Fast fünf Jahre ist es nun her, seit der damalige Mannheimer Rektor Frankenberg mit Trotha den so genannten "Solidarpakt" aushandelte. Der Plan war damals, 10% der Personalmittel der Unis im Laufe der nächsten 10 Jahre umzuverteilen, und zwar zu je einem Drittel an Finanzministerium, die Sachmitteletats der Unis sowie die FHs und BAs. Der Solidarteil davon besteht dann darin, dass die Unis für diese Zeit keine weiteren Kürzungen erfahren.
Nach dem Wissen der Redaktion hat niemand wirklich einen Überblick, wie dieser Plan an der Uni Heidelberg umgesetzt wurde und wird. Anlässlich der bevorstehenden Sitzung der Strukturkommission (die ist dafür zuständig), hat sich jedoch ein Mitarbeiter der FSK die Mühe gemacht, die verstreut vorliegenden Zahlen zusammenzustellen.
In mancherlei Hinsicht überrascht das daraus entstehende Bild nicht -- während das ohnehin im Geld schwimmende IWR neben den schon chronisch weit jenseits der Kapazität operierenden Erziehungswissenschaften die einzige größere Einrichtung ist, die von Kürzungen verschont bleibt, wird etwa die Sprachwissenschaft ganz geschlossen, das Sprachlabor büßt 40% der Stellen ein, und unter den zentralen Einrichtungen (ZUV, UB, URZ etc.) trifft es das doch eher "soft-science"-orientierte Südasieninstitut am härtesten.
Der Fairness halber soll aber zugegeben werden, dass Artenschutzgedanken selbst in der Strukturkommission ihren Platz hatten. Etliche "Orchideenfächer", etwa die vergleichende Religionswissenschaft, Japanologie oder Mittellatein, wurden ebenfalls von Kürzungen ausgenommen, was natürlich bei einem Institut bzw. Seminar, das von vorneherein nur zweieinhalb Stellen hat, quasi überlebensnotwendig ist.
Ebenfalls nicht ganz klischeegemäß ist, dass zu den größeren Verlieren (zwischen 15 und 30 Prozent der Stellen) nicht nur klassische Philologie, Germanistik und Psychologie gehören, sondern auch Mathematik und Physik/Astronomie (die übrigens mit 2.75 Millionen Mark den größten Einzelbeitrag zur Gesamtsumme von fast 22 Millionen Einsparsumme liefern).
Der Solidarpakt redet nicht nur vom Geld, sondern auch von Studienplätzen -- die relativ arg gebeutelte Mathematik etwa soll 28% ihrer Studienplätze abbauen, die Geologie gleich ein Drittel, die klassische Philologie sogar die Hälfte, während sich diese Reduktion im allgemeinen eher zwischen 10 und 20% bewegt. Einiges davon mag durch die allgemeine demografische Entwicklung aufgefangen werden bzw. schon aufgefangen worden sein. Die Geologie beispielsweise konnte im Wintersemester 99/00 ohnehin nur noch ganz wenige Erstsemester im Hauptfach begrüßen, im Wintersemester 00/01 kamen immerhin wieder 23 Studierende, von denen aber anscheinend auch schon wieder welche abgesprungen sind. Die Mineralogie verzeichnete im diesen Semester nur einen Neuzugang bei den Studierenden - ein neuer Tiefenrekord! Durchaus denkbar und gewiss als willkommener Nebeneffekt von vielen StrukturkommissarInnen gewünscht ist jedoch, dass der Solidarpakt nicht nur den Mittelbau weiter ausdünnt und den einen oder anderen Lehrstuhl umkippt, sondern auch neue Zugangsbeschränkungen nach sich zieht.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 19.11.2003
Die Zeitung gegen Studiengebühren des ABS fürs Wintersemester 2000-2001 ist im ZFB (Lauerstr. 1) angekommen, kann dort abgeholt werden und sollte auch in einigen Mensen sowie vorm Fachschaftsraum Medizin INF 306 ausgelegt sein.
Ein paar Themen dieser Ausgabe: Die Diskussion über ein Gebührenverbot im HRG als postmoderne Schmierenkomödie, eine Übersicht über den Stand der Gebühren in den Ländern, ein Interview mit dem SPD-Gebührengegner Zöllner, ein Volksbegehren für ein vernünftiges Hochschulgesetz in Bayern, Studiengebühren in Österreich, Gebühren und Studis aus dem Ausland und eine Einladung zum ABS-Kongress "Bildung und Gesellschaft" im Mai (wer hinfahren will, möge sich bei der FSK melden, eventuell sind Fahrtkostenbeihilfen möglich).
Aus Freiburg kommt heute die Nachricht, dass immerhin 3149 Studis sich die Mühe gemacht haben, die Formulare in Sachen Verjährung des Trothahunni einzuschicken. Zahlen aus Heidelberg liegen nicht vor, dürften jedoch viel niedriger liegen.
Vor sechs Jahren tauchte in Heidelberg für eine Weile die "Europaburschenschaft Arminia Zürich zu Heidelberg" auf und verschwand auch recht schnell wieder, nachdem sich die Polizei einer ihrer Veranstaltungen angenommen hatte und mit allerlei SS-Fahnen sowie Hardcore-Nazi-Literatur und -Videos ins Präsidium zurückgekehrt war. Sogar unsere gewiss nicht im Ruch übermäßiger Linkstendenzen stehenden Kollegen vom ruprecht beschäftigte die kleine Affaire damals. Danach war nichts mehr von den Europaburschen zu hören, sieht mensch von den Distanzierungsversuchen anderer Verbindungen ab.
Jetzt jedoch scheinen die Herren ein Comeback zu planen. Das Nationale Infotelefon Karlsruhe mobilisiert für den 20.1. zu einer Veranstaltung eben jener obskuren "Europaburschenschaft" in Heidelberg oder jedenfalls in der Nähe. Wirklich genaues weiß mensch noch nicht, da auch die Nazis ihre Lektion in Konspiration gelernt haben. Dennoch wollen die Antifaschistische Initiative Heidelberg und turn left nicht ganz tatenlos zusehen und rufen ebenfalls für den 20. um 16.30 Uhr zu einer Gegendemonstration am Bismarckplatz auf.
Die Sozialdemokratie schlägt zu: Fünf Mark pro Quadratmeter oder bei BAföG-EmpfägerInnen 100 Mark schießt die Bundesregierung zu den Heizkosten dieses Winters zu. Leute, die von BAföG leben oder sonst irgendwie wenig verdienen, ohne Wohngeld zu bekommen, müssen das beantrage, wobei die Einkommensgrenzen, bis zu denen der Zuschuss gewährt wird, sich auf 1650 Mark für Haushalte mit nur einer Person, 2300 bzw. 2850 Mark für Haushalte mit zwei bzw. drei Personen belaufen. Studis werden also in der Regel Anspruch haben, auch wenn es bei WGs schon knapp werden könnte -- wie diese gehandhabt werden, ist der Redaktion noch nicht bekannt.
Anträge müssen bis zum 30.4. beim BAföG-Amt (für Leute, die BAföG kriegen) oder beim Sozialamt (alle anderen -- Fischmarkt 2 bei der Heiliggeistkirche, Tel. 583700) liegen.
Wolfgang Herrmann ist Präsident der TU München und als solcher verantwortlich für Meilensteine der deutschen Forschung vom Kaliber des Kernreaktors FRM-II -- unter Garchinger Insidern auch als Stoibers Atombombe bekannt -- und der ersten geklonten Kuh der Nation.
Wolfgang Herrmann ist treuer CSU-Parteigänger und gern gesehener Gast bei allerlei Bällen von Burschenschaften, bei denen auch schon mal der Wiederanschluss von Südtirol gefordert wird -- über den von Österreich reden diese Herren gar nicht mehr.
Wolfgang Herrmann wäre durch die BSE-Krise beinahe zu seiner verdienten Belohnung gekommen. Für morgen war seine Vereidigung als bayerischer Minister für Verbraucherschutz geplant -- doch nun kam heraus, dass Herrmann fleißig Steuern hinterzogen hat, und mit einem laufenden Verfahren dieser Art wird mensch nicht mal im Amigoland Bayern Minister.
Gott sei Dank für die Steuer- und Abgabenlast.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 16.05.2002
Etwa 20000 ZwangsarbeiterInnen wurden während des Naziregimes in die Heidelberger Region verschleppt. Viele der Firmen, die sie damals ausbeuteten, bestehen bis heute, so etwa die Heidelberger Druckmaschinen, die -- damals noch unter dem Namen Schnellpresse -- sich im Bezug auf ihre ZwangsarbeiterInnen vor allem darum sorgten, "nach 12 bis 13 Stunden Arbeit noch eine einigermaßen gute Arbeitsleistung herauszubringen." Die Heidelberger Druckmaschinen sind bis heute nicht am Entschädigungsfonds von Regierung und Industrie beteiligt, da, so die offizielle Position der Geschäftsleitung, der Mutterkonzern RWE ja Mitglied sei; die Druckmaschinen mit ihrem Zehnmilliarden-Umsatz als Filiale der RWE darzustellen, ist allerdings auch etwas schönfärberisch. Ein Bündnis von VVN-BdA bis zum DGB hat nun in den letzten Jahren an diese Umstände erinnert und vor etlichen der beteiligten Betriebe Flugblätter verteilt. Wiederum fielen die Heidelberger Druckmaschinen auf, da sie als einzige die Polizei einschalteten . Das Bündnis organisiert zudem heute abend um 19.30 Uhr im Hörsaal 1, Neue Uni, eine Veranstaltung zum Thema "Entschädigung oder Täterschutz" mit Winfried Wolf von der PDS. Und noch eins: Auch die Uniklinik (damals das akademische Krankenhaus) beteiligte sich an der Ausbeutung der ZwangsarbeiterInnen... |
Die Vertreterversammlung des Studentenwerks (das ganz offensichtlich nichts von geschlechtsneutraler Sprache hält) ist so etwas wie das Aufsichtsgremium über Mensen und Wohnheime, ein bisschen so wie das Wahlmännergremium (auch dort weit und breit keine Frauen) in den USA, das ebenfalls nicht viel zu sagen hat, aber die wählt, die was zu sagen haben -- im Falle des Studiwerks ist das der Verwaltungsrat. Ähnlich wie das Wahlmännergremium ist die Vertreterversammlung bunt zusammengesetzt aus VertreterInnen von Studis und Profs der diversen Hochschulen, für die das Studiwerk so da ist, neben der Uni Heidelberg auch die hiesige PH und die FH Heilbronn sowie ein ganzer Haufen kleinerer Institutionen vom Schlage der BA Mosbach.
Gestern nun kamen diese VertreterInnen fürs Wintersemester zusammen, und das ist traditionell Anlass für den Geschäftsführer des Studiwerks, Dieter Gutenkunst, einen Blick zurück aufs letzte Jahr zu werfen. Damit es auch spannend bleibt, werden etliche der Pläne fürs nächste Jahr verraten, und hier ist nicht viel Gutes zu berichten: Gutenkunst plant, weiter auf teuer und gediegen zu setzen -- mensch könnte von der Gentrifizierung des Studiwerks reden. Der Marstall beispielsweise wird umgestaltet zu einer Art Kneipe für den gehobenen Geschmack im einen Saal und einer Art Cafete im anderen Saal. Die noch im klassischen Stil mit Selbstbedienung daherkommende Cafete im Hörsaalgebäude Chemie soll dichtgemacht werden und durch ein paar mit der Campuscard zu fütternde Automaten ersetzt werden, und die Küche der Feldmensa soll umgebaut werden, wohl, um den erhöhten kulinarischen Anforderungen gerecht werden zu können.
Das Cafe Botanik soll im Sommersemester wieder aufmachen, mit, so Gutenkunst, völlig neu gestalteten Außenanlagen. Ob das eine gute oder schlechte Nachricht ist, ist beim gegenwärtigen Informationsstand noch nicht abzusehen. Ebenfalls etwas zwiespältig zu beurteilen ist die $500000-Spende der Max-Kade-Stiftung (eingerichtet von einem ehemaligen Ehrensenator der Uni Heidelberg, der Anfang des Jahrhunderts mit dem Hustenmittel Robitussin in den USA reich wurde); damit soll zwar ein neues Wohnheim gebaut werden, doch auch das wird sehr auf edel frisiert sein -- im Gespräch sind Mieten ab 450 Mark.
Die sich an Gutenkunsts Bericht anschließende Diskussion, ob denn die Getrifizierung sein müsse, war wie immer unfruchtbar. Gutenkunst besteht darauf, dass seine Vision vom High-End-Studiwerk tragfähig ist, Rektor Siebke, kraft Amtes ebenfalls in der Vertreterversammlung präsent, verhehlt kaum, dass ihn Studis, denen 100 Mark im Monat weh tun, sowieso nicht interessieren, und die VertreterInnen der Studis können wenig tun als die Fragen nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen.
Dennoch: Das Studiwerk ist für die Studis da. Wenn genug Studis sich darum kümmern, dass Gutenkunsts Träume nicht allzu bunte Blüten treiben, passiert das auch nicht. Wenn du dich kümmern willst: Schreib an fsk@urz.uni-heidelberg.de.