Theater um die Hochschuldeform
Unter dem altbekannten und durchaus auch altbackenen "Dem lebendigen Geist", das seit (etwa) 1945 wieder über dem Eingang zur neuen Uni prangt, war heute ein in nicht ganz so gediegenen Lettern geschriebenes "Dem ökonomischen Geist" zu lesen. Dazu passend stand vor dem Eingang ein Bildungsautomat, der für einen Bildungsgutschein -- diese waren kostengünstig für 10 Cents vor der Tür zu erwerben -- "alles Wichtige für den Arbeitsmarkt" zu vermitteln versprach.
All das gehörte zu einer Aktion einiger Studis aus verschiedenen Zusammenhängen, die ihre Mitstudis über das informieren wollten, was in nächster Zeit auf sie und ihre NachfolgerInnen zukommen könnte. Über die Klage einiger Länder gegen die sechste Novelle des HRG werde, so war auf einem Flugblatt zu lesen, voraussichtlich noch in diesem Sommer entschieden, was, entsprechend unserer Einschätzung vom Januar letzten Jahres, wohl in "nachlaufenden Studiengebühren" von zunächst 500 Euro pro Semester münden werde -- wenn Karlsruhe HRG6 kassiert und sich vorher nicht viel Widerstand regt. "Noch ist nichts endgültig entschieden, alles sind nur Pläne, und die kann man ändern," wie das Flugblatt so treffend formulierte.
Auf einem weiteren Flugblatt hatten die Studis wohlgesetzte Zitate aus einem der vielen und entsetzlichen Thesenpapiere des MWK zusammengestellt, in denen mit entwaffnender Ehrlichkeit die konsequente Ausrichtung der Hochschulen an den (imaginierten) Bedürfnissen "der Wirtschaft" gefordert wird und, ganz offenherzig, die Schaffung drittklassiger Billigunis für die Armen und Dummen. Treuen LeserInnen des UNiMUT -- die im Publikum leider nur eine verschwindende Minderheit bildeten -- kam das sicher und auf ausgesprochen verunsichernde Weise sehr vertraut vor.
Die Aktion wird morgen im Feld wiederholt. Wenn ihr beim nächsten Mal dabei sein wollt, findet ihr über die attac-Campus-Gruppe Kontakt.