiumsdiskussion statt, die sich vor dem Hintergrund des Balkankrieges mit der auch in der Inszenierung thematisierten Frage auseinandersetzet: "Wie verändert Krieg den Menschen?".

Auf dem Podium werden Studierende der Universität und der Pädagogischen Hochschule sowie Schülerinnen und Schüler des Jugendrates der Stadt Heidelberg mit Abgeordneten des Bundestages diskutieren. Ihre Teilnahme haben bereits zugesagt: Angelika Köster-Loßack (Grüne), Lothar Binding (SPD) und Dr. Karl Lamers (CDU).


Auf nach Köln: Die Gipfel stürmen

Die nächsten drei Wochen wird es voll werden in Köln, denn neben dem normalen Treiben einer Großstadt werden dort mindestens drei internationale Treffen der Regierungen der Industrienationen stattfinden (EU-Gipfel, G8, ...) und 12000 PolizistInnen sind zu ihrem Schutz abkommandiert. Aber zusätzlich kommen auch alle sog. "Randgruppen". Schon am 29.5. demonstrierten ca. 30 000 Menschen gegen Erwerbslosigkeit, ungeschützte Beschäftigung, Rassismus und Krieg. Gewerkschaften aus Frankreich, Italien, Finnland, Österreich, Polen, etc. marschierten neben indischen BäuerInnen, internationalen Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen, spanischen Anarchos, SchwarzafrikanerInnen und KurdInnen.

Den meisten deutschen Gruppierung war dies wohl leider zu suspekt, denn sie glänzten außer ein paar Antifas und SozialistInnen mit Abwesenheit. Die nächste Zeit bietet aber noch genug Gelegenheit, dies zu verbessern. Vier Camps werden von mehreren interessanten Kongressen begleitet und den Höhepunkt bildet die Demo am 19.6., zu der auch aus Heidelberg mind. zwei Busse fahren (siehe oben). Dort wo es die Busfahrkarten gibt oder unter http://www.studis.de/eu-g7/ gibt es genauere Infos zu weiteren Aktionen in Köln.

Heinz


Do., 3.6.
10 Uhr; Faustrecht und Militarisierung, über die aktuelle Entwicklung deutscher und nordatlantischer Politik (Tagesseminar bis 18 Uhr), Karlstorbahnhof, Emil-Julius-Gumbel-Raum.

Sa., 5.6.

abends: Heidelberger Schlossbeleuchtung "Impressionen aus Belgrad" (FeuerwerksmeisterInnen aus Unna verstehen eben ihr Handwerk, d.S.)
So., 6.6.
11 Uhr; Frauen in der Geschichte Heidelbergs, der Weg zur weiblichen Gleichstellung in den Begegnungen mit bekannten und unbekannten Frauen Heidelbergs wird gezeigt, Treffpunkt: Löwenbrunnen, Universitätsplatz
17:15 Uhr; Vortrag v. S. Löffler: Das Theater in den Zeiten des kapitalistischen Realismus, Theater der Stadt Heidelberg, Foyer, Theaterstr. 8.
Mo., 7.6.
20 Uhr Emilius-Gumbel-Raum, Karlstorbahnhof: Zur Rolle der KurdInnen und Kurdistans in der "Neuen Welt-Ordnung". Mit Rudolf Bürgel ("Kurdistan Rundbrief") und Selim Ferat (Kurd. Inst. Für Wissenschaft und Forschung, Berlin). (Garantiert ohne Öcalan-Führerbilder, d.S.)
Mi, 9.6.
11 bis 15 Uhr: Haussmannsaal im Landtag in Stuttgart, "Haben die badenwürttembergischen Studentenwerke eine Zukunft?"Veranstaltung von Bündnis90/Die Grünen mit Dieter Salomon (Hochschulpolitischer Sprecher der Grünen), Oliver Iost (Landes-Asten-Konferenz BaWü) u.a. Anmeldung bei

thomas.gehring@gruene.landtag-bw.de">thomas.gehring@gruene.landtag-bw.de

ab ca. 15 Uhr, Senatssaal alte Uni: Fakrat Neuphil, nichtöffentlich (Profs, auch für euch!, d.S.)
20.15 Uhr: "Umavuka" -- "Bist Du gut aufgewacht?". Kongo-Zaire jenseits der Schlagzeilen. Die Referentin, Carmen Lamsfuß, hat 11 Monate in der Frauenarbeit einer baptistischen Kirche in Goma mitgewirkt. ESG, Plöck 66
20 Uhr, Kornmarkt 1, Gewölbekeller (oder Neue Uni, wir jeweils vor Ort angeschrieben sein): Zwei AntikriegsaktivistInnen aus Belgrad (!) berichten über die aktuelle Situation in Restjugoslawien. Veranstaltung des Antikriegsforum Heidelberg
20 Uhr, KHG, Neckarstaden 32: Dr. Philipp Müller, Freiburg: Die Beichte - ein vergessenes Sakrament? (Die UNiMUT-Redaktion fragt sich, ob in Zeiten globaler Telefon- und Internetüberwachung, Wanzen, IM's, die Pflichtbeichte noch zeitgemäss ist? Siehe auch http://www.heise.de/newsticker/data/ame-28.05.99-001/ d.S.)
Do., 10.6.
16 Uhr; "No pasaran, le jeu", Christian Lehmann stellt sein neuestes Buch vor, Pädagogische Hochschule, Keplerstr. 87.
19.30 Uhr, Neue Uni, HS 1: EU- und Weltwirtschaftsgipfel -- Kritische Betrachtungen. Vortrag mit anschliessender Diskussion, Roter Spitter
Fr., 11.6.
19:30 Uhr; Podiumsdiskussion (Tomaten, Eier und Farbbeutel für DummschwätzerInnen rechtzeitig einkaufen, d.S.): Mehr Arbeitsplätze - aber wie? Es kommen auch die vier Heidelberger Bundestagsabgeordneten, die alle schon einen Arbeitsplatz haben! Volkshochschule, Bergheimer Straße 76.
20 Uhr; Infoabend: Jugend gegen den Krieg in Algerien, Karlstorbahnhof, Emil-Julius-Gumbel-Raum.
Sa., 12.6.

Die ESG feiert ihr 10jähriges Jubiläum (s. Artikel) ab 14 Uhr

Di., 15.5.
9-18 Uhr, Uniwahlen
20 Uhr, Karlstorkino "Au revoir les enfants" (Louis Malle), Vorstellung des Films: Etienne Buraud
Mi., 16.6.
18 Uhr, Neue Universität, HS 5: Chancen und Alternativen für LehramtsstudentInnen mit 1. Examen, A. Baumann, Studentenwerk
19 Uhr: Alte Aula, Alte Uni, Uniplatz: Prof. Dr. Dosch (Physik): Goethes Naturforschung im Gegenlicht der exakten Naturwissenschaft
20 Uhr, ESG und KHG, Hörsaal II/Heuscheuer: "Im Namen Gottes - Christliche Politik in säkularer Gesellschaft - Farce oder Chance?", Heiner "Schimpanski" Geißler, Bundesminister a.D., Bonn. "Staatsmänner, -frauen, andere (?) PolitikerInnen, MedienzarInnen und Ajatollahs jeglicher Couleur führen den Namen Gottes im Munde oder in ihren Programmen, in Wirklichkeit aber haben sie damit nichts im Sinn (ach nee??? d.S.). Sie sind die modernen Schriftgelehrten, von denen Jesus sagt, man solle sich nicht nach ihnen richten, 'denn sie reden zwar, handeln aber nicht danach. Sie binden schwere und unerträgliche Lasten und legen sie auf die Schultern der Menschen; selber aber wollen sie keinen Finger rühren. Eine neue Welt soll es geben - durch Veränderung der bestehenden: das ist die politische Dimension der Botschaft Jesus. Sie muß daher in einen Konflikt geraten mit der jetzigen Welt."
Sa., 19.6.
7 Uhr: Abfahrt des Bus des Roten Splitters zum Weltwirtschaftsgipfel (WWG) in Köln (Demo&Aktion), Infos und Fahrkarten bei Till, Tel 300836
7:30: Abfahrt des Busses des "Dritte" Welt Ladens zum WWG nach Köln. Der Bus fährt am Heidelberger Hbf. ab. Mensch kann sich im "Dritte" Welt Laden (Heugasse 2) zur Fahrt anmelden (hin und zurück 19,-). Unter anderem soll an der Kölner Menschen-Kette für's Erlaßjahr 2000 (vgl. UM 169) teilgenommen werden.