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UNiMUT aktuell: UniWUT überall

Uni-Streiks weiten sich aus -- die Berichte über sie auch

UniWUT überall (26.11.2003)

Die Streiks, über die wir vor zwei Wochen berichtet haben, weiten sich aus -- in der letzten Woche haben sich etwa Göttingen und unsere nördlichen Nachbarhochschulen TU und FH Darmstadt angeschlossen. Mehr dazu auf der Streikseite des fzs oder im Protest-blog. Wie immer empfehlenswert ist natürlich auch indymedia, in diesem Zusammenhang vor allem indymedias Bildungsseite.

Inzwischen nehmen allerdings auch die kommerziellen Medien die Streiks wahr, vorerst meist noch irgendwo zwischen anderen unwichtigen Themen wie Hungersnöten in Burundi oder Massakern in Kolumbien. Es ist nicht klar, ob mensch über das relativ verhaltene Echo traurig sein soll, denn die Berichterstattung, die von kommerzieller Seite derzeit so läuft, wiederholt etwa das Muster von 1997/98: Die braven Studis wollen ja nur ordentliche Studienbedingungen haben, damit sie dann auch gutes Humankapital sind, das unser rohstoffarmes Land so dringend braucht. Kein Wort von Studiengebühren oder Bildungszugang etwa bei der Berliner Morgenpost (Springer), unter ferner liefen kommen diese Fragen bei der taz (kostenpflichtiges Archiv, deshalb kein Link). Die taz interviewte gleich noch einen armen Jungen, der ziemlich wörtlich die Nummer vom rohstoffarmen Land aufführte -- es hätte wohl nicht viel Mühe gekostet, irgendwen zu finden, der/die nicht hohle Phrasen aus dem Hause Bertelsmann nachbetet, deren Schlüsse wir alle kennen. Nur: Die taz hat sich diese Mühe nicht gemacht, und die anderen "großen" Medien werden sie sich auch nicht machen.

Allein die junge welt dokumentiert, dass es natürlich ganz wesentlich um Studiengebühren, Verschulung, Zurichtung auf Verwertbarkeit und all die anderen Topoi der modernen Reformdiskussionen geht, vielleicht gar darum, Teil einer breiteren sozialen Bewegung gegen die Privatisierung der Welt zu sein. Dass die aktuellen Kürzungspläne Auslöser sind, wenigstens in Berlin, ist natürlich nicht zu leugnen, die Proteste darauf zu reduzieren, verrät eine Agenda, die der doch so freien Presse eigentlich nicht anstehen sollte. Obwohl: Auf einem Foto im Beitrag des Stern (Bertelmann via Gruner und Jahr) sind immerhin Teile eines Transparents zu sehen, auf dem das Anti-GATS-Motto "Education is not for sale" steht. Schade, dass es eben doch nicht lesbar ist.

Richtig ist allerdings, dass Streiks von direkt umsetzbaren Forderungen profitieren, und eine Umkehr des GATS-Prozesses wird wohl ein wenig dauern. Ähnlich wie schon vor sechs Jahren möchten wir mit unseren Vorschlägen für eventuelle Proteste im laufenden Wintersemester nicht hinterm Berg halten:

  • Rücktritt von Frankenberg
  • Rücknahme der Verwaltungsgebühr
  • Stopp der willkürlichen Demontage von Diplom- und Magisterstudiengängen -- bessere Inhalte und Lehrformen statt Verschulung durch Bachelor-Studiengänge
  • Einstampfen der aktuellen UG-Novelle, Erarbeitung einer neuen Fassung mit dem Ziel der Demokratisierung der Hochschulen.

Na gut, wer unbedingt will, kann noch was vom Geld dazuschreiben. Aber solange sich an der Unistruktur nichts ändert, wird das Geld eh nur für absoluten Unsinn verschleudert -- mehr Geld wäre nett, aber die Probleme liegen woanders. Sie liegen bei Wissenschaftsministern mit Profilierungssucht und Rektoren, die sich schon für kleine Sonnenkönige halten und das demnächst auch offizell sein werden.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 05.12.2003, 03.01.2004


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Erzeugt am 26.11.2003

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