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UNiMUT aktuell: Staatliche Unis der Zukunft

Staatliche Unis der Zukunft (25.10.98)

Die "führende hochschul- und wissenschaftspolitische Zeitschrift Deutschlands" (Selbstdarstellung), "Forschung und Lehre", wird in ihrer Novemberausgabe die Gedanken von Walther Zimmerli über private und öffentliche Hochschulen drucken. Zimmerli ist in dieser Diskussion natürlich Partei: Er wird demnächst den Ledersessel des Präsidenten der Mutter aller Privatunis im Land der Dichter und Denker in Witten-Herdecke plattsitzen.

Der Volltext des Artikels wird erst in den nächsten Tagen veröffentlicht, doch schon hat die Professorenorganisation Deutscher Hochschulverband genüsslich einige Passagen in die Presselandschaft gestreut. Und in diesen Passagen wird in erschreckender Offenheit gesagt, wie eine Hochschullandschaft unter dem Leitwort "Komplementarität statt Konflikt [zwischen "privaten" und staatlichen Hochschulen]" aussehen soll.

Vor den wohlgesetzten Bekenntnissen dazu watscht Zimmerli die staatlichen Unis erstmal ab, sie seien nämlich zu "monopolistischen Großinstitutionen aufgebläht" und könnten deshalb auch mit Globalhaushalten nichts anfangen (wobei wir ihm bei letzterem gar nicht mal so heftig widersprechen würden). Jedenfalls brauchts deshalb die Privathochschulen, die, jetzt kommt das mit der Komplementarität, ihren betuchten KundInnen "den Luxus, nicht nur die kognitiven, sondern auch die musischen, kommunikativen und zwischenmenschlichen Fähigkeiten" zu entwickeln, bieten können. Die staatlichen Hochschulen hingegen müssen in diesem Bild für die "Grundversorgung mit Lehrern und anderen staatlich trainierten Akademikern" sorgen. Also: Die Armen sollen ruhig pauken, bis ihnen die Augen tropfen, für die Schulen wirds schon reichen, wer höhere Sphären anstrebt, muss halt ein bisschen Geld mitbringen.

So deutlich ist das bisher wohl noch nicht gesagt worden. Um so dreister, dass Zimmerli unter diesen Umständen darauf besteht, die Einrichtung und Unterhaltung von Privatunis gehe nicht auf Kosten der staatlichen Einrichtungen. Witten-Herdecke etwa wäre trotz exorbitanter Studiengebühren im Zehn-Kilomark-Bereich längst pleite, würde es nicht ständig Geld vom Land Nordrhein-Westfalen bekommen, und über die Trotha-Subventionen für die "International University in Germany" haben wir ja auch schon berichtet.

Also: Wanderer, kommst du nach Witten-Herdecke, lass den Dolch nicht im Gewande stecken.

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Druckfassung

Erzeugt am 25.10.1998

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