Die UNiMUT-Wahlanalyse 2005
Die wichtigste Zahl zuerst: Mit 13.7% war die Wahlbeteiligung in diesem Jahr so hoch wie seit 1989 -- als die Studierenden nach einem Streiksemester deutlich politisiert waren -- nicht mehr. Die Übersicht nach Fakultäten erklärt auch halbwegs, warum das so war: Bei der WiSo hat sich die Wahlbeteiligung um satte 72% von 12.2 auf 21.0 Prozent hochgeschraubt, was klar als Folge des Angriffs auf die VWL zu interpretieren ist; an der Neuphilologischen Fakultät, in der es im Zusammenhang mit der von oben betriebenen Einstellung des Rumänischen und Schiebereien mit sprachwissenschaftlichen Professuren der Anglistik und des IDF gärte, stieg die Wahlbeteiligung gar um 83% von 8.3 auf 15.2 Prozent.
Die ebenfalls recht spektakulären Gewinne bei Jura, Mathematik und Informatik, an der Fakultät für Verhaltenswissenschaften, für Physik und der Philosophischen Fakultät sind nicht so einfach einzusehen -- die massive Präsenz der FSK vor der Mensa im Neuenheimer Feld alleine kann es nicht gewesen sind, denn dann wäre auch die Wahlbeteiligung der anderen Feld-Fakultäten gestiegen. Eine Erklärung könnte sein, dass es In Mathematik/Informatik und Physik erstmals eine Gegenliste gegen die Fachschaftliste gab, weshalb die Fachschaft die Wahlkampfanstrengungen intensiviert hat -- und damit offenbar auch die Wahlbeteiligung erhöht hat. Da richtig große Fakultäten ihre Wahlbeteiligung so drastisch erhöhten, fällt der Abfall bei den Spitzenreitern der Vorjahre -- Theologie und Biologie -- nicht so sehr ins Gewicht.
Die zweitwichtigste Zahl zu dieser Wahl ist 56.5%. Mit dieser Mehrheit wurde das unabhängige FSK-Modell bei den Wahlen zum Senat bestätigt -- wieder haben die Studis bestimmt, dass auch auf Uni-Ebene die Stimme der Studierenden aus den Fachschaften kommen soll. Tatsächlich haben allerdings alle Listen mit Ausnahme der Jusos (die es mit ihrer Mutterpartei aber auch wirklich nicht leicht haben -- nur: wie konnte dann die GHG gewinnen?) absolut an Stimmen gewonnen, die FSK sogar satte 3392 (das sind fast 1000 Studis, da jedeR vier Stimmen hat und eine davon nicht selten auf irgendwelche anderen Listen mit den WählerInnen reizvoll erscheinenden Fakultätszugehörigkeiten geht).
Insgesamt -- die Wahlbeteiligung lässt uns noch nicht los -- haben nämlich 921 Studis mehr (plus 41% gegenüber dem Vorjahr) gewählt als im letzten Jahr und haben dabei 3604 Stimmen zum Senat abgegeben (was bedeutet, dass immerhin fast 98% der möglichen Stimmen abgegeben wurden und gültig waren -- Respekt!). Für Menschen, die nachrechnen: Die Summe der in der Grafik oben angegebenen Änderungen oben ist größer als diese 3604 Stimmen, weil in diesem Jahr der FDP-Nachwuchs zu sehr mit der parteiinternen Karriere beschäftigt war, um bei den Uniwahlen mitzumischen. Dass die Wahlbeteiligung nicht noch deutlicher gestiegen ist, liegt an der Steigerung der Zahl der Wahlberechtigten um 4666 (oder 24%). Spekulationen, woher die plötzlich wiedergewonnene Attraktivität von Heidelberg kommt, unterlassen wir an dieser Stelle, auch wenn es reizt, gerade die Schwierigkeiten bei der Einführung von Bachelor und Master mit diesem Phänomen in Beziehung zu setzen.
Wie auch immer: Gegenüber den Ergebnissen vom letzten Jahr gewinnt die FSK 15.0 Prozentpunkte -- "Erdrutschsieg" nennen das wohl professionelle WahlbeobachterInnen, und wir sind froh, dass wir keine sind --, während die Hochschulgruppen relativ gesehen alle verloren haben, die GHG 3, der RCDS [Hochschulgruppe? d.S.] 4.1, die Jusos 4.2 Prozentpunkte. Die einzige Hochschulgruppe im Plus ist der RCBS, eine Feld-Spaßliste, die zum ersten mal antrat.
Dass der RCBS aus dem Feld kam, lässt sich auch schon aus unserer traditionellen Anteile-nach-Wahlraum-Grafik oben ersehen (dabei ist Grün die FSK, farblos die GHG, rot die Jusos, schwarz der RCDS und gelb der RCBS), denn Wahlraum 4 ist jener im Neuenheimer Feld. Wahlraum 5, der einzige, in der die FSK nicht die absolute Mehrheit bekommen hat, ist der Wahlraum für die Fakultät für Klinische Medizin in Mannheim -- die angehenden ÄrztInnen wählen bereits standesbewusst, was auch am relativ guten Abschneiden des RCDS im Wahlraum 3 (Medizin, Zahnmedizin, Chemie/Geowissenschaften) abzulesen ist. Die Einbettung in das Uni-Ambiente verhinderte dort allerdings Schlimmeres. Am besten sieht die FSK im Wahlraum 2 aus (Theologische, Philosophische und Neuphilologische Fakultät) -- dort kommt sie fast an die 2/3-Mehrheit heran, was wohl als Kompliment an die betroffenen Fachschaften zu verstehen ist. WiSo, Jura und Verhaltenswissenschaften in Wahlraum 1 schließlich haben gewohnt quer durch die Bank gewählt, wie es bei einer solchen Zusammenstellung ja auch zu erwarten ist.
Unterhaltsam wie immer die Grafik mit der Sitzverteilung der Studis in allen Gremien (Senat und Fakultätsräte): über 97% dieser Sitze gehen an die FSK. Im Fakrat Jura sitzt der obligatorische RCDSler (weiblichen Geschlechts), während die GHG einen Sitz im Senat hat. Diese Grafik sei insbesondere all denen ans Herz gelegt, die gerne beklagen, die FSK-VertreterInnen würden mit hauchdünnen Mehrheiten die anderen studentischen Gremienmitglieder ausschalten, übergehen oder was auch immer.
Wer jetzt noch nicht genug Zahlen hat, sei auf das rohe Zahlenwerk von der Wahlleitung (und zum Vergleich die Zahlen für 2004) verwiesen
Dieser Artikel wurde zitiert am: 11.07.2006