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Prüfungen in Spanien -- Nominelles

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Ein FROHES NEUES euch allen,

ich hoffe, ihr seid nicht minder schlecht gerutscht als ich und habt in den Ferien genug Energie für 2005 gesammelt.

Nach meinem Deutschlandaufenthalt samt Abstechern nach Heidelberg bin ich also wieder in Spanien. Damit wäre eine der großen Fragen der Menschheit geklärt: Wo bin ich? Nachdem ich den Klimawechsel von Madrid (ca.10°) auf hiesige Verhältnisse (ca. 2°) nur mit größter Mühe über mich gebracht habe, da es sich der Reif hier so langsam an den Bäumen gemütlich gemacht hat, das Kondenswasser meine Fenster einfrieren ließ, so daß sie sich nur ruckartig öffneten, und ich mit Alessandro passenderweise auch noch Tiefkühlgemüse gekocht habe, hat mich Salamanca wieder.

Doch halten wir hier inne und stellen wir eine weitere große Frage der Menschheit: Wer bin ich? Seit meiner Hausarbeit über "Die Suche nach dem Verweisungszusammenhang als Suche nach der Identität. Eine Interpretation von Rainer Maria Rilkes 'Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge nach rezeptionsästhetischen Gesichtspunkten'" bin ich mir da auch nicht mehr ganz so sicher. Deswegen wird es jetzt Zeit, dieser Sache zumindest mal empirisch auf den Grund zu gehen.

Ich könnte mich natürlich einfach "Michael" nennen. Unter den deutschen und meinen philologischen Kommilitonen kein Problem, denn die könnten das aussprechen. Ich präzisiere, letztere würden sich aus Stolz zumindest Mühe geben. Aber trotz allem bliebe das ungute Gefühl, mit dem wesentlich älteren und haarloseren DAAD-Lektor verwechselt zu werden, besonders letzteres ist ja bei mir noch nicht der Fall -- und nominell soll es auch so bleiben. Und wenn es dann nicht die spanische Unkenntnis in Fremdsprachen gäbe, könnte ich ja auch auf das Englische ausweichen. Doch was hat der nette Bankbeamte aus meinem durch internationale Größen wie Jackson oder Jordan bekannten Vornamen gemacht? Maikel. Nach dem Schock war auch eine englische Verballhornung meines Nachnamens leicht zu verschmerzen. Und was der andere Bankbeamte schreiben oder gar denken würde, wenn ich ihn nicht ständig davon überzeugte, daß ich die n's in meinem Nachnamen doch keine u's sind, das möchte ich mir lieber nicht vorstellen, eventuell an einen ehemaligen, brandgefährlichen rumänischen Securitate-Untergrund-Agenten, zuständig für die gesamte iberische Halbinsel und spezialisiert auf monolinguale Schalterbeamten. Doch verlassen wir diesen Ort / und begeben uns anders fort: Wie ich in meiner WG heiße, wisst ihr ja schon. MIKAEL hallt es durch die heiligen Hallen, wenn die Waschmaschine spinnt, MIKAEL, wenn die Wasservorräte meiner Mitbewohner zur Neige gegangen sind, MIKAEL, wenn der beflissene Rat zur Verschönerung unserer Wandgestaltung gebraucht wird: links die Ecke noch ein bißchen runter... oder doch nicht?

"Miguel" ist da am einfachsten, für die Spanier, da sie sich nicht irgendwie den Mund verrenken müssen, für die Erasmus-Leute - obwohl gerade die Italiener ein bißchen entgegenkommender sein könnten, fährt für sie doch Mikael Schumáker -- und letztendlich auch für mich, da ich nicht groß erklären muß, daß mein richtiger Name tatsächlich auch in ihren Sprachen existiert, und nicht zuletzt auch, weil ich so ab und zu als Spanier durchgehen kann...

Und wer jetzt glaubt, dies wäre schon alles gewesen, muß sich nun enttäuscht sehen, denn noch sind wir nicht beim Russisch-Kurs. Dort mache ich als Michail die Tiefen der Grammatik unsicher. Ok, ich gebe es zu, die Oberfläche; denn so richtig tief bin ich bei meinen Bemühungen, mich der Sprache durch kursorisches Vokabeln- und Grammatiklernen anzubiedern, nicht nähergekommen. Aber wenigstens kann man meinen Namen ohne Probleme schreiben und mit allen Schikanen deklinieren. Ja einmal habe ich in einem Dialog als Quotendeutscher sogar mal die Rolle eines Maxim übernommen. Als Kommilitonen dann nach dem Inhalt des Gesprächs und meinem dortigen Namen gefragt wurden, war die Antwort: Michail!

Und ihr könnt Michail auch unter der alten Adresse erreichen:
Spanien Michael
FachSchaftsKonferenz
Zentrales Fachschaftenbüro - ZFB
Albert-Überle-Straße 3-5
69120 Heidelberg

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Druckfassung

Erzeugt am 19.12.2005

unimut@stura.uni-heidelberg.de