[Home] [Aktuell]

Prüfungen in Spanien -- Komplexe Sachverhalte

Zurück: HistorischesInhaltWeiter: Parabel

Komplexe Sachverhalte verlangen eine komplexe Darstellung, die manchmal eben auch etwas länger ausfällt -- so wie jetzt. Deswegen, legt euch entspannt zurück, bestellt im Internet-Café noch ein Kännchen und schon geht's los:

I

Eben noch im Wohnzimmer, und jetzt auf unserer Showbühne: Ich! Doch wollen wir heute nicht den neuesten Zaubererroman vorstellen, "Harry Potter und die gemeingefährliche Klobrille" oder "Warum wir kein Problem mit Stehpinklern haben" (Au!), sondern es geht anstatt um Zauberstäbe um magische Hände! "Michael" bzw. "Mikael" oder "Miguel" oder wie der nette Bankangestellte meine Versuche honorierte, ihm meinen Namen auf Englisch mitzuteilen, "Maikel" - und das hört sich fast wieder baskisch an. MIKAEL ruft es durch die Wohnung und reißt mich von den Nachrichten weg, das heißt von den 30 Minuten Sport, 10 Minuten Autounfällen (für angehende Medizinstudenten zum Teil bestimmt sehr interessant) und dann wird neben dem Boulevard doch noch ein bißchen Politik gequetscht.

MIKAEL schreit es durch die Wohnung, wobei "es" José ist, der das Ende seiner Kaltwäsche abgewartet hatte, die Tür der Waschmaschine öffnete und ... schnell wieder schloß! Wie in der Werbung war das Wasser, voll Freude ihn zu sehen, José entgegengestürzt.

Doch was tun? Die Gebrauchsanweisung durchlesen, den Schleudergang reinlegen, die Nachbarn fragen, bei der Firma anrufen? Nein, Mikael ist ja da, der Mann mit den heilenden Händen in Technikfragen. Und so stehen, vielmehr knien sie dann da, José und Mikael, in Denkerpose, den Kopf in die Hand und die Stirn in Falten gelegt. Welches Lebenszeichen würde die Maschine als nächstes von sich geben, was hatte dieses plötzliche Rucken begleitet von einem markdurchdringenden Knack zu bedeuten, warum wehrt sich die Wäsche nicht, wenn sie geschleudert wird, das muß doch wehtun, nein, die ist ja mittlerweile sicher ertrunken, in dem ganzen Wasser. Also ich erspare euch jetzt weitere Höhenflüge der abendlichen Waschmaschinen-Philosphie und biete euch zwei Erklärungen an.

  1. Für Leute mit Phantasie: José ist Goethes reinkarnierter Hexerlehrling "Walle, walle manche Strecke / das zum Zwecke Wasser fließe / und mit reichem, vollem Schwalle / aus dem Bade sich ergieße", was sich dann doch als etwas problematisch herausstellen sollte. Aber schließlich kam ja der alte Hexenmeister Michael schon auf "Herr und Meister! hör mich rufen! / Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, / Werd ich nun nicht los." Und für mich war das natürlich kein Problem "Besen, Besen, seid's gewesen".
  2. Für Langweiler: Das Kaltwaschprogramm, wie aus der Bedienungsanleitung ersichtlich - und nicht, daß die frei zugänglich bei der Waschmaschine wäre - dass also dieses Kaltwaschprogramm kurz vor Schluß zum Knitterschutz innehält und auf weitere Instruktionen von Seiten seiner Bediener wartet, die aber in diesem und leider auch noch einem weiteren Fall ausblieben. Und die Moral von José: "Ich wasch' jetzt nur noch mit den anderen Programmen!"

II

"Spare in der Zeit, so hast du in der Not." Welch weises Wort, wenn ich daran zurückdenke wie ich letztens morgens um 9 erwachte (nur zur Info, das ist früh!), mir die Hände waschen wollte, den Wasserhahn aufdrehte -- und? Es kommt kein Wasser, genauso wie in der Badewanne, in der Küche und überhaupt; nichts, null. Daß man sich Hände und Haare auch mit Mineralwasser waschen kann -- und zum Glück kaufe ich stilles -- ist ja nicht das Problem, aber irgendwie schon doof, oder? Alessandro wollte mir, als er in seiner verpeilten Morgenautomatik ins Bad schlich, auch erstmal nicht glauben, doch der Beweis, als auch nach mehrmaligem Herumdrehen am Haupthahn nichts kam, überzeugte ihn! Doch man soll ja nicht alles so negativ sehen, das Gute an der Sache war, daß wir den chronischen Mangel an Klopapier, das am Abend zuvor ausgegangen war, gar nicht so spürten!

Nachdem ich überprüft hatte, ob eine Benachrichtigung im Briefkasten liegt oder irgendein Zettel im Haus hängt, ob die örtlichen Wasserwerke sich vielleicht auf diese Weise an uns rächen wollten, weil wir bisher die Nebenkostenabrechnung weder bekommen noch bezahlt hatten, klingelte ich dann bei unseren Nachbarn, die mir freundlicherweise mitteilten, dass die Wasserleitungen von 7 bis 7 repariert werden. Und das Gute daran? Ich weiß jetzt, was Wasserleitung auf Spanisch heißt, und ich bin der Mann, der das Wasser wieder zum Laufen gebracht hatte.

III

Ich fahre nach Madrid. Würden die Jungs es schaffen, selbständig Klopapier einzukaufen, zu putzen, würden sich die Müllbeutel exponentiell vermehrt haben, würde die Wohnung unter Wasser stehen, weil José... Fragen über Fragen, aber schließlich sind sie ja alt genug und haben für den Notfall meine Handynummer, wenn sie sich nicht entscheiden können, welches Waschmaschinenprogramm sie auswählen sollen.

Also ich geb's ja zu, ein bisschen gespannt war ich schon, als ich weggefahren bin. Schließlich war eine sich übergebende Frau auf dem Bussitz vor mir nicht unbedingt das beste Omen. Aber sie haben alles hingekriegt! So konnte ich in Ruhe Madrid besichtigen. Highlights waren "Sol" mit dem Anfangspunkt aller Landstraßen Spaniens, dem "Kilometro Cero", das Museum Thyssen-Bornemisza, sowie eine Aufführung der Volksbühne aus Berlin, die hier gastierte. Als Erinnerung daran und an Madrid habe ich jetzt ein aktuelles November-Programm der Volksbühne sowie eine Grippe mitgebracht, die mich schon während der Aufführung kräftig mitfiebern ließ und die ganzen Tage vor die schwierige Entscheidung stellte, ob ich wegen der Katze in der befreundeten WG, wo ich freundlich aufgenommen wurde, schniefen musste oder doch wegen der Erkältung.

Was ich bisher unterschlagen habe, ist mein spanischer Weihnachtskalender und die leckeren Lebkuchen, die es im "Plus" in Madrid gab. Ich bin also auch hier nicht nur auf "Turrón", spanisches Weihnachtsnougat, angewiesen.

IV

Ein Segen unserer Heizung, die wir seit dem 1. November angestellt haben. Also zumindest jene Leute heizen, die das intuitive Heizungaufdrehen - die Richtung, wo "+" draufsteht, wird's wärmer, wo "-" draufsteht, das Gegenteil - verstehen (ich) und die es erklärt bekamen (Alessandro).

Doch unterstütze ich mein Gesunden nicht nur mit einer angenehmen Raumtemperatur, sondern auch mit Tee, viel Tee. José würde sagen "Tee" und macht sich einen Spaß daraus zu zählen, wie viele Tassen ich so am Tag trinke. Also er schaffe das ja nicht, so viel "Kräuter"-Tee zu trinken, wobei er auf meine Sandalen schielt, die in den Nationalfarben Jamaikas gestreift und mit dem Schriftzug "My Beach Spirit" verziert sind, überstrahlt vom Marihuana-Symbol. Ich möchte an dieser Stelle versichern, dass diese noch die vernünftigsten in dem Touri-Geschäft waren, denn wer will schon Sandalen mit lila Blümchenblüten oder Lepardenmuster? Ich muß an dieser Stelle aber auch zugeben, dass der erfrischende Plastik-Geruch dieser Sandalen, mir über Wochen immer ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert hat.

Darauf fuchtelt José hysterisch den Dampf vom "Tee" weg und wir gehen alle zu dem Gespräch über, ob nun seine Fanta mit immerhin 8% Saftgehalt krasser sei oder Alessandros Wein. Danach ereifern uns gegenseitig über Calimocho (Mischung aus TetraPak-Wein und Cola), José & Ich "arme Cola", Alessandro "armer Wein". Ohne Übergang dann zu den schönsten Einspanischungen englischer Audrücke, statt Hot Dog "Perrito Caliente", oder die "Backstreet Boys" --"Chicos de la calle detras" -- wie heißen dann "The Doors" -- "Las Puertas"? Mich überläuft's.

Ihr wollt mehr, dann schreibt mir!
Spanien-Michael
FachSchaftsKonferenz
Zentrales Fachschaftenbüro - ZFB
Albert-Überle-Straße 3-5
69120 Heidelberg

Zurück: HistorischesInhaltWeiter: Parabel

Diese Seite darf unter der GNU FDL (auch verändert) weiterverbreitet werden. Näheres in unserem Impressum.

Druckfassung

Erzeugt am 19.12.2005

unimut@stura.uni-heidelberg.de