Wolfgang Friedt ist geschäftsführender Direktor des Instituts für Pflanzenbau und Planzenzüchtung I an der Uni Giessen. Rauischholzhausen ist hessische Staatsdomäne (mensch kann sich das auch aus der Luft ansehen). Die beiden kommen zusammen über eine Hoechst-Tochter, die AgrEvo nämlich. Diese liefert dem Professor gentechnisch verändertes Raps-Saatgut, das er auf seinem Versuchsacker aussäen läßt. Damit das für die beiden nicht so teuer wird, schießt die EU aus einem Topf mit dem hübschen Namen "Förderung der Akzeptanz gentechnisch veränderter Pflanzen" Mittel bei.
Das Projekt kam im letzten Jahr so richtig in die Gänge, und nun will Andreas Keller von den Marburger Politik-Leuten gemeinsam mit dem BUND, den Grünen, Greenpeace und der Gewaltlosen (-freien?) Aktionsgruppe Marburg Herrn Friedt bewegen, es abzubrechen. Bisher ist da außer einem Aufruf noch nicht viel passiert, aber immerhin sorgen die Anstrengungen der MarburgerInnen für etwas Öffentlichkeit, die beim lezten Aussaatversuch nämlich nicht recht beteiligt war.
Das Ziel der genetischen Manipulationen am Raps ist dem Redakteur nicht bekannt -- mensch darf aber davon ausgehen, dass es der AgrEvo vor allem um eine Resistenz der Pflanzen gegen die von ihnen hergestellten "Pflanzenschutzmittel" geht, ähnlich den Experimenten der letzten Jahre, die allerlei "Nutzpflanzen" ermöglichen sollten, den Einsatz eines Herbizids mit dem sprechenden Namen "Basta" zu überleben.
Derweil hat -- das nur am Rande -- der US-Gentechnikriese Monsanto in Australien beantragt, dass mehr Rückstände seines Herbizids namens "Roundup" in Sojabohnen stecken dürfen. Das war bisher kein Problem, weil Sojabohnen mit höheren Konzentrationen von Roundup schlicht eingegangen wären. Da aber Monsanto selbst jetzt eine sehr Roundup-resistente Sojabohne entwickelt und auf den Markt gebracht hat, muss jetzt der Grenzwert weichen -- und wird es voraussichtlich auch. Die AgrEvo nun hat natürlich ebenfalls einiges großkalibriges Gift im Programm: "Denis EC -- Fast, effictive relief for whatever's bugging you" oder "Decis -- Proven control for a wide range of insect problems". Wie immer mensch zu Genmanipulation für sich stehen mag, wenn das Ziel ist, nur immer üblere Gifte auf seine Felder sprühen zu können, braucht sie nicht auf viel "Akzeptanz" zu hoffen.
Gentechnik ist übrigens nicht nur an der nach dem Begründer der Agrochemie benannten Uni Gießen ein Thema; auch Heidelberg hat sich damit zu beschäftigen. Wer das tun will, ist herzlich eingeladen, den in etwa zwei Wochen herauskommenden Gentechnik-Reader der FSK in der Lauerstraße 1 abzuholen. Kontakt dazu ist Kirsten.