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UNiMUT aktuell: Hi-Tech-AnarchistInnen

Hi-Tech-AnarchistInnen (3.1.97)

Studiwerks-Geschäftsführer der ganzen Republik träumen schon seit einigen Jahren von neuen, schicken Zahlungssystemen, von denen sie sich neben Einsparungen bei den Mensa-KassiererInnen auch den willkommenen Nebeneffekt versprechen, Nichtstudis oder Gäste, die immer noch an Marken rankommen oder gar mit Bargeld zahlen können, am Genuß der Delikatessen der studentischen Verpflegung zu hindern. War dieses Plastikgeld anfangs noch auf Magnetkarten gespeichert, die bereits mit einer Nadel und einem Bindfaden zu überlisten waren und praktisch unlimitierte Geldvermehrung erlaubten, sind mittlerweile Chipkarten en vogue, die nicht nur höhere Sicherheit bieten sollen, sondern auch noch die Perspektive bieten, dem/der gläsernen Studi ein wenig näher zu kommen. Mensch denke sich, Chipkartenleser am Hörsaaleingang: Völlig neue Perspektiven für die chirurgische Erhebung von Studiengebühren.

Wie dem auch sei, richtig glücklich scheinen durchaus nicht alle Studiwerke zu werden mit ihren Siliziumdollars. Wie jüngst auf de.soc.studium zu lesen war, haben etwa in Darmstadt einige InformatikerInnen ausbaldowert, wie die dort verwendeten Chipkarten aufzuladen sind und das auch noch (mit etlichen Auslassungen) publiziert. Das Studiwerk drohte mit Prozessen, will nun aber ein anderes, sichereres Chipkartensystem einführen. Nett dabei die Überlegung, das alte System etwa nach Gießen oder Marburg weiterzuveräußern, wo es keine technischen Studiengänge gibt und deswegen nach Einschätzung des Darmstädter Studiwerks-Geschäftsführers Waibel auch kaum Menschen, die in der Lage wären, Unfug mit den Chipkarten anzustellen.

Ob er sich damit nun täuscht oder nicht, es bleibt, daß solche Aktionen -- wiewohl am Rand der Legalität -- angesichts der unbestreitbar vorhandenen Gefahren der Chipkartenspielereien gerade im Hinblick auf einen künftigen "elektronischen Studiausweis" politisch einen gewissen Sinn haben mögen. Wie überall, wenn Daten digital verfügbar werden, ist Vorsicht geboten, und wer glaubt, sein oder ihr Eßverhalten dürfe ruhig in der Studiwerks-Datenbank geführt werden, könnte irgendwann ein böses Erwachen erleben.

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Erzeugt am 03.01.1997

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