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Priewjet euch allen,

heute beschäftigen wir uns mit interkultureller Verständigung und der dafür benötigten Sprache bzw. mit meinem Russisch-Kurs.

International verständlich war die zunehmende Verzweiflung im Gesicht unserer Profesora in den letzten drei Sitzungen vor der Klausur. Sie hatte sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Kräften bemüht, uns zum Lernen zu bewegen, uns durch Arbeitsblätter, deren Umfang linear zur Anzahl der hinter uns liegenden Sitzungen stieg, zu motivieren. Aber wir haben es eben nicht so einfach, die Sprache zu lernen, wie sie, die mit ihren Eltern vor Franco nach Russland geflüchtet war.

Wir Inostranjetzi (Ausländer, Extranjeros) sind dafür sogar nach Spanien gegangen: 1 Tschechin, 1 Portugiesin, 1 Belgierin, 2 Polen, wobei es letztere als Slaven ziemlich einfach haben, was Vokabeln und Aussprache angeht. Mir als Deutscher fallen zwar die ganzen "sch"'s nicht so schwer wie den natürlich auch im Kurs vorhandenen Spaniern, die manchmal Probleme haben, ein "b" von einem "w" zu unterscheiden, aber gegenüber Polen...

Ach ja, ich war nicht der einzige Deutsche: angefangen haben wir zu dritt, nach einem Monat ist Lisa dann nicht mehr gekommen, keiner weiß warum, ob ihr die Possessivpronomina nicht zugesagt haben? Nach Weihnachten haben wir auch Nathalie verloren, ohne ein Wort zu sagen, erschien sie nicht mehr. Jetzt frage ich mich, wie lange noch.

Doch zusammen mit Aymeric, meinem links von mir sitzenden - man vergleiche die geographischen Verhältnisse - französischen Nachbarn aus der dritten Bank, der Ausländerreihe, kämpfe ich mich tapfer durch unbekanntes Grammatik-Terrain. Er war es auch, der eine in unserem Lehrbuch auftauchende Frau namens "Brischita Bardowa" gleich als Brigitte Bardot identifizierte. So lichtet sich der Wald in Russisch also peu á peu und wir können nun mehr Augenmerk auf die Konjugations-Schlingpflanzen am Boden richten. Was bleibt ist nur der Trost, daß andere noch viel schlechter sind.

Vielleicht liegt es aber gar nicht an mir, daß es nur so schleppend mit dieser Sprache vorwärtsgeht. Ich bin motiviert und besuche interessiert den Kurs; aber jedes Mal, wenn ich Vokabeln lerne, die auf meinem Blatt in den drei Spalten Russisch, Spanisch und Deutsch stehen, was immer eine Mordsnachschlagarbeit ist, jedes Mal also, wenn ich mich diesen Listen zuwende, überfällt mich eine solche Müdigkeit, eine solche Müühhh... - und jetzt überlegt euch mal: wenn ich schon bei nur 20 Minuten Russisch-Lernen am Einpennen bin, was machen die dann in Russland, wo die das den ganzen Tag sprechen?

Kein Wunder also, denke ich mir in diesen profunden Reflexionen kurz vor dem Wegdämmern, dass Russland wirtschaftlich nicht so richtig vorankommt. Wenn schon die 3. Person Singular des Verbes "gehen", also der Grundeinheit jeglicher Bewegung und Betätigung, wenn diese Form "idiot" heißt..., na also.

Doch wir haben hoffentlich alle das Russische Roulett, auch Klausur genannt, überlebt, mit welchen Verletzungen wir davon gekommen sind, wird sich zeigen. Jetzt liegt es nicht mehr in unseren Händen.

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Spanien-Michael
FachSchaftsKonferenz
Zentrales Fachschaftenbüro - ZFB
Albert-Überle-Straße 3-5
69120 Heidelberg

Do swidanja!

PS: In unserer WG denken sich Alessandro & ich immer neue Gerichtsvariationen aus den Zutaten Reis, Eier, Tomaten, Zucchini, Frankfurter aus. Ziehen uns gegenseitig mit Werbung auf, (Alessandro): "Na, Mikael, kaufst du dir jetzt die Sandmännchen-CD?" -- (Mikael): "Klar, und dann schenke ich sie dir!" , ich "Warum kennt man von Deutschland nur Schlechtes? Hitler, Fußball..." José: "...Michael".

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