UNiMUT hält Wort (10.05.99)

Mitte April druckte die ansonsten nicht gerade studifreudliche RNZ einen derben und berechtigten Kommentar zu Minister Trothas "Dritten Phase der Hochschulreform" ab, allerdings mit einem leicht positiven Unterton zu Rektor Siebkes Haltung dazu. Mensch sollte sich jedoch nicht täuschen: Siebkes Kritik an Trotha geht nur so weit, wie der Machtanspruch und die Einflussnahme des Rektors durch den wirtschafts- und parteipolitikkonformen Hochschulrat in Zukunft beschnitten wird. Ansonsten ist von Rektor Siebke auch weiterhin keine Unterstützung für eine demokratische und inhaltlich sinnvolle Reform der Uni Heidelberg zu erwarten. Genau dafür kämpft an der Uni Heidelberg die FSK und die UNiMUT-Redaktion, die auch diesmal mit der Veröffentlichung des früher angekündigten RNZ-Kommentars Wort hält:
Rhein-Neckar-Zeitung vom Mittwoch, den 14. April

Bildung für wen?

Von Klaus Welzel

Der Heidelberger Uni-Rektor Jürgen Siebke ist kein Linker. Wesentliche Teile der gestern vom schwarz-gelben Landeskabinett verabschiedeten Uni-Reform hat er mitgetragen. Auch sind einige Passagen des 380 Seiten starken Werkes aufgrund Heidelberger Anregungen überhaupt erst zu Papier gebracht worden. Heidelberg ist, wenn es um das Thema Wettbewerb an und unter den Universitäten geht, stets mit an vorderster Front aktiv gewesen. Um so mehr verwundern die harschen Worte, mit denen der Stuttgarter Wissenschaftsminister von Trotha jetzt Siebke öffentlich abkanzelt. Dessen Kritik am Reformwerk sei "unqualifiziert und nicht sehr fair" gewesen. Da kann man nur sagen: Ähnliche Worte zurück an den Absender.

Die Universität wird an das...

Siebke hat nämlich recht. Schön verpackt in eine Hochschulreform ist von Trotha dabei, die bisherige Autonomie der Universitäten einzuschränken. Ein neuer Hochschulrat wird künftig als "Gegengewicht" zum gestärkten Rektorat an den Unis installiert. Und in diesem Hochschulrat sitzen neben sieben Professoren sechs externe Mitglieder, die zur Hälfte vom Wissenschaftsministerium eingesetzt werden. Der Parteipolitik ist also Tür und Tor geöffnet. Letzten Endes, das steht wohl zu befürchten, sollen die Landesuniversitäten ans enge Gängelband der Politik gelegt werden. Das aber, so hatte Siebke noch am Montag pointiert formuliert, hatte nicht einmal der Kurfürst geschafft.

Eine rein uniinterne Debatte? Eben nicht. Bisher hatte die Politik nur sehr wenig Einfluß auf das, was an den Universitäten gelehrt wurde. Weil aber künftig das Rektorat, nach Absprache mit dem Kontrollorgan Hochschulrat, finanzielle Mittel in größerem Rahmen vereilen kann, greift der Arm der Politik deutlich weiter als bisher. Die Politik wird bei der einmal vorhandenen Möglichkeit natürlich nicht darauf verzichten, ihren Einfluß auf den Hochschulbetrieb geltend zu machen. Restriktive Maßnahmen wie Zwangsexmatrikulation oder die Einführung des mehr oder minder "wertlosen" Bachelor-Abschlusses täuschen über diesen wesentlichen Faktor der Reform geschickt hinweg.

... Gängelband der Politik gelegt

Während man in Bonn auf großen Kongressen über die Amerikanisierung des Bildungssystems philosophiert, ist man auf diese Weise im Südwesten dabei die Hochschulen des 21.Jahrhunderts zu konstruieren. Für die verlustreichen Geisteswissenschaften wird da natürlich wenig Raum bleiben. Statt dessen wird der Unibetrieb wirtschafts- und parteikonform. Der Rektor, der künftig auch keine Wissenschaftsweihe mehr besitzen muß, wird zum Manager umfunktioniert. Die gestern verabschiedete Reform ist jedoch, auch gemessen an amerikanischen Vorbildern, schlechtes Stückwerk. Nach bisherigen Maßstäben würde sie als Examensarbeit den Ansprüchen deutscher Universitäten nie genügen. Von Trotha wird vermutlich auch hier neue Maßstäbe setzen.

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