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UNiMUT aktuell: Teufel lacht sich ins Fäustchen

Teufel lacht sich ins Fäustchen (09.08.99)

Mit dem von seinem Wissenschaftsminister bekannten Optimismus hat Ministerpräsident Erwin Teufel am 6.August eine positive Bilanz seiner Hochschulpolitik gezogen. Er erklärte, die Verweildauer der Studierenden an den Hochschulen hätte sich durch die Einführung von Studiendekanen, Studienkommissionen und die Begrenzung der Stundenvolumina verkürzt und die Zahl der Langzeitstudierenden durch die Einführung von Gebühren verringert. Aussagen zu einer möglichen Wechselwirkung von Gebühren und Verweildauer oder dazu, wie der Rückgang der Verweildauer durch die Einführung von Studienkommissionen belegt wird, machte Teufel allerdings nicht. Auch ging er nicht darauf ein, warum das Studienvolumen bisher in den meisten Fächern auch schon 160 Semesterwochenstunden betrug, ohne die Verweildauer zu verkürzen.

Teufel versprach weitere Reformen durch eine dritte Stufe der Hochschulreform. In ihr würden u.a. Hochschulräte als Aufsichts- und Beratungsgremien eingeführt, eine weitere Aufgabe, die Beschlußfassung über Struktur- und Entwicklungspläne, erwähnt der Ministerpräsident nicht. Wie der Spagat - sich selber bei der Beratung der Beschlußfassung beaufsichtigend zu beraten - bzw. vor der Beaufsichtigung des Beschlusses zu beraten um diesen dann zu kontrollieren - oder zu beraufsichtigen? - leistbar sein soll, verrät der Minister nicht, es muß wohl mit dem Teufel zugehen. Ressortminister von Trotha läßt diese Frage übrigens auch immer offen, verkündet jedoch, daß dies Gewaltenteilung sei („Grundgedanke ist eine klare Trennung von Exekutive und Kontrolle“). Die Redaktion sieht derartiges eher als simple Entdemokratisierung. Oder - auf die Insassen des Hochschulrates bezogen - als Symptom von Schizophrenie und ist daher erst mal ratlos. Vielleicht bringen die nächsten Presseerklärungen weniger Phrasen und mehr Informationen.

Bis dahin aber lachen sich Teufel und Trotha wieder ins Fäustchen, wie leicht sie der Presse doch was vormachen können.

Das Original:

Freitag, 6. August 1999, 12:19 Uhr - Teufel zufrieden mit Hochschulreform in Baden-Württemberg

Stuttgart (AP) Der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel hat am Freitag eine positive Zwischenbilanz der Hochschulpolitik des Landes gezogen. Der CDU-Politiker sagte in Stuttgart, die Reformen sicherten die Spitzenstellung der Universitäten und machten sie fit für den internationalen Wettbewerb.

Die 1995 eingeführte «Freischuss-Regelung» für Jurastudenten, die sich vorzeitig zu Examina anmelden können, habe die Studienzeit im Bereich Rechtswissenschaften innerhalb kürzester Zeit von über elf auf unter neun Semester verkürzt, berichtete Teufel. Die Begrenzung des Studienvolumens in allen Fächern auf 160 Wochenstunden pro Semester und die Einsetzung von Studiendekanen und Studienkomissionen hätten die Verweildauer generell verringert.

Die Einführung von Gebühren für Langzeitstudenten habe deren Zahl um 11.000 zurückgehen lassen, erklärte Teufel. Seit dem letzten Wintersemester müssen Studenten jeweils 1.000 Mark pro Semester zuzahlen, wenn sie mehr als vier Semester über die Regelzeit hinaus studieren. Der Wettbewerb der Hochschulen sei gestärkt worden, weil sie nun auch einen Teil der Studienanwärter für Fächer mit örtlichem Numerus clausus selber auswählen könnten, hieß es.

In der dritten Stufe der Universitätsreform gehe es um eine Stärkung des Rektorats, die Konzentration der Entscheidungsbefugnisse der akademischen Selbstverwaltung auf den Senat und die Einführung von Hochschulräten als Aufsichts- und Beratungsgremien, sagte Teufel. Der Gesetzentwurf solle im Herbst im Landtag eingebracht werden.

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Druckfassung

Erzeugt am 08.08.1999

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