Altstadtmensen in der Krise

Stimmt so nicht (10.09.2003)

Doch kein Geheimtipp: Eine zufällige Auswahl aus den Delikatessen, die mensch in den letzten Tagen als Eat&Meet-"Tagesessen" zu 2.10 Euro kredenzt bekam.

Am Anfang der Semesterferien dürften sich nicht wenige Studis in der Altstadt gewundert haben: Der Mensa-Speiseplan war Makulatur, es gab nur noch "Freeflow"-Essen zu Preisen, die mensch wohl auch auf Autobahnraststätten schon mal gesehen hat. Vielleicht auch auf unsere Kritik hin kündigte das Studentenwerk an, doch ein erschwingliches Tagesessen in der Altstadt, nämlich im Eat&Meet in der Triplexmensa anzubieten. Trotz unserer Zweifel, wie in der doch recht beengten "Mensaria" wohl nennenswert viele Essen ausgegeben werden sollten, ließen wir uns zu einer Empfehlung dieser Option hinreißen. Nun, wer an einen guten Willen der Studiwerks-Geschäftsführung glaubt, verdient es wohl, sich in einem Nachtrag korrigieren zu müssen, denn, das, was da im Eat&Meet über den Tresen ging, hatte mit dem Tagesmenü aus dem Speiseplan wenig gemein. Immerhin hatte bereits die Ankündigung gereicht, um Planungen zu einer kleinen Protestaktion in tiefste Augustträgheit zu versetzen.

Nach über einem Monat Erfahrung mit diesem Tagesessen müssen wir konstatieren: Der Weg ins Feld -- dort gibt es immer noch normale Mensakost -- lohnt. Der Mensa-Ersatz zu 2.10 Euro aus der Mensaria wäre jederzeit als freche Satire des "real thing" zu gebrauchen. Wenn überhaupt noch einer der fünf vorbereiteten Bratlinge da ist, bekommt mensch in der Regel etwas Reis (alternativ Nudeln), etwas Bratling-ähnliches, vielleicht etwas China-Gemüse und, so gewünscht, vielleicht etwas Soße, meist nichtvegetarisch. Salat oder Suppe sind Fehlanzeige. Das Fleischprogramm sieht ähnlich aus.

Allen Ernstes sollte das Studiwerk in den nächsten Ferien lieber den Marstall (oh, sorry, das Zeughaus) statt der Triplex dichtmachen, selbst wenn aufgrund der hohen Preise vielleicht der Zuschussbedarf des Freeflowens geringer ist, es angesichts der in den Umbau geflossenen Millionen weh tut und auch die Geschäftsführer-Ideologie dagegen sprechen mag. Essen Marke Marstall (oh, sorry, Zeughaus) gibts nämlich zumal in der Umgebung der Heiliggeistkirche aus privater, nichtgeförderter Hand zuhauf. Liefert das Studiwerk auch nur nouvelle cuisine der gehobenen Art, wäre der Landeszuschuss allein noch aus besseren Arbeitsbedingungen bei der Anstalt öffentlichen Rechts zu begründen. Wäre, denn dank der etwas zwielichtigen "Hochschul-Service GmbH", mit der das Studiwerk die Schutzvorschriften aus Tarifverträgen der öffentlichen Hand unterläuft, fällt auch dieses Argument flach.

Die Konsequenz dieser Überlegungen wird dem Studiwerks-Geschäftsführer Gutenkunst sicher auch nicht gefallen, so oder so. Und damit keine Unklarheiten aufkommen: Dies ist als Mahnung an das Heidelberger Studiwerk und nicht als Tipp für unseren Kontaktbereichsbeamten am Stuttgarter Ministerium gedacht.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 11.05.2005