Turban-Pflicht für afghanische Studenten (09.04.2001)

Gleichberechtigung auf afghanisch: Nachdem sie die Frauen gezwungen haben, sich in unförmige Stoffpakete zu verwandeln, wenden die Taliban in Afghanistan islamische Kleidervorschriften nun auch auf Männer an: ab sofort müssen Studenten einen Turban tragen. Der Unimut dokumentiert eine Pressemeldung der AFP.

Kabul, 29. März (AFP) - Die islamisch-fundamentalische Taliban-Miliz in Afghanistan hat den Turban für Schüler und Studenten zur Pflicht gemacht. Sie müssen die mit Tuch umwundene Kappe fortan als Zeichen ihres "reinen" Glaubens tragen, wie es in einem am Donnerstag veröffentlichten Erlass von Taliban-Führer Mohammed Omar heißt. Bei Missachtung droht der Ausschluss von Schule und Hochschule. "Das Tragen von Turbanen ist eine Tradition des Großen Propheten Mohammed und Teil der afghanischen Kultur", erläuterte ein Sprecher. Bis zur dritten Klasse dürfen Schüler demnach eine schlichte Kappe tragen. Für alle älteren Schüler und Studenten gilt die Turban-Pflicht. Bei der Farbe haben die Eleven fast freie Wahl. Tabu ist dem Sprecher zufolge nur rot - "die Farbe des Teufels". Ein Lehrer berichtete, seine Schüler hätten die Neuregelung "mit Begeisterung" begrüßt. Seit den 60er Jahren hatte sich an afghanischen Schulen westliche Kleidung eingebürgert. Die von den Taliban-Milizen 1996 eingeführte strikte Form des islamischen Rechts, der Scharia, untersagt jedoch "gottlose" Kleidung. Außerdem wird Mädchen und Frauen jeder Zugang zu Bildung und Beruf versperrt. Die Taliban hatten zuletzt weltweit für Empörung gesorgt, weil sie die weltberühmten Buddha-Statuen von Bamijan zerstörten. Begründet wurde dies damit, dass die Statuen gotteslästerlich seien. © AFP

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