Prüfungsgebühren, Studiengebühren, Privatunigebühren
Ob nun das Scheitern des Widerstandes gegen die "Verwaltungsgebühren" in Baden-Württemberg die MacherInnen der Bildungspolitik mutig gemacht hat oder ob nur die alten Pläne durchgesetzt werden: Es rumort auch mitten im Sommerloch weiter an der Gebührenfront.
So hat der Präsident der Uni Mainz am 25.7. auf einer Senatssitzung durchblicken lassen, er plane jetzt schon fest Gebühren zwischen 50 und 100 Euro für ausländische StudienbewerberInnen sowie Leute, die in lokale Auswahlverfahren gezwungen werden. Eine "Investition in eine gute Chance auf universitäre Bildung" sei das -- bemerkenswert, dass diese Gebühren diesmal nicht ins eigene Humankapital gehen sollen (das kennen wir ja schon), sondern nur noch in eine "Chance", und noch nicht mal auf Kapitalerhöhung. Der Rektor der Uni Heidelberg verfolgt derartige Pläne bekanntlich auch schon länger.
In Nordrhein-Westfalen dagegen waren Rückmeldegebühren im letzten Jahr an massiven Studiprotesten gescheitert, Strafgebühren (dort in Höhe von 650 Euro) wurden aber im Januar 2003 beschlossen, wenn auch nur als Übergangslösung, bis "bessere" (für wen wohl?) Gebührenmodelle, namentlich Studienkonten, spruchreif sind. Die FH Köln verschickte dann schon mal frohgemut Gebührenbescheide, obwohl die entsprechende Rechtsverordnung wohl noch etwas auf sich warten lässt. Nach Klagen des ABS musste nun Hannelore Kraft, die zuständige Ministerin, die Hochschulen zurückpfeifen: Ohne Rechtsverordnung geht da nichts. Dies war schon die zweite Gebührenpleite für die Ministerin innerhalb eines Monats, denn kurz zuvor hatte sie Pläne, die Gebühren für verspätete Rückmeldungen und verlorene Studiausweise auf satte 25 Euro anzuheben, per Rundschreiben zurückziehen müssen. So haben wir das gern.
Solltet ihr euch schließlich fragen, was aus euren Studiengebühren geworden ist: Die 40 Euro würden, blieben sie an der Uni, in die Lizenzkosten für das SAP R/3-System fließen, das auch nach Jahren des Rumfrickelns alle Beteiligten eigentlich nur unglücklich macht. Aber: Dieses Geld kommt letztlich der Stiftung von SAP-Gründer Klaus Tschira zugute, und diese sponsort jetzt ganz neu die "International University" in Bruchsal. Dieses Privatuni-Prestigeprojekt des MWK, von diesem mit mindestens 5 Millionen Euro gefördert, schrammte nämlich trotz des Stuttgarter Geldsegens mitsamt seinen 200 Studis nur knapp an der Insolvenz vorbei und wird, dank des SAP-Geldes und natürlich eines neuen Businessplans noch ein wenig weiterwurschteln. Da weiß mensch, wofür so gekürzt wird.
Das eigene kleine Prestigeprojekt der Unis Heidelberg und Mannheim, die "Akademie für Weiterbildung", hat demgegenüber schon aufgegeben. Diese "Akademie" hätte Leute aus der Industrie in von Uni-MitarbeiterInnen gehaltene Kurse ziehen sollen, für hohe Gebühren versteht sich. Gelohnt hat sichs nicht, die Kaufleute von der höheren Handelsschule in Mannheim hatten das Ding schon vor ein paar Monaten aufgegeben, das Heidelberger Rektorat hat noch etwas länger gebraucht, um zu merken, dass ihr Businessplan nicht aufgeht -- oder passt es einfach nur nicht ins Profilkonzept, sich neben elitärer Spitzenforschung auch mit breiter Massenfortbildung zu befassen? Die Homepage dieses hochvirtuellen Ladens hat von alledem noch nichts mitbekommen, dort steht immer noch:
Unser Weiterbildungsangebot vereinigt die steigende Nachfrage nach praxisorientierter Weiterqualifizierung und wissenschaftlicher Weiterbildung. Aktualität, ein wissenschaftlich hohes Niveau und Interdisziplinarität charakterisieren unsere Veranstaltungen. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse werden direkt für die berufliche Praxis nutzbar gemacht.
Die Veranstaltungen werden von Professoren der Universitäten Heidelberg und Mannheim sowie von erfahrenen Führungskräften aus der Wirtschaft geleitet. Somit wird eine größtmögliche Kompetenz der Lehrenden gewährleistet.
Ein internationales Netzwerk sichert diesen Standard in allen Programmen der Akademie für Weiterbildung
Natürlich mittlerweile alles Lüge, aber diese Pleite scheint der Redaktion auch ein klares Zeichen zu sein: Ganz offenbar lässt sich selbst in der Dienstleistungsgesellschaft nicht jedes bizarre Konzept auf Dauer halten.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 12.11.2003, 03.01.2004, 09.01.2004