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UNiMUT aktuell: Die Arbeitslosen und ihr Bischof

Die Arbeitslosen und ihr Bischof (8.5.98)

Schon zum vierten Mal haben die Arbeitslosen heute ihren Aktionstag -- "lauter und schriller" soll ihr Protest werden, so die InitiatorInnen. Ein Schritt dorthin mag der Aufruf zum Schwarzfahren sein: Zur zentralen Kundgebung heute in Berlin sollen die Arbeitslosen zwar mit der BVG kommen, zahlen sollen sie aber nicht. Sinn der Aktion ist unter anderem, der Forderung nach kostenlosem ÖPNV für Arbeitslose etwas Nachdruck zu verleihen. Auch wenn die Verkehrsbetriebe aufgefordert wurden, auf Kontrollen zu verzichten und lieber mit der Arbeitslosenbewegung zu verhandeln, glaubt doch niemand, dass sie das wirklich tun: Eventuelle "erhöhte Beförderungsentgelte" sollen auf der Demo erstattet werden.

Soweit eine lustige Aktion, die Studis als Bürger, als politische Individuen interessieren sollte. Es gibt aber noch einen Aspekt, der Studis als Teil der Uni interessieren sollte: Der Berliner Politiologe Grottian ist Teil der Aktion, über ihn läuft etwa die Erstattung von Strafen, die auf dem Heimweg von der Demo anfallen.

Grottian, der bei der Verabschiedung des Berliner Doppelhaushaltes 95/96 als Bischof Peter der 1. von Arbeitslosien aufgetreten und aus dem Abgeordnetenhaus rausgeflogen war, ist in Heidelberg kein Unbekannter. 1994 stand er in einer denkwürdigen Diskussionsrunde auf Seiten der Studierenden und half, den damaligen Rektor Ulmer und Wissenschaftsminister Trotha ordentlich ins Schwitzen zu bringen (Reaktionen darauf finden sich im UNiMUT 68, sucht einfach nach Grottian). Später, im UNiMUT 106, haben wir einen Aufruf von Grottian zu einem Professorenstreik gegen den herrschenden Notstand an den Unis gedruckt. Durchaus lesenswert; allein: Grottian ist einer unter vielen tausend ProfessorInnen in der BRD, und von praktisch keinem/r anderen kommen Aussagen und Aktionen dieser Art. Mensch stelle sich unseren Rektor Siebke vor, wie er gemeinsam mit einer Arbeitsloseninitiative ohne Ticket in der Straßenbahn sitzt...

Warum, warum nur orientieren sich innerhalb einer Klasse fast alle an den schlechten und fast niemand an den guten Vorbildern?

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Druckfassung

Erzeugt am 08.05.1998

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