Sado ist in unter Ministern. Für Grausamkeiten gegen Studis sind, so merkt mensch jetzt, nicht nur Trotha und Rüttgers zuständig, auch Kultusministerin Schavan beteiligt sich an der abwechslungreichen Studiqual. Los geht es mit einem NC für Referendariatsplätze. Konkret heisst das, dass mitten in der Ausbildung ("richtig" ausgebildet sind Menschen mit Studienziel Staatsexamen erst nach dem zweiten Staatsexamen, dem das Referendariat vorangeht) plötzlich Studis rausgeworfen werden, und zwar nicht zu knapp.
In einer Presseerklärung vom 27.6. verkündete Schavan, zum nächsten Schuljahr stünden nur noch 691 Referendariatsstellen an Gymnasien zur Verfügung -- im Vorjahr waren es noch etwa 1400 --, weshalb bei rund 1600 BewerberInnen 1000 aus ihrer Ausbildung gekoffert werden müssten, und das natürlich am Notenschnitt orientiert (so natürlich ist das nicht, bei den ebenfalls NC-belegten Berufsschulen sind die Kriterien etwas phantasievoller).
Wie so viele der diversen Sparaktionen ist auch diese unverständlich, ja geradezu absurd: 1000 Studis sollen plötzlich ohne vollen Abschluss dastehen, während die Schulen unter LehrerInnenmangel stöhnen und froh wären, mit den relativ billigen und meist auch gut motivierten ReferendarInnen die Personallöcher wenigstens notdürftig stopfen zu können. Dazu kam -- auch das scheint bewährte Sparmethode -- eine Öffentlichkeitsarbeit, die die Betroffenen weitgehend außen vor ließ. Bis heute herrscht allenthalben große Konfusion über die Modalitäten, die die einschlägige Rechtsverordnung vorsieht, etwa den Nutzen von Wartezeiten, die Berechnung des NC, Berücksichtigung von Härtefällen etc. Dank vorausschauender Gesetzgebung aus den Jahren 96 und 94 brauchte der Referendariats-NC nämlich nicht mehr durchs Parlament. Und konnte mehr oder minder von jetzt auf gleich eingeführt werden: Als der NC ruchbar wurde, war die Bewerbungsfrist für Referendariatsstellen längst abgelaufen, und wer sich auf seine Zulassung verlassen und deshalb andere Bewerbungen unterlassen hatte, musste einmal mehr feststellen, dass mensch sich bei diesen Regierungen am besten auf gar nichts verlässt.
Aber es regt sich Widerstand, zwar nicht so sehr hier im Rhein-Neckar-Raum, wo offenbar relativ großzügig benotet wird, so dass nur wenige Ablehnungen ausgesprochen wurden, aber in Tübingen oder Freiburg, die es hat es deutlich härter erwischt hat. So kommt aus Freiburg eine Webseite mit weiteren Infos zum Thema (dort kann mensch sich auch auf eine Referendariats-NC-Mailinglist setzen). Rund 50 Leute bereiten eine Klage gegen die Verordnung vor, und Tübingen organisiert einen Aktionstag am 23.8. ab 10 Uhr am Tübinger Marktplatz. Und SWF 1 wird am 25.8. ab halb acht eine Sendung über den Referendariats-NC ausstrahlen. Pflichtveranstaltungen für alle LehrämtlerInnen...
Nachtrag: Es ist doch nicht alles ruhig in HD und MA: Am 11.9. um 16 Uhr gibts im Mannheimer Schloss im Raum EW 1051 eine Infoveranstaltung der GEW-Studierendengruppe und des AK Lehramt der FSK. Wer noch genaueres wissen will, kann sich bei der GEW-Studigruppe unter 0621/2925051 (auf jeden Fall mittwochs von 13 bis 15 Uhr) informieren. Zusätzlich strahlt das Rhein-Neckar-Fernsehen morgen von 15 bis 16 Uhr eine Live-Diskussion in Sachen Referendariats-NC aus.