[Home] [Aktuell] [Aktuell-Archiv] [Jan 98]

UNiMUT aktuell: Abschiebung statt Zwangsberatung

Abschiebung statt Zwangsberatung (30.1.98)

"Langzeitstudierende" haben, da sie nun mal als Verantwortliche für den größeren Teil des Leids in der Welt ausgemacht sind, nichts zu Lachen. Besonders finster sieht es aus, wenn sie dann keinen EU-Pass haben. Mit einem solchen Fall sieht sich gerade der AStA der FH Wiesbaden konfrontiert. Eines seiner Mitglieder, der Zypriot Militiades Kourides, wagte, nach einigen Semestern sein Studienfach zu wechseln. Für einen EU-Bürger wäre das selbst in Heidelberg kein Problem, da die Ulmer'sche Zwangsberatung nicht mal von den BeraterInnen selbst ernst genommen wird. Bei einem Zyprioten aber, der zum europäischen Te Deum noch keine Hand aufs Herz legen muss, haben da noch ganz andere mitzureden.

Nämlich die vor allem mal die Ausländerbehörde. Die Aufenthaltsgenehmigung für Studierende ist ihr Studium geknüpft, und damit da niemand auf die Idee kommt, durch Hintertüren ins Paradies BRD zu schlüpfen, müssen die jeweils zuständigen Ordnungsämter auch den Eindruck haben, der/die Betreffende studiere "ordentlich". Diesen Eindruck vermochte Kourides nicht mehr zu erwecken, da er ja bereits ein fortgeschrittenes Studium abgebrochen hat. Die Folge: Abschiebung, und zwar zum 23.2. Dank einiger kleiner Tricks im Auslanderrecht ist gegen diesen Termin gerichtlich nichts zu machen, aufschiebende Wirkungen sind nicht in diesen Fragen. Und wenn Kouriades erstmal außer Landes ist, kann kein Verfahren mehr geführt werden. Wer das nicht glaubt, möge sich mit einer Asylhilfeorganisation in seiner/ihrer Nähe in Verbindung setzen.

Die einzige Hoffnung für Kouriades besteht jetzt in öffentlichem Druck. Wer dabei helfen will, ist aufgerufen, sich an den AStA der FH Wiesbaden, Standort Rüsselsheim zu wenden, entweder per E-mail an gaspar@r5.mnd.fh-wiesbaden.de oder per Telefon 06142/898-187.

Gewiss, aus unserem schönen Land werden täglich Menschen abgeschoben, meist in viel unwirtlichere Gefilde als das lediglich halb besetzte Zypern, warum also sollte mensch sich gerade dann erregen, wenn ein AStA-Mitglied betroffen ist? Nun, wahrscheinlich hat jeder einzelne Fall Solidarität verdient. Wenn daraus meistens nicht viel wird, ist das schlimm. Wenn sie jedoch wenigstens in einer Handvoll Fälle kommt, ist das viel besser als gar nichts.

Link me


Diese Seite darf unter der GNU FDL (auch verändert) weiterverbreitet werden. Näheres in unserem Impressum.

Druckfassung

Erzeugt am 30.01.1998

unimut@stura.uni-heidelberg.de