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UNiMUT aktuell: Ein kleiner Schritt in NRW

Ein kleiner Schritt in NRW (19.06.2002)

Gerade jetzt, da nach einer relativ gekonnt gestörten Wahlkampfveranstaltung des Kanzlers in Mühlheim/Ruhr die Mainstream-Presse anfing, von den Steikaktionen in NRW Notiz zu nehmen und sogar von einer Großdemo in Düsseldorf berichtete, in deren Verlauf die Bannmeile des dortigen Landtags durchbrochen wurde -- verliert der Streik deutlich an Dynamik. Hauptgrund dürfte wohl die Ankündigung des Vorsitzenden der Landes-SPD, Harald Schartau, sein, auf die alle treffenden Einschreibegebühren zu verzichten und lieber doch erstmal nur die "Langzeitstudis" zu quälen -- "Teile und Herrsche" wieder und wieder, vor allem wieder und wieder erfolgreich. Derweil behauptete der Parteirat der NRW-SPD, sich gegen Studiengebühren ausgesprochen zu haben. Viele Studis glauben das auch noch, obwohl in der Entschließung sehr deutlich für das Zöllner-Modell ("Bildungskonten") geworben wird, also quasi die Flexi-Version der Trotha'schen Studiengebühren.

So beschloss die RWTH Aachen schon am Montag, die Aktionen ohne Streik weiterzuführen (und was das heißt, weiß jedeR, der/die schon mal die Geschichte von Studistreiks betrachtet hat), während Bochum heute den gleichen Schritt als "Aktionssemester" verkaufen möchte.

Vielleicht ist es auch besser so, denn die Berichterstattung der bürgerlichen Presse begann schon wieder, dem Streik zu unterstellen, er richte sich nicht gegen Gebühren an sich -- mit dem Unterton, dass deren Notwendigkeit kein vernünftiger Mensch bestreiten könne --, sondern nur dagegen, dass die Unis vom Gebührenkuchen erstmal nichts abbekommen sollen. Gewiss hätten nach einiger Zeit selbst die Studis diesen Quatsch geglaubt, ganz wie im 97/98er-Streik, als plötzlich alle Streikenden vereint dafür kämpften, endlich mal ordentlich was leisten zu dürfen, nachdem sie in ZEIT-Bildung und Bildzeitung gelesen hatten, dass eben dies sei, was sie wirklich wollten.

Immerhin: Der Umstand, dass NRW ein ganzes Gebührenpaket auf einmal durchzusetzen versuchte, führte für eine Weile zu einem recht substanziellen Widerstand. Vielleicht macht das andere Länder mit allzu intensiven Begehrlichkeiten vorsichtiger. Die Strafgebühren allerdings werden wohl in NRW kommen -- und damit, wenn nicht ein Wunder geschieht, bundesweit. Aber Langzeitstudis gehören ja auch gestraft. Oder?

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 20.06.2002, 03.07.2002


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Erzeugt am 19.06.2002

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