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UNiMUT aktuell: Der Wolf im Schafspelz

Der Wolf im Schafspelz (13.10.97)

Ein Ritual mit Tradition: Heute morgen begrüßten Rektor Siebke, Oberbürgermeisterin Weber, FSK sowie eine der beiden Professorinnen der Heidelberger Physik, Johanna Stachel, die neu eingeschriebenen Studis. Besonders spannend war diesmal, was der eigentlich immer für starkdumme Worte gute Siebke so zu sagen hatte. Und siehe da, seine Rede erwies sich als erheblich moderater als das, was mensch von Altrektor Ulmer gewöhnt war -- wächst der Mann an seiner Aufgabe oder hat er sich einfach einen Schafspelz umgehängt und viel Kreide gefressen?

Kein Wort vom Zwang oder gar Willen, endlich richtige Studiengebühren einzuführen, kein Lamento über den Niedergang des Niveaus und auch nichts über die segensreichen Wirkungen des Marktes auf Alles und Jedes. Nein, die Studis sahen sich aufgefordert, doch eigene Prioritäten zu setzen, sie wurden ermuntert, die Sprechstunden der Profs doch auch wahrzunehmen. Bei der Gelegenheit adoptierte er das ihm von der Süddeutschen quasi vorauseilend zugeschriebene Zitat am Anfang des schon zitierten Artikels über Siebkes StudienabbrecherInnentagung -- während der Tagung selbst waren diese Worte nur über die Lippen des ebenfalls starke Worte liebenden Matheprofs Rost gekommen (der sich seinerseits wundern sollte, warum seine Erstivorlesungen zwar mit was wie 300 Leuten anfangen, am Ende aber nur noch von vielleicht 30 Studis ertragen werden).

Das Siebke-typischste war noch seine Aussage "Wir sind eine Eliteuniversität [...] Das gelingt nicht immer -- aber oft". Doch selbst das federte er durch eine sich besonders human gebende Definition von Elite ab. Immerhin, Siebke konnte sich nicht durchringen, sich dem Szenenapplaus nach einem Angriff auf Studiengebühren während der Rede der FSK-VertreterInnen anzuschließen. Und er hat auch noch nicht gelernt, dass die hiesige Studivertretung FSK und nicht AStA heißt. Lassen wir ihm dazu ein bisschen Zeit. Ulmer hat die auch gebraucht.

PS.: Was von der FSK kam, wird wohl im nächsten Papier-UNiMUT zu lesen sein, was Weber und Stachel von sich gaben, ist der Rede nicht sehr wert -- wo Weber immerhin noch Nettigkeiten verbreitete, hatte sich Stachel ganz aufs Moralisieren verlegt und ihre Rede auch noch mit stierem Blick so monoton runtergeleiert, dass mensch wirklich nicht glauben möchte, dass sie fünfzehn Jahre an US-Universitäten gelehrt hat.

PPS.: Lohnend an der Veranstaltung war dann noch das diesjährige RCDS-Semesterheftchen. Ich glaube, außer Kohls Nachwuchs kommt keineR auf die Idee, den Bund-Länder-Kompromiss zur HRG-Novelle mit "Solutions", "Decision", "Wow!", "Management", "Credit", "College", "Quality", "Communication Lines Open" (das ist mein "Favourite") und "The Future" zu kommentieren.

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Druckfassung

Erzeugt am 13.10.1997

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