Die Vollversammlungen der letzten Tage hatten eine große Gemeinsamkeit: Die Sorge der Studierenden um ihre Scheine und vor allem um die Mitarbeit der Profs. Zumeist konnten die Fachschaften da beruhigen, auch die Profs wissen, dass sie nicht ungeschoren aus den derzeitigen Kürzungsorgien rauskommen werden. Dennoch: Das muss nicht so bleiben. Wir können und dürfen unser Streikverhalten nicht vom Wohlwollen der Profs abhängig machen, dafür sind die Interessen von Lehrenden und Lernenden an der Gruppenuni schlicht zu verschieden.
Die gute Nachricht ist, dass wir gar nicht so abhängig von den Profs sind. Was den Stoff angeht, weiß jedeR, der/die Vorlesungen verschiedener Profs vergleicht, dass Breite und Tiefe des behandelten Stoffs erheblich variieren. Mit anderen Worten ist der Einfluss von selbst ein paar Wochen Streik auf den Stoffumfang geringer als die quasi natürliche Schwankungsbreite dieser Größe. Dazu kommt, dass wahrscheinlich 90% aller Studis sich die Inhalte der Vorlesungen ohnehin erst vor der Prüfung in intensiver Arbeit mit Mitstudis aneignen.
Und auch die bekannten "Scheinprobleme" sind Scheinprobleme im Wortsinn. Wenn wir dafür sorgen können, dass die Beteiligung am Streik hoch ist -- und das ist mit geeigneten Methoden möglich -- so werden die jeweils Zuständigen gezwungen sein, die Scheinanforderungen ggf. etwas zu reduzieren. Unser Streik ist nicht der Erste in der Geschichte der Unis in der BRD, und die Erfahrung mit bisherigen Aktionen dieser Art zeigt, dass sich fast immer für alle Seiten befriedigende Lösungen gefunden haben. Gerade jetzt, da den Profs das Wasser selbst bis zum Hals steht, ist nicht zu erwarten, dass sich das ändern wird.
Verlassen wir uns auf unsere eigene Kraft. Wir müssen dem Treiben der Rüttgers, Trothas und Siebkes jetzt Einhalt gebieten, ob mit Profs oder ohne sie. Wenn wir das nicht tun, wird die Rechnung, die wir und unsere NachfolgerInnen zu zahlen haben, weit höher ausfallen als das, was wir in diesem Wintersemester im schlimmsten Fall riskieren.