Jürgen Siebke, immer noch neuer Rektor der Ruperto Carola, kündigte es bei seiner Amtseinführung schon an: Die Führungsstil der Uni soll sich ändern. Entscheidungen sollen schnell und -- das zumindest konnte mensch zwischen den Worten hören -- an den Gremien vorbei getroffen werden. Das kommt augenscheinlich manchem altgedienten Dezernenten zupass. Case in point ist ein neues Sonderprogramm aus Stuttgart, das, so die Aussage der InitiatorInnen, "die Lehre verbessern soll".
Konkret sollen bis Anfang Januar Anträge auf die Finanzierung von Maßnahmen in Stuttgart liegen, die entweder auf die Einrichtung zentraler Prüfungsämter, auf die Durchführung von Evaluationen oder die Umsetzung von Ergebnissen aus Aktionen dieser Art oder auf die "Einrichtung innovativer Strukturen" (gedacht ist da wohl an Bachelorabschlüsse oder "Orientierungsprüfungen" nach dem zweiten Semester) zielen. Nun wäre sicher die Suttgarter Interpretation des Wortes "Lehre" schon mal einer Diskussion wert, weit lustiger ist aber, was in Heidelberg daraus gemacht wird.
Da wurde nämlich eine Information, mensch möge doch die Anträge bitte bis zum 9.1. in der ZUV haben, am 19.12. in die Hauspost gegeben, obwohl das schon zum 12.12. hätte passieren können. 24 Tage -- und das mit Weihnachtsfeiertagen und Jahreswechsel dazwischen -- sind eine verdammt kurze Zeit, da hätte die zusätzliche Woche gut getan. Aber eine Hand wäscht bekanntlich die andere -- der Erlass aus dem Ministerium datiert auf den 18.11. und durch "Verzögerungen" wird die Uni erst am 12.12. "offiziell" in Kenntnis gesetzt. Jetzt ist es glücklicherweise dank Ministerium und Uni-Verwaltung zu spät, um die Angelegenheit noch in irgendwelche Fakultätsräte zu bringen. Noch deutlicher ist die Sprache, die der Modus der Auswahl der Anträge spricht: Eckhard Behrens, der zuständige Dezernent, will sie eigenhändig sortieren und dann vom Rektor abnicken lassen. Das ist eine skandalöse Missachtung von Senat und dessen Ausschuss für Lehre (SAL). Nach den bisherigen Taten des Herrn Behrens muss zudem für die Leitlinien der Auswahl das schlimmste befürchtet werden.
Wer mehr zu diesem Skandal wissen möchte oder was dagegen tun: Das hochschulpolitische Referat der FSK wartet auf HelferInnen.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 16.01.1998, 16.01.1998