Für den kommenden Samstag (das ist der 27.10.) rufen die "Jungen Nationaldemokraten", die Jugendorganistation der NPD, zu einem Aufmarsch in Heidelberg auf, ganz im Trend der Zeit unter dem Motto "Globalisierung stoppten, stoppt die Weltmacht USA".
Bisher hat sich Heidelberg für Nazis als schwieriges Pflaster erwiesen -- während praktisch alle anderen Städte der Region schon Opfer der wirklich erschreckend an Zeitdokumente der frühen 30er Jahre erinnernden "Demonstrationen" der kurzgeschorenen Faschisten waren, hatten sie hier, trotz allen Burschenvorfelds, schon seit Jahrzehnten kein Glück mehr. Ihr letzter Versuch dieser Art aus dem Jahr 1998 schien ihnen wohl schon vor dessen Anfang so aussichtslos, dass sie am Ende nicht mal mit dem Marschieren anfingen.
Nun also die nächste Runde. Glücklicherweise ist die Stadt Heidelberg noch nicht ganz am Relativieren, so dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Gegendemo genehmigt ist, die Nazidemo jedoch nicht. Ob das bis Samstag so bleibt, ist jedoch unklar, da die JN den Rechtsweg auszuschöpfen versuchen. Ob aber der Aufmarsch verboten bleibt oder nicht, wichtig bleibt, die Gegendemo nicht verfizzeln zu lassen -- sicher ist, dass die Nazis zusehen, und aus der Größe der Gegendemo werden sie sich die Chancen fürs nächste Mal berechnen.
Deshalb: Kommt zur Anti-Nazi-Demo am 27.10. um 10.30 Uhr am Uniplatz. Ab 12.30 Uhr werden dann an verschiedenen Stellen Kundgebungen stattfinden. Es kann als wahrscheinlich gelten, dass Menschen versuchen werden, den Aufmarsch auch dann zu verhindern, wenn er schließlich doch noch genehmigt werden wird -- dass das klappen kann, konnte mensch am 1. Mai in Mannheim sehen. Der Brennpunkt dieser Sorte von Aktion dürfte wohl der Bahnhof werden, da Gerüchte im Augenblick wissen wollen, dass die Polizei die Nazis so oder so nicht weit aus der Bahnhofsgegend weglaufen lassen will.
Nachtrag (26.10.2001): Das Verwaltungsgericht Karlsruhe hat die Verbotsverfügung der Stadt aufgehoben -- damit ist der aktuelle Stand, dass die Nazis marschieren dürfen und das wohl auch tun werden, wenn sich ihnen niemand in den Weg stellt. OB Beate Weber hat indirekt dazu aufgerufen: "Ich bedaure zutiefst, dass das Gericht meine Entscheidung aufgehoben hat. Heidelberg sollte mit diesem Verbot aller Welt zeigen, dass in unserer Stadt kein Platz für rechtsradikale Aufmärsche ist". Das "in den Weg stellen" dürfte allerdings einige Kreativität erfordern -- alle genehmigten Gegenkundgebungen finden ein ganzes Stück vom Hauptbahnhof entfernt statt, während es sehr wahrscheinlich erscheint, dass die Nazis eine Art polizeiliche Sperrzone im westlichen Bergheim (also rund um den Bahnhof) nicht verlassen werden. Die dort ansässigen Heidelberger Druckmaschinen haben ihren Beschäftigten nahegelegt, diesen Samstag nicht zur Arbeit zu kommen...
Dieser Artikel wurde zitiert am: 27.10.2001