Das schöne Wort "wohlfeil" trifft die edlen Worte, die MWK-Chef Frankenberg jüngst in einer Pressererklärung zur Wohnungsnot unter den Studierenden hat verbreiten lassen, wohl mit Abstand am Besten. Es ist schon dreist, die Bereitstellung von insgesamt "bis zu" einer Million Euro für alle Studentenwerke des Landes zusammen überhaupt zu "verkünden" (die Presseerklärung verwendet explizit dieses Wort). In den Ballungsräumen, in denen die Wohnungsnot am ärgsten ist, wäre selbst mit dem Gesamtbetrag kaum etwas Spürbares zu bewegen, geschweige denn mit den Kleckerles, die nach einer Aufteilung übrig bleiben.
Noch absurder sind allerdings die "Garantiefonds". Die zunächst nicht ganz verkehrte Idee dabei ist, Vermieter durch Absicherung gegen Mietverlust oder ungedeckte Schäden zur Vermietung an ausländische Studierende zu motivieren, offenbar in Antizipation vermieterischer Phantasmen von sich nach widerwärtigen Orgien ins Heimatland absetzenden NachwuchsakademikerInnen. Die erwähnte Absurdität entsteht aber weniger aus der Konstruktion der Phantasmen als vielmehr aus dem Umstand, dass der Gesamtumfang der Garantiefonds lächerliche 10000 Euro pro Studentenwerk beträgt; durch die Komplementärfinanzierung kommen von diesen übrigens nur 5000 Euro vom Ministerium, den Rest haben die Studentenwerke aufzubringen -- großzügige Absicherungen, in der Tat.
Gänzlich bizarr wird die Regelung aber erst dadurch, dass die Studentenwerke die Garantien nicht für individuell von ausländischen Studierenden angemietete Wohnungen aussprechen dürfen, sondern nur für vom Studentenwerk selbst angemietete Räumlichkeiten -- bei denen die Vermieter in der Regel wohl schon von vorneherein wenig Sorgen bezüglich Mietausfall haben dürften.
Das Studentenwerk Heidelberg erklärt diese Regelung durch die Furcht des MWK vor "Negativwirkungen und Mitnahmeeffekte[n]", räumt aber ein, dass so organisierte Garantiefonds kaum nützlich seien: "[E]ine Anmietung von einzelnen in der Zimmervermietung des Studentenwerks angebotenen Zimmern, die über das Stadtgebiet verstreut sind, kommt wegen des schlechterdings nicht zu bewältigenden Aufwands nicht in Betracht," erklärt Geschäftsführer Gutenkunst, größere Objekte, bei denen der Aufwand der vermittelnden Anmietung vertretbar wäre, seien andererseits "in Heidelberg und Umgebung bekanntermaßen äußerst dünn gesät."
Was bleibt? Dieter Gutenkunst sieht es so: "Immerhin ist es gelungen, die Zweckbestimmung des 'Garantiefonds' so offen zu gestalten, dass das Studentenwerk Heidelberg die Mittel auch für sonstige Akquisitionsmaßnahmen von Wohnraum insbesondere durch intensive PR- Maßnahmen im Rahmen seiner Aktion 'Student sucht Zimmer', nutzen kann."
Lobet das Wissenschaftsministerium und seinen Chef Frankenberg.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 16.10.2002