Der Preisträger: Gehrhard Buhr |
Alle Jahre wieder kommt auf jede Landesuni ein Landeslehrpreis herab, Trothas Wunderwaffe gegen die Lehrunlust der Profs. Abgesehen von der mit dem Preis verbundenen Ehre versprach sich Trotha insbesondere von den mit dem Preis verbundenen 30000 Mark einen Anreiz, doch mehr Mühe in die Lehre zu stecken. Die Redaktion wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass diese Argumentation nicht nur deshalb dumm ist, weil Motivation zum Lehren sich auch aus anderen Quellen als der Geldgier speisen kann, sondern auch, weil Drittmittelanträge in dieser Höhe zumeist wegen Geringfügigkeit gar nicht erst behandelt werden -- mit anderen Worten ist mit "Forschung" in jedem Fall um Größenordnungen mehr Geld zu machen. Da die Unis selbst ihre Preisträger bestimmen, wird der Preis dementsprechend zumeist als Drittmittelsurrogat für drittmittelmäßig unterbelichtete Geisteswissenschaften eingesetzt.
In diesem Jahr jedoch fiel der Preis an eine Person, die sich auch nach Ansicht der Studis durch sinnvolle und gute Lehre auszeichnete, die sich sogar für Studis mit anderen Profs angelegt hat. Ein solcher Verstoß gegen die Gesetze des Ständestaats Universität wird im Normalfall durch Ächtung bestraft -- Gerhard Buhr vom Germanistischen Seminar dagegen wurde erstaunlicherweise geehrt. Dazu hat wohl auch beigetragen, dass Buhr seine Arbeit als Studiendekan ernst nahm und nimmt -- in der Tat erwähnenswert angesichts der Schlamperei, die diesbezüglich in anderen Fachbereichen herrscht, und leider auch gut für Trotha, dessen Beteuerungen, Studiendekan und Studienkommission seien viel besser als eine verfasste Studierendenschaft schon wegen "finden normalerweise nicht statt" schwere Glaubwürdigkeitsprobleme haben.
Vielleicht kommt es so nicht überraschend, dass die Presseerklärung zur Preisverleihung aus dem Hause Trotha das Engagement für Studierende mit flachster Propaganda ehrt. Trotha fiel nichts Besseres ein, als Buhr Verdienste um eine Verkürzung der Studienzeiten und "mehr Transparenz und Effizienz bei der Examensvorbereitung" zu anzuloben. Wer beim Stichwort Lehre an Prüfungsvorbereitung denkt, greift etwa 25 Kilometer zu kurz.
Und beim Stichwort Effizienz sollte übrigens nicht unerwähnt bleiben, dass die ganze Festgesellschaft über eine Stunde auf Trotha, der sich die Preisverleihung natürlich nicht nehmen lassen wollte, warten musste, weil dieser "bei Bruchsal in einem Stau" stand. Hier wäre es doch schon mal sehr effizienzfördernd gewesen, wenn mensch die Veranstaltung ohne Trotha hätte laufen lassen. Es hätte ihr nicht geschadet, zudem sich die Reden sowohl Trothas wie auch Siebkes in Selbstbeweihräucherung und Bauchpinselung ergingen, dass einem die Ohren wackelten. Das war sicher nicht nett für den Preisträger.
Ihr würdiges Ende fand die Feierlichkeit nachdem die Prominenz (Trotha und Siebke) und die übrigen Festgäste außer ein paar Studierenden den Preisträger allein gelassen hatten: der Hausmeister forderte ihn höflich deutlich auf, die Bel étage zu verlassen - er könne sich ja gerne noch im Treppenhaus mit den Studierenden unterhalten.