Irak, Jugoslawien, Afghanistan: Geduldig sieht der Zeitungsleser seit vielen Jahren allen Friedenskundgebungen zu. |
Nachdem am Sonntag US-Amerikanisches und Britisches Militär angefangen hat, etliche Afghanische Städte mit Brot und Bomben zu belegen und es wohl nur eine Frage der Zeit ist, bis auch "unsere Jungs" wieder Knöpfe aller Art drücken dürfen, fanden sich gestern auch in Heidelberg die üblichen Verdächtigen zusammen, um ihrem Unbehagen gegenüber dem Versuch, dem -- oder wenigstens einem -- Recht mit militärischen Mitteln Geltung zu verschaffen, Ausdruck zu verleihen.
Rund 40 Menschen versammelten sich unter recht allgemein gehaltenen Transparenten des Tenors "Gegen Gewalt, Terror und Krieg" für eine gute Stunde am "Zeitungsleser" (Ecke St. Anna-Gasse/Hauptstraße) und verlangten auf einem Flugblatt, dass die Konflikte ohne Krieg gelöst, die TäterInnen aber konsequent mit rechtsstaatlichen Mitteln verfolgt werden. Klar natürlich, dass ein Einsatz der Bundeswehr so weit "out of area" abgelehnt wurde, auch die Eskalation der Inneren Sicherheit bereitete Sorge.
Auf der anderen Seite der Hauptstraße standen derweil einige Mitglieder der der Antideutschen Gruppe Eleutheria. Sie forderten einen Krieg gegen den Antisemitismus und begrüßten den von ihr unterstellten Versuch der USA, in Afghanistan ein bürgerliches Regime zu etablieren. Der Friedenskundgebung hingegen unterstellten sie völkische Motive, was angesichts etlicher NPD-Aktionen zum Thema immerhin nicht furchtbar fern liegt. Die Motive, die die Eleutheria-Leute den FriedensfreundInnen unterstellten, waren allerdings auf der anderen Straßenseite nur schwer zu belegen.
Ein weiterer Beitrag kam vom Deutschen Mennonitischen Friedenskommittee, das in einem Flugblatt eine Mitschrift einer "Pressekonferenz eines zornigen Gottes" verteilte. In dieser stellte Gott ("oder Allah, wie die islamische Tradition ihn nennt", so das Flugblatt) klar, dass er ja schon Moses unmißverständlich angewiesen hat, niemanden und schon gar nicht in seinem Namen umzubringen. Das Flugblatt schließt mit dem göttlichen Zitat: "Ach ja, falls auch das nicht klar sein sollte: Es ist nicht Mein Wille, dass jetzt in Afghanistan oder sonstwo als Reaktion auf New York Menschen getötet werden. Ich bin nicht bereit, Meinen Willen und Mein Gebot zu ändern: Du sollst nicht töten!"
Für Menschen, die die Meinungsvielfalt weiter bereichern wollen, hier noch ein paar einschlägige Termine der nächsten Zeit:
Dieser Artikel wurde zitiert am: 31.10.2001, 17.11.2001, 12.01.2003