Vom 13. bis zum 16. September fand im Spiegelzelt auf dem Grundstück der Psychiatrischen Universitätsklinik der Kongress zur Eröffnung der Sammlung Prinzhorn (wir berichteten im Vorfeld und von der Eröffnung der Ausstellung zu Prinzhorn) statt. Die Sammlung selbst ist nun im ehemaligen Hörsaal der Neurologie, Voßstraße 2, für die Öffentlichkeit zugänglich. Gezeigt werden Werke von Hopitalisierten der deutschen Psychiatrien, die der Psychiater, Philosoph und Kunsthistoriker Hans Prinzhorn um die Jahrhundertwende zum vergangenen Jahrhundert in deutschen Anstalten gesammelt hat.
Im Zusammenhang mit der Eröffnung ist durch die Stadt Heidelberg ein umfangreiches Begleitprogramm organisiert worden, das sich bis zum 7. Oktober hinzieht. Es umfasst teils themenbezogene sehr interessante Veranstaltungen - hier sei insbesondere das Museum für Völkerkunde erwähnt -, teils aber auch solche, bei denen der Zudsammenhang zur Sammlung Prinzhorn in Frage steht.
Die offizielle Eröffnungsveranstaltung und der begleitende wissenschaftliche Kongress bestanden aus Ansprachen, Vorträgen und jüngeren künstlerischen Werken, die im Zusammenhang mit der Sammlung stehen. Vor allem die Eröffnung stand im Schatten der Attentate vom elften September. Dennoch wurde deutlich, dass die Auseinandersetzung mit der Sammlung Prinzhorn als Auseinandersetzung mit uns selbst als `moderne' Gesellschaft weiterhin nötig und aktuell ist.
Sie bildet auch den Hintergrund für die Kontroverse um den Standort der Sammlung. Für Berlin sprach, dass dort die Werke von Psychiatrieopfern verwaltet worden wären; für Heidelberg spricht vor allem, dass die Sammlung hier sicherlich eine größere Aufmerksamkeit durch die Öffentlichkeit erhält, genauso wie die Tatsache, dass die Sammlung mit der Institution ihrer Entstehung verbunden bleibt. Leider ist das Gebäude sehr klein, so dass immer nur eine kleine Auswahl der gesamten Sammlung gezeigt werden kann.
Die Problematik der Entsteheungsgeschichte ist besonders im ersten Teil des Kongresses behandelt worden. Von Referentinnen und Referenten mit geisteswissenschaftlichem Hintergrund wurde dargelegt, dass die Werke der Sammlung nicht die Spuren der `Krankheit' an sich tragen können. Unseres Erachtens nach sind die Werke der Sammlung zum Teil ausgezeichnete Arbeiten, die sich den Vergleich mit Arbeiten aus Kunsttherapien der Gegenwart nicht gefallen lassen müssen, wie es der letzte Teil des Kongresses nahe legt.
Was bei dem Kongress gefehlt hat, war entsprechend eine auch nur ansatzweise Infragestellung der Psychiatrie: "Als Ethnologe hat mich immer die Selbstsicherheit gewundert, mit der Mediziner auftreten", schreibt Thomas Hauschild. Dieser Verwunderung können wir uns nur anschließen. Jahrzehnte der Kritik schienen spurlos an der psychiatrischen Medizin vorüber gegangen zu sein.
Michael Enßlen & Elsbeth Kneuper