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Prüfungen in Spanien -- Und sie bewegt sich doch -- nicht!

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"Man gebe mir nur eine ausreichend lange Stange, und ich werde die Welt aus den Angeln heben!" Leider habe ich das Original-Zitat vergessen und selbstverständlich auch den, der es gesagt hat. Aber an sich ist das ja auch hier nicht das Thema, denn was ich gebraucht hätte, wäre ja was ganz Anderes gewesen, nämlich Handschuhe, Desinfektionsmittel und ein Müllschlucker. Warum? Weil Alessandro in drei identischen Versuchsanordnungen binnen kurzer Zeit beweisen wollte, daß Tomatendosen, deren Inhalt drei Tage vor sich hinschimmelt, selbständig den Weg in den Müll finden. Vielleicht hat er das auch tatsächlich geglaubt, doch nachdem ich ihn dann bei der dritten darauf hingewiesen habe, daß weder Mainzel- noch Schimmelmännchen für die geheimnisvolle Wanderung der Dose in unseren Mülleimer verantwortlich waren, sondern ganz profan ich! - Die Enttäuschung in seinem Gesicht auf diese Offenbahrung sollte nur noch gesteigert werden durch seine mimische Reaktion auf meine Aufforderung, es mir im Entsorgen gleich zu tun, da ich so langsam keine Lust mehr dazu habe, als überqualifizierter Müllmann meinen dazu noch unbezahlten Dienst zu verrichten.

Doch auch etwas anderes, Schockierendes, Schreckliches, brutalst Gewaltätigstes bewegt sich nicht: Die Spanische Oma! Zusammengerottet in Clans durchkämmen Horden randalierender Großmütter die Stadt. Der einzelne Passant hat keine Chance, wenn ein Rudel Rentnerinnen seinen Weg kreuzt. In Angriffsformation marschiert die spanische Phalanx durch ihr Revier, in ihrer Mitte, da, wo die Mundwinkel am tiefsten, das Gesicht am grimmigsten, die Aggression am höchsten ist - die Alpha-Oma. Sie kennt nur ein Ziel: unschuldige Fußgänger zu umrunden, im Pulk einzukreisen und dann mit der Handtasche auf sie einzuprügeln! Aber weil sich die Opfer längst durch verzweifelte Fluchtbewegungen ihren Angriffen in letzter Sekunde entziehen können, greift die Pensionistinnen-Brigade zu anderen Mitteln. Im Vorübergehen zuckt die Metallspitze des stets bereiten Regenschirms nach fremden Waden, schwirrt die Handtasche gleich Alessandros Schleuder durch die Luft. Das Gerücht geht um, daß schon Späher verschiedener American Football-Teams gesehen worden seien, die Verstärkung für ihre Defensive suchen.

Ebenso feindliche Aggressionen spielen sich im letzten Reservoir des modernen Menschen ab, wo er noch ganz seinen Jäger-und-Sammler-Trieben nachgeben kann. Ich rede vom Supermarkt. Nachdem es mir endlich nach einem Dreivierteljahr gelungen ist, die Standorte der beliebtesten und billigsten Produkte -- oder sollte ich die Reihenfolge besser umdrehen? -- zu finden, wird mir nicht einmal mehr Zutritt gestattet!

Die grüne Invasion hat begonnen. Eine feindliche und dazu noch teurere Supermarkt-Kette strebt das Monopol auf der Ringstraße an. Als Versöhnungsangebot und Lockmittel gibt's am ersten Tag n'Gläschen Wein!

Das ist mir aber spätestens seit'nem Monat total schnuppe. Zu dem Zeitpunkt haben José und ich nämlich Alessandro zum Kauf einer neuen WG-Whiskey-Flasche gezwungen. Wie und warum? Nun, während eines gemeinsamen Einkaufs haben wir uns zu dritt entschieden, für die gemeinsamen Stunden doch eine ganz besondere Anschaffung zu machen. Bei Mädels-WG's wären das Kerzen, Kekse und aromatisierter Kaffee, bei uns: Whiskey. Davon habe ich ungefähr 0,1l getrunken, José nichts, und Alessandro während einer Party eben alles. Da alle meine Überzeugungsversuche, "er möchte doch bald, in der nächsten Zeit, so langsam aber, also wirklich, jetzt jetzt jetzt endlich verdammt noch mal" -- also als dies alles nichts fruchtete, habe ich eben eine Flasche gekauft und Alessandro sie bezahlen lassen; nach zwei Monaten Wartezeit ging ihr materieller Wert natürlich gegen null, der symbolische dafür...!

Ja, was tut man nicht alles für seine Mitbewohner, das geht schon fast bis zu Selbstkasteiung, wenn man sich nach 4 Stunden Schlaf aufrafft, um José um acht Uhr früh zu wecken, damit dieser sein Vorhaben durchhält, mal mehr zur Uni zu gehen. Und siehe da, er hat sich schon gebessert. Von null auf zwei in nur einer Woche!

Auch Schlafprobleme wegen euer MitbewohnerInnen? Oder wohnt ihr allein? Schreibt mir:
Spanien-Michael
FachSchaftsKonferenz
Zentrales Fachschaftenbüro - ZFB
Albert-Überle-Straße 3-5
69120 Heidelberg

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Erzeugt am 19.12.2005

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