Die "Entwicklung eines bedarfs- und leistungsorientierten Budgetierungsmodells für die dezentralen Einrichtungen der Universität (Instiute, Seminare und Zentrale wissenschaftliche Einrichtungen) war eine zentrale Aufgabe im Rahmen des IMPULSE-Projekts," schreibt die Kanzlerin, Romana Gräfin vom Hagen mit Datum vom 6.11. und verwirrte die Redaktion damit nicht wenig. Die Zentralen wissenschaftlichen Einrichtungen sind also dezentral, aber doch Gegenstand einer zentralen Aufgabe? Nun, die Kanzlerin hat Glück, dass die UNiMUT-Sprachpolizei wegen Personalmangels zur Zeit nicht zugreifen kann.
Der so unglücklich eingeleitete Brief sollte jedoch nicht wirklich unterhalten, sondern darauf hinweisen, dass es beim Impulse-Projekt jetzt aber wirklich zur Sache geht. Denn dieses Projekt, bislang vor allem durch seinen meist vergeblichen Kampf mit R/3 in der Diskussion, ist eben nicht nur wegen "beträchtliche Schwierigkeiten" "im Kernbereich" relevant, auch "zu viele individuelle Lösungen", "Tücken von R/3" kümmern nicht arg. Natürlich: "Unterm Strich ist die Arbeit mehr geworden", auch "Schilda lässt grüßen" (alle Zitate aus dem letzten Newsletter des Projekts) -- aber die Karawane läuft weiter dem Ziel entgegen.
Dieses Ziel des sicher nicht uneigennützig von der VW-Stiftung geförderten Projekts ist nicht weniger als ein "Fundamentaler Umbau der Universität", und zwar vor allem durch "ein neues Kosten- und Leistungsbewußtsein" (Zitate aus der Selbstdarstellung des Projekts). Dazu dienen zunächst Globalhaushalte für die Institute, die damit irgendwann selbst entscheiden können sollen, wieviel sie für Tutorien und wieviel für die Denkschrift zur Emeritierung des Institutsleiters ausgeben wollen (tatsächlich konnten sie das weitgehend allerdings bisher schon, denn TutorInnen werden typischerweise aus Sachmitteln bezahlt...)
Unerfreulich wird die Geschichte, weil "Leistungsanreize" geboten werden sollen und, so die Reize verklingen, der Geldstrom versiegen soll. Bekannt ist schon, dass das Budget eines Instituts aus Grundausstattung, Formelteil und Verhandlungsteil bestehen soll. Der Formelteil, so darf mensch erwarten, wird nach Drittmitteleinwerbungen fragen und wohl auch nach Studis, die superschnell durch die Studiengänge geschleust wurden (damit soll dann gute Lehre belohnt werden). Unter dem Verhandlungsteil kann mensch sich wahrscheinlich höchst kurzweilige Intrigen und buntes Markttreiben nach Art eines Mittelalterspektakels oder mancher Fakultätsräte vorstellen.
Vollends absurd wird die Sache schließlich, wenn die "inneruniversitären Märkte" geöffnet werden sollen. Vorzustellen darunter hat mensch sich, dass beispielsweise das URZ und die UB ihre "Dienstleistungen" den "nachfragenden" Fachbereichen in Rechnung stellen sollen. Pro durch einen zugeordneten Studierenden ausgeliehenem Buch 20 Pfennig weg vom Institutskonto, Hosting einer Studi-Webseite 2.50 pro Monat, jede CPU-Sekunde 3 Pfennig extra. Belegt Institut A einen Hörsaal in Institut B oder der Neuen Uni könnte man in Zukunft Gebühren erheben. Nicht, dass dadurch irgendwas besser funktionieren würde, aber der Abrechnungsaufwand vervielfacht sich, und die InstitutssekretärInnen haben jedenfalls keine Zeit mehr, Moorhühner vom Himmel zu holen, um so mehr, als all die Micropayments ja noch durchs R/3 müssen, das -- siehe oben -- noch zusätzlich Langeweile verhindert. Willkommener Nebeneffekt: Jede vom Ministerium kommende Mark für diese Einrichtungen durchläuft die Uni-Kassen zwei Mal. Erstens ist dies psychologisch ein gutes Palliativum in Zeiten knapper Kassen und zweitens könnte man bei geschickter Darstellung dieses Geldflusses den Anteil der Uni-Haushalte am Bruttosozialprodukt erhöhen und unser Vaterland somit in den verschiedenen OECD-Rankings von der Roten Laterne zum geölten Blitz mutieren lassen. Leider ist das mit den internen Märkten kein Witz, das Rektorat meint das ernst.
Menschen, die das genauer wissen wollen oder diese Darstellung völlig überzogen finden, werden nun im eingangs erwähnten Brief der Kanzlerin eingeladen, am Mo, 19.11., um 16 Uhr c.t. in die Alte Aula zu kommen. Dann und dort wird das neue Budgetierungsmodell vorgestellt und damit wahrscheinlich verraten, welche neckischen Formeln und Verhandlungsmodalitäten sich Rektorat und SAP so ausgedacht haben. Wirklich eingeladen sind zwar eher die Leiter Zentraler Einrichtungen, von Instituten, Seminaren etc., rauswerfen wird euch aber erfahrungsgemäß auch niemand, da genug Profs genug Hiwis schicken werden. Und wenn doch, ist immer noch die UNiMUT-Redaktion da, die sich löwenmutig vor euch stellen wird. Bis dann.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 28.11.2001, 02.04.2003, 25.02.2004, 02.11.2005