Der UNiMUT berichtete schon häufiger über Straßenfrühstücke hier in Heidelberg -- doch auch ein von unbeugsamen GallierInnen bevölkertes Dorf nahe Belfort hört nicht auf, Widerstand zu leisten. Ihr kommunales Fahrverbot für Lastwagen in der Ortschaft Lachapelle-sous-Rougemont brachte am vergangenen Samstag die verärgerten "Könige der Landstraße" dazu, ab 5 Uhr morgens mit den Lastautos die Ortseingänge zu blockieren. Die "Könige des Landlebens" beantworteten die Aktion ihrerseits mit einem spontanen Straßenfrühstück in der Dorfmitte und nutzten somit gleich den neu gewonnenen Raum sinnvoll aus. Die UNiMUT-Redaktion rät den GallierInnen, bei weiteren Straßenfrühstücken am Dorfeingang Wachen aufzustellen, die vor sturzbesoffenen römischen Ex-Legionären warnen, die "ihre Könige" mit 196 km/h heranrasenden Kutschen durchs Land chauffieren.
In vielen Labors der Uni herrschen Zustände, deren Entdeckung jedem Industriebetrieb sofort gewaltigen Ärger mit der Gewerbeaufsicht einbringen würde. Erinnert sei nur an unseren Bericht über die Zustände in einigen Praktika der Chemie, der vor einigen Jahren (vor dem Anfang unseres elektronischen Archivs) einen kleinen Skandal verursachte. Vielleicht sind lockerer Umgang mit Gift und freischwebende unisolierte Hochspannungsleitungen ja nötig für wirkliche Wissenschaft -- übertreiben braucht mensch es aber auch nicht.
Deswegen wird die Abteilung 3.3 (Sicherheitswesen) der ZUV (Zentralen Universitäts-Verwaltung) am 26.9. im Hörsaalgebäude der Chemie (INF 252) zum zweiten Mal einen Universitäts-Sicherheitstag veranstalten. In einem Schreiben des zuständigen ZUV-Menschen Hoffmann an die Arbeitsgruppenleiter heißt es, mensch möge "seinen Mitarbeitern und Studenten ebenfalls die Möglichkeit zur Teilnahme" geben -- und in der Tat steht nicht zu erwarten, dass mensch dort gleich einschlafen wird: Neben einem Seminar zum Thema "Verantwortung des Hochschullehrers für die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben" um 16:15 Uhr -- ans Ende des Sicherheitstags gelegt in der Hoffnung, wenigstens ein paar der Hochschullehrer könnten ihren Weg dorthin finden --, wird unter anderem auch zum brisanten Thema "Gentechnische Arbeiten: Wer - wie - was - wo?" gesprochen werden (ab 10 Uhr), ein Vertreter der BG Chemie wird über den Umgang mit Autoklaven referieren (ab 14 Uhr), Flucht- und Rettungswege sind ebenfalls ab 14 Uhr ein Thema. Das volle Programm sollte bei den Dekanaten zu bekommen sein, im Zweifelsfall wird Herr Hoffmann (542167, Fax 542199) nicht allzu abgeneigt sein, es auch durchzufaxen.
Der spezielle Tip der Redaktion sind eine Löschvorführung und -übung der Berufsfeuerwehr Heidelberg um 12 Uhr und eine "Experimentalvorlesung: Schutz vor Brand- und Explosionsgefahren im Labor" um 15 Uhr.
Nicht nur hierzulande werden Gerichte mit Wörterbüchern beschäftigt -- auch in Großbritannien nehmen Rechtsanwälte Einfluss auf den Wortschatz. Ein aktueller Fall ist folgendes Lemma, das in einer Ergänzung zum Standardwerk Oxford English Dictionary hätte erscheinen sollen:
McJob n. colloq. (freq. derog) [the name of the McDonalds chain of fast-food restaurants, regarded as a typical source of such employment + JOB n. Prob. not a direct reference to the programme mentioned in quot. 1985, but rather based on McDonalds' general practice of using Mc- as a preformative element in a range of proprietary product names] A poorly paid job with few prospects, esp. one taken by an overqualified worker because of a shortage of other prospects or lack of ambition.
Rechtsanwälte haben der Redaktion des OED abgeraten, dieses Lemma aufzunehmen, unter anderem, weil McDonald's jüngst einen ähnlichen Prozess in den USA gewonnen hatte. Der chief editor des OED, John Simpson, weiß allerdings um seine Verantwortung und zeigt sich unentschlossen, das Wort auch in künftigen Ausgaben des OED wegzulassen: "To withdraw any word is against our policy. We have not yet made a decision."
Der RCDS ist nicht zu bremsen: Nach den diversen Prozessen in Nordrhein-Westfalen, insbesondere in Münster, hat er jetzt vor dem Verwaltungsgerichtshof Kassel in Revision dem AStA der Uni Gießen 10000 Mark aufbrummen lassen. Anlass war diesmal, dass der AStA zwei Studis die Reise zu den Weltfestspielen der Jugend in Havanna bezahlt hat, was, so der zuständige Richter, schon den Tatbestand einer allgemeinpolitischen Äußerung erfülle. Schon freut sich die FAZ, dass endlich mal gescheit Geld von den ASten verlangt würde, denn nur so könne der böswilligen Nadelstichpolitik der linken ASten ein Ende bereitet werden.
Wir lernen daraus, dass die fünfzig Pfennig für den Straßensänger, der gerade "Heute hier, morgen dort" des Altkommunisten Wader vorgetragen hat, allein durch das Grundrecht der freien Meinungsäußerung legitimiert sind. SängerInnen des Deutschlandliedes dürfen weiterhin auf der Basis der Bibel bedacht werden.
Mehr dazu auf einer Seite des AStA Gießen.
Sparen macht vor allem bei anderen Spaß -- nichts weiter Neues, aber immer wieder wahr. So kam im Juni ein Erlass über die sparsame Benutzung von Faxgeräten aus dem Wissenschaftsministerium, der zwar aus Sicht der Ökologie recht erfreulich ist, dessen Umsetzung aber sicherlich weit weniger einsparen würde als ein Austausch von Trothas Dienst-Benz gegen eine Ente. All das ist ja eigentlich langweilig, der Erlass selbst jedoch ist ein Beweis, dass das Wissenschaftsministerium dringend abgewickelt werden sollte. Auszüge aus dem, was unsere Heidelberger Uni-Verwaltung aus dem Schriftstück gemacht hat -- wie angekündigt geht es um Faxe:
1.
Auf separate Deckblätter bzw. Vorblätter ist grundsätzlich zu
verzichten. Für den Versand zusätzlich erforderlicher Informationen
[...] sind unmittelbar auf dem Dokument selbst -ggf. auch handschriftlich-
anzubringen. (wir spotten lieber nicht über Tippfehler, nehmen
aber wohlwollend zu Kenntnis, dass auch die Profis unter Kanzler Krafts Ägide
ihre Probleme haben)
2.
Entscheidend für die Übertragungsgeschwindigkeit von
Fernkopien (Da wollte wer nicht "Faxen" schreiben -- Langweiler!)
[...] ist die Zahl der "Umschaltvorgänge" von schwarz auf weiß.
Der Fernkopierer tastet beim Senden die Vorlage zeilenweise von oben nach
unten ab. Jeder Umschaltvorgang wird an das Empfangsgerät übermittelt (eine
ganz schwarze oder ganz weiße Seite erfordert demnach am wenigsten Zeit)
(Was will uns dieser Satz wohl sagen?)
Gestaltungsmerkmale ohne eigenen Informationsgehalt, insbesondere Raster und Graustufen [...] und aufwendige Logos, können die Übertragungszeit erheblich verlängern und sind daher auf das unabdingbar notwenige Maß zu beschränken. Farbiges Papier als Dokumententräger verlängert ebenfalls die Übertragungszeit.
Das geht noch ein bisschen weiter in diesem Stil. Was die Redaktion jetzt beschäftigt: In welchem Dünnbrettbohrerblatt (Manager-Magazin, Wirtschaftswoche oder sowas) erschien jüngst ein Artikel, der diese Behauptungen verbreitete? Wo haben Trothas Mannen diese (ausnahmsweise mal nicht völlig widersinnigen) Einsichten her? Hinweise bitte an die Redaktion.
Die Geschichte mit den den 10000 Mark Zwangsgeld für den AStA der Uni Gießen zieht weitere Kreise: Der AStA wird es jetzt höchstwahrscheinlich mit einer Verfassungsbeschwerde versuchen, die derzeit zwar wenig Aussicht auf Erfolg hat, wohl aber ein Signal für eine breitere Diskussion über das politische Mandat sein kann und soll. Die Überlegung der Leute aus Gießen ist, dass die Inflation der Maulkorbprozesse in den letzten Jahren AStA-Arbeit über die Organisation von Feten hinaus fast unmöglich macht -- worauf der RCDS diese Woche allergisch reagiert und welche Gerichte ihnen diesmal Recht geben, ist einfach schwer vorherzusagen.
Im Stammland der Maulkorb-Prozesse, Nordrhein-Westfalen, hat ein Bekenntnis der zuständigen Ministerin wie auch die jüngste Novelle des dortigen UG einige Besserung gebracht, und ähnliches hoffen die Giessener nun auch bundesweit erreichen zu können. Das erste Treffen, das sich mit der Koordinierung entsprechender Bestrebungen beschäftigen wird, soll nächsten Montag stattfinden. Wer sich engagieren will, braucht aber nicht gleich nach Gießen zu fahren, sondern kann (in Heidelberg) erstmal an die FSK oder (sonstwo) den AStA Gießen mailen.