Anlässlich unseres letzten Wahlplakaterankings wurde von mancher Seite kritisiert, die Wertung sei etwas willkürlich gewesen. Um solche Vorwürfe dieses Mal gar nicht erst aufkommen zu lassen, haben wir eine Jury aus hochkarätigen Vertretern der demokratischen Parteien1 zusammengestellt, die jedem Plakat eine Wertung zwischen 0 und maximal möglichen 10 geben durften. Der Vertreter der CDU hat das nicht verstanden, und so haben wir ihm erlaubt, Noten wie in der Schule zu vergeben. Die Wertungen sind in der letzten Spalte der folgenden Tabelle in der Reihenfolge CDU/SPD/FDP/B90-G gegeben.

Wir ignorieren die Aussagen der Herren natürlich selbstherrlich.

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BeurteilungWertung
Startnummer 1:

CDU: Die Nummer 1
Wenn das die Nummer eins ist -- wie sehen dann die Leute auf den restlichen Medallienplätzen aus, und wie erst die weiter hinten? 1/0.2/3.3/0.0 -- Platz 110
Startnummer 2:

FDP: Weiter so
Der inhaltliche Beitrag der FDP besticht durch schlichtes, aber elegantes Design und ist an Breite kaum zu überbieten. Die Redaktion hätte etwas detailliertere Auskünfte gern gesehen, was allerdings der Konsensfähigkeit dieses Entwurfs unter der Jury keinen Abbruch tat. 2/9.2/10.0/3.6 -- Platz 11
Startnummer 3:

ÖDP: Die Verschwörung
Die ÖDP lässt die Wirtschaft als Hand im Vordergrund die Politik als nur schattenhaft gezeichnete Klaue im Hintergrund bestechen. Abgesehen davon, dass die hier gezeigten Beträge eine gewisse Realitätsferne der PlakatmacherInnen ahnen lassen, verwirrt uns die Kombination von Motiven der NSDAP und ihrer GegnerInnen ein wenig. 5/1.2/0.0/9.0 -- Platz 93
Startnummer 4:

B90/G: Zu viel Panzer, zu wenig Hirn
Mensch muss die Grünen einfach bewundern. Nachdem sie in der Nuklearpolitik eine Bauchlandung hingelegt haben, nach der andere erstmal eine Weile zu keuchen hätten, werfen sie sich unbekümmert in die Brust. Mangelnde Glaubhaftigkeit lässt sich vermutlich durch reichlich Chutzpe ausgleichen. 6/10.0/0.0/10.0 -- Platz 91
Startnummer 5:

CDU: Zerebrale Ischämie
Die bei der Startnummer 1 aufgeworfene Frage wird wie erwartet beantwortet. Der Heidelberger CDU muss eine außerordentliche Begabung zugestanden werden, entweder von Natur aus potthässliche oder immerhin unglaublich dämlich dreinguckende Kandidaten auszusuchen. 1/5.4/6.8/0.7 -- Platz 2433
Startnummer 6:

SPD: Zu wenig
Den Einstieg in die diesjährige Runde von Kinderpornographie liefert die SPD. Der Junge gefiel der ganzen Jury. 1/10.0/10.0/10.0 -- Platz 78
Startnummer 7:

B90/G: Für Heidelberg
Theresia Bauer ist "Für Heidelberg". Die Grünen, so möchte mensch ergänzen, bald wieder so richtig für Deutschland. Immerhin verzichtet das Design auf das klassische Kopfportrait, und Theresia Bauer versucht es noch ohne Krawatte. Ganz in der Republik angekommen sind sie halt doch nicht, die Ex-SteinewerferInnen. 4/7.0/0.0/10.0 -- Platz 27
Startnummer 8:

SPD: Neue Aufgaben
Das aparte Design, der Knitterlook sowie der Fokus aufs Wesentliche bestach der Redaktion. Die Jury war weniger überzeugt. 6/6.6/0.0/4.2 -- Platz 2
Startnummer 9:

"Rep": Leitkultur
Die Redaktion bedauert die weitgehende Abwesenheit von Splitterparteien und durchgedrehten EinzelkämpferInnen in diesem Ranking, die sich im gegenüber der letzten Bestenliste eher enttäuschenden kreativen Niveau niedergeschlagen hat. Die "Republikaner" helfen da auch nicht: Eine Neuauflage fehlgeschlagener CDU-Propaganda kann außer der CDU selbst niemanden vom Hocker reißen. Offensichtlich verschleißt der Landtag ziemlich. 1/0.0/0.0/0.0 -- Platz 2432
Startnummer 10:

FDP: Schnauzbart I
Der Schnauzbart ist der große Trend dieses Wahlkampfes. Freund Döring, bereits im letzten Wahlkampf durch Jovialität wie Professionalität aufgefallen, hat diesen Trend gesetzt und bleibt ihm treu. 1/10.0/10.0/5.2 -- Platz 29
Startnummer 11:

SPD: Schnauzbart II
Auch die SPD folgt dem Trend zum Schnauzbart. Blick und Lächeln des Herrn Jungiger verheißen allerdings im Zusammenhang mit den Slogan vom "Menschen gewinnen" nichts Gutes. Wo spielt der Herr Junginger wohl? Und was macht er mit seinem Gewinn? 5/10.0/10.0/5.2 -- Platz 29
Startnummer 12:

FPD: Schnauzbart III
Herrn Hanke muss zugute gehalten werden, dass er uns sein Konterfei in Farbe erspart. Die Redaktion mag das. 5/10.0/10.0/5.2 -- Platz 29
Startnummer 13:

SPD: Auf gepackten Koffern
Dem/der UneingeweihteN mag dieser Entwurf etwas infantil erscheinen. Leider verbietet es der journalistische Anstand, auf die Pikanterie des Motivs angesichts der persönlichen Situation des Kandidaten näher einzugehen. 6/10.0/0.3/7.8 -- Platz 4
Startnummer 14:

FDP: Wir stählen Jungen
Freund Döring, durch den Schnauzbart quasi paternalistisch strukturiert, als Dekoration zum Multi-Kulti-Kinderporno ("Wir stählen Jungen"). Ein Schachzug, der noch Saddam Hussein neidisch machen würde. 2/3.1/10.0/2.3 -- Platz 29

Wenige Tage vor der Wahl erreichte uns ein neuer umfangreicher Satz von Beiträgen. Freude bemerken wir, dass etliche unserer Kritikpunkte zur ersten Auswahl von den Parteien aufgenommen wurden.

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BeurteilungWertung
Startnummer 15:

B90/G: Zukunft Grün
Ein wenig frech guckt der in Wirklichkeit weit mehr nach seinem Alter aussehende Kandidat in die Kamera -- die Grünen setzen auf den Reiz eines Lausbuben. Mensch beachte ebenfalls die Leere der Zukunftsrhetorik sowie den Versuch, dem netten Jungen auf dem Plakat durch Angabe seiner Errungenschaften ("Fraktionsvorsitzender und Spitzenkandidat") Glaubhaftigkeit zu verleihen. 4/8.4/3.3/6.1 -- Platz, Waldi
Startnummer 16:

B90/G: Trittin kommt nicht
Die Grünen können dem Trend zum Schnauzbart nicht widerstehen. Offen bleibt bei diesem Plakat, wann und wohin Jürgen Trittin kommt. Vielleicht ist das auch besser so. 6/4.9/1.1/3.5 -- Platz 29
Startnummer 17:

B90/G: Freie Liebe
Ein riskantes Plakat wagen die Grünen hier -- das Versprechen an die schwule Community, sich um ihr Recht auf die Ehe zu bemühen, könnte sich ja als genauso leer erweisen wie der Atomausstieg. Gut gefiel der Redaktion allerdings der Verweis auf die bescheidenen intellektuellen Fähigkeiten des Landesvaters. (Der CDU-Vertreter weigerte sich, dieses Plakat anzusehen)/7.0/7.0/10.0 -- Platz 3
Startnummer 18:

SPD: Fleischtöpfe
Noch einer will die Menschen gewinnen -- und ganz offenbar nicht von den Fleischtöpfen vertrieben werden. Wir wünschen ihm viel Glück dabei. 3/9.5/2.7/0.8 -- Platz 132
Startnummer 19:

B90/G: Fleischtöpfe
Nach der Startnummer 18 wollen die Grünen nicht leichtgewichtig erscheinen. Uwe Moravec ersetzt aber bemerkenswerterweise die Krawatte durch einen edlen Schal und erreicht so einen weit ansehnlicheren Hals als Max Nagel. 4/8.4/3.3/6.1 -- Platz 132
Startnummer 20:

SPD: Radikaler Schalk
Ute Vogt versucht das Kopfportrait zu modernisieren. Durchaus sparsam mit Inhalten, weicht dieses Plakat zumindest der Mimik der Kandidatin deutlich vom Gewohnten ab. Abschätzig scheint sie den/die BetrachterIn einzuschätzen, und das etwas sardonisch-arrogante Lächeln soll wohl andeuten, dass sie nicht viel von Menschen hält, die sich Kopfportraits ansehen oder sich davon gar in ihrer Wahlentscheidung beeinflussen lassen. Wenn so ein Einfluss allerdings zählen würde, hätte Vogt gegen Erwin Teufels (Startnummer 1) schon gewonnen. 5/10.4/9.0/8.9 -- Platz 109
Startnummer 21:

F.D.P.: Karriere
Gerade erst konfirmiert und schon Landtagskandidat: Das nennen wir Karriere. 4/8.4/3.3/6.1 -- Platz 2
Startnummer 22:

PBC: Geschenk Gottes
Dem Gebot der Nächstenliebe entsprechend hat sich die PBC unserer erbarmt und einen Spinnerbeitrag geliefert. Ebenfalls christlich motiviert ist wohl der Verzicht auf reale Kinderfotos. Weniger gut gefiel die etwas nach Blut und Boden schmeckende Parole von den gesunden Familien und dem gesunden Staat. 1/2.3/0.4/0.4 -- Platz 3
Startnummer 23:

DKP: Bildung statt Rüstung
Ins Archiv gegriffen hat die DKP und grub aus dem Fach mit Plakaten aus der Zeit der Nachrüstungsdebatte dieses aus. Auch hier gefällt der Verzicht auf Fotos. 6/0.1/0.0/0.2 -- Platz 81
Startnummer 24:

CDU:Jungen
Es ist erstaunlich, dass die CDU vor lauter Stolz auf so dies und das noch die Kreativität aufbringt, so vielschichtige Plakate zu gestalten. Lange haben wir uns gefragt, ob uns hier suggeriert werden soll, dass bei der CDU KonfirmandInnen noch bessere Chancen haben als bei der FDP (cf. Startnummer 21), dass die CDU männliche Kinder weiblichen Kindern bevorzugt, oder aber, dass sich die CDU ihrer christlichen Herkunft erinnert und dem großen Vorbild des Wiener Kardinals Groer folgt. 2/4.5/8.7/1.8 -- Platz 69
Startnummer 25:

B90/G: Starke Grüne
Hier beeindruckte uns der starke rote Doppelpunkt. Verglichen mit der Startnummer 4 waren die Grünen sehr gut beraten, nicht näher auszuführen, was mit starken Grünen passiert. 6/7.3/0.0/8.0 -- Platz 21
Startnummer 26:

CDU: Erfolgsgarant
Ganz kann sich die CDU von ihrer etwas dämlichen Nummer eins nicht verabschieden, aber immerhin lenkt sie vom Umstand ab, dass dieser Baureschädel ihre Nummer eins ist. Erstaunlich ist der Altruismus, eine Wahlempfehlung für den Erfolg abzugeben. Sollte sich dieser auf dem Wahlzettel befinden, ist das Kreuz dort sicher besser aufgehoben als bei irgendeiner der für sich selbst werbenden Parteien. 1/0.0/0.0/0.0 -- Platz 108
Startnummer 27:

SPD: Erfolge
Die ersten Häkchen dieser Wahlkampfsaison liefert die Sozialdemokratie, die offenbar die Wahlempfehlung der Startnummer 26 quasi hijacken möchte. Amüsant daran vor allem das trotzig-infantile "Und Erwin Teufel war dagegen!". Es ist Zeit, mit fettgedruckten Ausrufezeichen aufzuhören. 6/9.9/8.9/9.9 -- Platz 455
Startnummer 28:

Jusos: Für Hans-Georg Junginger
Die Juso-AG Ilvesheim traut sich nicht an echte Pornografie und versucht, mit ausgeschnittenen Pin-up-girls für Schnauzbärte zu werben. Herzige Handarbeit muss der Landjugend wohl attestiert werden. Bei solch zu Tränen rührenden Experimenten muss mensch froh sein, wenn sich etwas professionellere PlakatmacherInnen auf Kopfportraits beschränken. 1/10.0/10.0/10.0 -- Platz 45310

 
 


1 Demokratische Partei ist dabei, wer im Bundestag vertreten ist, einen Vertreter (und keine Vertreterin) entsandte und dafür war, es dem Serben mal wieder richtig zu zeigen.