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UNiMUT aktuell: Graswurzel-Informatik

Graswurzel-Informatik (16.6.97)

"Die Debatte um die Zukunft der Hochschulen war bisher im wesentlichen von Sparzwängen geprägt, wenn sich die Hochschulen aus der Defensivposition herausbewegen wollen, müssen die Ecke des reinen Bewahrenwollens verlassen." So begann eine Einladung der Initiave Informationsgesellschaft Medien Demokratie zu einem Kongress über Hochschulen in der Informationsgesellschaft, der am Wochenende in Berlin stattfand.

Zwischen Interneteuphorie und Technologiepessimismus schwankten dann auch die Beiträge. Während etwa der Kieler Soziologe Martin Rost davon träumte, das Internet werde die Ständegesellschaft Universität revolutionieren und industrialisieren -- was wohl als Fortschritt der Größenordnung der französischen Revolution verstanden sein will und so zunächst auch gar nicht so verkehrt anmutet --, war genereller Tenor eher, nicht auf technische Lösungen letztlich sozialer und politischer Konflikte zu warten. Insbesondere sei das Bild von Unis als Wissensfabriken falsch, es gehe eher um "sozialökologisch nachhaltige Orientierung von Handeln und Erkenntnis.", so Wolfgang Nitsch aus Oldenburg in seinem Vortrag über "Informationsgesellschaft -- Leitbild oder Schlagwort".

Nitsch war es dann auch, der das Diktum von der "demokratischen Graswurzel-Informatik" aufbrachte. Zweifellos zeigen sich schon heute Ansätze in dieser Richtung; eine wirkliche Perspektive scheint dieser Traum jedoch vorläufig noch nicht zu haben. Zu sehr ist der Netzzugang ein Privileg, zu viel wird auf Kommerzialisierung gesetzt, zu groß ist die Bedrohung, die von der Vereinzelnung durch "Telearbeit" ausgeht. Auch die Workshops, die sich mit diesen Problemen auseinandersetzten, konnten da wenig Lösungen anbieten.

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Erzeugt am 16.06.1997

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