In diesem Jahr erstmals ohne die verstorbene Heidelberger Antifaschistin Sophie Berlinghof fand am Sonntag der traditionelle Antifaschistische Stadtrundgang statt. Mitglieder der AIHD und des Verbands der Verfolgten des Naziregimes/Bund der AntifaschistInnen erzählten an den jeweils passenden Stellen der Altstadt aus der rechten Geschichte von Stadt und Uni, aber auch von mutigem Widerstand.
So erfuhr mensch beispielsweise, dass die Universität ihre halbe Existenz rassistischen Vertreibungen verdankt: Vier Jahre nach der Uni-Gründung 1386 durch Ruprecht I. ließ Ruprecht II. die damalige jüdische Bevölkerung Heidelbergs vertreiben und übereignete deren Besitz im Wesentlichen der Universität.
Antisemitismus hatte weiter Tradition an der Uni, vor allem unter Studierenden, etwa Anfang dieses Jahrhunderts, als der VdSt -- dessen Haus in der Plöck eine Station des Rundgangs war -- mit einem rassisch definierten Antisemitismus reussierte, oder in den 1930er Jahren, als vor allem aus Kreisen der Studentenverbindungen der Fall Gumbel inszeniert wurde.
Auch wenn heutige Studentenverbindungen im Allgemeinen nicht mehr besonders antisemitisch agieren und zwangsläufig nicht mehr -- wie unter dem Naziregime -- Bücherverbrennungen orchestrieren, sei an dieser Stelle nochmal auf das antifaschistische Straßenfest am 30.4. hingewiesen, das sich aus dem Widerstand gegen das zumeist recht fürchterliche Maiansingen der Korporationen entwickelt hat.
Viele weitere Geschichten wären zu erzählen, vom Gestapo-Hauptquartier, das sich im Gebäude des heutigen Germanistischen Seminars befand (Bild oben) oder von Heidelbergs langjährigem Bürgermeister Carl Neinhaus, der vor, während und nach der Naziherrschaft von den HeidelbergerInnen treu gewählt wurde -- jedoch: nehmt doch einfach am nächsten Rundgang selbst teil, der Termin wird rechtzeitig in unserer Terminespalte zu finden sein.