Was will und zu welchem Zweck richten wir ein Zentrum für Mediendidaktik ein? (14.08.2002)

Mit großem Elan bewarb sich die Uni Heidelberg letztes Jahr gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule (PH) für eine vom Land ausgeschriebene Professur für Mediendidaktik. Die Bewerbung war so gut formuliert, dass Heidelberg den Zuschlag bekam. Um die Mediendidaktik entsprechend zu situieren, gaben die Uni und die PH jeweils noch eine eigene Professur dazu (die Uni opferte die zweite Professur für Englisch am Institut für Übersetzen und Dolmetschen -- der UNiMUT hatte dazu einen Bericht versprochen).

Dann wurde ein Kommission beider Hochschulen eingesetzt, die ein Konzept für ein Zentrum für Mediendidaktik und eine Prüfungsordnung ausarbeiten sollte. Hier begann dann –- wenn die Redaktion die Sache richtig mitbekommen hat –- eine Diskussion, die noch immer nicht zu einem Ende gekommen ist. Neben der Kommission für das Zentrum für Mediendidaktik war auch der Fakultätsrat der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften beteiligt, und auch an der PH wird es manche Diskussion gegeben haben

Das Problem hierbei lässt sich ungefähr wie folgt umreißen: Das Erziehungswissenschaftliche Seminar (EWS) will einen Studiengang im Rahmen der Weiterbildung, die PH hingegen für ihre Studierenden eher einen Bachelor-Studiengang, damit die Lehramtsstudis der PH einen akademischen Abschluss an der Uni machen können. Zwar könnte man auch einfach für den Besuch irgendwelcher mediendidaktischer Veranstaltungen ein Zertifikat vergeben, doch: wer gründet für ein Zertifikat ein Institut mit drei Professuren? Man könnte auch die Lehramtsstudiengänge an der PH mit ein wenig Mediendidaktik anreichern und dann als Bachelor-Studiengänge anbieten, doch: wer macht einen Lehramtsstudiengang, um Mediendidaktik zu studieren und dann nichtmal ein Staatsexamen hinterher zu haben? Hinzu kommt, dass weder MWK noch Kultusministerium einen Bachelor- oder Master-Studiengang genehmigen wollen, der mit dem Lehramtsstudium verzahnt ist. Warum die PH dann eine Professur in das Institut stecken sollte, ist auch etwas unklar, aber schon geschehen..

Neben den formalen Problemen gibt es noch gewichtige inhaltliche: Welche Inhalte konstituieren einen eigenen Studiengang Mediendidaktik? Bisher konnten die Fachkundigen an EWS und PH keinen für alle überzeugenden Studiengang Mediendidaktik ersinnen. Die Unimut-Redaktion könnte sich zwar spezielle Studiengänge wie Mediendidaktik für Englisch- oder Erdkundebücher vorstellen, sieht aber auch das Problem, dass das weder ein Institut noch einen Studiengang rechtfertigt. Denkbar wären allenfalls “pädagogische Hilfwissenschaften” in Anlehnung an “Historische Hilfswissenschaften”.

Fazit: man kann sich immer mehr Namen für spezialisierte Nebenfachstudiengänge ausdenken, tut sich aber schwer, sie mit Inhalt zu füllen. Vielleicht sollte man sich doch eher Gedanken über vernünftige Hauptfachstudiengänge machen und Mediendidaktik und dergleichen als möglichen Schwerpunkt vorsehen. Und wirklich nötig haben wir im zukünftigen Zeitalter der vielen hochspezialisierten Bachelor-Studiengänge (von den Aufbaustudiengängen des 21. Jahrhunderts mal ganz zu schweigen) doch eigentlich ein Zentrum für Curriculumdidaktik.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 30.09.2002, 14.02.2003