Letzte Woche wurde bekannt, dass sich der "Bundesverband der Studierendenschaften" (BVS) als neuer studentischer "Dachverband" mit 5 Mitgliedern in Köln gegründet hat. Die Mitglieds-ASten der Universitäten Köln, Göttingen, Duisburg, Kiel und der Hochschule Bremen werden fast ausnahmslos vom Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) mitgetragen. Der RCDS hatte sich in den letzten Jahren immer wieder dahin gehend geäußert, dass der fzs (freier zusammenschluss von studentInnenschaften) nicht der Dachverband der deutschen Studierendenvertretungen sei. Erwartungsgemäss hat der RCDS nun die Neugründung des BVS begrüsst. Bis zur Wende gab es in der Bundesrepublik einen studentischen Dachverband, die vds, die sich aber - von Flügelkämpfen ohnehin gelähmt - mit dem Fall der Mauer endgültig auflöste. In den neuen Bundesländern gibt es seit Ende 89 einen Zusammenschluss der Studierendenschaften, mit wechselndem Anspruch und Namen, der aber nie den Anspruch hatte, ein bundesweiter Dachverband zu werden. Im letzten Jahr hatte das CHE einen "unabhängigen" studentischen Beirat ernannt, die sich selber den Namen "SCHEme" geben durften und zu diversen Anlässen als unabhängige studentische Vertreter auftauchen - zum nächsten mal am 4.Oktober in der Anhörung zur VS in Niedersachsen (vgl. Unimut aktuell vom 10.9.).
Vor 7 Jahren wurde der fzs mit dem Anspruch gegründet, bundesweiter Dachverband zu sein. Allerdings gehörten ihm nie alle Studierendenvertretungen an, noch wurde er von allen Studierendenschaften anerkannt. Derzeit gehören ihm die studentischen Vertretungen von 61 Universitäten, Fachhochschulen oder Pädagogischen Hochschulen an. Neben Eintritten gab es immer wieder teils spektakuläre Austritte, in den letzten Monaten die Austritte der Universitäten Düsseldorf und Münster. In der letzten Zeit war es dem fzs aber auch gelungen neben den parteipolitischen Zusammenschlüssen wie RCDS oder Jusos als Zusammenschluss gewählter Studierendenvertretungen anerkannt zu werden. Europa- und weltweit ist der fzs Mitglied in ESIB (The National Unions of Students in Europe) und in der IUS (International Union of Students).
Zwischen den parteipolitischen Gruppen und dem fzs hatte es immer wieder Spannungen gegeben, da insbesondere der RCDS (der nur an einer Minderheit der Hochschulen an den studentischen Vertretungen beteiligt ist) seinen Einfluss auf politische Diskussionen schwinden sah (den er als CDU-Studierendenverband in den letzten Jahren hatte). Letzter Streitpunkt war die Einrichtung des studentischen Akkreditierungspools (vgl. Unimut aktuell vom 24.8.), an dem der fzs Jusos, Liberale etc. nicht beteiligen wollte, ihnen aber schließlich durch einen Kompromiss auch die Weiterleitung ihrer Vorschlägen garantierte.
Der fzs vernetzt Studierendenschaften, verbreitet Informationen weiter und vertritt studentische Interessen gegenüber Parteien, Politik, Ministerien und Öffentlichkeit. Die jetzt vom BVS geforderte Vertretung existiert also bereits, wenn sie auch ausgebaut werden sollte, um dem Anspruch eines Dachverbandes wirklich gerecht zu wrden "Wer glaubt, man könne naiv und realitätsfremd einen neuen Verband mal eben gründen und dann 'müssten die Studentenvertretungen nur noch beitreten', wie das von Seiten der BVS-Sprecher verkündet wird, hat von der Geschichte der StudentInnenschaften und den teils schmerzvollen Erfahrungen mit Dachverbandsgründungsversuchen zu Beginn der 90er Jahre offensichtlich keine Ahnung" so Aktive aus den Reihen des fzs.
Kerry Sailer vom fzs zeigt sich aber zuversichtlich für ihren Verband: "Wir stehen in Gesprächen und Verhandlungen mit einigen ASten, die sich einen Beitritt in den fzs überlegen, zudem gibt es eine grosse Anzahl derer, die traditionell in kritischer, aber sympathisierender Distanz zum fzs stehen. Mit diesen Mitte-Links-ASten, die ausserdem den grössten Teil des studentischen Spektrums in der BRD ausmachen, werden wir weiter verhandeln. Die Reformbereitschaft von Seiten des fzs wird von vielen gesehen, gerade jetzt ist die Zeit für die Stärkung und Verbreiterung des fzs gekommen."
Hier ein Bericht des Deutschlandfunks zum selben Thema.