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UNiMUT aktuell: Wusstet Ihr schon...

Papier für Gesetze, Papier für den Papierkorb, Papier für Studiengebühren

Wusstet Ihr schon... (14.09.2005)

...wo mal wieder gelogen wird, dass sich die Balken biegen? Na, im Gesetzentwurf in Sachen Studiengebühren, den das Kabinett am 6.9. abgenickt hat. "Alternativen: keine" heißt es da nämlich in der üblichen bornierten Manier. Immerhin erkennt Frankenberg die erheblichen Kosten, die den Hochschulen durch sein Gesetz entstehen und unterschlägt auch die Zinslasten nicht, die Studierende zu tragen haben werden. Auch ansonsten formuliert der Entwurf ziemlich ungeschminkt, zumal verglichen mit dem alten Landeshochschulgebührengesetz. Das Ministerium ist sich offenbar sehr sicher, dass mittlerweile alle unbedingt zur Rettung des Vaterlandes zahlen wollen.

...dass 53% der Studierenden bei der Aufnahme ihres Studiums noch an persönliche Entfaltungsmöglichkeiten glauben? Mit so viel Naivität hätten wir gar nicht gerechnet, aber immerhin kommen fast zwei Drittel nach einer Weile zur Vernunft, so dass nur noch 20% der etwas Erfahreneren an ihre Entfaltung im Studium glauben. Diese Zahlen wurden bei einer Konferenz der HRK (!) zum Thema "Hochschulen entwickeln, Qualität managen" vorgestellt. Hochschulen, die Unfug Marke "Qualität managen" aushalten müssen, werden gewiss nichts daran ändern, dass 86% der Erstis ihr Fach interessant finden, während nur noch die Hälfte der älteren Studis Entsprechendes angibt. Und dabei werden noch viele gelogen haben. Wenn nur die HRK auch mal Schlüsse aus solchen Studien ziehen würde...

...wie lange Vorschriften des Ministeriums im Mittel halten? Wir wissen es nicht, aber meistens fällt selbst den diversen Ministerien zeitnah auf, dass sie Mist gebaut haben. Daraufhin geht das Spiel von neuem los. Wir zitieren aus einem Rundschreiben der ZUV: die "Verwaltungsvorschrift des Finanziministeriums vom 21.10.2002 über die Berücksichtigung des Verwaltungsaufwands bei Festlegung der nach dem Landesgebührengesetz zu erhebenden Verwaltungs- und Benutzungsgebühren, ist nicht mehr anzuwenden. Als Anlage übersende ich Ihnen die Neufassung dieser Verwaltungsvorschrift vom 29.7.2005". Keine drei Jahre! Und dann noch nicht mal ein Jahr, nachdem ein Rundschreiben die Fachbereiche aufgefordert hat, die "alte" Regelung ordentlich fies anzuwenden. Wer da als SekretärIn nicht ausbrennt, besteht aus Asbest.

...dass im Zuge der Hochschul-Konterreform Satire und ernstgemeintes Geblubber immer näher zusammenrücken? Mehr ist wohl zu dieser Pressemitteilung nicht zu sagen, die das DSW anlässlich einer Konferenz über die Folgen der "Studienstrukturreform" für die Verpflegungsbetriebe (we're not shitting you) an den Hochschulen herausgegeben hat.

...was MWK-Pate Frankenberg aus der jüngsten Education at a glance-Erhebung der OECD schließt? Klar -- die privaten Haushalte wenden nur 0.1% des Bruttosozialprodukts für tertiäre Bildung auf, und das ist im Vergleich der OECD-Staaten viel zu wenig, und deshalb müssen Studiengebühren her. Demnächst werden wir ein Spendenkonto zugunsten einer psychiatrischen Behandlung des Ministers einrichten. Fixe Ideen und Zwangsneurosen müssen kein Schicksal sein.

...dass Rektor Hommelhoff für die Uni zwar meist Entscheidungen trifft, die falscher kaum sein könnten, seine Reisetermine aber doch ganz geschickt wählt? Der Beweis: Er war jüngst in Amherst, Massachussetts, und hat dazu den arschkalten Winter in Neuengland vermieden. Ansonsten hat er dort eine engere Kooperation mit der UMass Amherst verabredet (Harvard wollte offenbar nicht, und da muss es etwas tun, was zumindest geographisch nicht fern liegt). Mehr dazu könnt ihr bestimmt am 28.9. um 18 Uhr im Senatssaal der Alten Uni erfahren. Da nämlich kommt Barton Byg aus Amherst und wird wohl nicht nur zu seinem Thema "Konrad Wolf" reden. Keine Schüchternheit -- das Rektorat schreibt: "Angesichts der Bedeutung der Beziehungen zur University of Massachusetts Amherst würde sich das Rektorat freuen, wenn trotz der kurzfristigen Ankündigung möglichst viele Universitätsangehörige zum Vortrag von Herrn Prof. Byg kommen könnten."

...dass jetzt auch an der Heidelberger Uni über Verschiebungen in den Semesterterminen diskutiert wird? In der Senatssitzung am 13.9. wurden offenbar drei Modelle diskutiert: Einmal soll eine Woche vom Wintersemester hinten abgeschnitten und vorne ans Sommersemester drangeklebt sowie dieses zusätzlich eine Woche nach vorne verlegt werden (es würde dann um den 1.4. rum anfangen), beim zweiten Modell würde das Sommersemester nochmal um eine Woche verlängert, und beim dritten Modell würde etwas wie in Mannheim rauskommen. Wie wir hören, ist noch keine Entscheidung gefallen; wenn ihr also mitreden wollt: Eure Fachschaft wartet auf euch -- und ihr solltet mitreden, insbesondere wenn ihr die vorlesungsfreie Zeit aus finanziellen Gründen braucht, denn zum Teil bedeuteten die Pläne eine deutliche Verlängerung der Vorlesungszeit.

Walter I. Schönlein

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Erzeugt am 14.09.2005

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