Pressekonferenz des Prorektors für die Lehre (11.7.97)

Prof. Dr. Norbert Greiner über die Reformen der Geisteswissenschaften

Der Einladung zur Pressekonferenz der Universität Heidelberg waren sehr viele gefolgt. Neben dem Unimut und dem Ruprecht waren auch noch jeweils einE VertreterIn der Rhein-Neckar-Zeitung und eine Vertreterin und eine Praktikantin des Süddeutschen Rundfunks anwesend. Leider wurde von Seite der RNZ und des SDR kein Interesse an den spannenden Ausführungen des Prorektors Prof. Dr. Greiner, unterstützt von Uni-Pressesprecher Schwarz, gezeigt. Die Fragen hielten sich in Grenzen, nur die VertreterInnen des Ruprecht und des Unimut zeigten reges Interesse. Es entwickelte sich sogar ein kleines Streitgespräch um einige kleinere und um viele größere Kleinigkeiten.

Die Reformen in den Geisteswissenschaftlichen Fächern -- also in der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, der Theologischen Fakultät, der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, der Fakultät für Orientalistik und Altertumswissenschaft, der Neuphilologischen sowie der Philosophisch-Historischen Fakultät -- können auf drei wesentliche Punkte reduziert werden:

Aus derartigen Gründen, so zeigte es zumindest Herr Prof. Dr. Greiner auf, wurde auf Empfehlung des Senats 1994 eine Arbeitsgruppe unter seiner Leitung eingerichtet, die sich mit diesem Thema beschäftigte. Sie sollte sich um die Verbesserung der "negativen Bilanz" der Studierenden in der Öffentlichkeit bemühen. Dadurch hat die Arbeitsgruppe das Ziel, Empfehlungen zum ersten Studienjahr auszuarbeiten, damit dort besser beraten, selektiert und motiviert wird (das Studienfach aufzugeben).

Im darauffolgenden Jahr kam es zur einer ersten Stellungnahme der Studiendekane, die -- wie sich nach einer 10 minütlichen Diskussion zeigte -- nichts, aber auch gar nichts mit der Situation an den meisten Fachbereich zu tun hatte. Es ging sogar soweit, das konkrete Falschaussagen vom Reporter des Ruprecht aufgezeigt wurden, die der Prorektor für die Lehre in der Bestandsaufnahme der Lehre zeigt. "Ich bin natürlich von der Richtigkeit der Berichte ausgegangen, obwohl einiges sicherlich nicht der Wahrheit entspricht, sondern vielmehr eine Absichtserklärung der Fakultäten ist." Hiermit wurde die Diskussion beendet.

In der ersten Bilanz, die Herr Prof. Dr. N. Greiner in der ersten Hälfte des Jahres 1996 gezogen hat, schneiden die Fakultäten auf das Unterschiedlichste ab. Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät und die Theologische Fakultät für sind nach seiner Einschätzung viel homogener (!) und bedürfen deswegen keinerlei Diskussionen. Für die Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften gilt Ähnliches. Dahingegen sieht es bei den "reinen" Geisteswissenschaften nicht so gut aus.

Die Fakultät für Orientalistik- und Altertumswissenschaften ist mehr oder weniger die Musterfakultät. "Sie sind die besten!" Natürlich hat er es nicht so deutlich gesagt, aber die Archäologie bekam auch letztes Jahr den Landeslehrpreis (Schwärmt Greiner!). Seine, die Neuphilologische Fakultät, hat sich entgegen seinen Erwartungen verhalten. Sie hat sich zwar intensiv um eine Reform bemüht, aber sie verfolgte (leider?) kaum die Reformideen der Arbeitsgruppe des Prof. Dr. Greiners. Noch schlimmer verhielt sich die Philosophisch-Historische Fakultät. Sie war "sehr reserviert gegenüber diesen Reformideen", was sie jedoch immer sachlich begründet hat.

In dem Fazit des Prorektors wurde betont, daß es nicht nur wichtig ist verpflichtende Einführungsveranstaltungen mit Leistungskontrolle einzuführen, und ebenso, daß Studierende über das erste Studienjahr Berichte vorlegen müssen, sondern daß vor allem die Studienberatung ausgebaut werden muß und die Einführungsveranstaltung mit Tutorien begleitet werden soll. Wobei man bei den letzten beiden Punkten, wie es auch der Prorektor anmerkte, derzeit hauptsächlich oder fast nur von den Fachschaften veranstaltet bzw. unterstützt wird. Leider wird die Studienberatung, Tutorien und Erstsemestereinführung nächstes Jahr wahrscheinlich nicht mehr finanziert werden können.

Das eigentliche Fazit, das aus dieser Pressekonferenz gezogen werden kann, ist, dass sinnvolle Reformen nicht unbedingt ohne Geld durchführbar sind. Das wußten wir jedoch schon zuvor.

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