[Home] [Aktuell] [Aktuell-Archiv] [Feb 00]

UNiMUT aktuell: 1000 TeilnehmerInnen demonstrierten für ein neues AZ in Heidelberg

1000 TeilnehmerInnen demonstrierten für ein neues AZ in Heidelberg (15.02.00)

Am 12.2.2000 gab es eine mächtige, aber friedliche Demonstration von zirka 1000 TeilnehmerInnen bürgerlicher, studentischer, politischer, antifaschistischer und autonomer Gruppen aus Heidelberg und Umgebung für ein neues Autonomes Zentrum (AZ) in Heidelberg. Die Stadt wurde an das Versprechen von OB Weber erinnert, den Weg für ein neues AZ endlich frei zu machen. Die DemonstrantInnen machten deutlich, daß die Stadt nicht aus ihrem Versprechen entlassen werden kann.

Der lange und bunte Demonstrationszug zeigte, daß das AZ in Heidelberg große Beliebtheit genießt. Ebenso wie zur Shut-up-and-Dance Party vom 5.2.2000, wo über 2000 Gäste kamen, fand sich nach der Abschlußkundgebung ein großer Teil der Demo-TeilnehmerInnen zur Vokü (Volxküche) der AIHD im Marstallhof ein. Anders als es die RNZ (14.2.) und die Polizei erklärten, verließen die meisten DemonstrantInnen den Marstall ab 17.30 Uhr wieder. Ab 21 Uhr hat die Manische Weststadt dann zu einer Party geladen, zu welcher zirka 550 Leute in die Marstallmensa und nochmals einige 100 in den Hofbereich kamen. Die vergnügliche Party brachte zwar fast alle ihrer TeilnehmerInnen zum Tanzen, aber keinesfalls die herrschenden Verhältnisse. Die Behauptung, daß die Party Ausgangspunkt für die Ereignisse der Nacht gewesen sein solle (RNZ,14.2.) konnte von den VeranstalterInnen (Manische Weststadt und verschiedene HelferInnen) so nicht bestätigt werden. Eine größere Gruppe von Menschen wollte zwar spontan vom Marstall zu einer friedlichen proAZ-Kundgebung in Richtung Marktplatz aufbrechen, doch weit sei die Gruppe nicht gekommen, da sehr viele nach Hause gingen oder verunsichert auf das Partygelände zurückkehrten, als Blaulichtwagen durch die Hauptstraße geeilt und Krawalle zu hören gewesen seien. Für die Behauptung, Hooligans seien zurück in den Marstallhof geflüchtet, gibt es aber keine Anhaltspunkte. Die VeranstalterInnen hatten natürlich ebenso wenig wie die bereits anwesende Polizei einen wirksamen Einfluß auf die Ereignisse außerhalb des Party-Geländes.

Wie die RNZ berichtete, sind Glasfassaden von McDonalds, Banken und dem Rathaus entglast bzw. beschädigt worden. Dies ist bedauerlich - umso mehr, da die politischen GegnerInnen des AZ jene Ereignisse wohl zu Ungunsten des AZs auszulegen versuchen werden, auch wenn diese ,,Riots der Nacht`` genauso wenig mit dem AZ zu tun haben, wie Fußball-Hools mit dem Deutschen Fußballbund.

Daß die nicht vorhandene Verhandlungsbereitschaft der Stadt und der Wortbruch einer ,,lächelnden OB`` völlig berechtigt Unmut unter den zirka 1000 friedlichen Demo-TeilnehmerInnen und den allein 5000 studentischen FreundInnen des AZ (siehe Uni-Umfrage) erzeugt, ist eine ganz andere Sache, als der zu verurteilende Gewaltausbruch einer sehr kleinen Minderheit von 50 Hools gegen InsassInnen von Polizeiautos(wie die RNZ berichtete). Die Ereignisse der Nacht, die die Polizei als die heftigsten seit 30 Jahren bezeichnete, werden für Hools bundesweit eine Ermunterung darstellen, den Schauplatz Heidelberg mit weiterer und noch ernsthafterer Gewalt zu überziehen - und weder die Polizei noch die AZ'lerInnen werden daran etwas ändern können. Schade, daß es so weit kommen mußte. Pacta sunt servanda (Versprechen sind zu halten) - : nun hat es vermutlich allein die Stadt in der Hand, einer drohenden, ernsthaften Konfrontation die Schärfe zu nehmen, indem sie endlich zu ihrem Wort steht, auch wenn es nun noch schwerer fällt!

Ohne einer Gewalt-Verharmlosung das Wort zu reden: die Stadt sollte nun um eine objektive Beurteilung bemüht sein. Denn noch ist kaum mehr Glasbruch entstanden als bei einem Bundesliga-Spiel. Probleme lassen sich nicht aussitzen, nicht weglächeln (à la Beate) und auch nicht gewaltsam kleinhalten. Die AZ'lerInnen werden bei ihrem Streben nach einem neuen Zentrum - unbeeinflußt von Stadt und Hools - nicht weniger, sondern mehr! Gut so. Eine Sache ist erst geregelt, wenn sie gerecht geregelt ist.

Link me


Diese Seite darf unter der GNU FDL (auch verändert) weiterverbreitet werden. Näheres in unserem Impressum.

Druckfassung

Erzeugt am 15.02.2000

unimut@stura.uni-heidelberg.de