Ob die großartigen Bachelors, von denen sich Minister Frankenberg, wie erst jüngst wieder in einer Presseerklärung beteuert, ja vor allem eine weitere Verkürzung der mittleren Studiendauer verspricht, wirklich "berufsqualifizierend" sind oder nicht, wird wohl noch einige Jahre unklar bleiben, solange nämlich, bis AbsolventInnen der mittlerweile "weit über 200 Bachelor- und Master-Studiengänge" (Ministerium) in nennenswerten Zahlen versuchen, die Jobs zu kriegen, um die sich derzeit normale StudienabbrecherInnen und natürlich Menschen mit den guten alten Diplomen, Magistern oder Staatsexamina reißen.
Und nicht alle großen Männer und Frauen sind so euphorisch über die neuen Schmalspurstudiengänge wie unser Minister -- die EU-Kommissarin für Bildung und Wissenschaft Viviane Redding etwa hat neulich bei der Eröffnungsveranstaltung der Learntec in Karlsruhe verlauten lassen, sie würde dem Schub, den die Größten Anzunehmenden Bildungsreformierer im Rahmen des GATS derzeit entwickeln, um die alten, nicht allzu kommerziellen Bildungssysteme innerhalb der EU zu zerstören, Widerstand entgegensetzen und wurde in diesem Ansinnen eifrig von der Europaparlamentarierin Erika Mann unterstützt. Obs hilft?
Sicher ist vorerst nur, dass Bachelors made in Germany -- angeblich ja auch wegen ihrer "Internationalität" attraktiv -- im Mutterland des Bachelors nicht zwingend dafür taugen, einen Masterstudiengang aufzunehmen. Das wenigstens berichtet der Spiegel in einem Artikel mit dem etwas krautigen Titel Briten bremsen Deutsche aus. Tatsächlich hat die NARIC, eine britische Firma, die im Auftrag des, na ja, Bildungsministeriums des perfiden Albion ausländische Abschlüsse evaluiert, davon abgeraten, deutsche Bachelors als dem englischen Bachelor of Honours gleichwertig anzuerkennen.
S2 interviewte den erwähnten Wissenschaftsminister Frankenberg zu dem Thema, und er ließ sich mit "Keine verbindlichen Regelungen, sondern nur Empfehlungen" vernehmen, und natürlich: "von Minderwertig kann keine Rede sein. Vor allem aber weist er (richtig) darauf hin, dass der Bachelor an sich ja auch nicht zu einem deutschen Master-Studiengang berechtigt und dass es letztlich auch hier der Uni überlassen bleibt, ob ein Bachlor Bachelor zu bleiben hat.
Dies übrigens gehört sicher zu den beunruhigenden Eigenschaften gestufter Studiengänge, nicht nur im Hinblick auf egomanische Profs (die ja am Ende die Entscheidung treffen), sondern auch auf richtliniengebende Minister, die in der oben zitierten Presseerklärung den Erfolg des Trotha'schen "Bündnis für Lehre" daran messen, dass die durchschnittliche Studienzeit der AbsolventInnen Baden-Württembergs innerhalb der letzten 10 Jahre von 13.4 auf 11.7 Semester gesunken ist. Klar, da merkt mensch Lehre, die richtig schmeckt.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 10.02.2003, 03.01.2004, 23.11.2005