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UNiMUT aktuell -- Mai 2004

Der Minister leiht das Ohr

Klausur zur Vorlesung "Prosa der Macht" (05.05.2004)

Aufgabe 1: Lesen Sie diese Pressemitteilung des MWK zu einem Treffen des Wissenschaftsministers mit "AStA-Vertretern" und beantworten Sie folgende Fragen:

  1. Haben die "AStA-Vertreter" in diesem "Gespräch" etwas gesagt? Wenn ja, was?
  2. Was sind die "Anforderungen des Arbeitsmarktes" und inwieweit hängen sie mit Sachzwängen zur McBildung zusammen?
  3. Was müssen FH-Master (beachte: hier ist nicht von Bachelors die Rede) tun, um in den höheren Dienst kommen zu können?
  4. Zusatzaufgabe: Warum ist das Ministerium offensichtlich nicht in der Lage, unserer einfachen Erklärung zu folgen und nach gerade mal 25 Jahren mitzubekommen, dass es in Baden-Württemberg keine ASten gibt?
Für richtige Lösungen der letzten Teilaufgabe werden Extrapunkte vergeben. Personen, die die Extrapunkte erhalten, müssen von uns an das Landesamt für Verfassungsschutz gemeldet werden.

Aufgabe 2: Lesen Sie diese Pressemitteilung des MWK über ein Briefing des Ministers für die Hochschulratsvorsitzenden der Nicht-Unis in Baden-Württemberg und beantworten Sie folgende Fragen:

  1. Wem genau werden hier positive Reaktionen zugeschrieben? Wer soll nach den Plänen des Ministeriums zum neuen LHG in den künftigen Hochschulen Kompetenzen, die bisher bei der akademischen Selbstverwaltung lagen, übertragen bekommen?
  2. Worin bestehen diese positiven Reaktionen?
  3. Wie sehen Reaktionen anderer betroffener Gruppen aus? Sollten Sie diese Frage nicht aus dem Text beantworten können, dürfen Sie die üblichen Recherchemöglichkeiten einsetzen, solange Sie Ihre Quellen korrekt angeben. Erklären Sie die Diskrepanz zwischen der Überschrift des Textes und der Realität.
  4. Zählen Sie, wie oft im Text von eher ablehnenden und eher kritischen Äußerungen die Rede ist. Berücksichtigen Sie, dass der/die AutorIn vermutlich ein Bias gegen die breite Darstellung kritischer Reaktionen auf die Pläne des Ministers hat. Stellen Sie eine Verbindung zwischen Ihren Ergebnissen und der Überschrift des Textes her.
  5. Erklären Sie, warum das neue LHG Gesetz werden wird.

Sollten Sie die letzte Teilaufgabe lösen wollen, müssen wir Sie bereits jetzt darauf hinweisen, dass Zweifel an der Funktionsfähigkeit unserer Demokratie nicht geduldet werden.

Ihr Antworten richten Sie bitte bis zum 12.5.2004, 20 Uhr, an die Redaktion. Die exzellentesten Einsendungen werden veröffentlicht.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 30.11.2004

Zwischen Olympia, Geld, dem deutschen Süd, Nachhilfe und der Elite

Wusstet Ihr schon... (12.05.2004)

...dass nach dem Gähnthema "Olympia" das Studium Generale im Wintersemester ausgerechnet den Geistestöter "Elite" behandeln soll? Dies jedenfalls hat die zuständige Kommission jüngst beschlossen. Tröstlich dabei ist, dass, der Scheuklappenpropaganda der letzten Jahre sei dank, ohnehin nur noch ein paar Bildungsbürger zu den Veranstaltungen am Montagabend kommen. Womit die ihren emotionalen Haushalt stabilisieren, ist dann auch schon egal.

...dass ihr noch bis zum 4.6. eure "Stimme für mehr Gerechtigkeit im Welthandel" im Weltladen in der Heugasse 2 abgeben könnt? Diese Stimmen sollen dann öffentlichkeitswirksam kurz vor der Europawahl übergeben werden. Die Aktion ist Teil der Kampagne "Gerechtigkeit jetzt!", die sich gegen die skandalösen und sich zudem auch immer weiter verschlechternden Verhältnisse im Handel zwischen EU, USA und Japan auf der Gewinner- und den Trikontstaaten auf der Verliererseite richtet. Bei der Gelegenheit könnt ihr auch gleich eine Flasche des leckeren neuen Streuobstwiesen-und-fairer Handel-Saftes mitnehmen. Der nämlich ist nicht nur sehr lecker, sondern auch noch hilfreich für ein gutes Gewissen.

...dass ihr den buntbedruckten Kleinbus, den die Uni auch an Studis für dienstliche und private Zwecke vermietet (35 Euro pro Tag) nicht unbedingt braucht, wenn ihr umzieht? URRmEL verleiht Fahrradanhänger und Lastenfahrräder gegen Spende...

...dass die Nightline, das von Studis betriebene Zuhörtelefon, vom Dachverband der Studentenwerke DSW 2500 Euro bekommt? In der heutigen Zeit geht das natürlich nicht einfach nur so oder weil die NightlinerInnen halt schlicht sinnvolle Arbeit machen -- nein, man muss für sowas eben einen Preis gewinnen, in dem Fall den "Deutschen Studentenwerkspreis für besonderes soziales Engagement im Hochschulbereich". Übrigens: 2500 Euro sind natürlich schön, schöner aber sind für alle auf ehrenamtlicher Arbeit basierenden Projekte neue MitarbeiterInnen. Näheres dazu auf der oben zitierten Seite.

...dass der unmittelbare physische Zwang, mit dem die Burschenschaft Normannia unseren mit diesen Dingen befassten Mitarbeiter von ihrer Veranstaltung über die "Septemberverbrechen" ferngehalten hat, euch jetzt wohl auch davon abhält, alles über die skandalöse Unterdrückung einer "vergessenen Volksgruppe" zu erfahren? Ja, die Normannia lässt den im Nazisumpf wohlbekannten Prof. Dr. Erhard Hartung über den "Südtiroler Freiheitskampf" referieren. Der Ausschluss von dieser Veranstaltung macht uns vor allem total betroffen, weil es sein könnte, dass das auf die Rückseite der Einladungsfluggis gedruckte "Südtiroler Trutzlied" gesungen wird: "...Deutschsüdtirolerland/.../dass heißes Herzblut sprüht,/es bleibt Tiroler Erde,/es bleibt der deutsche Süd!/.../bis auf die Berge nieder/der Freiheit Sonne glüht/und wir Tiroler wieder/im freien deutschen Süd!".

...was der Welt noch gefehlt hat? Richtig, ein neuer Wettbewerb. In diese Bresche springt jetzt der Studienkreis [neue URL ab August 2005: http://www.nachhilfe.de], der sein Geld vor allem mit denen verdient, die im gestuften Schulsystem nicht das "bringen", was ihre Eltern gerne hätten. Mit dem bei der Nachhilfe verdienten Geld will der Studienkreis jetzt Studis locken, die Arbeiten zum Thema Nachhilfe und Förderunterricht (nicht aber zur Verbesserung der öffentlich finanzierten Bildung und Ausbildung) geschrieben haben; ihnen winken zwischen 500 und 1500 Euro, und weil die Konkurrenz nicht groß sein wird, dürfte sich die Teilnahme für die Zielgruppe druchaus lohnen. Point your browser to http://www.paedagogik-preis.de (und bestaunt mal wieder eine richtig misslungene Webseite).

...was RSS ist? Nein, wir reden nicht von Rashtriya Swayamsevak Sangh, wir reden von RDF Site Summary, einer hübschen Technik, mit der Informationen zwischen Webseiten ausgetauscht und Newsticker bestückt werden können. So einen Hi-Tech-Kram hat jetzt auch der UNiMUT, nämlich unter http://unimut.uni-hd.de/rss. Ihr bekommt die Überschriften und Anfänge der in der vergangenen Woche erscheinen Artikel im UNiMUT aktuell, einen Jahrestag aus unserer beliebten "Heute vor..."-Rubrik und ansonsten die Termine. Eine Zierde für jede Webseite (und sicher noch eine Gelegenheit für Bug Reports).

Walter I. Schönlein

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 14.10.2004

Am Rande des Wahlkampfs

Zwischen Tunnelblick und Bauernfängerei (23.05.2004)

Die Topografie der Stadt verrät es: Es ist wieder Wahlzeit. Demnächst sollen die BürgerInnen Heidelbergs über die Zusammensetzungen sowohl des europäischen als auch des Heidelberger Stadtparlaments entscheiden. Grund genug für den UNiMUT, wieder mal das wesentlichste Kommunikationsmedium der Herrschenden an ihre Untertanen zu ranken: die Wahlplakate.

Eine andere, eigentlich noch viel lustigere Idee zur Wahl hatte die gewiss aufstrebende Firma Hettenbach GmbH & Co KG Werbeagentur GWA. Sie hat an alle KandidatInnen einen (ziemlich blöden) Fragebogen verschickt und bietet ihnen an, für gerade mal 20 Euro ihre Antworten auf der Webseite http://heidelberg.kandidatenvorstellung.de (die gibts noch nicht) zu veröffentlichen. Diese Antworten dürften zwar genauso blöde sein wie die Fragen, spannend aber ist, wer überhaupt an diesem Spiel teilnimmt: KandidatInnen nämlich, die auf so eine billige Bauernfängerei hereinfallen, werden gewiss auch irrsinnigen Cross-Border-Leasing-Schemes nicht abgeneigt sein.

Mehr unerfreuliche Post ging den KandidatInnen mit Absender "Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar" zu. In dem hübschen Umschlag befand sich ein Papier, in dem "die Wirtschaft" äußert, was sie so über die Welt denkt. Dass diese Wirtschaft mit Steuern und Gebühren (für sie) nicht glücklich ist, überrascht genauso wenig wie ihre Sehnsucht nach "Stadtmarketing" und "reibungslos[em]" "Wirtschaftsverkehr". Nicht ganz so erwartet kommt die Euphorie für die Area Frankenstein (als "Technologiepark" auf dem HSB-Liniennetz verzeichnet) und vor allem der Wille zu einer "Ansiedlung eines neuen Magnetbetriebes in der Kernstadt" (das darf wohl als Megamall mit Multiplexkino gelesen werden), der mit Sicherheit für etliche der IHK-Mitgliedsbetriebe das Aus bedeuteten würde.

Nicht nur die IHK probiert sich in der Lobby des Rathauses, auch der Stadtteilverein Heidelberg posiert dort, und zwar mit einer Umfrage zum Verkehr im Neuenheimer Feld unter den KandidatInnen, bei der aber leider die (voraussichtlich immerhin auch mit ein oder zwei Sitzen im neuen Gemeinderat vertretene) Bunte Linke Liste fehlt. Das ist bedauerlich, denn ihre KandidatInnen haben im Großen und Ganzen (nicht nur) zu diesem Thema die mit Abstand klarsten Gedanken.

Angesichts solcher Vollblutpolitik ist die Europawahl, bei der sich SPD, FDP, Grüne und C[SD]U jeweils rechts zu überholen versuchen und von Studiengebühren bis Biometrie wild in allen Fiesheiten rühren, kreuzlangweilig. Wer trotzdem wissen will, wie das Wählen überhaupt funktioniert, sei auf den bisher besten Beitrag zur Wahl verwiesen: die Informationsseite der Stadt zu allen anstehenden Wahlen des Jahres 2004. Zumindest für den Gemeinderat mag das Kreuzchen nämlich schon etwas bringen, und sei es nur, dass im Gemeinderat nachher Leute sitzen, die sich weder von der IHK einschüchtern noch von Werbeagenturen abzocken lassen. Ansonsten bleibt der alte Spruch wahr: "Wenn Wahlen etwas ändern könnten, wären sie längst verboten."

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Druckfassung

Erzeugt am 23.05.2004

unimut@stura.uni-heidelberg.de