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UNiMUT aktuell: Grüße aus Studiengebührien

Neue und alte Entwicklungen rund um die Gebühren

Grüße aus Studiengebührien (12.11.2003)

Seit unserem letzten Spaziergang in Studiengebührien, jenem großen, blühenden Kontinent, in den uns die Mächtigen und Reichen führen möchten, sind nun schon wieder drei Monate ins Land gegangen, und es wird Zeit, den Blick mal wieder etwas weiter schweifen zu lassen.

[Image: Besser als Lucky Streik: Uniwut]Über die Pläne des Hessischen Potentaten Koch, Strafgebühren progressiv zu erhöhen, hatten wir schon kurz berichtet. Reizvoll ist die Idee, bei den Gebühren 200 Euro pro Semester "Verzug" aufzuschlagen, für "Zweitstudien" gar gleich mal 1500 Euro pro Semester Basistarif zu verlangen, natürlich schon. Jedenfalls für bestimmte soziale Gruppen. Andere finden sowas weniger reizvoll, allen voran natürlich Studierende. Und die machen in Hessen durchaus ein wenig Ärger -- wie schon 1997 geht die Uni Gießen voran, die am Montag in einen zunächst bis heute befristeten Streik gegen Kochs Gebühren trat und heute beschloss, noch nicht aufzuhören. Damit befinden sie sich in Gesellschaft der TU Berlin, die heute ebenfalls die Fortführung ihres Streiks beschloss, der sich sowohl gegen Studiengebühren als auch gegen die in Berlin (trotz und wegen bestehender Gebühren) besonders drastische Unterfinanzierung der Unis richtet. Aus Sicht der Uni Heidelberg und ihres allzeit bereiten Rektors unvorstellbar ist, dass auf der Homepage der TU derzeit (12.11., 21.30) nicht nur auf den Streik hingewiesen, sondern auch noch gleich auf die einschlägigen Seiten des AStA verlinkt wird. Da verzeiht mensch fast, dass daneben irgendein Sermon von "Innovativen Köpfen" steht.

Im ebenfalls streikenden Marburg hat der dortige AStA den "sicheren Zugang" inklusive Surfgebühren erfunden und persifliert die immer wieder falschen und hohlen "Argumente" der Gebührenfundis so treffend, dass wir seine wichtigen Hinweise hier doch spiegeln möchten, um sie der Nachwelt zu erhalten.

Der Rest ist eigentlich kotzlangweilig. Dass Ute Vogt, Ex-Spitzenkandidatin der Landes-SPD ebenso (vorerst nachlaufende) Studiengebühren haben möchte wie diverse andere NachwuchspolitikerInnen der spezialdemokratischen Seite, ringt uns nur noch ein Gähnen ab. Die Grüne Landtagsfraktion beeindruckt immerhin noch durch das Mega-Dummschwätzwort StudienCredits, die vorerst mal auf gut 3000 Euro für einen Master rauslaufen sollen und dadurch, dass sie sich nicht schämen, ihren Ausverkauf an die Interessen reicher weißer Männer mit einem "wissenschaftlichen Gutachten" begründen zu wollen. Aber neu ist das bei den Grünen nicht. Unnötig zu sagen, dass die reichen weißen Männer und ihre Freunde hocherfreut sind -- und natürlich prompt die nächste Studiengebührenrunde im Landtag einleiten lassen -- inklusive Insubordination gegen die Berliner Regierung von Seiten der Spezialdemokratie.

Schließlich wäre ein Besuch in Studiengebührien nicht abgerundet ohne Ärger über das CHE, das mal wieder den DAAD rumgekriegt hat, eine Presseerklärung mit dem waffenscheinpflichtigen Titel "Deutschland im Wettbewerb um die klügsten Köpfe auf Platz drei" herauszugeben. Weil die Lektüre dieses Machwerks im ZFB bereits zu drei Fällen von Kranioflagration (das ist, wenn der Kopf explodiert, d.S.) geführt hat, wagen wir es nicht, einen Link zu setzen, möchten euch aber verraten, dass in dieser Presseerklärung "differenziert zulassen" der Euphemismus du jour für "die dummen Bimbos draußenhalten" ist (DAAD-Chef Christian Bode), während HRK-Boss Peter Gaehtgens sich mit dem bemerkenswerten Studiengebühren-Argument

Mehr Bildungsausländer verlangen aber auch mehr Service und Betreuung. Dafür benötigen die Hochschulen Geld, das nicht allein über die öffenltichen Haushalte aufzubringen ist.
vernehmen ließ. Danke, Bertelsmann, für diesen hirntötenden Unfug.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 26.11.2003, 26.11.2003, 05.12.2003, 03.01.2004, 25.02.2004


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Erzeugt am 12.11.2003

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