Heute vor dreizehn Jahren rauchte es in der Ukraine, gleich in der Nähe von Kiew, und zwar gewaltig. Der erste GAU der Geschichte hat bis heute tiefe Spuren in der Region hinterlassen, während die Spuren in der deutschen Politik zunehmend verblassen -- selbst Jürgen Trittin würde es ja mittlerweile schon für einen Erfolg halten, wenn die Energieversorger wenigstens die beiden nicht mehr allzu lukrativen Uraltreaktoren in Krümmel und Obrigheim abschalten würden.
Es gibt aber noch einige Menschen, die sich damit noch nicht abgefunden haben, so etwa der Heidelberger Teil der Kampagne für einen Siemens-Boykott, die heute, zum Jahrestag der Katastrophe, den Bismarckplatz symbolisch in "GAU-Platz" umbenannte und dort einen Wegweiser zu den vier nächsten AKWs und nach Tschernobyl enthüllte. Ein paar MusikerInnen intonierten dazu leicht pathetische Musik, Schokolinsen symbolisierten Iodtabletten, in zwei Reden beklagten die VeranstalterInnen, dass Siemens und Framatom ausgerechnet die Ukraine mit noch mehr Kernkraftwerken beglücken wollen.
Der Wegweiser ist mittlerweile schon wieder entfernt worden, die Siemens-BoykotteurInnen wollen jedoch in den nächsten Monaten noch öfter von sich reden machen und benötigen dazu Hilfe. Wer ein wenig Zeit hat und helfen will, findet unter HD-758877 Kontakt zur Initiative.
Passend zum Datum hat übrigens der Gemeinderat von Neckarwestheim den Bau eines geplanten Abstellplatzes für sechs Castorbehälter im dortigen AKW abgelehnt, und zwar denkbar knapp mit 6 zu 5 Stimmen. Das ist insofern bemerkenswert, als die reichlichen Gewerbesteuern eines Kernkraftwerks normalerweise die jeweiligen Gemeinderäte sehr milde stimmen, wenn die Betreiber Wünsche äußern, aber auch, weil aus dem Gemeinderat zu hören war, ein wesentlicher Grund für die Ablehnung sei gewesen, dass mit diesem Castorstellplatz das GKN in die dezentrale Endlagerung einsteigen wolle -- und das werde in Neckarwestheim nicht gewollt. Schlechte Aussichten für das Rot-Grüne Entsorgungskonzept.