Dies hier ist ein Dokument, das nicht vom UNiMUT geschrieben wurde. Der UNiMUT findet das, was hier steht, bestimmt entweder bescheuert oder total gut.

Lokaler Spiegel von http://www.fhd-stuttgart.de/./asta/aktuell/presse.htm



Pressedokumentation


Wir dokumentieren im folgenden die Artikel, die zu dieser Affäre in der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" erschienen sind. Wir möchten damit keinen Standpunkt des AStA/UStA darstellen, da wir uns noch keine Meinung gebildet haben!
Grundsätzlich sind wir aber der Meinung, daß ein anonymer Brief kein sinnvolles Mittel ist (wir müßten sonst nur noch anonyme Briefe schreiben!).
Allerdings hat der Fall einige Brisanz, weniger durch die direkten Vorwürfe gegen Herrn Professor Kaiser, sondern dadurch, daß (laut Hochschulgesetz!) die Professsoren ab dem Sommersemester 1999 40% aller Studienbewerber durch ein Auswahltest oder Auswahlgespräch auswählen müssen!
Was würde sich besser anbieten, als endlich die gewünschten Studierenden direkt auswählen zu können. Entscheidend ist nur die Frage: Wer sind die gewünschten Studierenden? Sind wirklich "Branchenfremde", Abiturienten und andere gefragt, oder doch Studierende mit Beziehungen zur Medienbranche und ensprechendem finanziellem Background? Wollen wir eine Hochschule, die faktisch nur noch für Menschen mit Beziehungen oder Geld da ist? Schon dies in den Artikeln beschriebene "dubiose" Auswahlverfahren war oder wäre schlimm genug, aber wie wird es erst ab Sommer 1999 werden?


Artikel aus den Stuttgarter Nachrichten vom 14.2.1998

Dubiose Studienplatzvergabe an Rektorenkinder

Schwere Vorwürfe gegen HDM-Chef - Professor Bernd Kaiser dementiert und spricht von einer "Intrige"

Bernd Kaiser, Rektor der Hochschule für Druck und Medien (HDM) in Vaihingen, wird mit schweren Vorwürfen konfrontiert: Der Wissenschaftler soll seinen beiden Kindern zu einem Studienplatz an der HDM verholfen haben.
Es ist gerade drei Wochen her, da lobte Ministerpräsident Erwin Teufel bei der Einweihung des 68 Millionen Mark teuren Erweiterungsbaues die Vaihinger Hochschule als "Meilenstein und Glanzstück" in der Medienlandschaft des Landes. Jetzt hat das Schmuckstück eine erhebliche Schramme bekommen - und das ausgerechnet in der Person ihres Rektors Bernd Kaiser.
Ein Kreis, der sich "Freunde der HDM" nennt, beklagt sich über den "Filz bei der Vergabe von Studienplätzen und bei der Stellenbesetzung". Der erste Vorwurf: Die beiden Kinder Kaisers seien "mit einem Notendurchschnitt weit unter dem erforderlichen Numerus Clausus" zum Studium an der HDM zugelassen worden. Dabei bestünden "berechtigte Zweifel, ob die Zulassung der beiden Kinder nicht eine Benachteiligung von anderen Studienbewerbern" mit sich gebracht habe. Der zweite Vorwurf: An der Hochschule sollen Stellen entgegen gesetzlicher Vorschriften besetzt worden sein.
Rektor Kaiser, der hinter den Vorhalten eine Intrige gegen seine Person vermutet, hat, was den ersten Vorwurf angeht, immerhin die Richtigkeit der Fakten bestätigt. Seine Bewertung des Vorgangs fällt freilich anders aus. Thomas, der 20jährige Sohn Kaisers, studiert seit dem Wintersemester 1997/1998 an der HDM Medienwirtschaft. Als er sich um einen Studienplatz bewarb, lag der NC bei einem Notendurchschnitt von 1,3. "Das hätte für Thomas nicht gereicht", sagt der Vater. Für die zehn Studienplätze (letztendlich 26 Plätze) lagen 250 Bewerbungen vor. Auch im ersten Nachrückverfahren hatte der Junior keine Chance. Im zweiten Durchgang, bei dem die HDM unmittelbar vor Semesterbeginn freihändig ausgewählte Kandidaten telefonisch anspricht, hat der Bewerber Kaiser dann den Zuschlag erhalten.
"Wie rufen die Leute an, und den ersten, den wir erwischen, nehmen wir", erläutert der Rektor das Prozedere. "Der Vorteil von Thomas war, daß er wußte: Er muß zu diesem Zeitpunkt erreichbar sein." Den Verdacht, daß der Student in spe dementsprechend "vorgewarnt" war, bestreitet der Rektor. Die 22jährige Sabine Kaiser, die im dritten Semester Verlagswesen an der HDM studiert, hat auf demselben Weg wie ihr Bruder ihren Studienplatz erhalten. Dieses Verfahren, sagt Kaiser, habe nicht nur bei Klagen von abgewiesenen Bewerbern vor Gerichten Bestand, es genieße darüber hinaus die Billigung des Wissenschaftsministeriums. Dort heißt es am Freitag lapidar: "Dazu können wir im Moment nichts sagen."
Auch den zweiten Vorwurf, nänlich Stellen nach Gefälligkeit anstatt nach Qualität zu besetzen weist Kaiser zurück. In einem konkreten Fall gehe es vielmehr darum, einem verdienten Mitarbeiter durch eine BAT-Höhergruppierung eine angemessene Entlohnung zu garantieren.
Das umstrittene Bewerbungsverfahren für Studienanfänger soll vom kommenden Semester an eingestellt werden. Hinter der Attacke auf ihn und seine Kinder vermutet Kaiser indes überwollende Kollegen. Hätte er "geahnt, was daraus wird, hätte ich meine Kinder nicht hier studieren lassen".


Kommentar aus den Stuttgarter Nachrichten vom 14.2.1998

Der Dumme

von Michael Isenberg

Nicht der Ehrliche ist der Dumme, sondern der, der keine Beziehungen hat. Eine fragwürdige Lektion, die an der Hochschule für Druck und Medien (HDM) allen gelehrt wird: denen, die im Hörsaal Platz nehmen dürfen, und denen, die keine Studienerlaubnis bekommen haben. Das freihändige Nachrückverfahren ist ein Schlag ins Gesicht für all diejenigen, die sich ohne tatkräftiges Zutun eines Gönners um einen Studienplatz bewerben. Und das sind die allermeisten.
Leistung soll sich lohnen, wird von denjenigen als Maxime ausgegeben, die dem Kampf ums bessere das Wort reden. Wenn die jungen Frauen und Männer, die als Studienbewerber noch am Anfang ihrer beruflichen Karriere stehen, diesen Gedanken verinnerlichen sollen, müssen sie sich ohne Wenn und Aber auf eines verlassen können: daß Chancengleichheit herrscht. An der renommierten Hochschule darf dies bezweifelt werden. Die HDM ist ein Aushängeschild des Landes; geschätzt und gefördert von der Industrie und der Politik gleichermaßen. Sie hat nicht nur den Sprung geschafft vom Bleisatz zur Kommunikationstechnik, sie hat diesen Fortschritt mitgetragen.
Dementsprechend groß ist das Selbstbewußtsein: "Wir produzieren keine Arbeitslose. Wir sind die Schmiede für den Führungsnachwuchs." Originalton Kaiser. Wer ein HDM-Diplom in der Tasche hat, braucht sich um seine Zukunft fürs erste keine Sorgen machen.
Der Rektor genießt bei seinen Studenten höchstes Ansehen. Anders als seinem umstrittenen Vorgänger ist es ihm gelungen, seine Hochschule zu befrieden. Um so bitterer sind die Vorwürfe, deren er sich nun erwehren muß. Der Weg, wie die offensichtlichen Mißstände bei der Vergabe von Studienplätzen an unsere Zeitung herangetragen wurden, ist unappetitlich. Das ändert nichts daran, daß Kaiser die Vorwürfe im Kern nicht zu entkräften vermag.
Zu befürchten ist, daß der Ruf der HDM, die unter der Hand immer wieder als "Parkplatz für Druckereibesitzersöhne" gehandelt wird, erneut Schaden nimmt. Der Umstand, daß das umstrittene Telefonverfahren nicht mehr angewandt wird, mag auf den ersten Blick beruhigen. Wer in der Vergangenheit bei der Vergabe von Studienplätzen leer ausging, dem hilft das wenig. Er ist und bleibt der Dumme.



Artikel aus der Stuttgarter Zeitung vom 17.2.1998

Anonyme Vorwürfe gegen den Rektor der Hochschule für Druck und Medien

Freie Studienplätze für die eigenen Kinder?


Beschuldigter sich zu den Vorwürfen nicht - Ministerium: Womöglich war Bewerbungsverfahren rechtswidrig
Der Rektor der Hochschule für Druck und Medien, Bernd Kaiser, soll seinen Kindern illegal zu einem Studienplatz verholfen haben. Diese Anschuldigung wurde in einem anonymen Brief erhoben. Das Wissenschaftsministerium hat Kaiser aufgefordert, bis Freitag eine Stellungnahme abzugeben.
Der anonyme Brief ging in der vergangenen Woche bei Stuttgarter Zeitungen ein. Die begehrten Studienplätze an der Hochschule für Druck und Medien, so heißt es in dem Schreiben, hätten in der Regel einen strengen Numerus Clausus und hohe Bewerberzahlen, so daß mache Personen bis zu acht Jahre auf einen Studienplatz warten müßten. Deshalb wäre es äußerst erstaunlich, daß die beiden Kinder des Rektors im Wintersemester 1997/98 zum Studium zugelassen worden sein, obwohl ihre Zeugnisse einen Notendurchschnitt aufgewiesen hätten, der weit unter dem Numerus Clausus läge: "Es bestehen berechtigte Zweifel, ob die Zulassung der beiden Kinder nicht eine Benachteiligung von anderen Studienplatzbewerbern mit sich brachte", mutmaßen die Autoren des Briefes, die sich selbst als "Freunde der HDM" bezeichnen.
In der Tat haben die beiden Kinder des Rektors Bernd Kaiser vor kurzem ihr Studium an der HDM aufgenommen: Der 20jährige Sohn Thomas studiert seit dem Wintersemester Medienwirtschaft, die 22jährige Tochter Silke ist seit drei Semestern im Fach Verlagswesen eingeschrieben. Beide Kinder scheinen im herkömmlichen Verfahren den Numerus Clausus nicht geschafft zu haben, der beispielsweise in der Medienwirtschaft derzeit bei 1,3 liegt. Auch im ersten Nachrückverfahren erhielten die beiden Kinder keinen Platz. Nun ist es zunächst nichts Außergewöhnliches, daß Studenten auch ohne den erforderlichen Notenschnitt im zweiten Nachrückverfahren einen Studienplatz erhalten. Der Dreh- und Angelpunkt liegt in diesem Falle in der kuriosen Art des Auswahlverfahrens: Die Hochschule soll im zweiten Durchgang relativ wahllos Bewerber angerufen haben, und wer zufällig zu Hause war, erhielt den Zuschlag. Rektor Bernd Kaiser könnte also zumindestens seinen beiden Kindern mitgeteilt haben, wann sie unbedingt telefonisch erreichbar bleiben müssen.
Dieses Verfahren, so es denn auf diese Weise abgelaufen ist, hat im Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg einiges Befremden ausgelöst. "Dieser Modus widerspräche der Hochschulvergabeverordnung und wäre rechtswidrig", sagte Pressesprecherin Christine Köber. Im Nachrückverfahren könne zwar per Los eine Liste erstellt werden, doch müßten dann alle Bewerber angeschrieben werden. Eine telefonische Zufallsentscheidung würde das Ministerium nicht billigen. Allerdings will Christine Köber nicht von einem "Verfahren" gegen Bernd Kaiser sprechen. Man habe ihn lediglich aufgefordert, bis zum Freitag seine Sicht der Dinge schriftlich beim Ministerium einzureichen. Dann werde weiter entschieden. Bernd Kaiser selbst wollte sich vorerst nicht zu den Vorwürfen der Vetternwirtschaft äußern. Er habe die Angelegenheit dem Ministerium angezeigt, nachdem er davon Kenntnis erhalten habe: "Ich bin noch nie in seiner solchen Situation gewesen und weiß nicht genau, wie ich mich richtig verhalten soll. Deshalb will ich vorerst lieber nichts sagen." In dem anonymen Brief haben die Autoren noch einen weiteren Vorwurf erhoben: Kaiser soll Stellen wissenschaftlicher Mitarbeiter an Bewerber vergeben haben, die "teilweise keinen Hochschulabschluß bzw. nur einen Fachhochschulabschluß" besäßen. Dadurch sei in manchen führenden Positionen eine wissenschaftliche Qualifikation nicht gegeben. Bernd Kaiser weist diese Anschuldigung zurück: Nur in einem Fall sollten die guten Leistungen eines Mitarbeiters durch bessere Entlohnung honoriert werden.


Artikel aus der Stuttgarter Zeitung vom 24.2.1998

Vorwürfe gegen Bernd Kaiser


Rektor nimmt Stellung, Ministerium prüft noch
Bernd Kaiser, der Rektor der Hochschule für Druck und Medien, hat am Freitag fristgerecht seine Stellungnahme zu den Vorwürfen gegen seine Person beim zuständigen Wissenschaftsministerium eingereicht. Die Prüfung des Schreibens werde sich aber noch einige Tage hinziehen, sagte die Pressesprecherin Christine Köber. Frühestens Ende der Woche sei mit einer Entscheidung des Ministeriums zu rechnen, wie man die Angelegenheit einschätze und wie man weiter verfahren wollte.
Gegen den Rektor der Hochschule für Druck und Medien (HDM) war in einem anonymen Brief der Vorwurf gemacht worden, er habe seinen zwei Kindern, die beide an der HDM studieren, unrechtmäßig zu einem Studienplatz verholfen. Das Ministerium will insbesondere prüfen, wie der Ablauf des Auswahlverfahrens ausgesehen hat. Im zweiten Nachrückverfahren soll, so die Anschuldigung, die Hochschule ziemlich wahllos Bewerber angerufen haben, und wer zufällig zu Hause gewesen sei, habe einen Studienplatz bekommen. Dieser Modus widerspreche den Verordnungen, sagte Christine Köber.


Ein Leserbrief aus den Stuttgarter Nachrichten vom 27.2.1998

Gutsherrenmentalität


Zu "Dubiose Studienplatzvergabe an Rektorenkinder" vom 14.2.1998
An der Fachhochschule für Druck und Medien herrschen offenbar ganz besondere Zustände. Im Zusammenhang mit der zumindest fragwürdigen Rolle von Rektor Bernd Kaiser bei der Studienplatzvergabe an seine Kinder sollte man auch ein anderes Ereignis aus jüngster Zeit nicht unerwähnt lassen, denn Machtmißbrauch ist für diesen Herrn nichts Unbekanntes. Bei der Einweihung eines neuen Gebädeteils der FH durch den Ministerpräsidenten wollten Vertreter des AStA eine kritische Rede zur Hochschulpolitik des Landes halten. Kaiser bewies seine Gutsherrenmentalität, indem er die Rede untersagte und den Verantwortlichen mit Verweis von der Hochschule drohte. Bei solchen diktatorischen Methoden kann es nicht verwundern, daß Menschen aus dem Umkreis der FH-Druck Mißstände nur noch anonym anprangern wollen.
Michael Maier, Ditzingen

Eigentlich sollte dies eine reine Pressedokumentation werden, aber da der AStA/UStA in diesem Leserbrief erwähnt wurde, kann ich mir eine Richtigstellung nicht ersparen!
1. Es ist nicht richtig, daß der AStA oder auch der UStA eine Rede halten wollte! Außerdem hat der AStA keinelei Befugnisse; sich zu hochschulpolitischen Themen zu äußern.
2. Es ist zwar richtig, daß Herr Dr. Kaiser Konsequenzen angedroht hat, allerdings nur bei aktiven Behinderungsversuchen, außerdem hat Herr Dr. Kaiser keine direkte Exmatrikulation angedroht, sondern eher seinen persönlichen Rücktritt!
3. Es stimmt wohl, daß mensch massive Kritik an der FH fast nur anonym äußern kann, dies liegt allerdings nicht an Herrn Dr. Kaiser, sondern daran, daß die Hochschule immer noch sehr klein ist und mensch sich oft persönlich kennt!
Für mich persönlich ist es viel schlimmer, daß dieser Einweihungstag zu einer Großaktion des Wissenschaftministeriums und gar (angeblich) des Verfassungsschutzes gegen den AStA und die StudentInnen der PH Ludwigsburg geführt hat! Glücklicherweise hat diese Aktion inzwischen ein Nachspiel im Landtag, daß natürlich nicht sonderlich positiv für die FH sein wird! Vielleicht hätten wir doch eine kritische Rede halten sollen!
Für Nachfragen oder Kommentare meldet Euch bitte bei Stefan Hammer (Sozialreferat des UStA), sh02@fhd-stuttgart.de. Bitte seid mir nicht böse, wenn meine Antwort etwas länger dauert, aber ich bin im Praxissemester!



Artikel aus den Stuttgarter Nachrichten vom 28.2.1998

HDM-Rektor unter Druck


Ministerium prüft Einleitung von Disziplinarverfahren
Das zweite Nachrückverfahren für Studienplatzbewerber an der Vaihinger Hochschule für Druck und Medien (HDM) ist rechtswidrig. Dies hat das Wissenschaftsministerium auf Anfrage bestätigt.
Die Affäre um die renommierte Hochschule war durch ein anonoymes Schreiben Mitte Februar ins Rollen gebracht worden. Darin wurde behauptet, die beiden Kinder des Rektors Bernd Kaiser hätten zu Unrecht einen Studienplatz an der Hochschule ihres Vaters erhalten. Kaiser bestätigte gegenüber unserer Zeitung das kritisierte Vergabeverfahren, bei dem im zweiten Nachrücken weitere Bewerber telefonisch den Zuschlag für einen Studienplatz erhalten. Seinerzeit betonte Kaiser, dieses Prozedere habe nicht nur mehrfach bei Klagen abgewiesener Bewerber vor Gericht Bestand gehabt, es genieße darüberhinaus auch die Billigung des Ministeriums. Das Ministerium äßerte sich zunächst nicht und forderte statt dessen von Kaiser eine schriftliche Erklärung. Nach deren Prüfung stehe nun fest, so die Sprecherin Christine Köber am freitag, "daß das Verfahren rechtswidrig ist".
In der kommenden Woche wird Kaiser mit seinem Anwalt im Ministerium vorsprechen; in der Woche darauf soll dort entschieden werden, ob gegen den Rektor ein Disziplinarverfahren eingeleitet werden wird.
Kaiser selbst, der hinter den Anschuldigungen eine hochschulinterne Intrige gegen seine Person vermutet, mochte sich am Freitag - anläßlich der Abschlußfeier von 118 Diplomanden an der HDM - zu den Vorwürfen nicht ä,uß: "Dazu gebe ich keinen Kommentar. Das ist ein schwebendes Verfahren." Die HDM-Studenten, so ist zu hören, stehen zu ihrem umstrittenen Rektor.


Artikel aus der Stuttgarter Zeitung vom 28.2.1998

Wissenschaftsministerium: Studienplatzvergabe rechtswidrig

Hochschulrektor Kaiser gerät unter Druck

Erst übernächste Woche wird über Eröffnung eines Verfahrens entschieden
An der Hochschule für Druck und Medien sind Studienplätze rechtswidrig vergeben worden. Zu diesem Schluß kommt das Wissenschaftsministerium. Noch ist offen, ob gegen den Rektor ein Disziplinarverfahren eröffnet wird.
Die bisherigen Recherchen des Wissenschaftsministeriums hätten ergeben, daß an der Druck-Hochschule (HDM) tatsächlich ein rechtswidriges Zulassungsverfahren praktiziert worden sei, sagte die Pressesprecherin des Ministeriums, Christine Köber, gestern. Im zweiten Nachrückverfahren habe die Hochschule relativ willkürlich Bewerber angerufen; wer zufällig zuhause gewesen sei, habe den freien Studienplatz bekommen. Dieser Modus widerspreche eindeutig der Hochschulvergabeverordnung, sagte Köber. Zwar sei es üblich, im Nachrückverfahren per Los eine Liste zu erstellen, doch müßten dann alle gezogenen Bewerber schriftlich benachrichtigt werden. Wieviele Studienplätze über das unlautere Verfahren vergeben wurden und welche Studienfächer betroffen sind, ist bislang nicht bekannt.
Die Nachforschungen des Ministeriums waren vor zwei Wochen durch einen anonymen Brief ausgelöst worden, der bei Stuttgarter Zeitungen eingegangen war. Die Verfasser des Schreibens, die sich selbst als "Freunde der HDM" bezeichneten, warfen darin dem Rektor Bernd Kaiser vor, er habe seinen beiden Kindern Thomas und Silke unrechtmäßig zu einem Studienplatz an der HDM verholfen. Sohn Thomas studiert seit dem vergangenen Wintersemester das Fach Medienwirtschaft an der Vaihinger Hochschule, Tochter Silke ist seit drei Semestern dort im Fach Verlagswesen eingeschrieben. Die Studienplätze, so heißt es in dem anonymen Schreiben, hätten in der Regel einen strengen Numerus Clausus und eine hohe Bewerberzahl: "Es bestehen berechtigte Zweifel, ob die Zulassung der beiden Kinder nicht eine Benachteiligung von anderen Studienplatzbewerbern mit sich brachte", mutmaßen die Autoren des Briefes. Bernd Kaiser könnte, so die Unterstellung, zumindest seinen Kindern mitgeteilt haben, wann sie unbedingt zuhause sein müßten, da sich die Hochschule wegen eines Studienplatzes telefonisch bei ihnen melden könnte.
Das Wissenschaftsministerium geht nun also zwei verschiedenen Vorwürfen nach. Zum einen überprüft die Behörde, ob Kaiser seinen Kindern tatsächlich im zweiten Nachrückverfahren zu einem Studienplatz verholfen hat. Zu diesem Punkt gebe es, noch keine Erkenntnisse, teilte Christine Köber mit. Man gehe der Angelegenheit aber weiter nach. Zum anderen überprüft das Ministerium, inwieweit Bernd Kaiser allgemein von dem rechtswidrigen Auswahlverfahren wußte oder daran beteiligt war.
Zur Klärung des Sachverhaltes hatte das Ministerium Bernd Kaiser aufgefordert, bis zum Freitag vergangener Woche eine Stellungnahme einzureichen. Das Schreiben des Rektors war zwar fristgerecht eingegangen, doch sei es unzureichend gewesen, um die Sachlage zufriedenstellend beurteilen und eine Entscheidung über das weitere Vorgehen treffen zu können, so das Wissenschaftsministerium. Aus diesem Grunde wurde für kommenden Mittwoch ein Gespräch mit Bernd Kaiser im Ministerium anberaumt. Kaiser, der mittlerweile einen Anwalt eingeschaltet hat, habe selbst um dieses Gespräch gebeten. Mit dieser persönlichen Aussprache, so hofft das Ministerium, könne der Sachverhalt endgültig geklärt und die Recherche abgeschlossen werden.
Ob gegen Kaiser ein Disziplinarverfahren eröffnet wird, ist offen. Ausschlaggebend werde sein, ob Bernd Kaiser von der rechtswidrigen Form der Studienplatzvergabe Kenntnis hatte oder nicht. Die Entscheidung, ob ein Verfahren eingeleitet werde, falle aber erst in der übernächsten Woche, sagte Christine Köber.

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