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UNiMUT aktuell: Bruchsal vs. Bremen

Bruchsal vs. Bremen (13.02.99)

Der Wahn, private Unis könnten irgendeine Sorte Antwort auf irgendwelche ernstzunehmenden Probleme der hiesigen höheren Schulen bieten, greift weit nach Norden aus: Vorgestern verkündete der Bremer Landesvater Henning Scherf, er habe satte 230 Millionen Mark springen lassen, um in einer alten Kaserne ein "neues Kaptitel in der deutschen Universitätsgeschichte" zu schreiben. Dass es schon längst eine "International University in Germany" gibt, störte ihn nicht, und wir in BaWü sind plötzlich dankbar, dass Trotha bei seinen Privatuniplänen nur zweistellige Millionenbeträge verschleudert.

Also, "International University in Germany" war nicht, demnach also "International University in Bremen", kurz IUB. Richtig geraten, so heißt der Laden, und eine Homepage hat er auch schon, auf die mensch zwar nicht von der Webseite der Stadt Bremen findet, wohl aber von der des "Internationalen Partners" des Unterfangens, der Rice University aus Houston. Auf dieser -- zum gegenwärtigen Zeitpunkt recht inhaltsarmen -- Seite wird in gebrochenem Englisch verkündet, die IUB sei "an independend (sic!) instution for the advancement of education, research, international leadership and global citizenship".

Ansonsten wird von Mission Statements daherfantasiert, dass es nur so kracht, dargelegt, die Rektoren der deutschen Universitäten hatten um "welfare" zu verhandeln, was viel schlechter sei als Telekom-Boss Ron Sommer, Spätzle-Korrupto Lothar Späth, Hilmar "Peanuts" Kopper von der Deutschen Bank und Hans-Dietrich "Einheit" Genscher als Quotenossi in einem Beirat sitzen zu haben, der über die Umsetzung des "Mission Statements" zu wachen hat und ansonsten den Präsidenten der Uni wählt, seinen Haushalt genehmigt und überhaupt sagt, wo es langgeht. Parallelen zu unserer UG-Novelle sind rein zufällig.

Und, klar, die "high quality of the student body" soll gesichert werden. Wer so weit runtergekommen ist, dass sie/ihn so eine Menschenverachtung nicht mehr stört, darf dann viel Geld bezahlen (230 Millionen Mark reichen eben doch nicht) und bekommt dann in ab Herbst 2000 (!) in den "first smallest entering classes" noch nicht näher spezifiziertes Wissen in Kleinhäppchen serviert, auf dass ja nicht zu viel Selbstständigkeit aufkommen kann. Klar ist, dass es Ph.D.s, Masters und Bachelors geben soll. Wenn nur das mal geklärt ist, braucht mensch sich ja um die Inhalte nicht mehr zu besorgen.

Was ein himmelschreiender Unsinn. Beten möchte mensch, dass das alles nur ein böser Traum ist. Die Junge Welt witzelt schon vom "Nachzuchtverein höherer Germanen". Der Redaktion hingegen vergehen die Spässe allmählich. Obwohl: "Houston an Scherf -- Houston an Scherf -- können Sie uns hören? Houston an Scherf..."

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Erzeugt am 13.02.1999

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